Am 23.9. soll im Schwuz, einem lesbisch/schwul/queerem Club, eine Diskussion und Party zu lesbischen Themen unter dem Slogan "Dyke Out" ustattfinden. Geladen ist die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg Monika Hermann, welche eine der Hauptverantwortlichen für die Räumung und Zerstörung der von Geflüchteten selbstorganisierten Besetzungen O-Platz und O-Schule/Refugee School. Auch die Rapperin Sookee ist zur Diskussion geladen, was aufgrund transphober Lyrics und einer verweigerten Stellungnahme kritisiert wird.
Organisiert ist die Party von den Magazinen Siegessäule, L.Mag und dem Veranstaltungsort Schwuz - drei etablierten großen LGBT-Mainstream Institutionen. Bei der Veranstaltung soll es laut diesen darum gehen, lesbische Sichtbarkeiten in der Gesellschaft sowie in queeren Räumen zu diskutieren und zu zelebrieren.
Nachdem es von mehreren Seiten, wie bspw. einem antirassistischen Bündnis, (Trans*)Frauen sowie diversen Queers Kritik an der Aufstellung des Podiums gab, gab es von Organisator_innenseite Ablehnung, Abwehrreflexe und sogar Beteiligung an transphoben Kommentaren auf facebook.
Zur Kritik: Zu Monika Hermann muss nicht viel gesagt werden, sie hat direkt zu Beginn ihrer Amtszeit klar gemacht, wo sie steht und räumen lassen. Sie hat sich damit aktiv an der Aufrechterhaltung rassistischer Strukturen beteiligt und Widerstand gegen diese zerschlagen wollen.
Die Rapperin Sookee wird aufgrund der Lyrics des Liedes If I had a Dick und ihrer Verweigerung an einer Auseinandersetzung kritisiert. In dem Lied werden Penissen negative Eigenschaften zugeschrieben, was bei ihr jedoch nicht so sei, if she had a dick. Dies wird als transmisogyn, also (trans)frauenfeindlich kritisiert, da bestimmte patriarchale Eigenschaften an dem Geschlecht festgemacht werden, ergo, Transfrauen nicht berücksichtigt sondern als ebenso patriarchal stigmatisiert werden. Sookee ist sich dieser Kritik bewusst, verkündete sie doch vor Kurzem bei einem Konzert: "Es gibt Leute, die kritisieren diesen Song, ich werd ihn einfach trotzdem spielen".
Nun ist Kritik keine Seltenheit und solche Konflikte und Diskussionen sind leider eher üblich als ein Skandal, jedoch ergoss sich nach den diversen Kritiken ein regelrechter Hagel von transmisogynen Kommentaren auf der Eventankündigung auf facebook, in der Teilnehmer_innen sowie Organisator_innen verstrickt sind. So schrieb eine Teilnehmerin, Trans*frauen seien verwirrte Männer, welche in lesbischen Räumen nichts zu suchen hätten. Die Organisatorin und Chefredakteurin des L.Mag Stephanie Kuhnen schrieb, "jemand der einen Rock trägt aber Lesben angreift [im Sinne von kritisiert] sei ihr neu" und es gehe nicht um die Angelegenheiten von Trans*frauen, mit den Kritiken würden "Themen aufgezwungen" . Auf die transmisogynen Kommentare sowie die Kritik wurde von Seiten der Organisator_innen erst spät eingegangen, die vom L.Mag bleibt bisher noch aus. Auf die Frage, warum Monika Hermann eingeladen ist um über lesbische Angelegenheiten zu sprechen, wurde jederzeit komplett ignoriert. Nachdem die Diskussionen und die Kritik des Events große Wellen geschlagen hatte, sahen sich Siegessäule und Schwuz scheinbar gezwungen, ein Statement abzugeben. Diese waren jedoch eher beschwichtigend, gingen nicht auf die Kritiken ein und sifferenzierten nicht zwischen transphoben Kommentaren oder der eigentlichen Kritik bzw. die Kritik unterstützende Kommentare. Vom Schwuz wurde dann noch kurzerhand die gesamte Diskussion gelöscht, ob nun transmisogyn oder in Unterstützung der Kritiken.
Wir fordern Monika Hermann auf, dem Event fernzubleiben oder sich ihre Quittung für die Räumungen abzuholen.
Wir fordern Sookee auf, sich zu den Vorwürfen der Transmisogynie zu äußern und sich einer Diskussion gegenüber offen zu zeigen. Transmisogynie hat in queeren Räumen nichts zu suchen und sollte kein Podium gegeben werden.
Wir fordern die Mainstream-Institutionen und Veranstalter_innen Schwuz, Siegessäule und L.Mag auf, zu den klaren Kritiken am Podium Stellung zu beziehen, sich für Versäumnisse beim Umgang mit Transphobie zu entschuldigen und ihre Handlungsweisen im gesamten Diskussionsprozess zu überdenken.
Und nicht zuletzt wünschen wir uns von allen Anti-Rassist_innen, Feminist_innen, Queers und Unterstützer_innen, am 23.9. keine Plattform Rassistinnen wie Monika Hermann sowie Transphobie und Transmisogynie zu überlassen.
Die Diskussion ist für 21:30 angesetzt, Türen öffnen 21:00.
Statements
Statement Schwuz:
Dear all!
Das SchwuZ versteht sich als ein Ort, der stets viel Raum für Dialog und Feedback anbietet. Wir sind daran interessiert, gemeinsam mit anderen Institutionen Veranstaltungen anzubieten, die unserer vielfältigen Community möglichst umfassend gerecht werden. Wir freuen uns daher immer über konstruktive Beiträge, natürlich auch in kritischer Form.
Wir können es jedoch nicht akzeptieren, wenn diese Kritik auf persönlicher Ebene beleidigend und verletzend wird.
Hasskommentare - ganz egal in welchem ursprünglichen Zusammenhang entstanden - lehnen wir strikt ab und werden diese Einträge entsprechend entfernen.
Das SchwuZ spricht sich gegen jede Form von Transphobie, Rassismus und Diskriminierungen aus.
Wir wünschen uns in unseren Räumen und auch online einen respektvollen und besonnenen Umgang miteinander. Die Anerkennung unterschiedlicher Ansichten und Positionen ist die Basis für ein solidarisches Miteinander.
Statement Siegessäule:
Mit großem Bedauern haben wir die Auseinandersetzungen auf dieser Veranstaltungsseite zur Kenntnis genommen. Wir sind erschrocken über den Stigmatisierungswillen einiger Kommentator_innen.
Wir möchten an dieser Stelle auf eines hinweisen: Die Grundidee einer Podiumsdiskussion ist die inhaltliche Auseinandersetzung, der respektvolle Streit. Menschen auf einem Podium sollen unterschiedliche Meinungen und politische Ansichten haben, denn ohne kontroverse Positionen gäbe es keine Diskussion. Personen, die diese Debatte ablehnen, sind frei in ihrer Entscheidung, der Veranstaltung fernzubleiben. Willkommen sind all diejenigen, die eine Stimme in dieser Auseinandersetzung haben wollen.
Wir distanzieren uns von eventuell in den Kommentarspalten auf dieser Seite gefallenen diskriminierenden Äußerungen. Wir haben keinen Einfluss auf die Posts von Privatpersonen und maßen uns nicht an, hier einzelne Beiträge zu löschen.
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Kein Statement von L.Mag.
Kein Bezug zur Kritik an der Einladung Monika Hermanns sowie Sookee's Äusserungen.
Keine Differenzierung der Kommentare in der Diskussion und somit keine Auseinandersetzung.
Stephanie Kuhnen
ist auch beim Lesben und Schwulen Verband Deutschland (LSVD) aktiv.
Korrektur
Kuhnen ist schon länger nicht mehr Chefredakteurin bei L-Mag.
sookee transfeindlich?
monika herrmann ist fürchterlich. aber sookee mit ihr auf eine stufe zu stellen...
ich bin auch lesbisch und trans (ja ganz viele transfrauen sind lesbisch, viel viel viel häufiger als cisfrauen) und ich find es extrem weit hergeholt, diesen text von sookee als transphob (gemeint ist wohl transfeindlich) zu bezeichnen. daß transfrauen männer seien, dürfte unter lesben inzwischen eher eine minderheitenposition sein. übrigens haben ich und viele andere transfrauen keine schwänze sondern muschis. und die meisten von uns, wenn sie früh genug mit estradiol anfangen, sind nach paar jahren äußerlich nicht mehr von cislesben zu unterscheiden.
die lesben die gegen transfrauen sind gehören selbstverständlich überall ausgegrenzt und wenn nötig auch angegriffen, wie alle anderen die gegen transfrauen sind. leute die mich als mann bezeichnen gehören verdroschen. aber sookee ist nun wirklich nicht transfeindlich. es ist einfach abwegig, bei sookees "if i had a dick" an transfrauen zu denken.
warum wird eigentlich keine kritik dran geübt, daß die chefin von diesem beknackten straight magazin eingeladen ist? die ist für die cdu.
sookee auf eine stufe mit monika hermann zu stellen, finde ich vermessen.
ich hab ne menge ausgaben der l-mag gelesen. transfeindlichkeit hab ich da nie gefunden. in der siegessaeule wird immer wieder der ausdruck "transe" gebraucht, was ich extrem widerlich finde. das schwuz war bisher meistens nett zu transfrauen. es gab da nur schonmal diese strange veranstaltung zu lesbischer sichtbarkeit, auf der mahide lein behauptete daß transfrauen keine lesben sein könnten. ich hoffe sie kriegt dafür mal ordentlich auf die fresse, würd das gern auch selber übernehmen. da hat sich das schwuz nachher distanziert, da arbeiten ja auch nette transleute. l-mag und siegessaeule hatten das mit organisiert, sich aber nicht von mahide lein distanziert. und dann gibt es noch die extern organisierte, im schwuz stattfindende monatliche lesbenparty l-tunes. die haben nen cistypen als fotografen. der hat mich mal den ganzen abend verfolgt und bedrängt, mega abstoßender typ- am schluß hat er gefragt "ey bist du trans oder bist du normal?" die andern lesben haben mir nicht geholfen. es gab wegen diesem und anderen vorfällen dann mal ein treffen bei der lesbenberatung mit dem schwuz, der l-tunes veranstalterin und betroffenen. das schwuz hat dann einiges unternommen.
es sollte hier auch mal erwähnt werden, daß das schwuz ziemlich links ist und nicht "mainstream" (was immer das sein soll). es fanden da auch schon ziemlich gute refugee soliparties statt sowie die legendäre "parole lauti" party. da lief sogar "deutschland muß sterben".
es ist vieles widersprüchlich, und nicht so leicht in gut und schlecht zu sortieren.
vielleicht wärs gut, wenn l-mag und siegessäule mal vernünftige texte und interviews zu transweiblichkeit bringen würden, und das schwuz lesbische transfrauen mal explizit einlädt. was rassismus angeht, sind die drei homo-institutionen eigentlich ganz gut, bis auf die einladung von monika hermann.
Hintergrund Mahide Lein im Schwuz?
Gibt es Hintergrundinfos zu Mahide Lein's Äußerungen im Schwuz? Bspw. die Distanzierung vom Schwuz online? Oder andere Reaktionen.Wäre sehr dankbar fü Links
antwort
da gab es damals auf siegessaeule.de einen bericht zu, der dürfte nicht mehr online sein, die heben ihre artikel nicht lange auf. die infos kamen in nem kommentar dazu, von einer person die bei der podiumsdiskussion anwesend war. demnach sagte mahide lein "lesbe können nur die mit echter möse sein" und "echte mösen riechen anders". proteste aus dem publikum wurden von der moderation abgewürgt. hinterher hat sich das schwuz für diese äusserungen entschuldigt, l-mag und siegessäule aber nicht. und mahide lein wird weiter abgefeiert. ihre äusserungen wurden mir von anderen anwesenden bestätigt.
ahhhh
Ich kann diese ewige Laier nicht mehr hören. Die Zustände auf dem O-Platz und mehr noch in der Schule waren fürchterlich. Ich habe bei beidem Support-Kram gemacht und war froh als geräumt wurde. Wenn wir scheiß Zecken es nicht hinbekommen ein paar menschliche Mindesstandards zu etablieren und eine fast völlig unpolitische Community unberührt agieren lassen muss man leider Räumern wir Monika Hermann fast dankbar sein. Die ständige Gewalt bei beiden Sachen war nicht mehr auszuhalten.
Wow
Wahnsinn,das ist mal ein Glanzbeispiel dafür, was es heißt, privilegiert zu sein.
Dankbar sein für die Räumung selbstorganisierter Räume geflüchteter, aus einem sozialen Kampf heraus? Auch wenn die Räume noch so viele Probleme hatten, dann ist es nicht dein Problem. Dein Problem ist es, mal deine eigenen Machtvorstellungen, deinen kruden Aktivismus der sich nur um dich und dein Gewissen dreht zu checken und gefälligst Geflüchtete in ihren Kämofen zu unterstützen.
.
Du bist mal ein Glanzbeispiel für die Idiot*innen, die diese Situation verschuldet haben. Es ist "nicht mein Problem" wenn in diesen Räumen Leute aufgrund ihrer (vermeintlichen) Herkunft angegriffen werden? Nicht mein Problem wenn es zu Vergewaltigungen kommen? Nicht mein Problem, wenn die Räume zu menschenverachtenden Orten werden, in denen letzlich das Gesetz des Stärkeren gilt und wo gerade die Linken unter den Geflüchteten sich (notgedrungen) zurückziehen? Deine Bedingungslose Hilfe für Menschen aufgrund ihres Geflüchtetenstatus bedeutet so das Gegenteil von Solidarität. Wer -wie du- jegliche Werte auf den Müll schmeißen will und diese durch das eine Dogma der bedingungslosen "Unterstützung" ersetzt, ist für mich nicht mehr links sondern ein konterrevolutionäres Stück Scheiße.
ha
Könnt ihr euren Mist nicht dort lassen, wo ihr ihn produziert: An der Uni. Checkt mal eure privilegierte und verkopfte Sprache.
bi visibility
Eigentlich war ich gerade auf der Suche nach eine Demo/Diskussion/coolen Aktion zum Bi Visibility Day heute und habe zu genderqueeren Themen nur diesen Artikel gefunden. Ehrlich gesagt, das enttäuscht mich ein wenig, hätte gedacht, dass in Berlin mehr geht für militante Bisexuelle, die auch mal tatsächlich sichtbar sein wollen. Habt ihr zufällig Tipps?