Am Samstagabend versammelte sich die Nachbarschaft von Boyle Heights und sandte eine simple und klare Botschaft an die Kunstgalerien, ihre Besitzer und Schirmherren, die das Viertel zur Zeit mit ihrer widerlichen bürgerlichen Kunst überschwemmen: VERPISST EUCH! Ihr seid hier nicht willkommen!
Anti-Gentrifizierung, Kapitalismus und die Notwendigkeit einer revolutionären Partei
Diese Konfrontation hat sich schon seit langem angedeutet und sie wird nur die erste in einer langen Reihe von Konfrontationen sein, sollten diese Galerien den Forderungen der Nachbarschaft keine Beachtung schenken. Mitglieder der Red Guards Los Angeles haben aktiv am Bündnis zur Verteidigung von Boyle Heights teilgenommen, welches vor einigen Monaten gebildet wurde, um der immer schneller voranschreitenden Gentrifizierung des Viertels Boyle Heights entgegenzutreten. Die Organisierungsarbeit mit den Bewohnern dieses Viertels war eine großartige Erfahrung für uns. Es war inspirierend, die Bereitschaft der Nachbarschaft zu sehen, zusammenzustehen gegen die bürgerlichen Stadtentwickler, Spekulanten und Galeriebesitzer, die einen sehr viel größeren Zugriff auf Kapital und die repressive Staatsmaschinerie haben als dieses vor allem von Migranten geprägte Arbeiterviertel jemals haben wird – zumindest solange sich dieses Land weiterhin unter Kontrolle der Kapitalisten und ihrer Schweine-Fußsoldaten befindet. Trotz dieses offensichtlichen Machtungleichgewichts bleibt die Nachbarschaft widerständig und steht standhaft zu ihren Zielen.
Der Anti-Gentrifizierungskampf in Boyle Heights macht
uns das maoistische Prinzip, welches unsere Arbeit entscheidend
bestimmt, mehr als klar: Die Volksmassen, und nur die Volksmassen, sind
die Triebkraft der Weltgeschichte. Der vereinte Widerstand der
Nachbarschaft ist in der Lage Berge zu versetzen und wird sich als
mächtig genug erweisen, um die Kräfte der Gentrifizierung
zurückzudrängen, die nun beginnen in Form von Kunstgalerien und anderer
Geschäfte zur Bewirtung der Reichen aufzutreten und nur kalte
Gleichgültigkeit für die von ihnen verursachte Zerstörung der
Nachbarschaft und ihrer Kultur übrig haben.
Die neue Taktik der direkten und feindseligen Konfrontation mit
diesen Kräften der Gentrifizierung zeigen, dass die Nachbarschaft selbst
– die Palateras und Palateros (Straßenhändlerinnen und Straßenhändler,
Anm. d. Übers.) , die Migrantenfamilien, die Ehefrauen und Mütter, die
die Geißel der Ganggewalt in ihren Vierteln besiegt haben, die Wandmaler
die ihre Nachbarschaft bereichern mit Street Art und bunten Malereien,
welche jede Mauer und jedes Haus im Viertel schmücken, die Jugend, die
Punks mit ihrer Hinterhof-Konzert-Szene – sehr gut versteht, dass sie in
diesem Kampf nur auf die eigenen Kräfte vertrauen kann und mit
vereinten Kräften fähig ist selbst gegen die kapitalkräftigsten
Galeristen, Vermieter und Investoren, die die Nachbarschaft
auseinanderreißen wollen, Widerstand zu leisten.
Die Aktion vom Samstag war für diejenigen, die sie zu spüren bekommen
haben, keine sonderlich angenehme Erfahrung. Es gab keine vorgetäuschte
Dialog- oder Gesprächsbereitschaft mit den Galeriebesitzern und ihren
Schirmherren. Es war nicht verweichlicht, wie bei den weißen Liberalen,
deren Haltung ist, dass sie die „Botschaft an sich unterstützen, aber
mit den angewandten Mitteln nicht einverstanden sind“. Man war nicht
bereit den gerechtfertigten Zorn, der sich wie der Schuss aus einer
Schrotflinte gegen die Kunstgalerien entlud, zu verwässern oder zu
entschärfen. Seite an Seite standen ältere Frauen und Mütter, die mutig
die Existenz dieser Galerien anprangerten und über die materiellen
Auswirkungen dieser Galerien auf die Mietpreise berichteten, und junge,
maskierte Aktivisten, die unmissverständlich klar machten, dass
hochpreisige Kunstgalerien, die von Leuten aus der West-Side
(Bonzenviertel von Los Angeles, Anm. d. Übers.) und Zugezogenen
finanziert werden, in der Nachbarschaft nicht willkommen sind.
Galeriebesucher wurden schikaniert und zur Rede gestellt, mit Wasser
bespritzt, mit Flaschen beworfen und mit einem nicht abreißenden Strom
von Beschimpfungen überschüttet. Man stellte sich ihnen in den Weg,
umzingelte sie und jagte sie zurück zu ihren Fahrzeugen und raus aus der
Gegend um Anderson Street und Mission Road, wo der größte Teil dieser
Galerien eröffnet wurde. Die Galerien selbst wurden umstellt, während
Leute aus der Nachbarschaft gegen die Scheiben schlugen, hinein gingen,
um Flaschen zu zertrümmern und auch weiterhin einen Schwall von
Beschimpfungen losließen. Das anfängliche arrogante Amüsement der
Galeriebesucher wich mit der Zeit einer spürbaren Angst, als die
Auseinandersetzung immer mehr eskalierte und sich keine Beruhigung der
Lage abzeichnete. Die Galeriebesitzer stürmten zu den Türen, um sie zu
verriegeln und die Metallgitter vor den Fenstern herunter zu lassen. Es
ist der Nachbarschaft gelungen an diesem Abend mehrere Eröffnungen
vorübergehend zu verhindern. Dutzende Yuppies und reiche Hipster wurden
aus dem Viertel verjagt und ohne jeden Zweifel werden viele von ihnen es
nicht mehr wagen, Boyle Heights für eine Galerieeröffnung zu betreten.
Was können wir aus dieser Auseinandersetzung lernen? Wir haben
gesehen, dass diese Nachbarschaft erkannt hat, wie wichtig es ist, die
Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Diese Nachbarschaft weiß instinktiv
und aus eigener Erfahrung, dass Politiker, Stadträte und Wahlpolitik
ihnen nicht helfen, sondern stattdessen in Wahrheit immer hinter den
Kräften der Gentrifizierung stehen werden, die die Nachbarschaft
auseinanderreißen und jedes kleine Stück an den Meistbietenden
verkaufen. Es gibt ein Bewusstsein, zum Teil ausgesprochen, zum Teil
unausgesprochen, über die gemeinsamen Klasseninteressen von Politikern
und jenen Investoren, Spekulanten und Galeriebesitzern, welche die
Gentrifizierung in Boyle Heights gerade erheblich vorantreiben.
Es gibt die Erfahrung aus erster Hand, dass die Polizeikräfte, auf
deren „Schutz“ und deren „Dienste“ die Leute hier angeblich vertrauen
könnten, ebenfalls immer zur Verteidigung der Interessen der Bourgeoisie
bereitstehen und kein Bisschen für den Schutz der Lebensgrundlagen der
Menschen aus der Arbeiterklasse, welche diese Nachbarschaft
hauptsächlich prägen, tun – sie kommen mit gezogener Waffe und den
Handschellen griffbereit, um sie zu erschießen und die übrigen ins
Gefängnis zu stecken. All das unter dem Vorwand, von
Gang-Auseinandersetzungen oder – wie im Fall des kürzlich ermordeten
14-jährigen Jesse Romero – belanglosem Vandalismus. Die Leute wissen,
dass die Schweine bereit stehen, um die Drecksarbeit zu machen, zu der
sich die Kunstgaleristen mit ihren zarten Händen und ihrem Feingefühl
nicht selbst herablassen wollen.
Ohne jeglichen Zugriff auf institutionelle Macht erkennt unsere
Nachbarschaft die Bedeutung der Errichtung der eigenen Macht, welche
nicht Teil dieses Systems ist, als einzige wirksame Methode um dem Volk
zu dienen und seine Lebensgrundlagen und Kultur zu schützen. Auch wenn
wir die Aktionen der Nachbarschaft vom Samstagabend von ganzem Herzen
unterstützen und befürworten, wissen wir dennoch, dass die einzige
langfristige Lösung des Problems der Gentrifizierung in der Errichtung
von Machtorganen der Arbeiterklasse liegt, welche unermüdlich den
Interessen des Volkes dienen. Zugeständnisse von Stadt- und
Staatsregierung, Deals und Absprachen mit Galerien und Vermietern, die
temporäre Duldung der Forderungen der Nachbarschaft – all das ist nicht
genug und läuft nur darauf hinaus, dass wir von den Vertretern der
herrschenden Klasse Knochen hingeworfen bekommen, mit dem erklärten Ziel
unseren Zorn abzumildern und unsere Fähigkeit zu hemmen, unsere eigenen
Organisationen zu schaffen, welche alle politische Macht für uns selbst
und die Menschen aus unserem Viertel einfordern. Die Machthaber der
herrschenden Klasse lassen Mohrrüben vor unseren Köpfen baumeln und
hoffen, dass diese uns möglichst lange ablenken und vergessen lassen,
dass sie immer noch die Macht haben, uns ihre Bedingungen zu diktieren,
wenn wir uns mit ihnen einlassen.
Diese Auseinandersetzungen bestätigen uns die Wahrheit, dass alle
richtigen Ideen aus den Volksmassen kommen und die notwendige
revolutionäre Führung, die sie in den kommenden Auseinandersetzungen
nicht nur mit den Kräften der Gentrifizierung, sondern mit all den
Kräften des Kapitalismus, welche das das Volk ausbeuten und
unterdrücken, führt, sich nur aus Engagement in unserem Viertel und
inmitten seiner Bewohner bilden kann, indem wir aus der Geschichte ihrer
Kämpfe lernen und Schulter an Schulter mit ihnen in ihren derzeitigen
Kämpfen stehen. Die Geschichte der Kämpfe unseres Viertels und der
Kämpfe der uns umgebenden Viertel, welche der Gentrifizierung zum Opfer
gefallen sind, unser täglicher Überlebenskampf – Das ist der Nährboden
für die revolutionären Ideen, welche gerade dabei sind, sich in Boyle
Heights zu verwurzeln und die ihren Ausdruck in diesen direkten
Auseinandersetzungen finden.
So wie wir die Geschichte der Kämpfe unseres Viertels als Grundlage
für die korrekten Ideen betrachten, müssen wir auch erkennen, dass
Kapitalismus, Patriarchat und Vorherrschaft der Weißen und die
Trennungslinien, welche sie anhand von Klassen, Geschlechtern und
Ethnien ziehen, innerhalb unseres Viertels auch das Entstehen von
falschen und rückschrittlichen Ideen befördern. Revolutionäre Führung
beinhaltet, dass wir die korrekten Ideen in unserem Viertel befördern
und entwickeln und gleichzeitig unser Verständnis von revolutionärer
Theorie nutzen, um die auftretenden Ausdrücke rückschrittlicher Ideen,
welche ebenso existieren, zu bekämpfen.
Wir müssen achtsam gegenüber jenen sein, die nach wie vor für einen
Dialog mit den Kräften der Gentrifizierung eintreten. Auch müssen wir
achtsam gegenüber jenen sein, welche immer noch die idealistische Linie
vorantreiben, wir müssten die Gentrifizierer von unserer Menschlichkeit
und unserem Wert als menschliche Wesen überzeugen, dann würden sie ihre
Pläne unser Viertel zu erobern vielleicht über den Haufen werfen. Jene,
die sagen, wir dürften nicht zu „streitsüchtig“ sein – das würde die
Gentrifizierer in ihrem Bild von uns bestätigen, dem zufolge wir nur
Schläger und Ganoven seien, die keinen Platz zum Leben verdient hätten.
Diese Positionen zeugen von einem völlig falschen Verständnis der
Mechanismen des Kapitalismus und der weißen Vorherrschaft als seiner
Hilfskraft, welche in dem Prozess der Verdrängung, den unser Viertel
derzeit erfährt, ihre Wirkung entfalten. Um deutlich zu werden: Die
Gentrifizierung in unserem Viertel ist und wird auch in Zukunft
angetrieben durch die Möglichkeit des Profitmachens die in dem Erwerb
des relativ preiswerten Grund und Bodens in unserem Viertel, seiner
Umwandlung in einer Weise, die es als Spielplatz für die Reichen
attraktiv macht, und dem anschließenden Weiterverkauf zu einem viel
höheren Preis an jene Gemeinschaft von reichen Leuten die sich dann
entschließt nun hier leben zu wollen, liegt. Dieser Prozess hat nicht
mit „Ethik“ oder „Moral“ zu tun – die einzige „Moral“, die der
Kapitalismus kennt, ist der Profit. Die auf der Grundlage von Ethnie
beruhenden Rechtfertigungen sind nichts als ideologische Feigenblätter
für diesen Prozess der Eroberung unseres Viertels, der aus der Jagd nach
Profit erwächst. Wenn wir in der Lage wären, die rassistischen
Karikaturen unseres Viertels und seiner Bewohner, die von denjenigen,
die sich für seine Gentrifizierung aussprechen, genutzt werden, wirksam
zu bekämpfen, würde die Möglichkeit des Profitmachens mit preiswerten
Immobilien trotzdem weiter bestehen und somit auch die Motivation das
Viertel zu gentrifizieren.
Wir dürfen nicht in die Falle einer „ehrbaren“ Politik tappen und der Idee Gewicht geben, dass der Widerstand gegen Verdrängung nur auf „gesetzlichem“ und „anständigem“ Weg möglich wäre: Dieses Argument greift nicht nur die Narrative der rassistischen Verfechter der weißen Vorherrschaft auf, sondern ist auch komplett zum Scheitern verurteilt. Silverlake, Echo Park, Highland Park und unzählige andere Viertel konnten der Gentrifizierung nicht deshalb zum Opfer fallen, weil ihre Bewohner nicht auf „anständige“ Weise protestiert haben. Diese Gemeinden haben sich in spektakulärer Weise an städtische und staatliche Verantwortungsträger gewandt und sich für bezahlbaren Wohnraum und Maßnahmen zur Eingrenzung von Mieterhöhungen stark gemacht. Sie haben protestiert und Lobby-Arbeit bei den Verantwortlichen im Stadtrat betrieben, haben Wahlaufrufe für oder gegen bestimmte Vertreter im Stadtrat herausgegeben, basierend auf deren Haltung zum Thema Gentrifizierung. Sie haben kulturelle und künstlerische Vorführungen organisiert, die die Lebendigkeit und den künstlerischen Geist der Viertel beweisen sollten, in der Hoffnung die Investoren, Spekulanten und Vermieter wären hiervon so bewegt, dass sie die Bewohner des Viertels nicht mehr verdrängen wollen: All das hat nicht funktioniert. Diese Viertel werden nun von den selben Yuppies und Hipstern überrannt, die sich hier in Boyle Heights im Moment glücklicherweise noch auf die „Gallery Row“ beschränken.
Wir müssen auch achtsam gegenüber solchen Ansichten sein,
Gentrifizierung mache das Viertel „sicherer“ und „schöner“ oder
„Gente-fizierung“ (Gentrifizierung des Viertels durch kleinbürgerliche,
dunkelhäutige Gentrifizierer) sei eine annehmbare Alternative zur
Gentrifizierung. Gegen diese Ansichten müssen wir ankämpfen.
1. An der erzwungenen und oft gewaltsamen Verdrängung von Familien
aus ihren Häusern und Geschäften ist nichts „sicher“. Nichts ist
„sicher“ an drohender Obdachlosigkeit. Nichts ist „sicher“ an
Zwangsräumungen. Verstärkte Polizeistreifen und die mit diesen
einhergehende Gewalt und Kriminalisierung macht ein Viertel nicht
„sicherer“, auf dessen Bewohner die Schweine tagtäglich Jagd machen.
Diese Illusion von „Sicherheit“ kann nur von denen genossen werden und
in ihren Vorzügen ausgekostet werden, die die ökonomischen Mittel haben,
um im Viertel zu bleiben nachdem die Mieten sich verdoppelt oder
verdreifacht haben und die angestammten Bewohner mit all den
Widersprüchen unter ihnen und allen sozialen Problemen, gewaltsam aus
dem Viertel verdrängt wurden.
2. Die „Verschönerung“ des Viertels geschieht nicht für die Menschen
aus der Arbeiterklasse, die derzeit dort Leben. Stadtplaner und
städtische Entscheidungsträger unternehmen nur dann Anstrengungen zur
„Verschönerung“, wenn sie ein Gebiet für den Verkauf an ein neues
Klientel an Bewohnern aus der Bourgeoisie und dem Kleinbürgertum
vorbereiten. Ob das Viertel „schöner“ wird, interessiert uns
dementsprechend nur wenig, solange diese Verschönerung notwendigerweise
auf Kosten der derzeit hier lebenden Bewohner geschieht.
3. „Gente-fizierung“ ist nichts anderes als Gentrifizierung und führt
zu derselben groß angelegten Verdrängung von Menschen aus der
Arbeiterklasse aus ihren Vierteln. Die Tatsache, dass Einige aus den
unterdrückten Nationen mit dunkler oder schwarzer Hautfarbe in der Lage
waren, Zugriff auf Reichtum und Kapital zu erhalten und es sich deshalb
leisten können in einem „wieder-entwickelten“ Stadtteil zu leben, kann
nicht die Tatsache überdecken, dass der Mehrheit unserer Leute
(nicht-weiße unterdrückte Nationen innerhalb der USA, Anm. d. Übers.)
dieser Zugriff auf Reichtum und Kapital durch die Verstrickung von
Kapitalismus und weißer Vorherrschaft verwehrt bleibt. Aus diesem Grund
erleben sie den Prozess der „Gente-fizierung“ in der gleichen Weise wie
den Prozess der Gentrifizierung – zwangsgeräumt, verdrängt, abgeschoben,
entwurzelt und aus dem Viertel getilgt.
Zuletzt müssen wir auch achtsam gegenüber den Verrätern und
Opportunisten sein, den „Radikalen“ vergangener Tage, die schon seit
langem von jeder Art von wirklichem revolutionärem Geist, der ihre
Körper zu irgendeinem Zeitpunkt in der Vergangenheit einmal durchströmt
haben mag, abgewendet haben. Sie kommen uns mit einem oberflächlichen
Radikalismus, doch wenn die Leute aus dem Viertel ein Ventil für ihre
angestaute Wut finden, dann sind sie die ersten, die sie zurückhalten
wollen und das Vertrauen, das ihnen im Viertel entgegengebracht wird,
ausnutzen, um für sich selbst ein klein wenig Macht im Gemeinderat, im
Stadtrat oder in irgend einer NGO herauszuschlagen.
Wir sehen dies klar und deutlich bei Figuren wie Carlos Montes,
Mitglied des Gemeinderats und Führer der „Freedom Road Socialist
Organization“ (FRSO) und ihrer Stadtteil-Vorfeldorganisation
„Centro-CSO“. Er nutzt jede Gelegenheit bei Entladungen der Wut des
Viertels, um sich zwischen trauernde Mütter, deren Söhne von der Polizei
ermordet wurden, zu drängen und sein Gesicht in die Kameras der
Nachrichtensendungen zu halten, um eine ermüdende und langweilige Rede
zu halten, deren Rhetorik schon seit 40 Jahren auf niemanden mehr
inspirierend gewirkt hat. Unter dem Vorwand, die Menschen im Viertel
seien nicht bereit, um die Wahrheit über die Notwendigkeit des
bewaffneten Kampfes zu hören, nicht bereit zu rebellieren und die
direkte Auseinandersetzung mit den ihre Existenz bedrohenden Kräften des
Kapitalismus zu führen, nutzt er den Raum, der ihm bei solchen
Ereignissen gegeben wird und versucht dem Viertel verwässerte,
reformistische Lösungen für Probleme zu verkaufen, welche stattdessen
einer wirklichen revolutionären Analyse bedürfen würden.
Mitglieder der „Party for Socialism and Liberation“ (PSL) haben sich
unserem Viertel auf die gleiche Weise präsentiert, indem sie den
Zeigefinger erhoben und unsere Aktionen aus sicherer Entfernung
kritisiert haben. Wenn die Menschen aus dem Viertel korrekterweise den
Einfluss der Galerien und ihrer Förderer als eine Triebkraft der
Gentrifizierung identifizieren, kommen sie uns mit herablassenden
Erklärungen, dass diese Galerien nur „Symptome“ wären, unser Zorn
fehlgeleitet und unangebracht sei und wir unsere Aktivitäten stattdessen
auf die „wahren Schuldigen“ – die in ihrer reduktionistischen Analyse
der Klassenverhältnisse immer die Banken sind – konzentrieren sollten.
Dabei liefern sie keine Erklärung, wie es beim derzeitigen Stand unserer
Organisierung möglich sein sollte, diese wirksam zum Ziel zu machen.
Vielleicht werden sie dies den Leuten im Viertel erklären, wenn wir ihre
Zeitung abonnieren. Trotzdem dienen die von diesen angeblichen
Radikalen vertretenen Positionen dazu, den Zorn der Menschen aus dem
Viertel zu entschärfen, indem sie in überheblicher Weise ihre falschen
Ideen von einer völlig von den konkreten Kämpfen losgelösten Position
kritisieren und der Nachbarschaft in keiner Weise zielführende
Alternativen aufzeigen. Die Menschen aus dem Viertel können stattdessen
viel mehr erreichen, indem sie die direkte Auseinandersetzung wagen und
bisweilen auch Fehler machen, um anschließend aus diesen zu lernen, wenn
die Kämpfe sich entwickeln.
Revolutionäre Führung kommt nicht von weit weg mit Überheblichkeit
und erhobenem Zeigefinger, sie kommandiert die Menschen im Viertel nicht
mit patriarchalen Ratschlägen herum, so wie es die abgewrackten alten
Radikalen tun, die das Viertel bei der erstbesten Gelegenheit
verscheuern. Revolutionäre Führung erwächst aus den konkreten Kämpfen
unseres Viertels, indem sie die fortschrittlichsten Ideen aus dem
Viertel mit revolutionärer Theorie vereint, die das Viertel in seiner
Rebellion befördert, anstatt es zurückzuhalten oder in die Sackgasse des
Reformismus und der Wahlpolitik zu führen.
Da Gentrifizierung letztendlich aufs Engste mit den Mechanismen des
Kapitalismus verknüpft ist, begreifen wir, dass nur der Untergang des
Kapitalismus dem Prozess der Gentrifizierung ein Ende bereiten wird. Nur
die Anerkennung der Notwendigkeit einer revolutionären Partei und von
Machtorganen, welche vollständig von der Arbeiterklasse und den
unterdrückten Nationen kontrolliert werden, und ihnen dienen, sowie
einer Revolution im Herzen der imperialistischen Bestie Amerikas, wird
der Verteidigung der Lebensgrundlagen der Arbeiterklasse dienlich sein.
Unter diesen Bedingungen ist es unsere einzige Hoffnung, die
verschiedenen Kämpfe der Arbeiterklasse und der unterdrückten Nationen
unter dem Banner einer revolutionären Partei zu vereinen, welche in der
Lage ist, dem Kampf gegen die organisierten Strukturen des Kapitalismus,
gegen die Bourgeoisie und die Gentrifizierung, eine Führung und
Struktur zu geben. Nur die Einheit dieser Machtorgane der Arbeiterklasse
unter dem Banner einer revolutionären Partei, verteidigt und gestärkt
durch die Volksarmee, wird in der Lage sein den Kampf der Chicanos
(Selbstbezeichnung für Menschen mexikanischer Abstammung in den USA,
Anm. d. Übers.) und aller anderen unterdrückten Nationen, um nationale
Befreiung und für die Revolution, welche den Kräften des Kapitalismus,
die unsere Familien und Viertel zerstören, den Todesstoß zu versetzen.
Wir begreifen, dass alle politische Macht aus den Gewehrläufen kommt.
Verdammt seien die Verräter, die etwas anderes behaupten! Nur wenn wir
bereit sind auf dieser Grundlage zu kämpfen, werden wir siegreich sein.
In Boyle Heights müssen wir solidarisch an der Seite der kraftvollen
Bemühungen stehen, welche unternommen werden, um die Gentrifizierung zu
bekämpfen und den Geiern des Kapitalismus, die im Moment bestimmen, wo
und wie wir zu leben oder eben nicht zu leben haben, die Kontrolle über
unser Viertel und unser Leben zu entreißen. Die direkten Aktionen, die
die Menschen aus dem Viertel am Samstag unternommen haben, stellen einen
ersten Schritt zur Errichtung der politischen Macht dar, welche
längerfristig notwendig sein wird, um Kontrolle über unser Viertel und
unser Leben zu erhalten. Wir unterstützen die Menschen aus dem Viertel
und stehen Seite an Seite mit ihnen in ihrer Rebellion. Wir haben
Respekt und Demut vor ihrem rebellischen Geist. Wir wissen, dass die
Rebellion gerechtfertigt ist.
Nieder mit den Kunstgalerien!
Nieder mit den Vermietern, Spekulanten und Investoren!
Nieder mit den Verrätern und falschen Radikalen!
Es lebe die Rebellion! Es lebe die Revolution!
Verteidigt Boyle Heights!
Red Guards LA
Redspark - http://www.redspark.nu/de/
Oh Gott...
Armes Amerika. "Nieder mit den Kunstgalerien", "alle richtigen Ideen kommen aus den Volksmassen", "Verteidigt Boyle Heights"...
Dagegen sind die Genoss*innen aus der R94 ja geradezu ideologiekritisch. Dann noch lieber #blm und #sanders.