Die Soziale Kampfbaustelle hat vom 16. bis 21. August am Gieszerradweg in Plagwitz stattgefunden. Es fanden zahlreich anregende Diskussionen und Workshops statt, die von allen Anwesenden ermöglicht, mitgetragen und gestaltet wurden. Doch dies war erst der Anfang, denn während der gemeinsamen Tage auf der Kampfbaustelle haben wir begonnen uns über langfristige Strategien für eine widerständige Organisierung im Viertel auszutauschen, zu vernetzen und neue Pläne zu schmieden.
Inhaltlich haben wir uns im gemeinsamen Austausch und Gesprächen um die Selbstorganisierung unseres Alltags unterhalten, um mit unseren alltäglichen Problemen und gesellschaftlichen Zwängen umzugehen und kollektive solidarische Strukturen aufzubauen. Außerdem diskutierten wir den gemeinsamen Aufbau und die bessere Vernetzung bereits bestehender Strukturen zur Unterstützung von Betroffenen von Erwerbslosigkeit, Verdrängung aus dem Viertel und prekären Lohnarbeitsverhältnissen.
Aber zuerst begann alles mit dem gemeinsamen Aufbau des Camps und der Organisierung der Reprodruktionsaufgaben. Jeder Tag wurde mit einem kollektiv organisiertem Brunch begonnen, es wurde gemeinsam gekocht, geschnippelt, abgewaschen und Klos geputzt. Nicht nur inhaltlich und diskursiv setzten wir uns mit Selbstorganisierung auseinander, wir probten diese auch ganz praktisch und im kleinen schon auf dem Camp.
In den ersten zwei Tagen kam es zu mehreren Auseinandersetzungen mit dem Ordnungsamt, da das Camp nicht angemeldet war und auf einer öffentlichen Grünfläche stattfand. Doch die Anwesenden blieben dabei und setzten sich gegen das Ordnungsamt durch - das Camp wurde geduldet - und die Bullen guckten dumm aus der Wäsche. (https://linksunten.indymedia.org/de/node/187790)
Die sechs Tage der Kampfbaustelle wurden gefüllt mit Workshops und Diskussionen zu unterschiedlichen Themen von Gruppen und Personen aus Leipzig und anderen Städten, die bereits solidarische Unterstützung leisten und Widerstandstrategien sowie Formen der Selbstorganisierung etablieren konnten (im Fogenden einige Beispiele der angebotenen Veranstaltungen). So bot die Autonome Erwerbsloseninitiative einen Workshop zur Auseinandersetzung mit den Schikanen des Jobcenters an und auch die Ausbeutung im Minijob war Thema eines Workshops. Betroffene kamen zusammen und diskutierten über rassistische Ausgrenzung und Verdrängung aus den Kiezen und wir tauschten uns zudem über Beispiele von Widerständigkeit und autonomer Gemeinschaftsorganisierung in Barcelona aus. Von der Gruppe 'Wilhelmsburg Solidarisch' aus Hamburg bekamen wir einen motivierenden und anregenden Beitrag über die Solidarische Selbstorganisierung im Viertel gegen die Schikanen des Alltags (Erwerbslosigkeit, Entmietung, Lohnarbeit und Aufenthaltsrecht) geboten, der lange und wichtige Diskussionen nach sich zog. Aus Berlin unterstütze uns das Bündnis 'Zwangsräumung verhindern' mit einem Beitrag über die Organisierung gegen Zwangsräumungen zusammen mit Betroffenen, die bereits seit Jahren erfolgreich etabliert werden konnte. Der Samstagabend wurde abgeschlossen mit einem Beitrag über die politische Selbstorganisierung und den kollektiven Widerstand in Nordkurdistan, der einen spannenden Austausch und Diskussionen nach sich zog. Das Abendprogramm war zum Teil gefüllt mit Gesprächen über die am Tag gemachten Erfahrungen und neuen Plänen für die Zukunft, sowie durch das gemeinsame Film gucken auf dem Gieszerradweg über die Themen der sozialen Kampfbaustelle.
Wir fanden viele Diskussionen sehr anregend und wichtig, die noch lange widerhallen werden und die uns anregten, kollektiven Widerstand zu organisieren und bestehende Strukturen weiter auszubauen. So wurden aus dem gemeinsamen Austausch über Betroffenheit von Entmietung und Verdrängung die Idee über ein solidarisches Netzwerk gegen ebenjene Zwänge entworfen, an denen langfristig festgehalten und gearbeitet werden soll.
Wir freuen uns über alle Menschen die da waren, teilgenommen und Workshops gegeben haben, Diskussionen mitgestaltet und Inspiration und Motivation geteilt haben. Danke auch an die Menschen und Gruppen, die aus anderen Städten kamen und uns zu mehr Selbstorganisierung und kollektivem Widerstand motiviert haben.
Wir verbünden und unterstützen uns auch in Zukunft, um das Viertel widerständiger zu machen!