Heute vor genau fünf Jahren, am 19. Juli 2012, wurde das autonome Rojava deklariert. Der sich seit dem entwickelnde und verbreitende revolutionäre Prozess lehrt wertvolle Erfahrungen für die ganze Welt, und daher wollen wir als internationale Kommune Rojava diesem Datum gedenken.
Wenn wir die uns umgebende Realität betrachten ist es wichtig zu verstehen, wie die Tatsachen mit denen wir konfrontiert sind unser Leben und unsere Gesellschaft beeinflussen. Es ist wichtig dieser Gegebenheiten, in denen sich die Menschen organisieren und es schaffen ihre Geschichte selbst zu schreiben, zu gedenken. Daher ist der 19. Juli ein signifikanter Tag in verschiedensten revolutionären Prozessen, die an den verschiedensten Orten der Welt ihren Platz einnahmen.
Am 19. Juli 1936, im vom spanischen Staat verwalteten Gebiet in Südeuropa, erhob sich ein gesellschaftlicher Aufstand, um den vom spanischen Staatsmilitär geschmiedeten “Coup d’etat” zu stürmen. Die Armee war gewillt ein totalitäres Herrschaftsregime gegen die bereits im ganzen Land verbreiteten, öffentlichen Organisationen zu etablieren, sodass sozialistisch revolutionäre Prozesse in Gang setzten. Der in den folgenden drei Jahren stattfindende Bürgerkrieg ist ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Revolutionen und des Internationalismus. Sozialistische Militante aus ganz Europa erreichten Spanien als internationale Brigarden, um die anhaltende Revolution zu unterstützen und um den wachsenden Faschismus zu bekämpfen, der sich über den ganzen Kontinent auszubreiten drohte. Ein kooperatives, sich in dieser Zeit entwickelnde Wirtschaftsmodel, mit Kollektivierung von Land und Fabriken durch die anarchistischen Gewerkschaften war von großer Relevanz für die Unterstützen der “Frente Popular”.
Leider schwächten innere Differenzen die revolutionäre Bewegung, und die faschistischen, von Hitler und Mussolini geführten Staaten leisteten weit überlegenere militärische Unterstützung, als es die internationalen Brigaden hätten zur Verfügung stellen können. Die militärische Allianz zwischen den faschistischen Staaten Spaniens, Italiens und Deutschlands erreichte den entscheidenden militärischen Sieg gegen die “Frente Popular” und die faschistischen Achsenmächte begannen den zweiten Weltkrieg, der ganz Europa verwüstete.
Am 19. Juli 1979, im Territorium des von nicaraguanischen Staates verwalteten Teil Zentralamerikas, besiegte die FSLN in einer finalen Offensive in der Hauptstadt Managua, die Diktatur der Samoza Familie. Die, nach dem Sieg der revolutionären Bewegung von der demokratischen Regierung eingeführten Landwirtschafts- und Bildungsreformen und Alphabetisierungsarbeiten verbesserten die Lebensbedingungen in Nicaragua für die proletarische Klasse enorm. Zusammen mit den marxistisch – leninistischen Revolutionären, hatte die theologische Bewegung eine wichtige in der Organisierung der in der sozialistischen Idee und revolutionären Kultur. Die weltweite Unterstützung kann durch den damals propagandierten Slogan “Solidaität ist die Zärtlichkeit des Menschen!” zusammengefasst werden.
Leider konnte der US-Imperialismus, geführt von Ronald Reagan, eine von früheren Mitgliedern der “Somozafamilie” geführte, Konterrevolution organisieren. Das von den US-Mächten initiierte Wirtschaftsembargo, in Verbindung mit fortschreitenden militärischen Aggressionen, brachte die Sandinista – Bewegung und die revolutionären Prozesse zum erliegen. Nach Jahren des Wiederstandes erreichte die konterrevolutionäre Bewegung einen eintscheidenden Wahlsieg in 1990, die die Regierung der FSLN beendete.
Am 19. Juli 2012, in dem von syrischen Staat verwalteten Territorium im mittleren Osten, wurde die Autonomie des von Assadregime getrennten Territorium, das mehrheitlich von Kurden bewohnt ist. Der Bürgerkrieg, der seit 2011 wütete, polarisierte die Gesellschaft zwischen Anhängern und Kritikern des Assadregimes. Indessen entschieden sich die kurdische und andere ethnische Minderheiten für eine dritte Alternative. Die Deklaration der Autonomie begann mit einer sozialen Revolution, inspiriert vom Paradigma des demokratischen Konförderalismus Abdullah Öcalan’s. Das Embargo und fortgehende Aggressionen des türkischen Staates behinderten die revolutionären Vorgänge, doch das Modell der kommunalen Ökonomie und das System der Kooperativen erlaubte eine für die Revolution lebensnotwendige Entwicklung der Ökonomie. Die kurdischen Frauenbewegung brachte eine entscheidende Wendung in die revolutionäre Perspektive, in dem sie den Kampf gegen das Patriachat und die Gerontokratie als wesentliche Priorität der Bildung einer sozialistischen Gesellschaft etablierten.
Die Entstehung DAISH’s in den syrischen Gebieten in 2014, stellte ebenfalls eine Bedrohung für die Revolution in Rojava dar, als der theokratische Faschismus Kobani belagerte. Jedoch durch die revolutionäre Erfahrung und Praxis der PKK, welche bereits entscheidende militärische Siege gegen die faschistischen Banden in Sindschar errung, wurden die lokalen Kräfte ideologisch und militärisch gebildet, wodurch die Stadt befreit werden konnte. Die Belagerung Kobanis beinhaltete nicht bloß Unterstützung der internationalen Koalition um DAISH zu bekämpfen, sondern vor allem eine große Zahl an Internationalisten aus der ganzen Welt, die an der Verteidigung der Revolution in Rojava teilnahmen. Der militärische Sieg von YPG/YPJ gegen DAISH in 2015 startete die Expansion der Revolution, die die nordsyrische Federation begründete. Die Offensive auf Raqqa, die wichtigste Stadt der Terroristen nach dem Fall von Mossul, wird entscheidende Siege bringen.
Als Revolutionäre und als Internationalisten ist es wichtig, uns an das historische Erbe zu erinnern, dass uns dazu verpflichtet jenes Erbe zu analysieren und jene Lehren daraus zu ziehen, die uns in der Zukunft zum Erfolg bringen. Diese Daten sind wichtige Momente im Fluss der revolutionären Bewegungen und dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Wir müssen uns der Geschichte, die uns zum heutigen Tag führte erinnern, das Gute und Schlechte aus diesen historischen Momenten extrahieren und für den revolutionären Prozess aufstehen, der vor uns liegt.
Wir, als internationale Kommune, rufen alle internationalistischen Menschen der Welt auf, ein dieser Revolution zu sein. Die Hegemonie der kapitalistischen Moderne drückt uns in Unterwerfung und individuelle Passivität und versucht uns glauben zu machen, dass “es keine Alternative gibt”. Wir müssen uns unserem kollektiven Potential bewusst sein und die kapitalistische Moderne, die die Welt beherrscht, bekämpfen. Die Revolution, die auf soziale Aufstände in Spanien 1936 folgte, wurde vom Faschismus zerschlagen. Die Revolution, die auf den Sieg der Sandistas 1979 in Nicaragua folgte, wurde vom Imperialismus untergraben und zersetzt. Doch die heutige Revolution in Rojava ist stärker denn je und es ist unsere Pflicht dafür zu Kämpfen und sie zu Verteidigen.
Geschichtsklitterung...
Es ist natürlich sympathisch, wenn eine politische Gruppierung, die ihre Wurzeln im Leninismus, also im staatsfixierten und autoritären Sozialismus hat, positiven Bezug auf eine anarcho-syndikalistische Gewerkschaft in der spanischen Revolution nimmt und deren wichtige Rolle beim Aufbau der revolutionären Kollektive in Aragon und anderen Teilen des spanischen Staates würdigt. Dann aber umstandslos zu den internationalen Brigaden überzugehen, zeugt entweder von Unkenntnis oder politisch motivierter Geschichtsklitterung. Denn es waren teilweise gerade diese internationalen Brigaden, allen voran die von Lister, die unter der Kontrolle der spanischen Stalinisten und ihrer internationalen Helfershelfer im Rücken der Front militärisch gegen eben diese Kollektive vorgingen und die Geheimgefängnisse und Folterkeller der stalinistischen Geheimpolizei füllten. Die sowjetische Führung, die sich ihre Waffenhilfe auf Heller und Pfennig mit dem Gold der spanischen Nationalbank hat bezahlen lassen, war letztlich eher bereit, Spanien in die Hände der Faschisten fallen zu lassen, als irgendein Modell sozialer Emanzipation zu tolerieren, das als Beispiel dafür hätte dienen können, dass es auch anders gehen kann als durch staatskapitalistische Ausbeutung der ArbeiterInnen und durch die Diktatur einer Partei über das Proletariat mit dem stalinistischen Terror als Herrschaftsmethode.