G20 - Nachlese

Alles zum G20-Gipfel 2017 auf Indymedia linksunten

Vorab: Es ist eine Illusion zu glauben, dass einige Brandsätze und Steine genug sein werden, um gegen eine Koalition von Ausbeutern bzw. eine mit den Konzernen verheiratete Regierung zu gewinnen. Was sich hier als angebliche Propaganda der Tat wichtig macht, und sich selbst an der Möglichkeit und Hektik anarchistischer Gewalt berauscht, das sind in Wirklichkeit Un-Taten, welche die Möglichkeiten zu Wandel und Revolution verbauen.

 

Nach einigen Tagen, wenn der Rausch abgeebbt ist, wenn die Wunden noch schmerzen und erstaunlich viele Genossen posttraumatische Reaktionen zeigen, dann ist die Welt fast unverändert, nur ist sie dann noch etwas dunkler geworden, Bündnisgenossen wurden verloren und die eigenen Zielsetzungen sind zusätzlich diskreditiert. Man hat im Kern lediglich Herrschaft gefestigt, und die Herrschenden werden sich neue Taktiken ausdenken und den verbleibenden Faden der Freiheit einkürzen.

Weder die besoffenen Partyhools und Fußballfans, noch die Aufregung suchenden Schüler und Krawalltouris, noch die iPhones plündernden Kleinganoven, die mit "ganz Hamburg" die Polizei und den Kapitalismus hassten: werden sich nächste Woche noch an politische Zielsetzungen erinnern oder an etwas tatsächlich Politischen beteiligen. Die Propaganda der Tat war keine Propaganda, und wie sich schon wenige Tage später zeigen wird, auch keine Tat. Auch dann nicht, wenn man sich zwei bis drei Tage lang mit Hilfstoffen aufputschte, um wie ein Uhrwerk aufgezogen über den Asphalt der Stadt zu rattern.

Es wird nicht viel bleiben. Ein paar Verurteilungen, ein paar Folgescharmützel, ansonsten gilt aber: Die Aufregungen legen sich, das Team Blue bekommt drei Tage Sonderurlaub, die Repressionsorgane erhalten die gewünschten Gesetze, die vermeintlichen Heldentaten verblassen, Heldentaten, deren sichtbare Überbleibenschaften von tausend Hamburgern Sonntags weggefegt wurden, nun, und in den Folgetagen kommt dann der Katzenjammer so sicher wie ein Gewitter nach einem schwülen Spätsommertag.

In den Echokammern des Cyberspace versichert man sich um so mehr: darum, wie sehr die eigenen Aktionen gerechtfertigt waren, dass der Hass auf Polizei und Staat noch untertrieben war, welche grandiosen und letztlich folgenlosen Erfolge man mit den Genossen erreicht hätte, wie sehr man G20 erschüttert hätte, tja, und wie schlimm und verblendet der politische Gegner ist (nahezu: der komplette Rest der Gesellschaft), und blockt fleißig weitgehend alles weg, was geistige Anstrengung, Widerspruch oder gar Dazulernen bedeuten würde.

Die Cyberblase, in der man sich aufhält und halb unwissentlich gefangen ist, die ist nicht einmal semi-permeabel. Das macht sie so angenehm als Aufenthaltsort mit sorgsam geregelter Temperatur und ihre Außenhaut ist dabei mindestens so hart wie der Beton eines Atomkraftwerkes. Da bräuchte es mindestens eine Kernschmelze, um sie zu durchbrechen.

Es wird keine Kernschmelze in den verschiedenen Niederungen der Linksautonomen geben, nicht in ihrer fruchtlosen Ideologie - nicht nach diesen Tagen. Man wird nichts dazulernen, man wird nichts ändern - und der sorgsam konfektionierte Cyberspace wird einen selbst und die Genossen überaus trösten und bestätigen. Was könnte denn richtiger sein als die eigene Denkweise und was feindseliger sowie ablehnenswerter als der abweichende Gedanke - zumal, wenn er nicht aus der eigenen Cyberhood kommt!!

Im Cyberspace scheint keine Sonne.

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Absolut gut geschriebener, differenzierender Beitrag. Auf einem solchen Niveau habe ich hier lange nichts mehr gelesen. Respekt und Solidarität.

Vielen Dank! Ihr trefft den Nagel auf den Kopf!

Zusammengefasst ist die Essenz Eurer "Analyse" also: Bringt eh alles nix!

Warum beschränkt ihr Euch dann nicht auch gleich auf diesen einen Satz.

Ich kanns noch kürzer, falls ich Eure Sosse kommentieren darf: Erbärmlich!

Du hast recht! Der Artikel ist Scheiße! 

Ps: Immer mal daran denken, dass hier auch Bullen schreiben.

Hast du schon mal einen Bullen gesehen, der so schreiben konnte? Richtig aber ist: In den autonomen Strukturen und anderen tummeln sich jede Menge anderer Leute. Ich glaube nicht, dass die alle über den Verlauf Fr/Sa unglücklich waren. Und ganz richtig: Das hier ist alles öffentlich. Selbstverständlich gilt das auch für die öffentliche zelebrierte Allergie gegen Kritik.

 

Eine Kernfrage ist: Was muss sich ändern? Das wäre aber eine Diskussion, die bitteschön nicht hier stattfindet.

Was bleibt ist der Bruch. Zu wissen das die Revolte einen ausgangspunkt hat (haben kann). Was bleibt ist die Erfahrung im Strassenkampf. Was bleibt ist Typen wie dich zur Weissglut zu treiben. Was bleibt ist die mitschwingende Kritik an der Linken und an Formellen Strukturen. Eine Revolte kann nicht Politisch Korrekt angegangen werden. Wir sind leider nur 10% politisch korrekt. 

hallo liebe lampenputzer*innen, kommt ihr auch wieder aus euren verstecken und eurer zurückgezogenheit und erklärt uns den einzig wahren weg zur revolution?

aber bitte geordnet und in reihe...

Statt nur im Internet herumzukommentieren - lasst uns miteinander reden!
in Berlin am Mi, 12.7. um 19:30 auf der Nachbereitungs-VV

Mehringhof / Gneisenaustr. 2a / 2. Hof / 1.OG / Versammlungsraum


"Nach G20-Gipfel wieder Berlin"

  • Hamburg ist vorbei - der Gipfel konnte nicht stattfinden = Feiern! oder:
  • der Gipfel konnte nur mit größten Störungen stattfinden, Sabotage all über all = Freuen, auswerten, Weitermachen! oder:
  • die Bullen haben nix zugelassen, fette Repression, Stress = auswerten, Soli organisieren, nicht klein kriegen lassen...

Kommt zum Treffen, bringt eure Erfahrungen und ersten Auswertungen mit, damit wir zusammen diskutieren können, wie es in Berlin weitergeht.

No Podium - No Master!

#NoG20

Translation will be self-organized just-in-time - can you help?

Berliner Autonome