Wir rufen auch in diesem Jahr wieder dazu auf, am Silvester-Abend vor der JVA Freiburg gegen Knäste und für die Freiheit zu demonstrieren. Um 18.00 findet in der Hermann-Herder-Straße 8 eine Anti-Knast-Kundgebung statt. Warum gegen Knäste demonstrieren? Eine gute Antwort gibt folgender Text, der 2012 als Aufruf von anarchistischen und autonomen Individuen und Gruppen in vielen Städten plakatiert wurde:
Silvester zu den Knästen! Überall vor Abschiebezentren und Strafanstalten!
Lautstarke Demos vor Knästen sind eine anhaltende Tradition in einigen Orten dieser Welt, um während des Jahreswechsels an diejenigen zu erinnern, die vom Staat gefangen gehalten werden. Ein Weg, um Solidarität auszudrücken mit Menschen, die inhaftiert sind.
Ob vor den Strafanstalten oder den Abschiebeknästen, wo Menschen in Abschiebehaft gehalten werden, da sie die falschen oder gar keine Papiere besitzen, wollen wir zusammenkommen, um die Einsamkeit und Isolation zu durchbrechen.
Dieses Knastsystem ist nicht reformierbar, denn es ist von Grund auf falsch, hier und überall. Es macht keinen besseren Menschen, es trägt nicht zur Lösung sozialer Konflikte bei. Das herrschende, auf Konkurrenzdenken und Ungerechtigkeit basierende Nebeneinander sperrt Menschen weg, oder schiebt sie ab, um auf der einen Seite alles Problematische von sich zu stoßen und auf der anderen Seite diejenigen, die verzweifelt nach der Freiheit suchen, abzuschrecken und Exempel zu statuieren.
Ob Menschen eingesperrt sind, weil sie vielleicht geklaut oder Eigentum zerstört haben, ohne Ticket gefahren sind oder im Knast sitzen, weil sie aus Perspektivlosigkeit oder Angst verfolgt zu werden aus ihrem Herkunftsland geflüchtet sind – dies alles beruht auf ein- und derselben Tatsache: das Bestehen von herrschenden Normen, die festlegen, was falsch und was richtig ist, was geschützt und was bestraft werden muss. Gesetze und Regeln, die von einigen wenigen beschlossen werden, denen sich andere wiederum unterwerfen müssen. Diese Logik der Bestrafung und des daraus resultierenden Einsperrens gilt es zu durchbrechen. Dabei ist die Abschaffung aller Zwangsanstalten für uns nur innerhalb eines Prozesses möglich, welcher die gesamten aktuellen Zustände umwirft, um eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung zu ermöglichen.
Egal, wo ihr euch aufhaltet, trefft euch Silvester vor den Knästen, seid laut und verleiht der Idee von einer Welt ohne Herrschaft und Zwang auf der Straße euren Ausdruck. Wir wollen unsere Solidarität und unsere gegenseitige Hilfe nutzen, um all diese Mauern Stein für Stein einzureißen.
Wir wollen eine Welt ohne Mauern und Grenzen. Wir werden zusammen kämpfen:
BIS ALLE FREI SIND!
Ich würde auch niemanden einsperren, der ohne Ticket fährt
Aber in der Liste von eingesperrten Menschen fehlen noch ein paar: Was ist mit Menschen, die eingesperrt sind, weil Sie andere ermordet haben? Oder solche, die andere vergewaltigt haben?
Ist die Tatsache, dass da eine Norm herrscht, die festlegt, dass sowas falsch ist ist und bestraft werden muss (um mal den text frei zu zitieren) ein Problem, gegen das protestiert werden muss? Ich finde nicht.
Für eine Gesellschaft ohne Knäste
Das Problem ist, dass diese Gesellschaft Leute zu Verbrechern macht, die es in einer befreiten Gesellschaft nie geworden wären. So ist "für eine Gesellschaft ohne Knäste" zu verstehen und nicht "alles bleibt, wie es ist, und wir öffnen die Knasttüren".
Es ist durchaus möglich (und nicht unwahrscheinlich), dass es auch in einer befreiten Gesellschaft noch Mörder und Vergewaltiger gibt. Aber Knäste sind keine Lösung für dieses Problem, sie erzeugen nur mehr Probleme.
Als Anregung: Angela Davis: Are Prisons Obsolete? (PDF)