Anspruch inklusiver Sprachgebrauch?

Dieser Text ist aus einer längeren Diskussionsrunde um das Thema Sprachgebrauch im linken Kontext hervorgegangen und  bezieht sich vorrangig auf einen Flyer der "Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V." welcher in Form eines offenen Briefes gehalten wurde und den Titel "Linke Politik und akademische Sprache" trägt (siehe Anhang).


Obwohl wir uns primär an diesem Brief abarbeiten werden geht es uns nicht nur um diesen offenen Brief, sodern auch um den Versuch einer generelleren Reflexion einer auch auf Linksunten in den Kommentarspalten verbreiteten Form des Kritisierens, welche über das Entlarven "intellektuellen Sprechs" oft progressive Positionen zu delegitimieren versucht und dadurch implizit Positionen vertritt, welche unserer Meinung nach nahe dran sind an Populismus und  Antiintellektualismus. Dieser Text soll nicht dazu dienen, sich selbst gegen vollkommen berechtigte Kritik am privilegierten Sprechen zu immunisieren, sondern versuchen aufzuzeigen, wo welche Kritik unserer Meinung nach (un)beabsichtigt regressive politische Positionen fördert.

Um den Einstieg zu erleichtern fassen wir kurz den Text des offenen Briefs zusammen. Die Gedenk-Initiative kritisiert zum


1.  Namedropping bei linken Veranstaltungen und identifiziert im Zuge dessen die "Norm" des akademischen Niveaus im Bezug auf die Ausdrucksweise, welches implizit vorausgesetzt werde und einen gewissen Teil der Zuhörenden in eine passive Rolle drücke und somit ausschließen würde


2. dass diese Norm und die damit verbundene Selbstverständlichkeit des Gebrauchs akademischer Sprache nicht als solche reflektiert werde und somit von einer "breiten/linken Öffentlichkeit" nicht verstanden werden könne, was "Klassismus  und Mittelklasse Verhalten" (re)produziere


3. akademische Sprache nur eine Fachsprache unter vielen sei, welche durch die akademisierten Menschen als "Normalsprache" Eingang in linke Zusammenhänge halte


4. dass sich nicht akademisch ausdrückende Menschen dort nicht ernst genommen werden würden, bzw. nicht teil einer Diskussion werden könnten und nicht gewährleistet sei, dass "auch alle verstehen können", worum es ginge


5. die angenommene Arbeitsteilung zwischen Aktivist*innen und Akademiker*innen, welche dazu führen würde, dass nicht-akademisches Wissen (Erfahrung, etc) delegitimiert werden würde und sich hierarchisch dem akademischen Wissen unterzuordnen habe


und dass deshalb 6. bei Sprachgebrauch in Flyern, Texten, Podien etc. sich darüber Rechenschaft abgelegt solle, wen mensch wie "erreichen" wolle und generell die Privilegiertheit des eigenen akademisch-Seins ("bürgerliche, mittelschichtige akademische Normen und Lebensweisen") hinterfragen müsse.

All diese Punkte haben unserer Meinung nach ihre Berechtigung und weder hift es die Misere kleinzureden noch ist damit irgendwem*wer geholfen. Durch abgehobenen Theorie-Sprech ("Theoriegewichse") werden Außschlüsse produziert, welche meist noch die Nestwärme der Selbstvergewisserung absondern, ergo nichteinmal als Belastung  empfunden werden. Allerdings ist oft nicht das Problem, DASS gewisse Theorien verwendet werden, sondern WIE sie Verwendung  finden: das Problem hierbei heißt "Zitatation"! Durch zitierendes Sprechen wird die Autorität der eigenen Aussage durch das zitierte Original behauptet, sprich: zitierendem Sprechen zu widersprechen bedeutet auch, der Autorität der zitierten Aussage zu widersprechen, was für alle Diskutierenden vorallem auf linken Veranstaltungen beinahe unmöglich wird (wer kann schon behaupten, Marx, Derrida, Mao oder Adorno die Stirn zu bieten?). Der Ausschluss wird dementsprechend unserer Meinung nach vorallem durch dieses Sprechenlassen Anderer durch eigene Aussagen produziert, nicht durch "wissenschaftliches Sprechen" an sich.
Das führt uns dann auch zu unserem zweiten Punkt, nämlich der Frage nach der angenommenen Funktion von Sprache im (nicht) wissenschaftlichen linken Umfeld.


Zuerst stellt sich die Frage, was "wissenschaftliche / akademische" Sprache überhaupt sei, sprich wie die angenommene Abgrenzung von nicht-akademischer Sprache vorgenommen wird. Akademische Sprache ist zuerst einmal eine besondere Form diskursiver Wahrheitsproduktion von Aussagen. Was heißt das? Das Attribut "akademisch" bezeichnet Aussagen, welche durch eine durch Konventionen festgelegte Form eben dieser Aussagen einen Wahrheitsgehalt zuschreiben. Es ist also nicht entscheident, WAS für einen Inhalt diese Aussage haben muss, sondern es geht nur um die Einbettung in eben diese Formen wissenschaftlicher Wahrheitsproduktion (Zitatation, der wissenschaftliche Kontext, wie und wo veröffentlicht, sich auf was beziehend, in welches Wissen sich selbst einschreibend etc.). Was bedeutet das jetzt in diesem Kontext? Wissenschaftlich-akademisches Sprechen ist erstmal komplett unabhängig von der Richtigkeit/Falschheit des angenommenen "Wissens" sondern bezeichnet unserer Meinung nach eine reine Form (welche natürlich in ihrer Funktion der Wahrheits/ergo Machtproduktion hochgradig politisch und problematisch ist) des Sprechens. Dieses Sprechen ist durch Konventionen entstanden und entsteht in jedem Moment durch das unterwerfende Bestätigen dieser Konventionen erneut, sprich: akademisches Sprechen als Form ist nicht absolut, sondern relational, kann also verändert werden.


Um zu dem zweiten Punkt zu kommen müssen wir allerdings noch etwas weiter gehen: Wir behaupten, dass jedes Verwenden von Sprache immer nur relational sein kann. Sprache spiegelt in der Bedeutung der einzelnen Wörter nichts wieder, sondern (um sich auf Ferdinand de Saussure zu beziehen) die Bedeutung eines jeden Terms (sprich einer jeden möglichen Bedeutung eines Zeichens) wird durch dessen Stellung im Bezug auf und im Verhältnis zu allen  anderen Terme einer Sprache definiert. Diese Herangehensweise lässt es beispielsweise zu, Verschiebung und Aneignung gewisser Wörter zu begreifen (wie z.B. der des  Wortes "Queer"). Warum ist das jetzt in diesem Kontext überhaupt wichtig? Wenn Sprache immer relational ist und in diesem Sinne nichts wiederspiegelt bzw. von nichts eine einfache Ableitung oder Abbildung ist und auch immer sich durch Konvention verschiedener sozialer Gruppen definiert, dann ist es nicht möglich, egal mit welchem Sprechen, "alle" zu erreichen. Es ist nicht das außschließliche Privileg akademischer Sprache außschließend zu sein, sondern jedes Sprechen, verstanden als gruppenbezogene Konventionen, welche innerhalb der jeweiligen Sprecher*innengemeinschaft gewissen Aussagen Wahrheitsgehalt verleihen und dafür andere delegitimieren, ist im Zusammenhang mit dem prinzipiellen relationalen Charakter von Sprache ausschließend. Die Funktion von Sprache besteht immer darin, relationale Wahrheit(en) zu erzeugen, ein jenseits dessen ist unserer Meinung nach nicht möglich, genauso wenig wie es sprachliche Objektivität geben kann.


Wir finden es also falsch und regressiv, wenn die Kritik akademischen Sprechens impliziert, es gäbe sowas wie einen "Nullpunkt" der Sprache, bzw. ein Verstehen jenseits diskursiver Vermittlung von Sprache. Die Annahme, dass es quasi sowas wie den "gesunden Menschenverstand/Sprache" gibt, auf welchen mensch sich mit dem eigenen Bestreben nach Inklusion zurückfallen lassen könne ist nicht nur falsch (siehe oben), sondern auch politisch gefährlich: gemäß der geforderten Gewährleistung, dass alle immer alles verstehen können sollen wird veressenzialisierend sowas wie ein "der Langsamste gibt das Tempo der Gruppe vor" eingefordert. Das finden wir sehr problematisch: Zum einem "sind" Menschen nicht einfach, sondern treffen (fast) immer als Charaktermasken in Ausübung spezieller Rollen aufeinander. Zum anderen ist die Vorwegnahme, zu welchen Erkenntnissen bzw. zu welcher qualitativen Form von Diskussion z.B. "Arbeiter*innen" in der Lage sind, nicht nur bevormundent, sondern auch zuschreibend (subjektivierend). Die (sprachlich-relationale) Anrufung des Anderen, in diesem Fall der*die Nicht-Akademiker*in bei linken Veranstaltungen, masst sich an zu entscheiden, wozu diese*r Andere geistig in der Lage ist und noch mehr: schafft so einen Rahmen, in welchem der*die Andere nur genau dazu in der Lage sein wird! Der performative, sprich realitätsgestaltende Charakter von Sprache wird somit nicht nur verkannt, sondern dient  unserer Meinung nach sogar einem regressiven politischen Projekt. Oder anders ausgedrückt: Wenn es denn keine absolute, die Dinge offenbarende Sprache gibt, welche jedem Menschen qua seines Mensch-Seins zugänglich sein soll (wovon auszugehen ist), dann negiert die Behauptung dieses Nullpunktes des Verständnisses in der eigenen Praxis die Möglichkeit eines*r Jeden, sich selbst zu befreien.


Für uns wäre es stattdessen wichtig, jeden Menschen, egal wo und wie wir mit ihm zusammen kommen, immer als Raum und Prozess potentieller Selbstbefreiung zu sehen. Theorie(n) sind in diesem Zusammenhang für uns nur dazu da, dieses Selbstverständnis für andere nachvollziehbar machen zu können und uns darin weiter zu entwickeln. Es geht nicht darum, nicht mehr theoretisch zu denkhandeln, sondern darum, jedem unserer Verbündeten es zu ermöglichen, theoretisch zu sein. Es gibt aus unserer Perspektive nämlich kein "Nicht-theoretisches"  Sprechen/Denken/Handeln, genausowenig, wie es "Neutralität" gibt. Statt also zu fordern, dass akademische Sprache u. Theorie als Fachsprachen zurückzuweisen sind, stellen wir uns die Frage, wie wir im Einklang mit unseren (linken?) Werten antiautoritär und antiavantgardistisch, theoriegeleitete Praxis leben  und dabei Verbündete finden können.


Wohlgemerkt: viele Wege führen nach Rom, vorallem und zumal wenn wir Rom als Kommunismus betrachten. Davon auszugehen, dass es sowas wie einen theoretischen Torhüter ins kommunistische Himmelreich gäbe, sprich zu fordern, dass jede*r unserer Verbündeten soundsoviel gelesen haben muss, damit sich ihm*ihr das Sein offenbart, ist nicht nur lächerlich, sondern auch fehlgeleitet. Theoretische Erfahrung, die Wucht, welche ein Marx in uns hinterlässt, schneidet tiefer als jede tiefenpsychologische Therapie. Es geht uns um eine Perspektive, welche das Missverständnis als gegeben setzt, welche Kommunikation und Verständigung als selbstverändernde, subversive Praktiken begreift und dabei versucht, jede vermeintliche Vorannahme um Gemeinsamkeiten mit dem Anderen zu umgehen; weil alles an Selbstverständlichkeiten, was nicht mehr diskutabel ist, wird autoritär. Und genau das ist der Rahmen, in welchem sich für uns die Frage stellt, ob und wie wir auf Ausschlüsse, welche wir produzieren reagieren.


In diesem Sinne: Gegen jegliche Nullpunkt-Politik für ein Theoretisch-werden von Welt und ein Welt-werden von Theorie.

P.S.: Bevor der Vorwurf kommt: Mit dem, dass alles diskutabel sein muss meinen wir nicht, dass wir unseren links-autonomen Standpunkt aufgeben. Das Zurückweisen von Selbstverständlichkeiten bezieht sich vorallem darauf, wie uns die Welt als das, was sie vermeintlich sei, was wir vermeintlich sind, usw. angeboten wird. Es ist ein Weg, mit der eigenen Zugerichtetheit durch dieses Schweinesystem umzugehen. Denn in diesem Kampf, den jede und jeder täglich mit sich ausmacht, gibt es keine Gewissheiten mehr, am allerwenigsten unsere eigenen Gefühle und Befürfnisse. Diese Einsicht hält uns allerdings nicht davon ab linke Werte für uns mit Wahrheit und Geltung aufzuladen und anzunehmen...

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ihr schafft die quadratur des kreises und schreibt am ende über euren eigenen sprachgebrauch...

und seit dabei das beste beispiel für akademischen sprachgebrauch....

 

viel spaß noch in der uni (und später im gut bezahlten "linken" job), ich bin solange in frankreich da is es interessanter!

Ist leider genau das Problem, dass "wir" nicht an Universitäten / Stiftungen / ThinkTanks/ NGO's etc angebunden sind. Vielmehr heißen die (un)freiwilligen Bereiche unserer Lohnarbeit Krankenpflege, Kindererziehung, Callcenter, Gastro und Ausbildung. Ob mensch nun an der Universität war oder nicht, spielt in diesem Sinne keine Rolle, da eben genau das zur Debatte steht: Warum sollen Nicht-akademische Menschen auf eine bestimmte Art des Sprechens festgelegt sein? Warum wird mit Theorie in antiintellektueller Manier (fast) immer das StudierendenPack gleichgesetzt, warum soll es nicht möglich sein, aus jedweder Stellung im(Re)Produktionsprozess sich Theorie anzueignen und dementsprechend theoriegeleitet zu handeln?

Möglich erweise sieht mensch sich demnächst in Frankreich, wenn es denn zeitlich eingerichtet werden kann!

das problem ist zitierendes sprechen (nicht wortwörtlich)

 

um sich auf Ferdinand de Saussure zu beziehen

 

ne, akademische sprache - und was die kritik beinhaltet, aber nicht sagt- akademikerInnen in sozialen/linken bewegungen ist eh okay. nur der damit verbundene, oft unhinterfragte, unausgeprochene, und dadurch als selbstverständich angesehene machtansprcuh nervt...

als ich den Titel las, dachte ich wirklich es geht darum, Menschen mit psychischen und/oder körperlichen Handycaps durch Sprache ein-oder eben auszuschließen. Das ist ja zumindest das, wofür das Wort "Inklusion" in diesem Sinne zu meist verwendet wird. Mein nächster Gedanke war dann, dass einige akademische Zirkel in dieser Szene es also tatsächlich als Frage sehen, wie sie andere Menschen in ihren Sprachgebrauch inkludieren können. Das zumindest lese ich allein aus dem Titel. Das ist meines Erachtens nach an sich schon avangardistisch, im schlimmsten Fall antiproletarisch und falsch. Ich persönlich sehe es nicht als Intellektuellen-feindlich so zu sprechen, dass mich die überwiegende Mehrheit hier versteht. Kluger Linkspopulismus (also Sachverhalte zuspitzend und provozierend, nicht verfälscht, dazustellen) ist meines Erachtens nach auch nicht falsch, sondern wird viel zu wenig gemacht. Der Artikel geht dann schon ein wenih in eine andere Richtung, aber allein die Überschrift ist für mich schon sehr fragwürdig.

Ziel wäre für mich:

weniger Szene, also auch weniger identitäre Elemente (wie abgehobene akademische Sprache - aber nur als ein Beispiel)

sehr angenehmer kommentar! leichte sprache zu reflektieren stellt in vielen linken kontexten m.E. eine gravierende leerstelle dar, und behindert die inklusion (die ich im titel wie Du aufgefasst habe) intellektuell-marginalisierter gruppen zu oft. ich selber habe eben aufgrund akademischer sozialisierung (die ihrerseits hier viel mehr theoretisch arbeiten müsste, vorreiter*innen sind oftmals vertreter*innen der disability studies) oftmals probleme linke problematiken und analysen "populistisch" runterzubrechen ohne die komplexität von herrschaftsmechanismen zu auf gefährliche art und weise zu missachten. letztendlich könnte sich ein häufigeres nachdenken über leichte sprache beim verfassen von texten positiv auf reichweite der mobilisierung wie auch auf verbreiterung der diskussion mit sprachlich ausgegrenzten gruppen auswirken.

Hört euch ein paar Stunden Deutschlandfunk oder einen anderen Radiosender mit einem Anspruch auf Inhalt an, und gebt euch mal, wie dort immer wieder und wieder mit einer Höflichkeit Probleme ignoriert werden nach dem Motto "wenn sich etwas nicht minimal gut anfühlt, muss ich mich darumwinden".

 

Das hat so widerliche Züge angenommen, die gerademal einen Jugendkult die Dynamik überlässt, mit dem sich wenig ausdrücken lässt. Klar, Fachwissen, aber solange es immernoch um den Partyfaktor geht - muss doch zurückgesteckt werden.

 

Das gilt auch für den Pathos der in vielen Popsongs aber auch in vielen Reden in letzter Zeit häufiger  anschwillt, und oft nur dazu da ist, irgendetwas zu sagen. Das schlimme ist, dass damit eine Unterforderung für alle eintritt, weil damit ganz ohne patriarchale Sprechweise Raum eingenommen wird, der nur der oder dem Sprechenden nutzt. 

1) Theoriesprache hat ihren Grund

Ein Text in sog. "leichter Sprache" der über das Verhältnis von Subjekt zu Objekt bei Adorno referiert, wird entweder Tausende Seiten lang oder nicht existieren. Philosophische Begriffe haben ihren Zweck. Nämlich den etwas kurz und bündig zusammenzufassen, für deren Erklärung es ganze Bücher bräuchte. Die Dialektik bei Hegel kann man nicht beileufig auf einer Veranstaltung verstehen. 

Eine Gedenkstätten-Initiative arbeitet auf einer anderen Ebene. Da geht es nicht so sehr um eine Analyse der kapitalistischen Verhältnisse in einer Tiefe wie bei Marx. Somit kann sie auch einfach gegen eine "akademische Sprache" wettern. Es betrifft sie ja nicht. Wer jedoch an einer tatsächlichen Überwindung dieser Verhältnisse interessiert ist, benötigt sie, weil es eben nicht reicht, mal einen Aufstand zu machen, damit alles anders wird.

 

2) Natürlich ist das vorraussetzungsvoll. Glauben die Kritiker etwa nicht, dass Theorielinke auch mit dem Wörterbuch auf dem Schoss begonnen haben? Natürlich haben sie das. Niemand hat das Wissen von Geburt. Deshalb ist diese Theoriefeindlichkeit im Grunde Faulheit. Faulheit von anpolitisierten Anarchos, Hippies oder Antidiskriminierungsaktivisten, die sich mit Beginn des Studiums politisieren. Die stellen dann fest, dass sie für ihr Hausprojektdasein, für ihre naiven Weltfriedensforderungen und ihr Empörungsgekreische gar keine Theorie brauchen. Stimmt ja auch! Für sie! Und nur für sie: Jeder, der mehr will, als ein wenig Reformismus, braucht Theorie und muss deshalb die Blauen Bände, Adornos Gesammelte Werke usw. durchwandern.

geh mal 8std lohnarbeit nach und les dann mal deine polittexte...
fauheit! ja aufjeden fall!

Man kann auch am Wochenende lesen. Man muss es halt wollen. Natürlich setzen viele Menschen in der Szene andere Prioritäten, treffen sich lieber mit Freunden, gehen tanzen oder gucken Serien. Man kann halt nicht alles haben. Mir scheint bisweilen genau dies das Problem zu sein. Da wächst eine Generation heran, die alles haben möchte: Sie möchte ganz viel Politaction, ganz viel Socialising, Studium bitte auch, Kinder kriegen, Karriere usw. Und weil das halt nicht alles zusammengeht, erwarten sie dann, dass alles für sie auf ein Niveau heruntergebrochen wird, dass sie ohne großen Aufwand verstehen. Nicht nur Forderungen nach Theorieverzicht, auch das heutige Niveau Geistes- und kulturwissenschaftlicher Studiengänge ist sind Ausdruck einer solchen Geisteshaltung. There is no free lunch sagen die Amis zurecht.

 

Einfaches Studium bedeutet später weniger Gehalt. Kinder bedeuten meistens Verzicht auf Karriere. Und ohne jahrelange Lektüren gibt es kein Theorieverständnis. So ist das, nicht weil es jemand bestimmt, es folgt aus der Logik der Sache.

.. für ein troll ist das denn... adorno und marx zu verstehen um ne revolution (wo im literatursalon) zu machen? dieses denken endete in der vergangenheit im gulag(für die anderen)