[Syrien] Die Enthauptung des 12-jährigen Abdullah Issa

Abdullah Issa in der Gewalt seiner Mörder

Von den USA finanzierte syrische Dschihadisten schneiden einem kleinen Jungen vor laufender Kamera den Kopf ab. Mit denselben Mördern posierte später jener Fotograf, der nun Berühmtheit erlangte, weil er das Bild des verletzten Omran Daqneesh schoss.

 

Das Foto des nach einem Angriff der syrischen Armee verletzten syrischen Jungen Omran ging um die Welt. Tausende Zeitungen druckten es ab, Millionen Menschen teilten es in den sozialen Netzwerken.

 

Ohne das Leid Omrans und anderer Kinder in den "Rebellenvierteln" Aleppos relativieren zu wollen, müssen wir aber dennoch auf eine Geschichte hinweisen, die von demjenigen handelt, der das Foto gemacht hat: Mahmoud Raslan.

 

Diese Geschichte zeigt nicht nur, wie undurchsichtig von außen zu beurteilen ist, was wirklich in Syrien geschieht. Sie zeigt auch, dass der massenmediale Betrieb in der Auswahl dessen, was er uns und wie er es uns präsentiert, alles andere als "objektiv" ist.

 

Der Mann, der den kleinen Omran mit seiner Kamera festhielt, heißt Mahmoud Raslan. Nachdem sein Bild um die Welt gegangen war, stürzten große Medien sich auf ihn, er wurde zum beliebten Interviewpartner. Er erzählte von den Grausamkeiten Assads und beteuerte, immer zu weinen, wenn er verletzte Kinder sieht. Und er wünschte sich: „Ich hoffe, dass alle Bilder von Kindern und den Angriffen in Syrien viral gehen.“

 

Das wäre in der Tat wünschenswert. Alle. Die von Assads Armee verwundeten und ermordeten, genauso wie die von den dschihadistischen Milizen verwundeten und ermordeten. Aber „alle“ in diesem Sinn kann Raslan nicht gemeint haben. Denn es war nicht allzu lange her, da postete der Fotograf ein Selfi, das ihn mit Mitgliedern der syrischen Islamistengruppe Harakat Nour al-Din al-Zenki zeigt. Raslan, im Vordergrund, lacht, die islamistischen Mörder im Hintergrund auch.

 

Exakt jene Mitglieder der Gruppe, mit denen Raslan gut gelaunt posiert, hatten zuvor ein Kind als „Kriegsgefangenen“ genommen. Der Junge heißt Abdullah Issa, die Angaben über sein Alter variieren (die meisten Quellen sprechen davon, dass er 11, 12 Jahre alt war). Ihre Heldentat hielten die Dschihadisten auf Video fest. Sie reichen den Jungen herum, posieren mit ihm. Immer wieder rufen sie „Allahu Akbar“. Irgendwann fragen sie ihn nach seinem letzten Wunsch. Der Junge sagt: „Ich will erschossen werden, nicht geköpft.“ Die Männer lachen. „Schlachte ihn, sagt einer“. „Wir sind schlimmer als ISIS“, sagt ein anderer. „Wo ist mein Messer?“ fragt schließlich der Mann, der am Ende des kurzen Filmes auf der Ablagefläche eines Pickups dem kleinen Abdullah Issa bei lebendigem Leib den Kopf abschneidet.

 

Harakat Nour al-Din al-Zenki, Teil der Mujahedeen-Armee, ist eine jener Gruppen, die in den Genuss von US-Hilfe kamen (und höchstwahrscheinlich immer noch kommen). 50 ihrer Kämpfer wurden auf Geheiß der CIA in Katar ausgebildet, die Kindermörder erhielten Waffen aus den Vereinigten Staaten, darunter Anti-Panzer-Projektile. In älteren Nachrichtentexten und Pressemitteilungen wird die Gruppe als eine der „moderaten“ präsentiert, weil sie gegen den Islamischen Staat (IS) kämpfe.

 

Im Juli 2016 „schlachteten“ die „moderaten“ Rebellen Abdullah Issa. Am 5. August veröffentlichte der von verletzten Kindern immer so mitgenommene Fotograf Mahmoud Raslan das Selfie mit den Halsabschneidern auf seiner Facebook-Page. Immer wieder lobt er auf seiner FB-Seite auch Selbstmordattentäter und trägt während der Fotos dieselben farbigen Stirnbänder wie die Kämpfer, deren Funktion sein könnte, im Chaos der verschiedenen Fraktionen, die Mitglieder verschiedener Gruppen auseinanderzuhalten.

 

Dass Raslan nicht gewusst haben könnte, mit wem er hier posiert, ist angesichts der Erfahrung, die der „Medien Aktivist“ vorweisen kann und der Nähe zur Opposition unwahrscheinlich. Dass er nicht wusste, dass sie ein Kind geköpft hatten, ebenso. Denn nach Mitte Juli gab es international hin und wieder Berichte über Abdullah Issa und die syrischen „Rebellen“ diskutierten den Fall.

 

Wie wenige Menschen wissen, dass eine von Westen finanzierte, ausgerüstete und trainierte Rebellengruppe vor laufender Kamera einem etwa zwölf Jahre alten Jungen den Hals durchschnitt – und das mit einer Gelassenheit und Freude, die zweifelsfrei zeigt, das war nicht ihre erste Enthauptung -, wirft ein grelles Licht auf die Medienpraxis in Syrien. Die grundsätzlich gegenüber parteiischen Quellen aus Kriegsgebieten angebrachte Skepsis verschwindet häufig, wenn es sich um Meldungen, Fotos oder Einschätzungen von Rebellenseite handelt. Die grausame Kriegsführung Assads und seiner Verbündeten wird – häufig zurecht – skandalisiert. Die des Islamischen Staates ebenfalls. Gegenüber vielen anderen, direkt mit der Türkei, den USA und Frankreich oder den Golfstaaten verbandelten Gruppen wird das eine oder andere Auge zugedrückt.

 

Das muss nicht immer heissen, dass es gar keine Berichte über einen Vorfall gibt. Über den ermordeten Mohammed Issa wurde gelegentlich der eine oder andere Artikel berichtet. Vergleichbar mit den hunderten Titelseiten, auf denen der verwundete Omran abgebildet wurde, wr die Berichterstattung nicht annähernd. Dass durch das Foto Omrans die brutalen Angriffe Assads und Russlands skandalisiert werden, ist aus journalistischer Sicht völlig angemessen. Dass man die Enthauptung eines Kindes durch von den USA unterstützten Rebellen nicht zu einer ebenso aufrüttelten Story aufbaute, dagegen nicht.

 

- von Peter Schaber

 

 

Mehr auf: www.lowerclassmag.com

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Man muss nur aufpassen, das man sich durch sein Mitgefühl nicht von Imperialisten und/oder Faschisten instrumentalisieren lässt, diese Gratwanderung scheint mit diesem Artikel gelungen zu sein.

Darüber hinaus auch mal wieder ein politischer Beitrag, welche man leider hier so oft vermissen muss.

Darüber hinaus auch mal wieder ein politischer Beitrag, welche man leider hier so oft vermissen muss.

Außer dir ist niemand politisch, wa? Du Vogel nervst mit deiner großmäuligen Besserwisserei!

Lower Class - veröffentlicht am 22.8.

 

Süddeutsche Zeitung bereits am 19.8: http://www.sueddeutsche.de/politik/krieg-in-syrien-der-mann-der-den-klei...

........aber Beweise und Quellen für die angebliche Enthauptung wären schon ganz gut um den Artikel zu untermauern. Denn elider besteht der Artikel ledighlich aus Behauptungen. Ohne jetzt pietätlos sein zu wollen, könnte ich jetzt auch behaupten Godzilla hätte das Kind gefressen. SO lange ich keine Quellen und Beweise präsentiert sind es nun mal leider keine Fakten sondern Behautpungen. Bitte erweitert den Text um Quellen oder das Video was die Aussage darin beweist. 

Wäre da jetzt etwas enthalten, was schwer zu finden ist oder exklusiv oder wir selber als einzige haben oder aus einem Buch stammt oder oder oder, wir hätten die Quelle angegeben. Aber alle Belege, die du brauchst, findest du in einer Sekunde selbst. Der Text ist keine investigative Höchstleistung, er trägt einfach findbare Sachverhalte zusammen. In der Zeit, in der du hier den Kommentar geschrieben hast, hättest du "Abdullah Issa" bei google eingeben können und du hättest problemlos das von dir geforderte Video gefunden. Und so weiter.

finde die Seite Bestgore und suche auf dieser nach "child beaheaded on truck bed by moderates in Allepo". Nichts für schwache gemüter!

Tut mir leid, ich nehe alles zurück. Es stimmt und es macht mich traurig und betroffen. Tut mir leid das ich gezweifelt habe aber im Russland/Ikraine Konflikt wurde Indy so viel von beiden Seiten für Propagandalügen missbraucht das man auch Indy erst mal kritisch hinterfragt bevor man etwas glaubt. Was ist nur aus der Welt und den Menschen geworden? Ständig diese kranke Shice die da passiert, was können wir tun außer den Leuten hier eine Zuflucht zu bieten. Vermutlich leider nichts, denn ich habe weder Mut noch können um zur Waffe zu greifen. Ich wünschte ich hätte mir die Bilder nicht angesehen, das geht mir nicht mehr aus dem Kopf und mir ist ganz schlecht bei dem Gedanken daran. Ich habe noch niemals in meinem Leben so etwas unmenschliches gesehen.

...diese Leute begleiten die türkischen Soldaten im Moment auf ihrem Weg nach Jarablus.