Welcome to Hell – Die Geister die ich rief

G-20
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Hamburg. Begleitet von massiven Protesten ist der G20 Gipfel in Hamburg nach drei Tagen zu Ende gegangen. Die verschiedenen Demonstrationen und Aktionen gegen die Politik des G20 hatten bereits Tage und Wochen vor dem Gipfel begonnen. Die Demonstration „Welcome to Hell“ sollte am Donnerstagabend für viele der Auftakt zum Protestwochenende werden und begann in entspannter Atmosphäre am Fischmarkt. Zuvor hatten Anmelder und Anwält*innen Zweifel an den Absichten der Hamburger Politik und der Polizeiführung geäußert diese Demonstration überhaupt laufen zu lassen. Fehlende Auflagen und eine bis zuletzt heraus gezögerte Unterschrift passten so gar nicht in die äußerst repressive Politik im Vorfeld.

 

In der Woche zuvor hatten Polizeitrupps den Aufbau verschiedener Camps im Stadtgebiet verhindert, hatten Menschengruppen beim Trinken und Feiern an Straßenecken mit Wasserwerfern und Pfefferspray angegriffen und alles erdenkliche getan um Aktivist*innen zu schikanieren. Die vom rot-grünen Senate und der Polizei ausgegebene Null-Toleranz-Linie sollte den reibungslosen Ablauf des Gipfels sicherstellen. Die harte Linie gegen die Gipfelgegner*innen wurde durch markige Worte des rot-grünen Senates begleitet, die versuchten das repressives Vorgehen mit dem Heraufbeschwören bürgerkriegsähnlicher Zustände zu legitimieren und das auch nicht erst seit einigen Wochen. Bereits seit über einem Jahr wurden die Menschen in den, an die Messehallen angrenzenden Stadtteilen, von Drohungen und massiven Einschränkungen begleitet, wurden Verbotszonen eingerichtet und großflächig Grundrechte eingeschränkt.

 

Bereits nach wenigen Meter und offensichtlich vorbereitet, stoppte die Polizei am Donnerstagabend den sich formierenden Demonstrationszug am Fischmarkt von über 12.000 Menschen. Der Angriff der Cops auf die Demonstration erfolgte mit äußerster Brutalität und unter dem Einsatz von Pfefferspray, Schlagstöcken und Wasserwerfern. Menschen flüchteten in Panik, versuchten sich auf eine mehrere Meter hohe Mauer zu retten und wurden dabei von Wasserwerfern beschossen. Polizeihundertschaften griffen wahllos Umstehende an und verletzten Unzählige. Ein Teile der Demonstration blieb zusammen, während sich andere Teile verstreuten und sich später an anderer Stellen wieder sammelten.

 

Dieser Angriff der Polizei auf eine bis dahin völlig friedliche Demonstration war der Startschuss für die militanten Auseinandersetzungen die sich über Tage ziehen sollten und die die Polizei nicht mehr in den Griff bekam. An verschiedenen Stellen der Stadt und zu verschiedenen Zeitpunkten lieferten sich kleinere und größere Gruppen Auseinandersetzungen mit der Polizei und griffen dabei verschiedene Ziele an. Die hochgerüsteten und mit Wasserwerfern und Räumpanzern ausgestatteten Polizeitrupps waren angesichts der großen Fläche, der Menge der Aktivist*innen und der zeitlichen Länge der Auseinandersetzung zunehmend überfordert. Nachdem auch zusätzliche Polizeikräfte aus anderen Bundesländern die Lage nicht in den Griff bekamen, setzte die Polizeiführung und der rot-grüne Senate Freitag Nacht schwerbewaffnete Sondereinheiten mit Schußwaffen im Schanzenviertel ein.

 

Während der Auseinandersetzungen kam es auch zu brennenden Privatautos und zielloser Sachbeschädigung, was vor allem auch von der Polizeiführung und der Bundesregierung aufgegriffen wurde. Wohl wissentlich, dass derart ziellose Sachbeschädigungen Gegenstand unzähliger innerlinker Debatten sind und wenig Verständnis bei vielen Menschen wecken, wurden diese Aktionen zu zentralen Argumentationsbildern des Polizeisprechers und des rot-grünen Senates. Bei diesen ziellosen Sachbeschädigungen dürfte es sich jedoch um einen verschwindend kleinen Teil der Aktionen gehandelt haben und der Polizei auch nicht die größten Kopfzerbrechen bereitet haben.

 

Das eigentliche Problem der Polizei war, dass sich die Aktivist*innen nicht entsolidarisierten, das es keinen nebulösen Schwarzen Block gab der losgelöst von anderen Menschen und den Bewohner*innen des Viertels ziellos agierte, sondern das viele Aktionen und die Demonstrationen wohlwollend aufgenommen wurden. Nach über einem Jahr „harter Linie“, dem offensichtlich rechtswidrigen Vorgehen der Hamburger Polizei und der massiven Besetzung der messenahen Stadtteile durch Polizeihundertschaften fand die harte Linie der Cops keine Gegenliebe.

 

Die unterschiedlichen Aktionen und Aktionsformen der Aktivist*innen, sowie die solidarischen Anwohner*innen und Zuschauer*innen stellten die Polizeiführung und den rot-grünen Senat vor eine, zuvor nicht einkalkulierte Herausforderung. Dort hatte man sich scheinbar gut vorbereitet gefühlt und geglaubt, dass mit einer Null-Toleranz-Linie und einem frühen brutalem Vorgehen gegen die Demonstrant*innen das Problem der Gipfelproteste quasi militärisch zu lösen sei.

 

Die Hamburger Politik und die Polizeiführung haben versucht einen Gipfel durchzusetzen der auf kaum Zustimmung stieß. Sie haben dafür Grundrechte beschnitten, sind massiv gegen Aktivist*innen vorgegangen und haben nicht zuletzt die eigenen Beamt*innen verheizt. Denn auch wenn diverse Cops und Hundertschaften die Prügelorgien genießen werden und persönlich scheinbar keine moralischen Bedenken beim Treten, Schlagen und Jagen von Menschen haben, sah ein Teil der eingesetzten Cops schlichtweg überfordert und fertig aus. Niemand muss Polizist*in sein und niemand muss wahllos Demonstrant*innen mit Pfefferspray eindecken, aber schlussendlich ist der rot-grüne Senat und die Polizeiführung für diesen Einsatz verantwortlich.

 

Zu den Protesten kamen weitaus mehr Menschen als erwartet, über 10.000 auf der Demo „Lieber tanz ich als G20“, über 12.000 auf der Demo „Welcome to Hell“, über 6000 auf einer Spontandemonstration Donnerstag Nacht, über 76.000 am Samstag bei „G20 not welcome“. Diese Menschen waren nicht nur zu den Demonstrationen vor Ort, sondern beteiligten sich 4 Tage lang an verschiedenen Aktionen im ganzen Stadtgebiet, sei es an den Blockaden vom Hafen, den Angriffen auf die Cops, den Versuchen die Zufahrtswege zu blockieren, Fahrraddemos und vieles vieles mehr.

 

Die Vorstellung, dass Menschen in schwarzen Jacken sowohl Wasserwerfer mit Flaschen bewerfen, als auch ohne Jacke tanzen können, das bunt gekleidete Menschen vielleicht Polizist*innen nicht direkt angreifen möchten, sich aber einen Keks freuen wenn der Polizeikonvoi feststeckt, das Anwohner*innen sicher nicht ihr Auto brennen sehen wollen, aber zur Beschallung der Auseinandersetzung ihre Anlage ans Fenster räumen, das alle gemeinsam die Momente genießen in denen der Besetzungszustand der Polizei bröckelt, war offensichtlich außerhalb der Vorstellungswelt der verantwortlichen Cops und Politiker*innen.

 

Die aktuell einsetzenden Rufe nach noch härteren Strafen, noch gnadenloser Verfolgung und noch weniger Freiheiten werden genauso wenig fruchten wie das Vorgehen der Polizei und des rot-grünen Senats in der Zeit vor dem Gipfel. Einen Gipfel den niemand haben wollte, eine Strategie die nur auf Spannung aus war, Inhalte die viele Menschen kritisch sehen – das Problem ist wahrlich nicht der Protest.

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"Die Geister die ich rief?"... Für eine abschliessende Bewertung ist es viel zu früh, dennoch ein paar Gedanken:

Ganz offensichtlich hat die Polizei die Proteste massiv eskalieren lassen, dennoch fällt mir absolut kein Grund ein, wieso

hier völlig willkürlich und sinnfrei Eigentum von Anwohnern zerstört werden muss und Leute gefährdet werden.

Und ehrlich gesagt halte ich es durchaus für möglich, dass gerade die Randalierer der Hamburger Polizeistrategie voll auf den
Leim gegangen sind. Erst bei der W2H Demo die Demonstranten nochmal richtig anheizen durch völlige Eskalationsstrategie und

große Ansagen ("konsequentes Einschreiten", "hier ist Schluss", blabla), danach, als tatsächlich randaliert wurde - in einem linken

Szenebezirk - war stundenlang kein einziger Cop zu sehen. Im Fokus der Medien stand danach nicht mehr die eskalative Polizeistrategie

sondern die völlig sinnfreien Zerstörungsorgien. Auch die etablierte linke Szene in Hamburg dürfte es nach diesen Tagen schwerer haben in

der Bevölkerung Sympathien zu gewinnen. Weil einige wenige es einfach nicht lassen können. In Genua gab es ähnliche Szenen, wo die Polizei in aller Ruhe den Leuten beim randalieren zuschaute und andernorts völlig unverhältnissmäßig gegen friedliche Demonstranten vorgeht.

Die Polizei erklärt ihr spätes einschreiten:

Die zuständigen Einheiten wären gebunden gewesen durch Schutzaufträge von Diplomaten und Bewachung der Korridore. jetzt dämmert es vielleicht auch im bürgerlichen Lager: Die Polizei ist nicht primär dazu da die Bevölkerung zu schützen, sondern primär der Wachhund der herrschenden Klasse.

Das sollte auf jeden Fall auch weiter thematisiert werden.

Haste dir mal ein Video vom Schulterblatt angeguckt?? Kein bisschen sinnlose Zerstörung, drei geplünderte Läden und eine Bank kaputt von ca. 30 Läden..

hört einfach auf den Scheiss von der Presse und Law and Order Fanatikern wiederzugebe n..

An die Chaoten, weiter so;)

youtube.com/watch?v=_knl8I9R6-4

Es hat auch einen Budni getroffen und hätten Anwohner ihre Läden nicht selbst geschützt hätten die Unpolitischen diese sicher auch zerkloppt.

Die Polizei hat zugeguckt und sich ins Fäustchen gelacht, weil alles stets "contained" war. Und freut sich über: die Reaktion von Law and Order Fanatikern

Es war - in meinem Fall leider nur von zuhause aus - beeindruckend und inspirierend zu sehen, wie im Laufe der Gipfeltage die Angst vor der Polizei nicht nur bei Aktivist_innen, sondern auch bei den sympathisierenden Umstehenden quasi verschwand. Wie die Lautsprecherdrohungen des Wasserwerfereinsatzes kaum noch beachtet wurden, wie die Leute ganz ruhig und gelassen im Wasserstrahl stehen oder sitzen blieben, bis irgendwann doch wieder die Fußtruppen vorgeschickt werden mussten...

 

Leider gab es aber auch diesen Freitagmorgen. Was am Abend in der Schanze los war, finde ich nicht weiter schlimm, aber von Freitagmorgen gibt es Bilder zuhauf, wie Vermummte Autos anzünden, die nun beim besten Willen nicht als Bonzenkarren durchgehen. Teilweise, während direkt daneben der dicke Mercedes steht. Falls das tatsächlich Leute von uns waren - und keine Nazis, Hools oder Agents Provocateurs - sollten die sich dringend mal Gedanken über Vermittelbarkeit von Militanz und politische Strategie machen. Oder sich verpissen.

Was geht in Hamburg? Wieso wurden in der Schanze und anderen Stadtteilen auch kleinere Läden zerklumpt, während auf der Reeperbahn die ganzen scheiss Sexkinos noch stehen?

Weil da ganz schnell "Bekannte" mit Schrotflinten auftauchen?....

Die hätte man in Visier nehmen sollen. Bei diesen Zuständen war das eine optimale Chance. Die hätten nix tun können. Nix "Schrotlinten"

Ich bin da manchmal. Hauptsächlich treffen sich dort Schwule und Transpersonen zum einvernehmlichen Geschlechtsverkehr. Frauen kommen da fast nie rein.

 

Du redest von Sachen von denen du keine ahnung hast und vom Kiez hast du anscheinend noch viel weniger Ahnung. Leg dich dort mal mit den Hells Angels, der Mafia usw. an. Viel Spaß!

Das liest sich wie aus der Zeit gefallen, in der Feminismus noch am Emma-Abo festgemacht wurde. 

 

Du darfst gern vom auch in der Szene einzug gehaltenen sexuellen Hedonismus halten was Du möchtest, für meine Partnerin und mich bedeutet "libertär" zu sein dagegen tatsächliche Freiheit. Freiheit mit wem, wann, und wo wir sex haben. Auch in Sexkinos oder Clubs.

 

Wo genau ist Dein Problem?

Jo, genau. Ne andere Möglichkeit zum Vögeln gibt es ja leider in dieser Gesellschaft nicht.

Gott bewahre uns die käufliche Liebe!

Solidarität mit Menschenhändlern, Pimps und Pornoproduzenten!

Für eine hedonistische Praxis der Flucht ins Vergnügen!

für den bedachten und klaren Kommentar

gibt es keine Linke mehr, die Avantgarde spielen könnte, deswegen sind die überzogenen Jammereien hier auch nachvollziehbar.  Aus Protest mit ritualisiertem Militanzgebahren wurde ein Riot- oder für all diejenigen, die das überhöhte Signifikat des Bedeutungsträgers "Riot" nicht beschmutzt wissen wollen, ein Krawall. Aktivisten, woher auch immer, Anwohner, Spaßmacher, Hools waren einfach außer Rand und Band.

Eigentlich das normalste der Welt, denn viel wütende Menschen (und für Wut hatten die Bullen nun ja ausreichend gesorgt) handeln affektiv, unkontrolliert und enthemmt. Warum sollte man sich davon distanzieren? Reicht es nicht, jetzt mit den Anwohner praktisch und tätig solidarisch zu sein und darauf hinzuweisen, dass wer einen solchen Gipfel, mit einer beeindruckenden Ansammlung von widerwärtigen Diktatoren und Menschenfeinden repressiv durchdrückt, unter direkter Leitung eines schlichten und rechten Geistes (Dudde), dass die- und derjenige also mit Frustration, Verbitterung, Hass und Wut rechnen muss?

Die zutiefst eigenartige Vorstellungswelt der korrekten Linken, geht davon aus, dass bei entfesselter Militanz, sozusagen bei all der Dynamik und Bewegung, eine Kontrollinstanz vorhanden wäre, die die Entladung zielloser, purer affektiv motivierter Gewalt verhindern würde: Der Politkommisar ex Machina.

 

Glücklicherweise gibt es den aber nicht mehr sehr häufig (Nordkorea?) und meine bescheidene Hoffnung wäre denn auch, dass sich solche Ereignisse wie Freitagnacht nun weltweit und mit größter Häufigkeit wiederholen.

Was ihr in der Sprache der Herrschenden als hirnlose KrawallmacherInnen, entpolitisierte SchlägerInnen und reaktionäre Hools abtut, sind Menschen vor denen die Herrschenden wirklich Angst haben. Vor der Szenelinken hat niemand Angst, von ihr wird keine Veränderung ausgehen.

Vor jeder Veränderung aber steht die Wut, sie ist destruktiv und gewalttätig, häufig auch ziellos. Es gibt für sie keine Rechtfertigung, denn sie benötigt keine. Sie ist direkter Ausfluss der Verhältnisse, in denen wir leben und geht fast jeder Veränderung, die von unten initiert wird voraus.

DAs ist nicht schön und irritierend für Bürgertöchterchen und - söhne, die linksradikal spielen. Soviel Chaos will man dann doch nicht, weil Anarchie ist ja Ordnung.

Und- die deutsche Linke steht mehr in der Tradition der bürgerlichen Aufklärung als die mediterrane Linke, was man  den vielen besorgten Äußerungen über schlechte Presse entnehmen kann. Glücklicherweise interessiert die KrawallmacherInnen die mediale Berichterstattung einen feuchten Dreck, sie lesen sie nicht einmal.

...ich will jedenfalls ganz in echt und ohne falschen Pathos eine andere Welt und das nicht nur für die Hungernden in Afrika, sondern auch für mich, meine Mutter die kaum über die Runden kommt und meine Familie.

 

Ich habe einen Scheißjob und sehe kaum eine Möglichkeit für mich, irgendwann mal zu den Reichen zu gehören, wenn ich Revoluzzer zu Ende gespielt habe. Meine Hoffnung ist also eine Revolution.

 

Wer áber diese Revolution will, dem kann die mediale Berichterstattung nicht völlig egal sein, dem kann die öffentliche Meinung nicht egal sein. Es müssen Menschen  überzeugt werden.

 

Wütend bin ich schon seit ich denken kann, aber mitterweile auch auf Leute die auf dem Kiez Autos anzünden.

"Glücklicherweise interessiert die KrawallmacherInnen die mediale Berichterstattung einen feuchten Dreck, sie lesen sie nicht einmal."

Das klingt eher so als hätte das hier jemand geschrieben, der die Ideale wieder mal nur vorschiebt um ordentlich seine eigene Wut rauslassen zu können, im Prinzip aber eigentlich gar nicht an die Zukunft in einer besseren und solidarischeren Gesellschaft glaubt. Wie man als unbedeutende Krawallminderheit ohne Bezug zum Großteil der (Welt-)Gesellschaft eine vernünftige, zielführende Revolution starten will weiß wohl auch nur der Autor. Die Unterstützer für ein solches Unterfangen wird er dann zu gegebener Zeit mit Sicherheit aus dem Hut zaubern.

 Neben den vielen Bürgertöchtern- und -söhnen kamen da auch autonome Nationalisten, Hooligans und Identitäre zum Zug. Und RT hat es schön in Szene gesetzt. Erreicht worden ist das Gegenteil von Revolution, Ziele wie immer Spaltung und dann irgendwann Bürgerkrieg, weil ein paar Libertäre davon träumen, Leute abknallen zu dürfen.

das Konzept einer Revolution ist eng mit der Vorstellungswelt des 19. Jhd. verbunden. Die ,wenn auch bürgerliche, Philosophin Hanna Arendt sprach den meisten Umstürzen, Machtergreifungen und Putschereignissen den revolutionären Charakter ab. Zumindest ist ihre Argumentation nachvollziehbar, etwa am Beispiel der Oktoberrevolution, die direkt zur Machtergreifung einer kleinen neuen Elite rund um Lenin führte, der sich beeilte Formen der Mitbestimmung und Selbstorganisation gleich einzuschränken und abzuschaffen.

Revolution ist ein inhaltsloser Mythos einer säkularen Heilsbewegung, der in globalisierten und wirtschaftlich vernetzten Gesellschaften des 21. Jhd mit ihren atomisierten Individuen, die ihre immer noch vorhandene Klassenzugehörigkeit überhaupt nicht zu erkennen vermögen, einen ziemlich lahmen Treppenwitz darstellt.

Das heißt nicht, dass keine Veränderung geschieht und dass keine bessere Welt möglich wäre--wir haben alle miteinander nur überhaupt keinen Plan, wie das zu erreichen ist. Was, wenn ein kleiner Satz im Kapital von Karl Marx eine wesentlich größere Bedeutung hat?

„Die kapitalistische Produktion entwickelt… nur die Technik und die Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter“ (Marx 1867: 530).

Der Klimawandel ist eine Folge der industriellen Revolution, die den kapitalistischen Produktionsprozess als entbettetes und damit totales Gesellschaftsprinzip etablierte und zugleich ein Ergebnis, wenn die eine große Springquelle des Reichtums untergraben wird: die nichtmenschliche Mitwelt/ das Erdsystem.

 

Was wenn der Klimawandel zum Treiber der Veränderung wird? Was, wenn keine Menschen Revolution machen, allenfalls eine Menge Aufstände und pure Gewaltausbrüche produzieren, weil die Folgen des Treibhauseffektes Kapitalismus und damit die heutigen Lebensformen verunmöglichen?

 

Wenn Aufstände und Krawalle künftig häufiger von einer diversen Menge betrieben werden, ohne Ziel, als purer Ausfluss der kranken und zutiefst gestörten Verhältnisse?

Freilich die Szenelinke würde dann noch bedeutungsloser, falls das möglich ist............

Gut gebrüllt, Löwe

Leider sind die "riots"oft eben keine Aktionen emanzipiert denkender Menschen sondern von zwar wütenden aber eben doch nur Testosteron gesteuerten Jungs. Die in 10 Jahren ihr Einfamilienhaus eine Frau und zwei Kinder haben,SPD wählen und "auf die Chaoten" schimpfen werden. Seien wir doch realistisch.-verdammt nochmal!

Max Stirner nannte solche damals schon "die wilden Burschen" .

Leider beschreibt ihr nur ein romanisiertes oder romantisierendes Wunschbild.

Tausende Aktivisten, Monate- und Jahrelange Vorbereitung sorgten zwar für unglaublich tolle Momente des Widerstands – aber politisches Kapital können wir daraus nicht ziehen.

Dabei wahren wir noch bis Donnerstagnacht mehr als optimistisch, schien sich doch der Polizeiapparat und die verantwortlichen aus der herrschenden Politik mit ihren Maßnahmen gründlich zu blamieren. Selbst die gewaltsame Auflösung der friedlichen Demonstration am Donnerstagabend wurde von der Öffentlichkeit noch mehr als argwöhnisch beäugt. Und sorgte zurecht für Wut und Zorn auf die herrschenden Verhältnisse und die verantwortlichen Politiker. Die Abwehr der Polizeiangriffe (soweit möglich), die Neuformierung auf der Reeperbahn, die Hilfe für die vielen Verletzten – kurz, der solidarische Umgang Miteinander und den Umständen hätte besser nicht laufen können.

Für viele GenossInnen* war dies aber auch der Freibrief für eine darauf folgende narzisstische Selbstinszenierung ohne Sinn und Verstand – für ein Aufkündigen eben jener zuvor praktizierten Solidarität. Wir sehen – wie schon in den Brandanschlägen gegen die DB – keinerlei Sinn darin, die Bevölkerung, das Proletariat – UNS selbst! Anzugreifen und in Angst und Schrecken zu versetzen.Wenn wir im Vorfeld schon wissen, dass Aktionen nicht vermittelbar sind - warum werden sie dann gemacht? Scherben als Applaus - weil zurecht keiner klatscht?

Klar, jetzt werden viele wieder einwenden: Wir dürfen uns nicht spalten lassen. Wir müssen unterschiedliche Protestformen akzeptieren, denn es macht unsere Stärke aus. Wir müssen uns wehren können und den Mächtigen ihre Grenzen aufzeigen. Allein – tuen wir das denn? Könnten wir nicht viel stärker sein, wenn wir uns nicht von blindem, kurzsichtigem und gewalttätigem Aktionismus immer und immer wieder zurückwerfen lassen würden? Wenn wir uns tatsächlich kollektiv Militant verhalten und eine Gegenmacht mit Gesellschaftlichen Rückhalt aufbauen würden? Die Bedingungen dafür waren in Hamburg sogar gegeben, vielleicht mehr als in jeder anderen deutschen Großstadt.

Als Anhänger einer emanzipatorischen Utopie, als Revolutionäre, begrüßen wir die aktuellen Debatten in der radikalen Linken über Basis- und Stadtteilarbeit. Wir waren auf dem Selbermachen-Kongress in Berlin. Wir wollen die gesellschaftliche Isolation, in der sich die radikale Linke befindet überwinden, wir wollen raus aus dem Szenegetto – denn wir sehen keine Zukunft für die Art der Politik, welche wir in den letzten 20 Jahren praktiziert haben. Und wir sehen, nach den Riots von Hamburg noch dringlicher, wie sehr wir selbst mit unseren festgefahrenen Strukturen und Ritualen brechen müssen.

Wir sind die immer gleichen, dogmatischen Rechtfertigungen satt. Wir haben keine Lust mehr, unsere Gesichter, Namen, Zeit und Arbeitskraft in politische Arbeit zu stecken – nur um hinterher die Scherben auf zukehren, die andere aus unseren Projekten gemacht haben. Wir finden uns nicht wieder, in einer Propaganda, deren zentrale Begrifflichkeiten „angreifen“ „zerschlagen“ „zum Desaster machen“ sind. Die Ziele und Ansprüche formuliert, die man nicht einhalten kann und sich in einem stumpfen Verbalradikalismus verliert.

Wir wissen, dass wir uns damit auf einem schmalen Grad bewegen. Wir üben diese Kritik nicht, weil sie uns von bürgerlicher Seite aufgezwungen wird, sondern weil wir sie schon viel zu lange als Zweifel in unseren Herzen tragen. Weil wir uns ein ums andere mal eingeredet haben, dass es ja schon alles Sinn macht, dass wir uns mit gegenseitiger Solidarität stärken. Doch ein nicht kleiner Teil unserer GenossInnen* scheint nicht auf unserer Seite zu kämpfen, scheint keinen Begriff von Solidarität zu haben. Scheint keine langfristige Strategie zu haben. Scheint keinen Begriff von linksradikaler Politik mehr zu haben. Wir verschwenden unglaubliche Ressourcen um unsolidarischen und egoistischen Menschen den Rücken frei zu halten – hören wir damit auf, und beginnen wir damit, die Gesellschaft der Zukunft aufzubauen.

 

*Wir schreiben GenossInnen, weil wir euch als solche kennen – und auch zukünftig als solche anreden wollen.

Leider ist jetzt die gesamte Arbeit der letzten 30 Jahre alternatives Leben in Deutschland gefährdet.  Wie soll man denn Menschen davon überzeugen,  dass ein anderes Leben eine andere gerechtere Welt möglich ist, wenn von Seiten eines wütenden Mobs nicht mehr als Gewalt und Vandalismus ausgeht. Für mich war der schwarze Block der Schutz vor der Gewalt der Polizei. Jetzt werden Anwohner angepöbelt und angegriffen, die keine Lust haben das ihr Haus samt Barrikaden abfackelt. Was ist los? Wer solidarisiert sich denn mit Menschen vor denen er Angst hat. Wer glaubt an eine andere Welt, wenn diese nur aus noch mehr Gewalt zu bestehen scheint. Die Linke als solche gibt es nicht, das ist klar, aber für mich bedeutet links sein vorallem die Schwachen vor den Starken zu schützen.  Davon habe ich an diesem Wochenende nichts gesehen. Den Preis werden nicht nur die Menschen in Hamburg zahlen, sondern auch all die links Alternativen Projekte überall in Deutschland und jeder der sein Haus oder seinen Platz verteidigen will, wird mit jenen Egomanen verglichen werden,  die in Hamburg durchgedreht sind. Ich hoffe dieses Wochenende war nicht der erste Ton eines Requiems.  Ich für meinen Teil bin nicht mehr bereit so etwas auch nur im Ansatz in Schutz zu nehmen. 

Danke für diesen Beitrag. An dieser Stelle müssen wir weiter diskutieren und dürfen nicht den Moment verpassen. Den Moment, da wir alle noch erzürnt und entnervt sind von dem, was Einige mit Unterstützung vieler Party-Hools zerdeppert haben. Und das waren nicht nur Geschäfte, Scheiben und Autos. Es kann nicht das Ziel sein, sich auf eine Stufe mit Freizeitbewegungen von hedonistischer Zerstörungswut zu stellen. Wir lassen uns nicht zwingen, den Scheiß gut zu finden und wir lassen uns nicht als Verräter beschimpfen, weil diese Sache einfach FALSCH war und ist. 

Es sind so geile und erfolgreiche Aktionen gelaufen. Allein die vielfachen gewaltfreien Verletzungen der Demonstrationsverbotszone. Die waren für die Öffentlichkeit weithin sichtbar, da auch die bürgerlichen Medien uns Raum gegeben haben. Die vielen kleinen nichtgenehmigten Camps usw. So holen wir uns unsere Straßen zurück!

Oder durch die Demo von Samstag, auf der das Bündnis gegen alle Befürchtungen Massen von Menschen mobilisieren konnte.

Ich schließe mich dem Beitrag oben an. Lasst uns die Gesellschaft der Zukunft aufbauen!

diejenigen die da völlig ungehindert in der Schanze ihren Spass hatten:Ihr seid den Bullen völlig auf den Leim gegangen.Feiert bitte nichts was von der Polizeiführung sowieso gewollt war,und damit Dudde,das was er angekündigt hatte, auch wahrmachen konnte:Dieser Gipfel wird auch ein Beispiel moderner Polizeiarbeit sein. In Linken Zusammenhängen,und in endlosen Papieren und Diskussionen wurde und wird das Thema ,Militanz behandelt,Wann ist sie angebracht und wann nicht.Glaubt ihr denn, wenn die Randale in den feinen Vierteln wo die Bonzen wohnen stattgefunden hätte,die Polizei so wie in der Schanze zuerst tatenlos zugesehen hätte,um dann die Bilder zu liefern die sie zu ihrer Legitimation braucht.Sorry,aber ich spreche euch ab Links zu sein.

Bin in weiten Teilen deiner Meinung, aber moderne Polizeiarbeit sieht anders aus.

In einem Kommentar wird is "sinnlosen Randalieren" die Rede. Sicher hat es das gegeben. Aber niemand, auch nicht die etablierte Linke muss sich für irgendwas rechtfertigen. Die "Krawalle" der "Chaoten"( t online u.a.) sind nicht schön. Ob sinn voll ist wieder eine andere Frage. Widerstand muss keinen ästhetischen Ansprüchen genügen. Gut aussehen zu müssen, überlassen wir doch lieber den Apologeten des Kapitals und deren Schergen. Die Krawalle spiegeln nur das Verhalten der Chaoten des Kapitals in aller Welt wieder. Die Kriege und Vertreibungen in 2/3 der Weltgegenden kommen jetzt eben hier an." Die Geister, die ich rief......." Wohl wahr.

...auf die Meinung der Massen zu scheißen."

Ein Zitat von irgendwem, dass ich kürzlich hier auf inymedia gelesen habe. Keine Ahnung, von wem das stammt - aber richtig isses.

..auf die Meinung der Massen scheißen. Nun, vielleicht nicht grade scheißen.Aber mal ehrlich. Glaubst du das wirklich? Die Massen haben doch gar kein Interesse an einer wie auch immer schöneren freieren Weise des Lebens. Kratz mal am bürgerlichen Lack und es kommt ziemlich übles Zeug zum Vorschein. Nun komme mir man nicht mit  "Entfremdung" durch das ",Schweinesystem", den das sind wir alle.

Vulgo: Revolutionär und Masse schließt sich aus. Trotzdem bleibt dem Utopisten gar nichts anderes übrig als weiter für so was wie Hierarchiefreiheit zu streiten. Wir tuns für uns, nicht für die anderen.

Nenn mir doch mal eine einzige erfolgreiche revolution die ohne masse auskam?

Widerstand muss keinen ästhetischen Ansprüchen genügen.

 

Ich halte dagegen: doch, das muss er. Das sollte er zumindest.

 

Ästhetik bedeutet nicht gleich optisch schön, sondern vor Allem harmonisch. Harmonisch im Sinne von konsistent, durchdacht, praktisch und logisch, ohne zwingend perfekt sein zu müssen. Ästhetik auf dieser Basis führt dazu, dass es gefällt, selbst wenn es eben auf den ersten Blick nicht schön ist. 

So funktionieren Kunst und Design: kein Computer ist schön im klassischen Sinn, aber er kann im Optimalfall ästhetisch sein.

 

Und so ist es auch mit dem Widerstand: woran liegt die bei jungen Erwachsenen hippe Kleidung im Stil des schwarzen Blocks? Woher stammen all die Party-Linken in Berlin, Hamburg und München?

Ich verrate es Dir: es liegt an der Ästhetik, die linker Widerstand oft hat. Nicht perfekt, nicht immer schön, aber irgendwie "rund". Gewalt anwendend, aber ohne Gewalttätig gegenüber unbeteiligten Mitmenschen zu sein. Militant, aber ohne machistisch zu sein. Robust, aber mit der Fähigkeit sich zu artikulieren.

 

Vermutlich sind es häufig nicht die politischen Ziele, die wir auf die Straße tragen, sondern diese Ästhetik, die zur nächsten Demo Menschen dazu bringt, mitzumachen. Und erst das ist der Moment, in dem sie sich auch mit den Zielen auseinander setzen.

Ein Beispiel aus der Ästhetik der Kleidung: das in den 90ern so beliebte "Pali-Tuch", damals auch "Arafat-Tuch/Schal" genannt und eigentlich Kufiya heißend. Erstr trug es die breite Masse aus modischen Gründen, und dann fingen Viele an, sich mit seiner Herkunft zu beschäftigen.

 

Die Ästhetik des Widerstandes ist daher beinahe zwingend notwendig, auch wenn Du für dich selbst Lookism ablehnst. Delacroix' "Liberté" entspricht nicht umsonst dem damals gängigen Schönheitsideal.

Einer unästhetischen Bewegung schließt sich niemand gern an, denn: sie ist nicht rund, nicht konsistent, nicht durchdacht, nicht praktisch oder nicht logisch. Schlechte Voraussetzungen, um Menschen davon zu überzeugen sich dem Widerstand anzuschließen. 

 

Wer möchte schon freiwillig unästhetisch sein?

Ihr solltet jetzt klug sein. Eure Sicht der Dinge wird, im Angesicht auch des Polizeivideos vom Dach des Hauses, aufgenommen mit Wärmebildkamera, niemanden interessieren. Politik und auch die Polizei schieben euch allein die Verantwortung für die Exkalationen zu. Weil Sie die ihre nicht übernehmen wollen. Vielleicht wäre es klug, wenn ihr das genaue Gegenteil macht, euren "politischen Teil" der Verantwortung für die Eskalation übernehmen, die sich m.E. aus der Grundsituation, wie oben beschrieben, tatsächlich verselbstständigt hat. Nichts desto trotz, haben Teile aus der Protestbewegung falsch, kriminell, destruktiv und für die Sache kontraproduktiv gehandelt. Einsicht und die Übernahme von Verantwortung bis hin zu einer Entschuldigung ist ein Zeichen von Stärke und Mut. Und nicht nur das, Einsicht ermöglicht auch den ewigen gleichen Kreislauf zu durchbrechen, sich, wie es so schön grusselig im Kapitalismus heißt, neu aufzustellen. Vom Kapitalismus lernen heißt siegen lernen ;-) Auch wenn sich das zunächst doof anhört -im Gegensatz zu euch, die vielfach idealistisch unterwegs sind, geht es im Katialismus nun mal auschließlich ums gewinnen mit allen nur erdenklichen Mitteln. Hinzu kommt, dass auch die Rechten nicht schlafen und während ihr militant unterwegs seid, sind die Rechten martialisch unterwegs. D.H auch sie werden mit allen nur erdenklichen Mitteln gegen euch agieren, um so der Sache für eine gerechtere Welt zu schaden, ausschließlich zu ihren Gunsten.Ihr müsst euch sowieso konsolidieren, neu sortieren und andere Strategien des Protestes erarbeiten. Und letzendlich siegt die Masse der Menschen auf der Straße. Man braucht ca 1 Million Menschen auf den Straßen, um politisch etwas zu verändern. Ab jetzt wird es für eine linke Bewegung richtig anstrengend und herausfordernd. Ab jetzt ist das nichts mehr für ewig Gestrige, die sich nicht auf neue Situationen umstellen können, oder für Kindsköpfe die ihre Emotionen nicht im Griff haben. Ab jetzt ist die Linke Sache eine Sache für kluge Köpfe und gute Strategen. Ihr durft nicht vergessen, wenn ihr scheitert, wird der Kapitalismus und die Rechten gewinnen, mit Folgen für die breite Mehrheit der Gesellschaft, die zum großen Teil nur darauf wartet sich einer klugen und erwachsenen Organisation anschließen zu können. Ich würde jedenfalls ein Statement abgeben und den Teil der Verantwortung für die Eskalation ohne Ausflüchte übernehmen. 

nur wird das von den Medien natürlich wenn überhaupt nur verzerrt wiedergegeben.

Es ist immer das Selbe, erst den Politikern nach dem Mund reden, ins gleiche Horn stoßen, aber bloß nichts kommunizeren

was das Krakeele der Politiker relativieren, aushebeln und sie ins "rechte Bild" rücken könnte.

Was soll man da noch sagen. Es scheint vollkommen sinnlos zu sein mit dem militanten Flügel der linken Bewegung reden zu wollen. Es kommen immer wieder die gleichen hohlen Frasen zum Vorschein. Im Grunde ist es immer wieder  "die haben angefangen". Nur in besonders Schwungvolle Worte Verpackt. Einige hier geben sich sogar besonders viel Mühe es Zitaten, Lyrischen Sätzen oder total unverständlichem Kaudawelsch auszuschmücken. Am Ende steht dann gerne mal "Aufwachen" oder Ähnliches. Aber wenn man dann mal alles auseinander genommen hat, um zu verstehen was denn die Kernbotschaft war kommt im Grunde meistens nur "die haben angefangen" dabei heraus. Wie damals im Kindergarten, nur schöner oder eher langweiliger Verpackt.
Ich habe mittlerweile mit einiger Freude wahrgenommen, das es durchaus auch "einige wenige" in der linken Bewegung zu geben scheint, die sich auch fragen, warum zum Teufel müssen wir uns immer ins eigene Knie schießen. Das ist toll, wirklich! Denn das zeigt, das die linke Bewegung ursprünglich mal ein höheres Ziel hatte. Ein Ideal das sich viele gewünscht/angestrebt/verfolgt haben. Nur scheinen dieses Ideal/diese Ideale irgendwo in der ganzen Gewalt verloren gegangen zu sein.
Eines sollte doch aber eigentlich jedem Klar sein. Gewalt erzeugt immer Gewalt. Das ist und bleibt auch in Zukunft eine Spirale, die sich niemals aufhören wird zu drehen. Und sie schraubt sich nach unten.
An diesem Wochenende hat sich diese Gewalt nun gegen die Bürger dieser Stadt gerichtet. Einer Stadt die schon immer gewisse Sympathien für die linke Szene hatte. Diese Menschen jetzt anzugreifen und zu schädigen wird die linke Bewegung sehr lange Zeit eher zurück werfen als voran bringen.
Ich für meinen Teil bin für's Erste gesättigt von "Die haben angefangen". Die "wollten" es ja so. Die haben das von Anfang an so geplant. Die, die, die.... Nein, diesen Schuh muss sich der schwarze Block nun anziehen. Und die linke Bewegung würde gut daran tuen, sich von diesen leuten ohne wenn und aber "klar" zu distanzieren.
Wenn Ihr Menschen überzeugen wollt, dürft Ihr Ihnen, Umgangssprachlich ausgedrückt, nicht ans Bein pissen.
Seht Euch doch mal den Shitstorm hier, den Medien, den sozialen Netzwerken usw. an. Das kann doch "nicht wirklich" Euer Ziel gewesen sein.
Ich könnte noch stundenlang weiter schreiben, aber das würde den Rahmen hier sprengen.

Ich kann da den wenigen inhaltlich guten Kommentaren nur zustimmen. Es kommen immer die gleichen Standardphrasen: "Die waren's", "Die bürgelichen Medien", "Die Bullen", "Vielfalt der Aktionsformen" etc. etc. Gute Gegenargumente kommen nie.

Ich hau auch nochmal ein paar drauf:

 

Das grundsätzlichste davon: Kapitalistisch betrachtet, macht ihr alles richtig! Die Unternehmen freuen sich jedenfalls, denn jetzt muss wieder einiges Instand gesetzt werden und die zerstörten Autos müssen ersetzt werden. Eine Wirtschaft, die auf immer neuen Absätzmärkten und neuen Produkten basiert, braucht Zerstörung! Wann kapiert ihr das eigentlich? Das was ihr tut, schadet weder der Wirtschaft noch dem Staat!

Die Polizei kann in Zukunft natürlich noch viel härter durchgreifen und es gibt mal wieder mehr Überwachung, ihr gebt ja auch einen so schönen Anlass dazu ab. Gäbs euch nicht, müsste man euch glatt erfinden.

 

Zum Thema "erfinden": Von wegen da waren "Agents Provocateurs": Ja, kann sein. Aber mal ehrlich: Macht das so einen großen Unterschied? Nein, denn 1) waren nie alle der Randalierer Agents Provocateurs 2) selbst wenn es rein hypothetisch so sein könnte: Worauf basiert die Zuschreibung der Randale an die gesamte linke Szene? Genau, darauf, dass man breite Bündnisse hat, in denen die ganzen Randali-Orgas drin vertreten sind und man dementsprechend völlig bescheuerte halbseidene Begründungen und Rechtfertigungen bzw. PMs in die Welt hauen muss. Wäre von Anfang keine dieser Organisationen dabei, würde man von Anfang an auf Abstand zu Gewalt und Randalen gehen, würden sich alle berechtigt fragen: Wer war das denn?

 

Argument "Vielfalt der Aktionsformen": Das bescheurtste Argument überhaupt. Eine Aktionsform hat immer etwas schöpferisches, geistreiches, kreatives, ist mühevoll und hat das Potenzial auch Außenstehende für sich einzunehmen. Gewalt und Randale hingegen sind keine Aktionsformen, sondern einfach nur Gewalt und Randale und nehmen niemanden für sich ein. Nur die daran mittuenden Machos meinen nachher, dass es ganz toll war.

 

Unterschlagen wird auch gerne das Verschreckungspotenzial. Für viele Durchschnitts-Leute ist es schon richtig viel, überhaupt auf eine Demo zu gehen bzw. solchen Robocops gegenüberzustehen. Dann kommt ihr auch noch um die Ecke und dann ist es für viele schon vorbei, denn das will sich keiner antun. Allein Situationen richtig einzuschätzen und sich ggf. rechtzeitig und richtig rauszulavieren benötigt mehrere Jahre Demoerfahrung. Die meisten "normalen" Leute, die mit uns sympathisieren, sind dafür viel zu ängstlich.

Außerdem vergrault ihr auch eingefleischte Aktivistinnen und Aktivisten; es gibt genug, die sich all die Mühen sparen, dorthin zu fahren, tolle Aktionsformen zu überlegen, zu machen und zu tun, um dann festzustellen, dass medial alles eh wieder nur in Randale und Zerstörung ersäuft. Diese bittere Enttäuschung hab ich mir dieses Mal gleich gespart. Und ja, die meisten Frauen fühlen sich in euren Macho-Reihen auch nicht wohl.

 

Es wird also Zeit, für die gewaltbereite linksradikale Szene zu überlegen, was sie mit welchen Mitteln in Zukunft überhaupt noch konstruktiv erreichen will (Zweck-Mittel-Relation) und sie muss sich fragen lassen, wieso sie überhaupt Teil dieser so schlimmen bürgerlichen und mainstreamorientierten Bündnisse ist. Zumeist echauffiert man sich ja immer die ach so doofen attacies und all die anderen Orgas. Die sind ja auch nur in Form von Hauptorganisatoren und -sponsoren und friedlichen Demonstranten da, die sich  Räume gewaltfrei erarbeiten und zB Zufahrtsstraßen & Co. blockieren und dafür auch noch Prügel kassieren, während sogenannte "Autonome" mal wieder polizeilich bewacht und in Ruhe gelassen (!) im eigenen Territorium randalieren. An eurer Stelle würde ich mich eh mal fragen: Warum verdreschen die so gerne Sitzblockierer und gucken euch in aller Ruhe beim Randalieren im eigenen Viertel zu? Darüber schon mal 5 Minuten drüber nachgedacht oder fehlt euch dafür die strategisch-politische Weitsicht?

 

Von Spaltung braucht hier auch keiner mehr zu reden. Die Spaltung wird hier nur von einer Seite vollzogen, nämlich einseitig von der "autonomen" Seite, die ständig Absprachen, Aktionskonsense etc. bricht, scheiß Aktionen macht, sich immer so gerne an die Demospitzen setzt (nach dem Motto "wir sind die wahre demo"), von der Polizei eher hofiert wird während anderswo Sitzblockierer verdroschen werden, dann auch noch die Medien negativ dominiert und das auch noch geil findet. Und dann hinterher aber auf Solidarität pocht. Oder anders: Ihr SEID die Spaltung.

Es fehlt nur noch die konsequente Antwort der anderen Seite, der es nicht möglich zu sein scheint, sich davon zu lösen, sich stattdessen immer von denselben Idioten dominieren lässt. Es fehlt die konsequente Vollziehung der Spaltung auch von der anderen Seite her. Damit wäre allen geholfen:

1) Gibt es eh schon eine Spaltung

2) Kann jeder dann für sich demonstrieren; die friedlichen Demonstranten unbehelligt von euch und ihr könnt ganz unabhängig von denen irgendwo rumrandalieren, ABER eben nicht in deren NAMEN

3) Hört die "autonome" Szene ja damit nicht auf zu existieren, genauso wenig wie die andere.

 

Das ist momentan die einzig realistische Lösung. Und sofern sich der friedliche Teil nicht endgültig vom gewaltorientierten lossagen kann, werde nicht nur ich, sondern auch viele andere nicht mehr auf entsprechende "gemeinsame" Demos gehen, sondern nur noch auf die, bei denen von vornherein klar ist, dass Autonome & Co. nicht dabei sind.

Ein Punkt fehlt noch: Hört endlich auf, die Bahn oder überhaupt den ÖPNV anzugreifen!

Es gibt Leute, die haben kein Auto und sind auf einen funktionierenden (!!!) ÖPNV angewiesen! Der ÖPNV hat jetzt schon viele Nachteile und Probleme, also hört gefälligst auf, ein zusätzliches Problem zu sein! Je mehr Nachteile der ÖPNV hat, desto mehr werden langfristig aufs Auto umsteigen. Schon mal daran gedacht? Wahrscheinlich nicht. Ihr trefft damit ausschließlich die stinknormalen kleinen Leute. Lasst den Scheiß einfach!

...manchmal frag ich mich wie vernagelt ein mensch sein kann...
...warst du in hamburg? falls ja dann solltest du mitbekommen haben, das:
1. Die cops jeden abend friedliche demos "abgeräumt" und ins schanzenviertel gedrängt haben, wo sie dann auf widerstand gestossen sind. Das ihnen das in ihr konzept gepasst hat und sie die militanten Menschen auf einem haufen mit unpolitisch randalierenden Leuten hatten, eh klar.

2. Das es vor, während und nach der w2h-demo sowohl unbeobachtete/undokumentierte übergriffe der polizei auf grössere und kleinere gruppen an menschen gab, von der andauernden beugung des rechtsstaaates hin zu einem Polizeistaat. Die allerdings keine Rolle mehr spielen, da sich alle auf die bösen Randalierer konzentrieren.

3. Das das was medial (zeitungen und internet) verhandelt wird, nur einen kleinen Teil der Diskussionen in den Hamburger Kiezen abbildet. Wer nicht dort war/ist, nicht mit  verschiedenen menschen geredet hat und aufgrund des (sozial)medialen Diskurses meint sich einmischen zu muessen und den propagandaquatsch hier auf linksunten wiederkäut. Damit meine ich nicht eine notwendige Diskussion darüber inwiefern es wann sinnvoll ist militant vorzugehen, aber ein IHR SEID AN ALLEM SCHULD IHR DOOFEN MILITANTEN, hilft keinem weiter.

Tja, die perfekte Wahlkampfhilfe für Merkel und Konsorten.

 

Jetzt werden sämtliche autonome Projekte in Frage gestellt. Grüne und LINKE werden sich auch distanzieren, weil Sie der 5% Hürde entgegen taumeln. Habne sich ja inzwischen  auch an die gut gefüllten Futtertröge gewöhnt.

 

Die Sympathien für Pegida und co seigen, da werden ja keine Klienwagen abgefackelt und Leute um Ihre Existenz und Job gebracht.

 

Die Immobilienbesitzer der Projekte werden alles tun, das Pack los zu werden. Die Anwohner der Schanze haben auch keine Sympathien mehr. Die Rückzugsorte werden  weniger.

Wir müssen uns halt von den innerstädtischen Lagen lösen.

In ländlichen Lagen gibt es für kleines Geld grosse Immobilien, oft mit viel Land dabei.

Wir können dort selbst Nahrungsmittel anbauen, den Überschuss verkaufen, töpfern, batiken und,und,und...

Das Schweinesystem kann sich dann mal gepflegt ins Knie ficken - nur wer kein Geld vom System nimmt ist "autonom".

Umdenken, autonom leben, Träume leben.

Bloß weil man ein Problem hat, sich von sinnlosem Hooltum zu distanzieren, sollen "wir" die Städte verlassen und "uns" als kommerzielle Landwirte selbständig machen? Große Immobilien für kleines Geld - diesen Traum kannste alleine leben. Der taugt nämlich nicht für alle.

alle gute und liebe Menschen sein. Wollen Anerkennung und dass der Spon heiter und freundlich über die GenossInnen von nebenan schreibt, denn nur dann können wir eine revolutionäre Massenbasis aufbauen mit Kreti und Pleti und Ringelpiez mit Anfassen und der dann folgenden globalen Guckst-Du Revolution. Alle handeln zielgerichtet und nach dem Kaderunterricht in der Flora haben alle ein Einheitsbewusstsein. Niemand zündet mehr den geheiligten Ford Fiesta von der basisengagierten Tierärztin aus dem Viertel an. Auch die Mülltonnen bekommen ab jetzt unser ganzes Mitgefühl.

 

Kein Mitgefühl bekommen die Genossinen aus anderen europäischen Ländern, die sich in unserem teutschen Szeneviertel mit Pauli-Gemütlichkeit als Demo-crasher erwiesen haben. Was habt ihr denn nicht verstanden? Wir wollen keine Veränderung und keinen Stress, wir wollen doch nur ein bißchen G20-Folklore und ihr kommt und macht einen Riot? Weil ihr wirklich perspektivlos und wütend seid? Damit haben wir aber als teutsche Linke nichts zu tun!

 

Und ihr Anwohner, jugendgangs und Paulihools: Ihr könnt doch hier nicht einfach mitmachen und euch mit uns gegen Bullen und G20 solidarisieren. Warum habt ihr in der Randale nicht bei Opa Erich eingebrochen, das Chaos genutzt und alte Rechnungen beglichen? Warum wendet ihr euch auch gegen die Polizei und ruft Parolen gegen G20?