Buchrezension: "Der Soja-Wahn - Wie eine Bohne ins Zwielicht gerät"

Buchcover "Ber Sojawahn"

In der Reihe "quergedacht" hat der oekom Verlag ein Buch mit dem Titel "Der Soja-Wahn. Wie eine Bohne ins Zwielicht gerät" herausgebracht. Mir wurde das Büchlein von Norbert Suchanek auf einer Infoveranstaltung über die Sojaplantagen in Paraguay von einer Referentin empfohlen. Hier versuche ich das Buch kurz vorzustellen.

Das Buch selbst ist gerade einmal halb so groß wie ein Taschenbuch und hat nur 96 Seiten. Diese haben es aber durchaus in sich. Der Autor Norbert Suchanek arbeitet schon seit mehr als 20 Jahren als Umweltjournalist und lebt heute in Rio de Janeiro. Von dort aus arbeitet er am Umweltprotal ecodebate mit und war früher unter anderen für Greenpeace und bei Eine-Welt-Netzwerken aktiv.

 

Gleich am Anfang des Buches macht er klar das es ihm nicht um die Verteufelung der Sojabohne geht. Vielmehr will er mit diesem Buch die Sojabohne wieder auf ihren traditionellen Platz in der menschlichen Ernährung rücken.

 

In den sieben Kapiteln des Buches werden sehr viele Themen rund um die Soja-Pflanze aufgegriffen. Zunächst kratzt er an den von vielen "Experten" hochgelobten gesundheitlichen Vorteilen der Soja Bohne. Dabei beruft er sich, wie auch im Rest des Buches, nicht auf selbst durchgeführte Studien sondern analysiert Studien aus der ganzen Welt die sich mit der Sojapflanze beschäftigen. Sojamilch für Menschen die unter Laktose-Intolleranz leiden? Soja als Wundermittel gegen die Probleme während der Wechseljahre? Nicht wirklich meint der Autor. Soja sei eher eine Hormonbombe und insbesondere als Babynahrung ungeeignet. Der Soja-Boom wurde, nach der Meinung des Autors, inbesondere von der Margarine und Sojalobby auf falscher oder wackeliger wissenschaftlicher Grundlage vorangetrieben.

 

Ich denke, dass des Autors Argumente durchaus ihre Berechtigung haben, wenn man den durchschnittlichen Verbauch von 1 L Sojamilch pro Tag/Person (oder vergleichbare Mengen Tofu, etc.) zu Grunde legt. Sojaprodukte sollten Teil einer ausgewogenen Ernährung sein und nicht als Ersatzprodukte für alles verwendet werden.

 

Im dritten Kapitel geht Norbert Suchanek dann auf die quantitativ treibenden Kräfte des Soja-Booms ein. Die Mastindustrie in Europa, Nordamerika und zunehmend auch Ostasiens ein. Allein Deutschland importiert jedes Jahr 3 Millionen Tonnen Sojabohnen und 2 Millionen Tonnen Sojaschrot für die Tierfütterung in Fleisch-, Milch- oder Eierfabriken. Interessanterweise erwähnt der Autor auch den Trend Aquakulturen mehr und mehr mit Soja zu ernähren. Gerade Fisch ist dafür bekannt viel der wertvollen Omega-3 Fettsäuren zu enthalten. Wenn die Fische aber mit Omega-6 reichem Soja gefüttert werden anstatt sich natürlich zu ernähren ist das Verhältnis von Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren stark gestört und die Fische verlieren ihren eigentlichen Vorteil gegenüber "normalem" Fleisch.

 

In Kapitel vier wird die geschichtliche Entwicklung der Sojabohne untersucht und mit einigen Mythen aufgeräumt. Im darauf folgenden Kapitel geht es um den enormen Landverbrauch der Sojapflanzungen insbesondere in Südamerika. Auch der Welthandel mit Soja wird im Buch angesprochen. Die USA produziert zwar weltweit am meisten Soja, aber verarbeitet das meiste selbst. Brasilien exportiert den größten Teil seiner, meist gentechnisch veränderten, Sojabohnen nach China und China exportiert ihre nicht gentechnisch veränderten Sojabohnen nach Europa. Diese Verhältnisse könnten sich aber durch die Produktion von "Bio"-Kraftstoffen bald verändern.


Ein interessanter Aspekt in diesem Teil des Buches ist die Verseuchung der Böden überall auf der Welt durch Uran. Bei der Düngung der riesigen Soja Felder werden unmengen an Phosphat benötigt. "Weil weltweit die organischen Phosphatiminen (Guano) weitestgehend geplündert sind, kommt hauptsächlich mineralisches Phosphat auf die Felder, das oft mit dem radioaktiven, hochgiftigen Schwermetall Uran belastet ist." (S. 79)

 

Nachdem im sechsten Kapitel die Soja Geschichte in den USA abgehandelt wird knüpft sich Norbert Suchanek im letzten Kapitel das Greenwashing des "Round Table on Responsible Soy Association" vor. An diesem "runden Tisch" sitzt neben dem WWF auch ADM, Cargill, Monsanto und Syngenta.

 

Im großen und ganzen ein klasse Buch um sich in kurzer Zeit über Soja zu informieren. Für tiefere Nachforschungen wird selbstverständlich im Anhang auch weiterführende Literatur aufgelistet.

 

Norbert Suchanek

Der Soja-Wahn Wie eine Bohne ins Zwielicht gerät

96 Seiten, oekom verlag München, 2010
ISBN-13: 978-3-86581-216-2

CC by Fabian Kern
Original auf www.gartencoop.org

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In der Anbausaison 2008/09 wurden 91% der Sojaernte in Ölmühlen gepresst. Produkte der Pressung sind zu etwa 80% Sojamehl und zu 20% Sojaöl. Das Öl wird in erster Linie im Lebensmittelbereich als Salat- und Kochöl, sowie Brat- und Backfett benutzt. Das Mehl wird vor allem als Futterzusatz (Ergänzungsfutter) für Geflügel (ca. 46%), Rinder (ca. 20%) und Schweine (ca. 25%) eingesetzt. Zu einem geringen Anteil (ca. 3%) wird es auch in der menschlichen Ernährung als proteinreiches Lebensmittel verwendet, zum Beispiel in der vegetarischen oder ostasiatischen Küche. ( http://de.wikipedia.org/wiki/Sojabohne ) Grundsetzlich finde ich es aber dennoch richtig, nicht ausschließlich auf Sojaprodukte zurück zu greifen. Der Auto muss aber, meiner Meinung nach, auch das Problem der Sojamonokultur aus Sicht der Fleischindustrie aufgreifen.