Über das Sparprogramm, Streiks und Widerstand, die anarchistische
Bewegung und die politischen Entwicklungen und Perspektiven berichtet
Ralf Dreis.
Er ist langjähriger Griechenlandkorrespondent für diverse linke und
anarchistische Zeitungen. Er arbeitet als Griechisch-Übersetzer,
pendelt zwischen
Deutschland und Griechenland und ist Mitglied der FAU-Frankfurt.
WANN Sonntag 16. Mai 2010 20 UHR
Wo KTS (79100 FR, Basler Straße 103)
Die Ermordung des 15-jährigen Schülers Aléxandros Grigorópoulos durch Polizeibeamte in Athen, hatte im Dezember 2008 zu einem beispiellosen sozialen Aufstand in Griechenland geführt.
Heute, anderthalb Jahre danach, hat sich die Lage auf den
verschiedensten Ebenen dramatisch zugespitzt. Klandestine
Organisationen propagieren die Aufnahme des bewaffneten Kampfes; Der
Athener Szenestadtteil Exárchia befindet sich faktisch unter
Polizeibesatzung; Anschläge faschistischer/parastaatlicher Gruppen auf
MigrantInnen, besetzte Häuser, anarchistische Treffpunkte haben
erschreckende Dimensionen erreicht; Das Land ist politisch gespalten
und befindet sich am Rande des wirtschaftlichen Abgrunds.
„Die Griechen“, so das in den bürgerlichen Medien vermittelte Bild,
sind korrupt und faul, haben jahrzehntelang über ihre Verhältnisse
gelebt, um danach ausgeruht mit 50 in Frührente zu gehen.
In Erwartung rettender deutscher Steuergelder, besitzen sie jetzt die
Frechheit gegen dringend gebotene Lohnkürzungen zu streiken.
Das ressentimentgeladene Rauschen im deutschen Blätterwald ist die
Begleitmusik zur knallharten Durchsetzung des Stabilitäts- und
Wachstumspaktes in der Europäischen Union.
In der Wirtschafts- und Finanzpolitik steht das Land quasi unter
Zwangsverwaltung. Denn in der EU-Kommission geht die Angst vor einem
Auseinanderbrechen der Eurozone um. Nicht nur die griechische
Schuldenkrise gefährdet die Stabilität der Gemeinschaftswährung,
sondern der als Domino-Effekt befürchtete Bankrott in weiteren
Mitgliedstaaten. Ein radikales Sparpaket wurde Anfang März
verabschiedet. Das Schuldendefizit soll vor allem durch Sozialabbau,
Lohn und Rentenkürzungen gedrückt werden.
RDL-Interview mit dem Referenten