Heute demonstrierten im Rahmen des NoBorder-Camps in Brüssel gut 1.400 Menschen gegen Abschiebungen, Grenzregime und die Festung Europa. Die Demo verlief weitgehend unbehelligt, nachdem die Brüsseler Polizei in den vergangenen Tagen hunderte, vermeintlicher Gesinnungsfeinde, grösstenteils präventiv verhaftet hatte. Die Demo konnte mit vielen pfiffigen Aktionen und lauter Sambamusik ein energisches Zeichen gegen die staatliche Arroganz und die europäische Abschiebemaschinerie setzen.
Pünktlich um 13 Uhr zogen etwa 600 NoBorder-AktivistInnen vom Parc Maximilien in der Nähe des Gare du Nord los, um ihre Solidarität mit den „Sans-Papiers“ zu demonstrieren. Erstes Ziel war das AsylbewerberInnenwohnheim im Boulevard de Nieuport. Die Demo stoppte an der anderen Seite des Kanals und rief Parolen wie „Noborder no Nation - STOP Deportation“.
Von dort ging es lautstark in Richtung „Bourse“. In der Brüsseler Innenstadt drängten sich nun über 1.000 Menschen und riefen unverstärkt, aber lautstark, ihre Forderungen. Vor der Börse wurde die antikapitalistische Dimension des Widerstands verdeutlicht. AktivistInnen bekletterten die Zierskulpturen des Gebäudes und besetzten vorübergehend den Vorplatz.
Nach einer guten halben Stunde ging es weiter. Zahlreiche PassantInnen solidarisierten sich mit den Protestierenden. In der "Ansbachlaan" auf der Höhe von "de Broukere" wurde ein großes "NoBorder"-Banner an zwei Laternenpfählen aufgehangen. Mit Applaus wird die Aktion von der Menge unterstützt. Gegen 16:30 Uhr, nach einem Schlenker um das Bankenviertel endete die Demo wieder am Parc Maximilien. Nach einer Volxküche und einer Abschlusskundgebung im Park wurde die Versammlung beendet.
Nach dem offiziellen Ende der NoBorder Demo gab fuhren ca. 20 AktivistInnen an den Flughafen und zeigten dort mit einem Banner ihren Protest gegen FRONTEX. Ausserdem solidarisierte sich im laufe des Tages das "Manneken-pis" mit ne Protesten.
Angesichts der kritischen Öffentlichkeit nach dem gewaltigen Angriff auf die Krisengrossdemo am 29. Septemeber und weiteren Repressalien in den vergangenen Tagen, hielten sich Bereitschaftspolizei und Schlägerzivis am heutigen Tag auf der Strasse zurück. Nachdem die Polizei am 1. Oktober eine anarchistische Demonstration am Gare du Midi verhindert hatte, kam es in den vergangenen Nächten zu mehreren direkten Aktionen gegen Institutionen. Das brutale Vorgehen der Polizei nahm unter anderem in den Zellen der Polizeiwache "jeu de la balle" seinen Lauf, wo mehrere Linke zusammengeschlagen wurden. Tout continue...
[Brüssel] Massive Repression beim NBC
Die Repression gegen Aktivist_innen des NoBorderCamps (NBC) in Brüssel nimmt derzeit Ausmaße an, die selbst örtliche Aktivist_innen überrascht. Zwar nimmt Brüssel, was die Repression von emanzipatorischen Bewegungen angeht, in Belgien eine Art “Vorreiterrolle” ein, doch was anlässlich des NBC passiert, ist selbst für Brüsseler Verhältnisse unkonventionell.
Aus Anlass eines informellen Treffens der Finanzminister_innen der EU-Mitgliedsstaaten fand am 29.9. eine internationale Gewerkschaftsdemonstration statt. Die Gruppe “Precarious United” rief zu einem antikapitalistischen Block auf der Demo auf. Bereits im Vorfeld der Demonstration verhaftete die Polizei hunderte Akivist_innen (inkl. eines Großteils der Clownsarmee) und brachte sie in Bussen zu einer Gefangenensammelstelle (GeSa). Dort wurden jeweils um die 30 Leute in 20qm große Zellen gesperrt, nachdem sie durchsucht worden waren. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen wurde einiger Lärm gemacht, indem Inhaftierte ihre Schuhe gegen die Zellentüren schlugen, auf den Toiletten trommelten und “No Border! No Nation! Stop deportation!” und andere Parolen riefen. Nach ca. 9 Stunden Arrest wurden alle Gefangenen in Busse verfrachtet und zum NBC gefahren. Die letzten Aktivist_innen wurden gegen 2 Uhr nachts entlassen.
Bereits vor Beginn der Demo kesselte die Polizei den Antikap-Block und griff ihn später mit Pfefferspray, Pepperballs, und Schlagstöcken an. Die lächerliche Begründung für den Angriff lautete, dass auf einem Transparent ein Anarchie-Zeichen aufgemalt war.
Am 30.9. erreichte die Willkür der Repressionsbehörden einen bisherigen traurigen Höhepunkt. Nachdem bereits gegen Mittag mehrere Aktivist_innen bei kleineren Aktionen wie Flyerverteilen verhaftet worden waren, wurden um 15:45 Uhr sechs Menschen, die sich vom NBC aus auf einen Spaziergang begeben hatten, von mehr als 15 Cops brutal verhaftet. Dabei wurden Menschen mit den Knien auf dem Kopf zu Boden gedrückt, an den Haaren ins Auto gezerrt und gewürgt. Die Spaziergänger_innen wurden als “lefty bastards” beschimpft und Fragen nach dem Grund der Festnahme wurden mit “Shut up, bitch!” beantwortet. Auf der Wache in der Innenstadt wurden alle sechs mit schmerzhaften Polizeigriffen ins Innere gebracht. Dort mussten sie sich ausziehen und Spötteleien der Cops ertragen. Frauen, die sich weigerten, sich zu entkleiden, wurden von männlichen Cops ausgezogen und anschließend mit roher Gewalt in die Zellen gebracht. Nach ca. sechs Stunden, in denen lediglich ein Becher Wasser pro Person ausgehändigt wurde, entließen die Cops die Gefangenen, die vor der Polizeistation von Unterstützer_innen herzlich empfangen und mit Schokolade und Obst versorgt wurden. Allerdings hatten die Cops die Jacken von drei Festgenommenen mitsamt Portemonnaies offenbar in den Müll geschmissen und waren nicht in der Lage, diese wiederzubeschaffen.
Es bleibt abzuwarten, ob die morgige Demonstration gegen Staaten und Knäste angesichts der massiven Repression überhaupt stattfinden kann und falls ja, wie sie verlaufen wird. Auch ist unklar, ob die Polizei mit ihrer Strategie von willkürlichen Festnahmen fortfährt. Klar ist und bleibt lediglich eines:
Police partout! Justice nulle part!
Quelle: http://linksunten.indymedia.org/de/node/26020
NoBorderCamp Brüssel - Gespräch zur Aktion
http://www.freie-radios.net/mp3/20100921-nobordercamp-36140.mp3
http://asf.kostenloses-forum.be/asf-post-10746.html#10746