Das Aus nach zehn Jahren? Öffentliche Mitteilung zur Situation der Jubiläumsausgabe des Antiracups Soletta.
Während Ende Mai bei bestem Wetter und mit toller Stimmung der 1. Antiracup Thun über den Rasen ging, steht der „Ur-Cup“ in Solothurn kurz vor dem Aus. Aber alles der Reihe nach:
Die Antiracups
Inspiriert durch die Mondiali Antirazzisti, ein antirassistisches Fussballturnier in Italien, beschloss eine Gruppe Jugendlicher aus der Region Solothurn 2007 den Antiracup Soletta ins Leben zu rufen.
Ende Mai 2007 trafen sich auf der Aussenanlage der Vorstadtschule Solothurn hauptsächlich junge Menschen, um gemeinsam Fussball zu spielen, sich miteinander auszutauschen und zu vernetzen und somit ein kreatives Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit zu setzen. Der Anlass wurde ein Erfolg und bereits beim 2. Antiracup Soletta waren die 24 Startplätze für die Teams innert Kürze vergeben, wodurch die Diskussionen begannen, ob und wie sich der Anlass erweitern liesse. Es entstand die Idee von Antiracups an anderen Orten, organisiert durch Menschen aus den jeweiligen Regionen. Mittlerweile werden neben dem Turnier in Solothurn, Antiracups in Luzern, Brig, dem Tessin, Bern, Aarau und seit diesem Jahr in Thun ausgetragen.
Neben dem Fussball wird den Spieler*Innen sowie den Besucher*Innen jeweils ein buntes Rahmenprogramm mit Verpflegungs- und Infoständen, Musik, Töggeliturnieren und vielem mehr geboten. An den Antiracups wird auch aktiv die Teilnahme von geflüchteten Menschen gefördert, um ihnen so einen spassigen Tag und Kontakt zu ihren Mitmenschen zu ermöglichen.
Mit der Durchführung der antirassistischen Fussballturniere wollen wir auf kreative Art der Allgegenwärtigkeit von Rassismus in unserer Gesellschaft entgegenwirken. Die Anlässe sind selbsttragend und nicht profitorientiert, was jedes Jahr möglich gemacht wird durch unzählige freiwillige Helfer*Innen mit vielen kreativen Ideen und grossem Engagement. Ebenfalls hervorzuheben ist, dass es an sämtlichen Turnieren in den letzten zehn Jahren zu keinen nennenswerten Vorfällen, weder auf noch neben dem Platz, gekommen ist. Unstimmigkeiten während den Spielen werden dabei von den Teams selber geregelt, Schiedsrichter*Innen sucht mensch am Antiracup vergebens.
Denn statt rivalisierendem Ehrgeiz soll der gegenseitige Respekt und ein faires Miteinander den gemeinsamen Tag bestimmen. Der Austausch und Spass steht klar im Vordergrund, die sportlichen Ambitionen sind zweitrangig.
Die 11-jährige Jubiläumsausgabe
Den Erfolg dieser Turniere und das 11-jährige Bestehen planten wir dieses Jahr mit einer einmaligen, etwas grösseren und zweitägigen Jubiläumsausgabe zu feiern. Neben dem Spielbetrieb über zwei Tage sollten Konzerte am Samstagabend, ein ausgebautes Rahmenprogramm und ein kleiner Campingplatz dem ganzen Anlass eine gewisse Festivalstimmung geben.
Zu diesem Zweck wurde bereits mit der Bewilligung für den 10. Antiracup vergangenen Juni eine Projektskizze bei der Stadtpolizei eingereicht. Diese teilte uns anschliessend mit, dass über einen Anlass dieser Grösse die Entscheidung nicht bei ihnen liege und sie unsere Anfrage weiterreichen würden. Bei der üblichen Besprechung vor dem Cup auf dem Posten der StaPo wurden wir dann mündlich informiert, dass die Stadt Solothurn nicht Hand bieten würde für einen Anlass dieser Form.
Etwas verblüfft und enttäuscht nahmen wir dies damals so zur Kenntnis und begannen mit der Suche nach einem stadtnahen Gelände zur Durchführung des Anlasses. Heute ist es sicher als Fehler zu werten, dass wir damals nicht weiter auf die Stadt zugegangen sind und eine (schriftliche) Begründung ihrer Haltung eingefordert haben. Denn es zeigte sich schnell, dass es nicht leicht werden würde eine geeignete (Sport-)Anlage zu finden. Sämtliche Fussballplätze, welche von Vereinen genutzt werden, haben schlicht keine freien Kapazitäten für ein weiteres, zweitägiges Turnier. Der für unsere Bedürfnisse gut geeignete Platz der Scintilla zwischen Zuchwil und Luterbach, kann nach schlechten Erfahrungen mit anderen Veranstalter*Innen nicht mehr für Plauschturniere genutzt werden. Ebenfalls konnte uns weder der kantonale Verantwortliche von Jugend und Sport noch die Fachstelle gegen Rassismus bei der Suche weiterhelfen. Dank Beziehungen erklärten Mitte Februar der Pächter sowie der Besitzer einer Landwirtschaftsfläche in Biberist am Ortsrand zu Solothurn bereit, uns ihr Gelände für den Antiracup Ende August zur Verfügung zu stellen.
So reichten wir Ende März fristgerecht und gemäss den Anforderungen ein Bewilligungsgesuch für einen Anlass vom 18. - 20. August bei den Behörden in Biberist ein.
Für den 3. Mai wurden wir dann von der Bauverwaltung zu einem Gespräch eingeladen, bei welchem neben den zuständigen Personen der Gemeinde auch die Kantonspolizei beteiligt war. Die von unserer Seite anwesenden drei Personen kamen sich im Verlauf dieses Gespräches öfters wie Schulbuben vor. Denn trotz eingereichtem, detailliertem Konzept und Bereitschaft zu gemeinsamen Verhandlungen, wurden sie behandelt als hätten sie eine Idee, welcher sie nicht gewachsen sind und welche mensch ihnen ausreden will. Zum Schluss wurde ihnen erläutert, dass sie bis am darauf folgenden Freitag einen definitiven Entscheid von der Bauverwaltung erhalten werden.
Telefonisch, und auf unser Verlangen auch per Email, wurde uns dann eine Absage erteilt. Begründung: die Gemeinde bewillige keine Anlässe in der Landwirtschaftszone und am Rande von besiedeltem Gebiet. Zudem sei das von uns erstellte Konzept nicht vollständig. Als Alternative wurde uns ein Sportplatz im Dorfzentrum, eine Turnhalle mit sehr beschränkter Kapazität für das Abendprogramm und Übernachtungsplätze in der Zivilschutzanlage angeboten. Ein Angebot das sicherlich gutgemeint und grosszügig ist, jedoch nicht den Rahmen bietet um den Anlass, welchen wir geplant haben durchzuführen. Ausserdem wären mehr Anwohner*Innen durch die Lärmemission betroffen. Nachdem wir die Absage vergangene Woche auch noch schriftlich und in offizieller Form erhalten haben, beschlossen wir, beim Gemeinderat von Biberist Einsprache gegen diesen Entscheid zu erheben.
Anlässe in dieser Grössenordnung finden immer wieder in ähnlicher Umgebung statt, wie z.B. das Tambourenfest. Nach über zehn Jahren selbstbestimmter und eigenständiger Organisation eines unkommerziellen Anlasses haben wir genug Erfahrung gesammelt, um das Jubiläum in diesem Ausmass auf die Beine zu stellen. Wir sind der Meinung, dass uns somit ein unvoreingenommenes und korrektes Bewilligungsverfahren zusteht. Ebenfalls haben uns direkte Anwohner*innen des Feldes ihre schriftliche Zustimmung für den Anlass abgegeben.
Sollte die Einsprache keinen Erfolg haben, wird es in diesem Jahr wohl keinen Antiracup Soletta geben. Auch ist noch völlig offen, ob wir das Jubiläum nachholen werden, oder ob dies das definitive Ende eines der wohl beliebtesten und populärsten Grümpelturniere im Raum Solothurn ist.
LOVE FOOTBALL – HATE RACISM
Kämpfe Soletta!
Euer Antiracup ist grossartig! Wir wünschen euch viel Glück mit den Einsprachen. Auf das es eine elfte Ausgabe geben wird.
Soletta bleibt stabil!