Eine Gruppe von Menschen hat am Samstag, 3. Juni, die Villa Rühl in der Mönchebergstraße in Kassel besetzt. Mit der Aktion soll der Aufbau eines sozialen Zentrums in Kassel beginnen, der selbstorganisierten und solidarischen Strukturen in der Stadt zur Verfügung steht. Gruppen, Initiativen und Einzelpersonen können sich mit ihren Ideen einbringen und diesen Ort nach ihren Bedürfnissen gestalten.
"Wir sollten uns die Räume nehmen, die wir brauchen, denn für uns sind sie da!", sagt die Aktivistin Anna Goldmann. "Es ist ein Skandal, dass unzählige Häuser und Flächen in einer Stadt leer stehen, obwohl dringend Räume für unkommerzielle und selbstorganisierte Projekte gebraucht werden."
Die Besetzer*innen machen darauf aufmerksam, dass in den letzten Jahre nahezu alle Freiräume in Kassel verschwunden sind, unter anderem das Karoshi, die Kulturfabrik Salzmann und das HAUS. Dabei sind solche Orte mehr als nur der Treffpunkt einer bestimmten Szene. Soziale Zentren haben vielmehr das Potenzial, dass sich in ihnen solidarische Formen von Gesellschaft entwickeln. Sie können Raum bieten für die Arbeit von Initiativen und Gruppen, die politisch und/oder kulturell aktiv sind. "Zudem sind sie unerlässlich, wenn es darum geht, dass wir uns gegenseitig in unseren Kämpfen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung unterstützen", so Goldmann.
Solidarität statt Profit
Die Aktivist*innen kritisieren, dass von der voranschreitenden Modernisierung der Stadt nur sehr wenige Menschen profitieren, weil nicht die Bedürfnisse der Bevölkerung im Vordergrund stehen, sondern Gewinninteressen und Konkurrenzlogik. Anna Goldmann sagt dazu: "Das führt dazu, dass Menschen sich die steigenden Mieten nicht mehr leisten können, verdrängt werden oder am Ende des Monats noch weniger Geld für ihre Grundbedürfnisse zur Verfügung haben."
In der Nordstadt breitet sich die Universität weiter aus und verdrängt die ursprünglichen Bewohner*innen. Solidarisch genutzte Räume wie der Lucius-Burckhardt-Platz werden zubetoniert; Wohngebäude werden abgerissen und die freien Flächen mit profitablen Appartments für Studierende bebaut. Die Besetzung und Umwandlung der Villa Rühl in "Unsere Villa" stellt sich diesem Trend entgegen und bietet einen Freiraum für alle. "Um diesen nachhaltig umzusetzen sind wir sehr gerne bereit mit der Uni, als Eigentümerin des Gebaudes zu verhandeln!" betont Anna Goldmann. "Wir haben uns bereits mit der Uni in Verbindnung gesetzt und hoffen auf produktive und nette Gespräche."
"Unsere Villa" kann ein Ort der Begegnung in der Kasseler Nordstadt werden, der nicht der Willkür von Eigentümer*innen unterworfen ist und nicht von der Gnade der Stadt abhängig ist. Sie bietet Platz und unzählige Möglichkeiten der Gestaltung. "Sie kann Raum für all unsere Ideen sein, damit wir gemeinsam und solidarisch den alltäglichen Erzählungen von Konkurrenz und Verwertbarkeit etwas Großartiges entgegensetzen können", sagt Anna Goldmann. Was das sein wird, bestimmen die Menschen, die sich in der Villa aufhalten.
Gemeinsame Entscheidungen im Plenum
An diesem Ort soll niemand mit der Vermietung von Räumen oder kommerziellen Angeboten Profit machen. Stattdessen haben alle Menschen einen gleichberechtigten Zugang, ohne Konsumzwang oder Mitgliedsbeiträge. Goldmann: "Dieser Raum gehört uns allen, wir wollen ihn gemeinsam gestalten. Wir laden alle ein vorbei zu kommen und ihre Ideen und Bedürfnisse einzubringen!"
Erste Ideen, die die Besetzer*innen gerne umsetzen würden sind eine Küche für Alle, ein Umsonstladen sowie nicht-kommerzielle Kunst und Kultur.
Aktuelle Informationen und die Grundsatzerklärung unter: villakassel.wordpress.com
Mail: unsere_villa@riseup.net
Pressehandy: 0163 368 24 20
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Super AKtion, wünsche euch alles GuTe!
Liebesgrüße aus Bochum
Wir bleiben alle :D