Oaxaca: Friedenskarawane angegriffen

hauswand irgendwo in mexiko

Paramilitärs greifen Friedenskarawane in Oaxaca an; zwei Tote
Eine Friedenskarawane, bestehend aus 40 Menschen aus sozialen und Menschenrechtsorganisationen, geriet am Nachmittag des 27. April im Ort La Sabana in einen Hinterhalt von Paramilitärs. Die Angaben über die Konsequenzen der bewaffneten Attacke sind noch nicht vollständig bestätigt, mehrere Personen gelten als verschwunden. 24 Stunden nach dem Angriff wurde klar, dass Beatriz Cariño, die Direktorin der sozialen Organisation CACTUS (Centro de Apoyo Comunitario Trabajando Unidos) mit Sitz in Huajuapán de León, und Juri Jaakkola, finnischer Menschenrechtsbeobachter, im Kugelhagel getötet wurden. Eine Verletzte konnte ins Spital eingeliefert werden, es ist dies Mónica Citlalli Santiago Ortiz, eine 22-jährige Reporterin der Fernsehstation Televisa (Bilder hier). Unter den Verschwundenen sind internationale BeobachterInnen sowie AktivistInnen aus Oaxaca und die beiden Reporter Érika Ramírez und David Cilia der Zeitschrift „Contralínea". Am Morgen des 28. April machten sich Einheiten der Bundespolizei auf den Weg in die abgelegene Zone der Triqui-Indigenen. Dies, nachdem Javier Rueda, der Sprecher Polizeieinheit Seguridad Publica von Oaxaca, erklärte, es stimme, dass es keine Polizeipräsenz in der Region gäbe, aber der Grund dafür „ist nicht Vernachlässigung, sondern Strategie".

Die seit Jahren herrschende politische Gewalt in der indigenen Region Triqui in der Mixteca von Oaxaca eskaliert seit Dezember 2009. Die PRI-Organisationen UBISORT und MULT attackieren die autonome Organisation MULT-I, welche in der Folge des Aufstandes von 2006 entstanden ist und sowohl der APPO als auch der „anderen Kampagne" der Zapatistas angehört. Seit dem 1. Januar 2007 hat MULT-I das Dorf San Juan Copala zum autonomen Bezirk erklärt (Bild). Offiziell gehört das Dorf zum Bezirk Santiago Juxtlahuaca. Die Region ist seit Jahrzehnten Hochburg der PRI, welche mit aller Gewalt die Kontrolle behalten will. Zu diesem Zweck wurde auch aus den Reihen von MULT die Partei PUP (Partido de Unidad Popular) gegründet, welche als simulierte Opposition der PRI zudient. Seit Jahresbeginn gab es Dutzende politische Morde. Mit Waffengewalt gelang es der UBISORT, den Regierungssitz des 700-Seelen-Dorfes San Juan Copala der MULT-I zu entreissen.

Gemäss Jorge Albino Ortiz, dem Sprecher des autonomen Bezirks, ist San Juan Copala seit Monaten im Würgegriff der Paramilitärs von UBISORT. Diese haben Strom und Wasserzufuhr abgestellt. Auch sind seit Januar weder LehrerInnen noch medizinisches Personal mehr im Dorf, "und wenn die Frauen auf der Suche nach hWasser und Essen sich getrauen, die Häuser zu verlassen, werden sie bedroht".

Die Friedenskarawane wollte Lebensmittel in die Gemeinde bringen, LehrerInnen an ihren Arbeitsplatz zurück begleiten. Die Karawane wurde unterstützt von den Organisationen Cactus, VOCAL, der Lehrergewerkschaft Sektion 22 und anderen sozialen Organisationen Oaxacas. Am Vortag der Attacke drohte der Sprecher der UBISORT offen, es würde niemand von der Karawane in die Gemeinde San Juan Copala gelassen.

Der Zeitpunkt der Eskalation ist kaum Zufall, beginnt doch am 2. Mai der Wahlkampf für die Gouverneurswahlen von Oaxaca. Gemäss letzten Umfragen liegt der Oppositionskandidat Gabino Cué klar in Führung vor dem PRI-Kandidaten Eviel Pérez Magaña. Die PRI regiert seit 80 Jahren ununterbrochen. Auch der aktuelle Gouverneur Ulises Ruiz Ortiz überlebte alle Proteste ungeschoren. Ein politischer Prozess zur Amtsenthebung ist trotz Urteil des höchsten Gerichts im letzten November nicht in Gang gekommen. Menschenrechtsorganisationen warnten davor, die PRI könnte ein Klima der Angst erzeugen, um so die Wahlen doch noch zu gewinnen. Doch auch die Regierung Calderón trägt grosse Mitverantwortung für die Straflosigkeit und Gewalt im touristischen Bundesstaat Oaxaca. Calderón befindet sich übrigens am 2. und 3. Mai auf Staatsbesuch in Deutschland.

P. Gerber, medico international schweiz

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Aktualisierung zum Angriff auf die humanitäre Mission, die San Juan Copala, Oaxaca besuchte: es wird der Tod von Bety Cariño und Jyri Jaakkola bestätigt

Compañeras und compañeros: Die humanitäre Karawane bestehend aus internationalen Beobachter_innen, Menschenrechtsverteidiger_innen, Journalist_innen, Lehrern und Mitgliedern diverser Organisationen aus Oaxaca, die sich auf dem Weg zum autonomen Gemeindebezirk San Juan Copala befand, wurde von einer Gruppe bewaffneter Männer in einen Hinterhalt gelockt. Dabei wurden mehre Personen verletzt und einige vermeintlich getötet. Es gibt keine offizielle Information über die Anzahl der verletzten und getöteten Personen, da die lokale Regierung sich weigert, die Zone zu betreten.

Die föderale Regierung hat ihrerseits dem Gesuch verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen, Abgeordneter und Senatoren, auf Betretung der Zone zur Bergung der Opfer nicht stattgegeben. Lediglich konnte der bedauernswerte, traurige und schmerzhafte Tod […] von Bety Cariño, Direktorin von CACTUS und Mitglied des Red de Radios Indígenas Comunitarias del Sureste Mexicano, und von Jyri Jaakkola, Menschenrechtsbeobachter finnischer Nationalität, bestätigt werden.

Bety Cariño Trujillo war seit mehr als 15 Jahren eine Verteidigerin der Menschenrechte, sie leistete kommunitäre Begleitungsarbeit in der Region der Mixteca, bei der sie Weiterbildungen für die indigene Bevölkerung der Region gab und den Frauen in der Zone Solidarität und Begleitung für die Verteidigung ihrer Rechte anbot. Ebenso förderte sie die Schaffung von Netzwerken solidarischer Ökonomie in verschiedenen Gemeinden der Zone und erreichte gemeinsam mit verschiedenen weiteren Organisationen die Schaffung des 'Red de Radios Indígenas Comunitarias del Sureste Mexicano'. Aktuell hatte sie die Begleitung einer internationalen Organisation des Schutzes für Verteidiger_innen der Menschenrechte aufgrund des Risikos bei der Ausübung der Arbeit in der Verteidigung der Rechte der indigenen Bevölkerung übernommen. Bety wird als unermüdliche Compañera und Kämpferin in unserer Erinnerung bleiben, welche ihr Leben bei der Begleitung einer humanitären Karawane verloren hat, die die Verbesserungen für die Marginalisierten ersuchte. Sie war eine zuverlässige, engagierte und unermüdliche Compañera, die unsere Kämpfe mit ihrem Mut begleitete. Dies veranlasst uns, nicht aufzugeben bis wir Gerechtigkeit und die Bestrafung für diesen barbarischen und brutalen Gewaltakt der paramilitärischen Gruppe erlangen, die diese Tat verübte und welche unter der Obhut der Regierung des Staates Oaxaca handelte.

Bis zu dem Moment des Verschickens dieser Mitteilung gelten auf Grund des Angriffes immer noch mindestens sechs Personen als verschwunden. Unter ihnen befindet sich ein Belgier, drei Mitglieder von VOCAL und zwei Journalist_innen der Zeitschrift „Contralínea“, welche die humanitäre Mission begleiteten. Die föderalen Autoritäten hatten es verweigert, in das Gebiet einzuschreiten, um den gesundheitlichen Zustand der Beteiligten der Mission festzustellen. Und dies, obwohl Berichten von Compañer@s aus Juxtlhuaca zufolge, um zehn Uhr des heutigen Tages ein Konvoi mit ungefähr 45 Polizei-Einheiten in Begleitung des „Ministerio Público“ und der „servicios periciales“ (Kriminalpolizei) eine Operation durchführten, um in das Anschlagsgebiet einzudringen. Bis zum jetzigen Moment ist allerdings das Ergebnis dieser Operation ungewiss.

1. Martin Sautan - Belgien 2. David Venegas - Oaxaca - Vocal 3. Noé Bautista - Oaxaca - Vocal 4. Fernando Santiago - Oaxaca - Brigadas Indígenas 5. David Cilia - Contralínea 6. Ericka Ramírez - Contralínea

In Folge dieser brutalen Aggression gegen die nationalen und internationalen Verteidiger_innen und Beobachter_innen der Menschenrechte sowie Vertreter_innen der Kommunikationsmedien und des schrecklichen Mordes an an unseren Compañer@s Bety Cariño und Juri Jaakkola fordern wir von den staatlichen und föderalen Autoritäten: Zutritt zum Schauplatz der Aggression, Bergung der Leichen, Rettung der Verschwundenen oder Entführten, Behandlung der Verletzten. Lebende Auslieferung der verschwundenen Aktivist_innen, Menschenrechtsverteidiger_innen und Journalist_innen, Ausstellung von Sicherheitsgarantien für die Verletzten und für die Überlebenden. Eingreifen der Generalstaatsanwaltschaft der Republik zur Aufklärung dieser Taten. Ermittlung und Bestrafung der geistigen und tätigen Verantwortlichen dieser Taten, einige von ihnen Einwohner_innen der Gemeinde La Sabana Copala, denn von den Häusern dieses Ortes ging die Attacke aus und vermutlich gehören sie der paramilitärischen Organisation 'Einheit für das soziale Wohlergehen der Triqui-Region' (UBISORT) an. Unparteiische, schnelle und treffende Aufklärung durch die Generalstaatsanwaltschaft der Republik, um die Mörder dieser paramilitärischen Gruppe zu bestrafen. Unmittelbare Amtsenthebung des Innenministers von Oaxaca, der Generalstaatsanwaltschaft und des Secretario de Seguridad Pública y Protección Ciudadana, aufgrund ihrer Weigerung auf angemessene Weise zu intervenieren, nachdem sie über diese Taten in Kenntnis gesetzt worden waren, wodurch sie das straf reie Handeln der paramilitärischen Aggressoren ermöglichten.

Wir ersuchen die Unterstützung von Organisationen der nationalen und internationalen Zivilgesellschaft bei der Denunziation dieser Taten, der Kommunikationsmedien bei ihrer Bekanntmachung und der gesamten Gesellschaft bei der Einforderung ihrer Aufklärung. CENTRO DE APOYO COMUNITARIO TRABAJANDO UNIDOS A.C. (CACTUS) Red de Radios Indígenas Comunitarias del Sureste Mexicano Alianza Mexicana por la Autodeterminacion de los Pueblos (AMAP)

 

Ein nachruf auf Jyri vom Cafe Libertad Kollektiv findet sich zusammen mit drei Fotos hier:

http://syndikalismus.wordpress.com/2010/04/29/mord-im-hinterhalt-juri-ja...