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Küchenkollektiv Le Sabot an der Grenze abgewiesen - Erfahrungsbericht eines Kochs
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Am 1. April hat die Kochgruppe Le Sabot an der Europa-Brücke in Kehl, der deutsch-französischen Grenze, in einer Aktion für die Presse gegen die Ausreiseverbote protestiert. Unter dem Vorwand, sie hätten versucht illegal auszureisen, wurden sie festgenommen, und erst abends wieder freigelassen. Einige Menschen, die sich an der Aktion beteiligt hatten, wurden in die Gefangenensammelstelle nach Kehl verbracht. Le Sabot hoffen nun auf eine richterliche Entscheidung, die für Donnerstag früh erwartet wird... Le Sabot hat Kochequipment um auf dem Camp für mehrere Tausend Menschen zu kochen. Audiobeitrag | Transkript |Clip auf StrasTV
Wir stehen noch immer in Kehl, heute Mittag um 12 gab es hier eine öffentliche Veranstaltung, um die Allgemeinheit auf den Umstand aufmerksam zu machen, dass wir noch immer nicht nach Frankreich einreisen und auch Deutschland nicht verlassen dürfen. Wir waren auf der Europabrücke und haben unser Küchenfahrzeug mit Kochequipment für 3.500-5.000 Personen vorerst abgestellt. Wir, also die drei Leute, die gestern nicht rein- bzw. rausgelassen worden sind, sind zu Fuß mit einem Kochtopf Richtung Europabrücke gelaufen, um an dieser Pressekonferenz teilzunehmen.
Dort angekommen, sind wir von der Polizei angehalten worden und nach einigen Verhandlungen sagten sie, dass wir unser Fahrzeug herbeiholen sollten.
Nach langer Wartezeit kamen noch andere Leute dazu, die auch ein Ausreiseverbot bekommen hatten. Nachdem wir ungefähr vier oder fünf Stunden dort gestanden sind – die Brücke war die ganze Zeit von der Polizei gesperrt worden – bekamen wir plötzlich die Anordnung, dass wir alle verhaftet worden seien und wurden auf die auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindliche Wache gebracht.
Nach Personalienüberprüfung und Durchsuchung wurden wir teilweise in Einzelzellen 3 ½ Stunden festgehalten, ohne überhaupt den Grund dafür zu erfahren. Uns wird jedenfalls vorgeworfen, dass wir versucht hätten, Deutschland zu verlassen, obwohl es uns verboten worden war. Das ist eine Lüge, weil wir jedes Mal, als wir unsere Personalien abgegeben haben, den Polizeibeamten erzählt haben, dass wir nicht versuchen, die Grenze zu überschreiten, sondern nur an der Pressekonferenz teilnehmen wollen. Das ist wieder mal ein weiteres Beispiel für Schikane.
Die anderen Leute, die dabei auch verhaftet worden sind, sind in die Gefangenensammelstelle in Kehl gebracht worden. Sie sind aber eben auch an die Grenze gekommen, um an dieser öffentlichen Veranstaltung teilzunehmen und gegen ihr Ausreiseverbot zu protestieren. Daraufhin wurden sie verhaftet, mit dem Vorwurf, angeblich die Grenze überschreiten zu wollen. Das ist natürlich lächerlich, aber damit waren die Leute erstmal weg vom Fenster.
Wir sind jetzt noch in Kehl und dürfen nicht ausreisen. Auf der anderen Seite der Europabrücke war eine Demonstration vom Camp aus, die wir allerdings nicht gesehen haben, weil die Brücke von einem massives Polizeiaufgebot, von französischer auf der einen und deutscher Polizei auf der anderen Seite, besetzt wurde. Ich habe aber gehört, dass mindestens 150 Leute aus dem Camp an dieser Solidaritätsdemo teilgenommen haben.
Es wird immer wieder mit erfundenen Geschichten versucht, Menschen daran zu hindern, nach Strasbourg zu kommen, an Protesten teilzunehmen und ihre Meinung kundzutun. Meiner Meinung macht sich eine richtige Demokratie damit unglaubwürdig. Wenn Frankreich sich auf die Schulter klopft, dass sie eine so tolle Demokratie seien und dann mit solchen Mitteln dafür sorgt, dass Freiheits- und Meinungsäußerungen unmöglich werden - wo sind wir dann? Wir haben heute Vormittag einen Aufschub des Verbots beantragt und warten den Beschluss des Gerichts ab, der voraussichtlich morgen früh eintreffen wird.
Es wäre ein großes Problem, nicht ins Camp zu kommen, weil das Kochequipment und wir KöchInnen natürlich gebraucht werden.
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