Straßenschlacht in Athen zum Obama Besuch

Plakat 1

Diese Ironie konnte sich der US Präsident Obama nicht verkneifen, ausgerechnet am 15. November, dem ersten Tag der jährlichen Gedenkrituale an den Polytechnio Aufstand vom 17.11.1973, besuchte der berüchtigte Kriegsverbrecher die griechische Hauptstadt. Die Rituale linker und anarchistischer Gruppen in Athen sind in diesen Tagen immer anti-amerikanisch weil der Putsch der Obristen 1967 von der CIA vorbereitet wurde und die USA die Diktatur bis 1974 unterstützten. Die Parolen der Studierenden und ArbeiterInnen, die vor 43 Jahren das Polytechnio besetzten waren deshalb auch „Freiheit“, „Nieder mit den USA“ und „Schluß mit der NATO“.

 

Es ist aber, bis auf die lächerlichen Floskeln der KKE, kein plumper Antiamerikanismus, der sich seitdem jedes Jahr in einer Demonstration zur US Botschaft äußert. Die Stadt ist voll mit Geflüchteten aus Kriegsgebieten und Obamas Drohnen-Krieg wird hier nicht als Schritt zum Frieden angesehen, genauso wie die humanitären Katastrophen eindeutig mit der Rücksichtslosigkeit der ersten Welt – also dem Imperialismus – in Verbindung gebracht werden. Auch die rassistischen Mordserien der amerikanischen Bullen haben dem Präsidenten keine Sympathien gebracht. Die Solidarität mit den dortigen UnruhestifterInnen und den Knastkämpfen findet sich in viele Texten aus Athen.

 

Viele AnarchistInnen hatten sich in den letzten Jahren vom November Gedenken abgewendet, angewidert von der Vereinnahmung durch linke Gruppen und Parteien und ohne Hoffnung auf die ob ihrer Route gefährliche Demonstration. Erst im letzten Jahr verliefen die Auseinandersetzungen mit den Bullen wieder erfolgreicher als zuvor. Der Besuch von Obama sorgte dementsprechend für eine hohe Mobilisierungsfähigkeit des gesamten Widerstandsspektrums, auch wenn das nicht an den legendären Besuch von Bill Clinton 1999 heran reichte, als Athens Zentrum brannte.

 

SyrizAnel wollte das natürlich nicht zulassen, auch der demokratische Teil des Protestes wurde kurzerhand zerschlagen, als sich gegen 18 Uhr eine Demonstration mit tausenden TeilnehmerInnen vom Polytechnio auf den Weg zur US Botschaft machte. Bereits vor dem Syntagma Platz geriet die Demo in Handgreiflichkeiten mit den Bullen, die den radikaleren Teil in Richtung Polytechnio zurück trieben. War es den Bullen in den letzten Jahren gelungen eine Besetzung des Unigeländes zu verhindern, konnte sich diesmal die Masse durchsetzen, vielleicht auch aus taktischen Gründen der Bullen, die den Konflikt auf Exarchia begrenzen wollten.

 

Also kam es auf der Stournari Straße zu ersten Barrikaden und Kampfhandlungen mit den nachsetzenden MAT Einheiten. Diese versuchten durch Seitenstraßen eine Einkesslung der DemoteilnehmerInnen zu erzielen, waren aber schnell mit einem repräsentativen Durchschnitt der NutzerInnen des Gebiets von Exarchia konfrontiert, inklusive einigen MigrantInnen und konnten keine der eroberten Kreuzungen länger halten. Zum ersten Mal seit einiger Zeit wurden die Bullen richtig aus dem Viertel rausgefeuert, was auch ihrem Einsatzauftrag geschuldet war, nämlich der vorrangigen Sicherung des Zentrums. Unter den Augen von drei Hubschraubern führten die Bullen ihr ganzes Arsenal an Chemiewaffen und Blendschock vor, wozu auch mittels Gewehr auf Kopfhöhe verschossene Projektile gehörten. Die VerteidigerInnen des Polytechnio hatten allerdings einen nie versiegenden Vorrat an Molotov Cocktails und Steinen zur Verfügung, so das erst einsetzender Regen und beidseitige Erschöpfung zum Abflauen der Auseinandersetzungen nach drei Stunden führte. Nebenbei wurde auch die Polizeistation von Exarchia angegriffen. Bislang wurden fünf Festnahmen bekannt.

 

Außerhalb der direkten Krawall Zone waren viele Teile der sonst sehr quirligen Stadt wie ausgestorben, wohl aus Angst vor der von der Regierung verkündeten „höchsten Sicherheitsstufe“, die den Einsatz sämtlicher vorhandener Bullen bedeutete. Ob diese Stimmung den Tagen nach dem Militärputsch 1967 ähnlich ist, können wohl nur ZeitzeugInnen beurteilen. Warum Syriza in Deutschland von Gruppen wie der IL so gehypt wird, sollen die Betreffenden jedoch mal erklären.

 

Demoaufruf: https://de-contrainfo.espiv.net/2016/11/14/athen-besuch-von-b-obama-in-a...

 

Video: https://www.youtube.com/watch?v=Diqgt8ZHavg

 

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So unterschiedlich kann die Reaktion der Linken in verschiedenen Ländern sein. In Deutschland wird der oberste Repräsentant des US-Imperialismus ja eher wohlwollend bis begeistert betrachtet, in Teilen dessen, was sich als Linke begreift.

Aber die griechischen Genossen gehen ja auch rigoros gegen Rauschgifthändler vor, während man hierzulande diese ja oftmals liebevoll als Teil der Folklore betrachtet.

Da gibt es eben doch so kleine Unterschiede.

Laut Indymedia Athen gab es 7 Festnahmen.

Es gab in mehreren griechischen Städten gestern Demonstrationen auch auf der Insel Kreta wo es einen Nato-Stützpunkt gibt gab es zwei Demonstrationen.

 

Auch im Athner Knast Korydallos gab es Proteste der Gefangenen.

 

htpps://www.rt.com/news/367049-athens-police-obama-protest/

 

RuptlyTV hat über 5 Stunden Live berichtet: htpps://www.youtube.com/watch?v=V7ZfdXTp1pg

Eine Einkesselungsversuch durch die Bullen hat wohl kaum stattgefunden, die Cops waren absolut unmotiviert und die Ketten erstaunlich dünn, in Anbetracht einer Masse von etwa 30.000 Demoteilnehmern, davon viele mit Helmen, Mollies und Stöcken. Da wär auf jedenfall mehr gegangen, hätte man denn gewollt. Letztlich ist die Strategie der Cops aufgegangen, die Krawalle auf Exarchia zu begrenzen und den Medien nicht die Bilder von brennenden Einrichtungen des Kapitalismus zu liefern, die nötig gewesen wären, um die Proteste weltweit in die Medien zu bringen. Es zeigt sich erneut, dass zehntausende Demonstranten noch lange kein Grund sind für eine Berichterstattung in den Mainstreammedien.

Ein paar Mainstreammedien berichten schon, wenn auch "zeit"verzögert. Hier z.B. ein ganz netter Videobericht, auch wenn die Teilnehmerzahlen wie üblich weit nach unten gelogen werden: http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-11/barack-obama-athen-praesident-usa-europa-besuch Interessant ist auch die völlig verkürzte Anaylse, die Linken würden demonstrieren, weil sich Obama in den letzten Jahren nicht genug für das Land eingesetzt habe. Die tatsächlichen Gründen für den Protest kennt der Autor wahscheinlich nicht oder er möchte/darf nicht darüber berichten.

"Es ist aber, bis auf die lächerlichen Floskeln der KKE, kein plumper Antiamerikanismus"

 

Was meint der/die Autorin mit "lächerlichen Floskeln"? Ich habe mir aus Neugierde mal den Aufruf der KKE zur Demo angesehen. Darin geht es um die Kriegspolitik der USA, die Zuspitzung der innerimperialistischen Widersprüche, die Präsenz der NATO in der Region, die Rolle, welche die Syriza als Vermittlerin zugunsten des griechischen Kapitals zwischen verschiedenen imperialistischen Mächten wahrnehmen will oder auch um die Situation der Flüchtlinge die über keine sicheren Transportrouten verfügen. Das scheint mir, im Gegensatz zu Teilen dieses Berichts, alles wenig floskelhaft.

Die Position der KKE zu den Protesten ist auf der deutschsprachigen Webseite gut beschrieben: http://de.kke.gr/de/articles/KEINEN-FUSSBREIT-DEN-MOeRDERN-DER-VOeLKER/

Statt gegen die USA und Obama sollten die Leute lieber gegen Syriza und das EU-Regime demonstrieren. Was Kriegstreiberei und Ausbeutung angeht hat die neoliberale Politik in Europa grade die Nase vorn. Mit der Rückzugspolitik von der Nato und der US-Isolationspolitk weg von der Welt durch Trump, wird die deutsche Vormachtrolle noch steigen. Es mag ja historisch richtig sein gegen den CIA Putsch zu demonstrieren, aber aktuell sind andere Fragen sicher drängender. Merkel, Putin, Erdogan,  da ist Obama wohl noch das kleinste Übel.

Aufruf der KKE oben gelesen? Wird dort beides etwa gleichviel gewichtet..

Den Hauptkriegstreiber dieser Welt mal einfach so für harmlos zu erklären, das verschlägt einem ja regelrecht den Atem, passt aber gut zu dem was sich hier als Linke versteht.

Hauptkriegstreiber gibt es nicht. Aktuell sicher zumindest nicht die USA unter Obama die eine eher zurückhaltende Politik nach dem Irakdesaster fahren, sondern ganz offensichtlich vor allem  Russland, arabische Staaten und die EU samt Nato, wie eine Liste akteueller Kriege und deren maßgebliche Akteure zeigt.

 

Ukraine (Russland)

Türkei (Türkei)

Jemen (Saudi Arabien)

Lybien (Nato / Europa)

Mali, Niger, Tschad (Frankreich / Deutschland)

Afghanistan (Nato / Europa / Deutschland)

Irak (Iran, Saudi Arabien, USA, Großbritannien, Deutschland)

Syrien (Vor allem Russland, Iran, Türkei, schiitische Streitkräfte und arabische Staaten, Frankreich, USA, Deutschland)

 

Die Ursache überall in den USA zu sehen ist naives Wunschdenken. So einfach ist die Welt nicht mehr...

Im Gegenteil mit der Unterstützung von Kurd*innen stehen sie in Syrien zumindest teilweise auf der "richtigen" emanzipatorischen Seite

Ich lasse das mal so unkommentiert stehen, denn du entlarvst dich immer wieder selbst am besten.

Trotz aller schon länger gewachsenen Skepsis, bezüglich der Qualität der Linken in diesem Land, bin ich doch immer wieder aufs Neue erschüttert, was sich hier so alles als Linker ausgibt.

@anonym

 

es hat weder was mit Poplismus noch mit Protestritual zu tun, es geht doch nicht perse um Obama, sondern das ein hoher Amtsträger der USA in diesem Fall der scheidene US-Präsident am 15.11. an dem Tag wo jedes Jahr im Polytechnikum die dreitägigen Gedenkveranstaltungen zum Jahrestages des Studentenaufstandes im Jahre 1973 beginnen Athen besucht, eine größere Provokation gibt es nicht.

 

Du solltest dich ein wenig mit der Griechischen Geschichte beschäftigen (die USA hat die Hunta in Griechenland unterstüzt) um die Tiefe Ablehnung gegenüber der USA in der griechischen Bevölkerung zu verstehen.

 

In den verschiedenen Aufrufen von Anarchisten zur Demo am 15.11. wird sehr wohl die Syriza/Anel-Regierung angegriffen. Der Militarismus, der Nationalismus, Kürzungen usw.

 

Der Mehrheit der Anarchisten hat von Anfang an Syriza abgelehnt und bekämpft. Es werden regelmäßig die Büros von Syriza angegriffen.

Natürlich geht es dem Imperium um seine große, geostrategische wichtige Militärbasis auf Kreta, um Macht, die neben dem Dollar aus den Gewehrläufen kommt.

 

https://griechenlandsoli.com/2016/11/15dollar-und-gewehrlaeufe

 

Wir sehen uns im Juli auf den Straßen in Hamburg. SMASH G20 !