Karlsruhe: Wenn Jesus tanzt...

Wenn Jesus tanzt...

Am 2. April 2010 gegen 21:00 Uhr fanden sich etwa 150 Leute in Karlsruhe zusammen, um gemeinsam und friedlich in den Samstag zu feiern. Dabei wurde gekonnt darüber hinweg gesehen, dass an  diesem Datum eigentlich ein christlich gebotener Feiertag war und der “säkulare” Staat die niedliche Idee hatte, ein Tanzverbot – auch für die nicht-christlichen Bevölkerungsteile – zu verhängen. Allerdings hörten zahlreiche Menschen in Karlsruhe auf die himmlische Eingebung, die über einen gar heiligen Ghettoblaster verbreitet wurde. Diese bestand darin sich entgegen jeder staatlichen und kommunalen Repressionspolitik das Recht auf selbstbestimmte Freizeitgestaltung zu nehmen.

 

So tanzte man und widersetzte sich frohen Mutes der angeordneten christlichen Wertvorstellung. Recht bald drang jedoch die frohe Botschaft auch zu den selbsternannten Vertretern des Vatikans in Staatsdienst vor. Unverständlicher Weise ließen diese sich allerdings nicht von der allgegenwärtigen Euphorie infizieren und propagierten kollektiven Unmut.

Doch so ein Heidenspaß lässt sich, einmal ins Tanzen gekommen, so schnell nicht aufhalten, sodass die Glaubensgemeinschaft einer alternativen Gesellschaft weiter durch die badische Innenstadt zog und noch mehr Heiterkeit auf die vormals trauernden Gesichter der Passanten  zauberte. Nach etwa einer Stunde sammelte sich jedoch der Action-Mob der uniformierten Kirchenvertreter und enteignete mit knüppelsicheren Mitteln – die sicher so gar nicht im Sinne des sogenannten Erlöser, Jesus Christus, gewesen wären – die Musikanlage. Riesen Kompliment an dieser Stelle an das Engagement und den Einsatz der Menschen, die die Anlage stifteten und durch die stilsichere Dekoration aus Discokugel und Accessoires dem Abend ein würdiges Ambiente verpassten.

Die mobile Disco wurde für eine vermutlich später stattfindende Party mit Messdienern erst einmal in einen Streifenwagen gewuchtet. Eine Welle christlicher Nächstenliebe erfasste alle Menschen, da wieder Zucht, Ordnung und Trauer auf doitschen Straßen herrschen sollte. Um die ganze Hau-Drauf-Aktion im Nachhinein noch rechtfertigen zu können, wurden zwei Cops ausgesucht, denen die wohl ehrenhafte Aufgabe, sich gegenseitig zu geißeln, auferlegt wurde. Das Ergebnis ist dieser formvollendete Polizeibericht. Problematisch ist dabei nur, das diese Atheistische Union (AU, nicht JU) nur passiven Widerstand leistete und keinerlei Gewalt anwendete. Anscheinend hat der Spirit des heiligen Geistes diesen scheinbar verirrten Seelen in grünem Gewandt ihrer sicher üblicherweise rationalen Entscheidung vernebelt.

Beten wir, dass sie nächstes Mal in der Kirche statt davor feiern dürfen. Als Opfergabe könnte man erneut einen Ghettoblaster bereitstellen.

 

http://www.vivalaautonomia.wordpress.com/

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Danke für den schönen Abend und den tollen Artikel.