Der südlichste Bundesstaat Mexikos ist über Nacht bekannt geworden durch den Aufstand der 'Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung' kurz EZLN vor 16 Jahren. Seitdem ist er nicht nur für politische Aktivisten interessant geworden, mittlerweile genießen tausende TouristInnen jedes Jahr den Flair der Revolution. So ist die Förderung des Tourismus auch ein Hauptziel der 'Schlechten Regierung' von Juan Sabines in Chiapas und damit ein Herd für viele Konflikte in der Region. Auch 'Campamentistas' - MenschenrechtsbeobachterInnen - sind TouristInnen, aber mit einem Auftrag: Augen und Ohren zu sein für die Welt. So haben es die Zapatisten formuliert.
Es bleibt ein schwieriges Thema und ein mulmiges Gefühl, sich auf den Straßen von San Cristóbal de Las Casas, der zentralen Stadt im Hochland von Chiapas, zwischen den Ausländern dort zu verorten: Welchen Anteil hat man hier an dem Leben der indigenen Bevölkerung, der mestizischen, der Weißen, der 'Gringos' oder der 'Internacionalistas'? Wie stehe ich zu meiner Rolle, bzw. welche Rolle nehme ich ein?
Alles das sind Fragen, die eineR auch hier in der BRD über den Weg laufen, vielleicht nicht so aufdringlich wie dort. Aber für die politische Praxis hier kann diese Verortung nicht schlecht sein. Sie gibt die Sicht frei auf die Barrieren, die in unseren politischen Zirkeln aufgebaut wurden. Viele sehnen sich danach, den Schlüssel zu finden, der die Menschen wieder zusammen bringt, sie im Kampf um Befreiung eint und vor allem: neue Perspektiven öffnet.
Vor Ort in Chiapas fällt es schwer, den Kampf der Zapatistas als Perspektive für uns zu sehen. So unterschiedlich ist das Leben und die Bedürfnisse der Menschen dort. Aber wie die Zapatistas sagen: das Auge und Ohr der Welt - hier wird es verwirrt, hinterfragt, geprüft und auch 'geringgeschätzt' ... mit anderen Worten: geschult, die Welt anders zu sehen.
Wer sich diese Erfahrung antun will, sollte sich tunlichst gut vorbereiten. Dazu gehört nicht unbedingt das Lesen sämtlicher Propagandatexte der Chiapas-Soli im deutschsprachigen Raum - auch - aber vor allem die direkte Auseinandersetzung mit anderen 'Freiwilligen', der Austausch und die Diskussion. Die Organisation CAREA e.V. aus Berlin bietet dazu halbjährlich 2 Seminare an, die auf Bitte der Zapatistas hin auch Grundvoraussetzung für den Besuch zapatistischer Gemeinden in Chiapas sind. Hier die Einladung zu den nächsten Terminen (auch als .pdf zum Speichern):
Menschenrechtsbeobachtung in Chiapas/Mexiko
CAREA e.V. führt zweimal jährlich Vorbereitungsseminare für den Einsatz als Menschenrechtsbeobachter/in in Chiapas/Mexiko durch. Das nächste Seminar findet vom 06.05. bis 09.05. 2010 und vom 10.06. bis 13.06.2010 in Helmarshausen (bei Kassel) statt. Ein weiteres wird es im November/Dezember 2010 geben. In Vorträgen, Arbeitsgruppen und Rollenspielen werden grundlegende Kenntnisse und spezifische Themen vermittelt wie Geschichte und Politik Mexikos, Menschenrechte, aktuelle Situation in Chiapas, Aufgaben, Rechte und Pflichten von Beobachter/innen, Verhalten in Konfliktsituationen.
Weitere Voraussetzungen für den Einsatz sind neben der Teilnahme an dem zweiteiligen Vorbereitungsseminar u.a. gute Spanischkenntnisse, Teamfähigkeit, physische und psychische Belastbarkeit, ein Mindestalter von 21 Jahren sowie die Eigenfinanzierung des Aufenthaltes.
Am Seminar können auch Leute teilnehmen, die sich noch nicht sicher sind, ob sie als Beobachter/in nach Chiapas gehen wollen.
Seminarkosten: 140 € zzgl. Fahrtkosten zum Seminarort und Kosten für den Chiapas-Reader (bestellbar im CAREA-Büro).
Weitere Informationen gibt es auf unserer Internetseite http://www.carea-menschenrechte.de
oder direkt in unserem Büro:
CAREA e.V.
Haus der Demokratie und Menschenrechte
Greifswalder Straße 4
10405 Berlin
Tel/Fax: 030/ 4280 566
Mail: info*ÄTT*carea-menschenrechte.de
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Siehe zu diesem Thema auch:
http://de.indymedia.org/2008/02/208453.shtml