Die Beteiligung von ca. 100 Menschen am durchweg lautstarken und kämpferischen anarchistischen Block auf der Anti-TTIP-CETA Demonstration in Köln war ein toller Erfolg und unterstreicht die fortlaufende Organisierung anarchistischer Kräfte im Rhein/Ruhr-Gebiet. Insgesamt gingen bei mehreren Großdemonstrationen in sieben deutschen Städten über 300.000 Menschen (50.000 allein in Köln) auf die Straße um gegen die geplanten Freihandelsabkommen der Europäischen Union mit den USA und Kanada zu protestieren. Aufgerufen hatte ein breites Bündnis aus bürgerlichen Organisationen wie dem DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) oder NGOs (Non-Government-Organization) wie Greenpeace. Bereits im Vorfeld konnte man erkennen wie dieses Bündnis enorm viel Geld beispielsweise in die Mobilisierung dieses bundesweiten Demotages steckte. Trotzdem wunderten wir uns etwas über die vielen Mini-Stände entlang der Demoroute bei der die Teilnehmenden aufgefordert wurden für die Finanzierung dieser Demo zu spenden.
Neben den Grünen, der Linkspartei und den Piraten waren auch einige Menschen mit SPD-Fahnen zu sehen, welche anscheinend immer noch nicht den Austritt aus der Partei geschafft haben. Vielleicht konnten wir sie ja durch unser Banner erreichen auf dem stand "Nicht dem Parlament vertrauen. Auf Widerstand von unten bauen. Organisiert euch in Stadtteil, Bildung und Betrieb". Auch viele autoritäre "kommunistische" Gruppen wie MLPD, DKP etc. beteiligten sich an der Demonstration. Diese wurden von uns herzlichst mit verschiedenen Parolen gegrüßt, z.B. "Das Proletariat braucht keine Hierarchie. Kein Kommunismus ohne Anarchie".
Das Interesse am anarchistischen Block war sehr groß. Gerufene Parolen wurden von den anderen Teilnehmenden der Demo und Leuten außerhalb gut aufgenommen. Immer wieder schlossen sich einzelne Menschen, welche vorher an anderer Stelle in der Demonstration liefen, gezielt unserem Block an. Es wurden mehrere hundert Flyer und Broschüren verteilt, die wir vor und nach der Demo auch auf einem Infotisch anboten. Speziell die erst vor kurzem übersetzte Broschüre von Crimethinc "Von der Demokratie zur Freiheit", welche in kürze auch online erscheinen wird, zog großes Interesse auf sich. Es hat sich gelohnt, dass sich einige Menschen im Vorfeld passende Parolen für diese Demo ausgedacht haben. Leider gab es trotzdem noch viele plumpe und provozierende Sprüche gegen die Polizei oder Nazis, welche sicherlich ihre Berechtigung haben, aber bei so einer Veranstaltung nicht zielführend sind. Auch der typische "Black Bloc" Dresscode von Einigen machte bei dieser Demo wenig Sinn.
Eben weil sich im Vorfeld Gedanken gemacht wurden wie wir auftreten wollen und weil der Block gut organisiert war, ist es uns gelungen auf einer stark bürgerlich geprägten Großdemonstration mit freiheitlichen und antikapitalistischen Inhalten zu intervenieren. Die berechtigte Skepsis von vielen linksradikalen und anarchistischen Gruppen gegenüber den bisherigen Anti-TTIP-CETA Demos, bei der auch viele rechte Gruppen mitliefen, ist auf den ersten Blick schon nachzuvollziehen, schließlich gehen in einer solchen Großdemonstration leicht kleinere Inhalte unter. Um dennoch Momente des Widerspruchs zu konstruieren beziehungsweise aufzuzeigen, dass es auch anders geht, bedarf es eben beispielsweise solch eines Blockes oder anderer Aktions- und Organisierungsformen. Es ist wichtig den Rechten nicht das Feld zu überlassen, gerade bei so einem Thema, welches sehr viele Menschen interessiert. Wenn wir nicht Teil von sozialen Kämpfen und Protesten sind, werden wir auch nicht Teil von gesellschaftlicher Veränderung sein. Nicht an sozialen Kämpfen und Protesten teilzunehmen bedeutet die Aufgabe eines revolutionären Anspruchs. Widersprüche gilt es aus zu halten ohne sich selbst und seine Ideale zu verraten...
Freie Menschen statt freier Handel!
Video vom Block: https://vimeo.com/183314495
Hier nochmal der Aufruf zum anarchistischen Block: http://afrheinruhr.blogsport.de/2016/08/19/aufruf-zum-anarchistischen-block-auf-der-demo-gegen-ttip-ceta-in-koeln-am-17-september/
Weitere Berichte zur Demo:
http://anarchosyndikalismus.blogsport.de/2016/09/17/hundertausende-protestieren-gegen-ttipceta/
https://barrikada.de/2016/09/18/17-09-16-anti-ttip-demo-koeln-bericht/
Einige Leute aus dem anarchistischen Block
Gut das ihr da wart
Schön das ein anarchistisches Zeichen gesetzt wurde. Allerdings befürchte ich, dass eine inhaltlich tiefergehende Kritik bzw eine inhaltliche Abgrenzung gegenüber anderen Demonsttionsteilnehmer*innen nur begrenzt rüber gekommen ist.
Zusätzlich zur Demo wäre also ein Positionspapier oä zu TTIP wünschenswert.
Da ich weiß, dass politsche Arbeit im Kapitalimus nebst Existenzsicherung stattfindet, formuliere ich das wohlgemerkt als Wunsch und nicht als Forderung.
Schwarzfront! ;)