Nachbarschafts-Vernetzungs-Treffen / Neighborhood-Networking-Meeting, Sa, 29 April @ Schützpark
Besetzung der Kienmayergasse 15 geräumt – Und jetzt?
Die Besetzung des Hauses in der Kienmayergasse 15 ist vorbei, doch der Kampf geht weiter!
Das Haus wurde nicht freiwillig verlassen! Es ist anders als Medien es
darstellen! Niemand hat Forderungen des Eigentümers erfüllt, niemand ist
freiwillig gegangen. Zum Zeitpunkt der Räumung war zwar niemand
Zuhause, aber das heißt nicht, dass Besetzer*innen nicht lieber
geblieben wären! Dass die Polizei es aufgrund einer Räumungsklage des
Eigentümers “Vestwerk” geräumt hat, zeigt ganz klar, wen die Gesetze und
dessen Vollzieher*innen beschützen: Eigentum, Profit, Macht,… Jene, die
darüber nicht verfügen rutschen unten durch, werden verdrängt, werden
zu Betroffenen einer kapi-talistischen Verwertungslogik die sie sich
nicht ausgesucht haben.
Um ein selbstbestimmtes Leben zu leben braucht es keine Gesetze und auch keine Vollzieher*innen, auch niemanden der über unsere Zuhause bestimmt und daraus Profit macht. Was es viel eher braucht ist Solidarität unter den Nachbar*innen im Grätzl, ein Netz an gegenseitiger Unterstützung und eine Atmosphäre in der die Polizei und die Eigen-tümer*innen wissen, dass sie hier nicht einfach mit unseren Leben spielen können und mit uns machen können was sie wollen.
Das wurde auch in der Veröffentlichung der Besetzung erwähnt: “In diesen Tagen geht es nicht darum, Leerstand aufzuzeigen oder etwas von dieser Stadt zu fordern, sondern darum, auf Zustände aufmerksam zu machen und etwas loszutreten, sich der eigenen Kraft bewusst zu werden, sich etwas nicht nehmen zu lassen, sich nicht verdrängen zu lassen, das Grätzl und Gemeinsamkeiten feiern und sich gegenseitig zu unterstützen.”
Und wenn dieser Besetzung eines gelungen ist, dann das!
Schade, dass das Haus jetzt wieder leer ist und der Eigentümer eine
private Sicherheitsfirma davor gepflanzt hat. Aber was sie uns nicht
nehmen können ist, dass sich Leute dadurch kennengelernt haben, begonnen
haben sich zu vernetzen, Solidarität untereinander aussprechen,…
Es ist zu hoffen, dass den zahlreichen Medien-vertreter*innen, durch
ihre Gier nach einer heißen Story, der Fakt, dass sie keine Interviews
mit Besetzenden bekommen haben, im Schlund stecken bleibt. Wir verkaufen
unsere Absichten, Gesichter und Aktionen nicht! Durch die
Gesprächs-verweigerung haben sie sich dann auf die Nach-bar*innen
gestürzt, wodurch diese zumindest ihre Situationen schildern konnten und
ihren Unmut über die voranschreitende Aufwertung des Grätzls und die
Verdrängung dadurch, veröffentlichen konnten. Außerdem hat die
Straßensperre während der Räumung nochmal viele Leute auf die
Geschehnisse aufmerksam gemacht, die noch nichts davon mitbekommen
hatten, und so ziemlich alle findens Scheiße was die Polizei da
macht/gemacht hat.
Die Firma Vestwerk und ihre Projekte
Vestwerk stellt ein Paradebeispiel für eine Aufwertungsfirma dar. Das
Vorgehen sieht meistens wiefolgt aus: Gebäude aufkaufen, Mietverträge
kündigen bzw. nicht verlängern bzw. Mieter*innen mittels Zahlung von
Geldern rauskaufen bzw. Mieter*innen rausekeln indem man ihnen dort das
Leben so ungemütlich wie möglich macht und das Haus verfallen lässt.
Wenn alle draußen sind, kann abgerissen werden und mit dem Bau von
Luxuswohnungen begonnen werden, die sich die Leute, die vorher dort
gewohnt haben, niemals leisten könnten.
Vestwerk hat mehrere solche Projekte in Wien und Deutschland. Neben dem
Projekt in der Kienmayergasse (für welches gleich 3 Gebäude abgerissen
werden sollen:
https://www.vestwerk.com/kopie-von-8 -und so wie es aussieht auch der
Schützpark neben dem Haus “modernisiert” werden soll), gibt es u.a. noch
das Projekt des Kronenhauses auf der Inneren Mariahilfer Straße 110,
bei dem ein ganzes Wohnhaus zu einem Einkaufszentrum umgebaut werden
soll(https://www.vestwerk.com/project-2).
Der kritische Kulturverein mo.e hat sich über 1 Jahr gegen den Rauswurf durch Vestwerk gewehrt(http://www.moe-vienna.org/).
Insgesamt verfügt Vestwerk über 40.000m2 im Wert von ca. 135 Millionen
Euro, mit denen sie munter “wirtschaften”. Der Firmensitz befindet sich
in der Dorotheergasse 12 im 1. Bezirk.
Was kann man dagegen tun?
Vermutlich verspüren viele Leute bei dieser Frage eine Ohnmacht, allerdings gibt es so einiges was man tun kann:
Bastelt selber Flugblätter, Plakate oder was auch immer euch so einfällt
und verteilt es in der Nachbar*innenschaft, hängt Transparente aus
eurem Fenster oder anderswo auf, redet mit euren Nachbar*innen, seid
kreativ! Leistet Widerstand gegen Zwangsräumungen und Rauswürfe! Bleibt
in euren Wohnungen obwohl sie euch Verträge kündigen bzw. nicht
verlängern und sucht euch Unterstützung von Nachbar*innen, der Gruppe
“Zwangsräumungen verhindern”
(https://zwangsraeumungenverhindern.noblogs.org/), der
MieterInnen-Initiative
(https://mieterinnen.org/wp, 01/3194486) oder bei anderen!
Lasst euch von der Polizei nichts gefallen und redet nicht mit denen, denn es geht sie nichts an, was eure Pläne sind!
Zur weiteren Vernetzung im Grätzl gibt es ein Treffen am
Sa, 29. April, um 16Uhr im Schützpark
Dort können gemeinsam Ideen gesammelt werden, Kontakte geknüpft und Unterstützung gefunden werden!
Ein wichtiger Aspekt zum Schluss
Ein Fakt, der in diesem Text bisher etwas untergegangen ist, ist, dass
prekäre Wohnsituationen, Verdrängung und Aufwertung Aspekte sind, die in
eine kapitalistische Verwertungslogik eingebettet sind. Wenn uns die
Möglichkeiten offen stehen, gehen wir in die Schule, machen
Ausbildungen, Fortbildungen, studieren, gehen arbeiten usw… Wenn uns die
Möglichkeiten nicht offen stehen, bleibt oft nichts als ein Leben am
Rande der Legalität oder in der Illegalität, bei dem schon fast jede
Bewegung dazu führt im Knast zu landen.
Bestimmt von Gesetzen werden unsere Leben in Bahnen gelenkt, die wir uns
nicht ausgesucht haben und in denen wir uns niemals selbst gehören. Um
eine Umgebung zu schaffen, bei der es nicht nötig ist auf eine
Karriereleiter zu klettern, um akzeptiert zu werden bzw. bei der es
nicht nötig ist, dass Leute in der Illegalität leben, damit andere auf
diese Karriereleiter klettern können, liegt es an uns selbst, aus dieser
Logik auszubrechen und andere Wege zu gehen, uns unsere
Selbstbestimmung nicht nehmen zu lassen, Widerstand gegen das
Gegenwärtige zu leisten und an allen Ecken und Enden aufmüpfig zu sein.
Nehmt ihr uns die Häuser, nehmen wir uns die ganze Stadt!
Solidarität & Widerstand…
…Gegen die Stadt der Reichen!
HIER gibts den Flyer als PDF zum runterladen!