Seit einiger Zeit läuft eine Image-Kampagne für die Bioladen-Kette "BioMare" in Leipzig, die sich als Alternative zum Kapitalismus versteht. Der teure Einkauf von regionalen Lebensmitteln in den Läden soll zu einer besseren Welt beitragen, da dies "viel mehr bewirkt als unzufrieden mit dem Finger auf andere, auf das System, den Staat oder den Kapitalismus zu zeigen". Der Aufruf zu mehr "eigenständigen Gestalten" mag richtig erscheinen, nur verbleibt BioMare in den Spielregeln des Kapitalismus und befördert diese zusätzlich, wenn das übliche Blabla über "Miteinander reden" jegliche Klassenverhältnisse verleugnet und die Privilegien der typischen Käuferschicht (gehobene Mittelklasse mit reichlich Finanzen) unbenannt bleiben. So lässt es sich gut über die bessere, eingekaufte Welt diskutieren.
Einige fanden diese Kampagne ebenso scheußlich wie wir und schmissen daraufhin vor einigen Tagen die Fenster einer Filiale ein. Die Erklärung war jedoch sehr kurz und dürftig. Unseren Erachtens nach wäre eine ausführlichere Erklärung sinnvoller gewesen. Der Geschäftsführer von BioMare verklebte daraufhin ein paar Plakate und behauptete den bürgerlichen Stuss á la "Wer Steine wirft hat keine Argumente". Diesem Schwachsinn entgegen tretend haben wir ebenso mit Plakaten daraufhin geantwortet.
Sehr geil!
Cool, dass ihr auf die Kritik an dem Angriff regiert und eine gute Positionierung nachgeliefert habt! (Ob ihr nun auch für ersteres verantwortlich seid oder nicht ist ja egal.)
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könnt ihr den plakattext dann mal mitveröffenltichen. kanns nicht lesen aus den bildern...oder hab ichs übersehen?
Größere Ansicht
Wenn du auf das Bild klickst und dann auf "Download", kriegst du eine größere Ansicht, in der die Schrift ganz gut lesbar ist.
Mittlere Maustaste...
...auf das Bild geht auch oder Rechtsklick und "In einem neuen Tab öffnen".
Dankeschön!
Hatten leider keine Zeit um einen entsprechenden Text zur Aktion zu veröffentlichen. Danke dass ihr das übernommen habt, der Text ist super!
Vielen Dank & Liebe
Freund_innen der Nacht
Nachschlag
"Kritischer Kapitalismus" ist das Resultat deiner Weigerung, Kapitalismus fundamental zu überwinden
"Kein Mensch ist gezwungen, in Strukturen zu arbeiten, unter denen er leidet. Kein Mensch ist gezwungen, unfaire Preise zu zahlen und sich für umweltzerstörende Produkte zu entscheiden." tönt es in der Image-Kampagne des BioMare. Nein, der Zwang gilt vermutlich für einige Menschen dieser Welt tatsächlich nicht. Doch betrifft dies nur die Minderheit. Das Gros der Menschen zwingt der "stumme Zang der Verhältnisse" eben doch zum malochen bis zum Umfallen um wenigstens halbwegs die eigenen Existenzbedingungen zu befriedigen. Es herrscht widerliche Selbstherrlichkeit und Arroganz, wenn sich über "ethisch korrekten Konsum" das gute Gefühl eingekauft wird und dies der breiten Mehrheit wiederum als Kapitalismuskritik verkauft wird. Eigentum, Lohnarbeit und viele andere notwendige Bereiche des Kapitalismus werden keiner kritischen Betrachtung unterworfen. Wie sehr sich diese vermeintlich kritische Haltung gar wunderbar in den kapitalistischen Normalvollzug integrieren lässt, wird ebenso verschwiegen. Natürlich kann immerzu der Einzelne Freiheit einfordern und sollte dies auch tun. Ein erster Schritt dazu wäre zum Beispiel die Auflösung von Boss und Belegschaft, gleiche Entlohnung, Mitspracherecht und dergleichen. Keine große Revolte, aber wie wär´s, Malte?!
Nun gibt ein bisschen Glasbruch zu bemängeln, da einige auf die falsche Kritik von BioMare ganz gut verzichten möchten. In der Zerstörung schließlich kommt die bürgerliche Moral zum Einsatz, die jegliche Gewaltanwendung mit fehlenden Argumenten gleichsetzt. Das herrschende Verhältnisse selbst nicht ohne Gewalt auskommt und achselzuckend akzeptiert wird, da es Eigentum und dergleichen zu verteidigen gilt, sei nur am Rande erwähnt. Der Gewalt kann man ablehnend gegenüberstehen, aber man sollte den Blödsinn lassen dies mit sinnlosen Handeln zu vergleichen. Der vom BioMare eingeforderte Dialog und traute Austausch war schon immer ein bürgerlicher Werkzeug um (diskursive) Freiheit zu heucheln, aber materielle Veränderung zu verhindern. Weniger privilegierte Leute wissen um diesen Zustand und bekommen erst dann die breite Aufmerksamkeit, wenn sich diese in Aufständen Gehör verschaffen und ihr Leben einfordern. Doch gerade diese Leute scheinen für BioMare nicht von Interesse zu sein, können die sich die exorbitanten Preise im ethisch korrekten Supermarkt eh nicht leisten.
Expropriation der Expropriateure statt kritisch Einkaufen
Alternativen für "Lebensmittel des Systems"...
...gibt es und freuen sich darüber gegessen zu werden und damit über Unterstützung.
In Leipzig und auch anderswo gibt es viele Möglichkeiten, eine davon ist die Solidarische Landwirtschaft. Systementkoppelt & fair & in Leipzig meist anarchistisch organisiert.
Überlegt euch, wieviel Euronen ihr monatlich für Lebensmittel ausgebt, die genau die Mechanismen unterstützen, die auch bei Biomare kritisiert werden. Andere Läden als Biomare versuchen einem den Konsum nicht als Wohltat im Kapitalismus zu verkaufen, manchmal sind deren Auswirkungen auf Mensch und Natur noch gravierender.
Also Biomare kritisieren: Absolut super und unterstützenswert!
Doch dann wöchentlich innen Aldi o.ä. laufen und einkaufen: Absolut inkonsequent!
Mir ist es ein Rätsel, wieso dieser Kommentar von den Indymedia Heinis gelöscht worden ist.
Bei der Solidarischen Landwirtschaft handelt es sich um ein Prinzip des Anbaus von Lebensmitteln und deren Verteilung. Alles läuft nicht nach den Instrumenten der freien Marktwirtschaft. Es ist keine Marke, keine Organisation, die damit Gewinn scheffelt. Niemand Häuft in der Solawi iwo Geld an. Lebensmittel aus Solidarischer Landwirtschaft gibts auch nicht im Laden zu kaufen, sondern werden selbst von allen an alle MitesserInnen in Räumlichkeitne wie iwelche Projekten, Alternativen Zentren, WGs usw verteilt.
Hier was dazu vom Netzwerk Solawi:
"Bei Solidarischer Landwirtschaft (kurz Solawi) werden die Lebensmittel nicht mehr über den Markt vertrieben, sondern fließen in einen eigenen, durchschaubaren Wirtschaftskreislauf, der von den Teilnehmer*innen mit organisiert und finanziert wird.
Solidarische Landwirtschaft fördert und erhält eine bäuerliche und vielfältige Landwirtschaft, stellt regionale Lebensmittel zur Verfügung und ermöglicht Menschen einen neuen Erfahrungs- und Bildungsraum.
Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten, haben meist nur die Wahl entweder die Natur oder sich selbst auszubeuten. Ihre Existenz hängt von Subventionen und Markt- bzw. Weltmarktpreisen ab. ..."In meinen Augen ists die einzige Alternative zum normalen Konsum?!