„Counter-Speech-Tour“ zu Besuch in Freital

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Zeitgleich zur montäglichen PEGIDA-Demonstration in Dresden machte am 2. Mai die „Counter-Speech-Tour“ Station im sächsischen Freital. Neben Smudo von den Fantastischen Vier, Sängerin Leslie Clio, Irie Révoltés und der syrischen Band Khebez Dawle, hatte sich auch die Dresdner Offbeat Cooperative und „Banda Internationale“ auf dem Platz des Friedens für ein Gratis-Konzert eingefunden. Gleichzeitig gab es ein umfangreiches Rahmenprogramm und nur spärlich besuchte Workshops mit Initiativen gegen Rechts.

 

Damit wollten die Akteure ein deutliches Zeichen gegen Hetze im Netz und auf der Straße setzen. Der für die Organisation der Veranstaltung veranwortliche Verein „Laut gegen Nazis“ teilte mit: „Mit dieser Veranstaltung wollen wir zeigen, dass Freital eben keine Nazistadt ist.“ Smudo ergänzte, es gehe eben gerade darum, Freital nicht zu stigmatisieren, sondern positive Schlagzeilen zu machen.

 

Die Stadt Freital, welche im vergangenen Jahr wegen wochenlanger rassistischer Proteste in den öffentlichen Fokus geraten war, verweigerte dem Projekt im Vorfeld ihre Unterstützung: „In gewissen Kreisen“, so ein Verantwortlicher der Stadt, „scheint es beliebt zu sein, Freital als Codewort für rechtsextrem zu benutzen.“ Helmut Weichlein, juristischer Referent des Freitaler Oberbürgermeisters Uwe Rumberg (CDU), unterstellte dem Verein gar, sein Interesse an der Stadt resultiere aus einer sehr negativ wahrgenommenen Berichterstattung im vergangenen Sommer, welche die Stadt als „stark verzerrend und stigmatisierend sowie – insbesondere im bundesdeutschen Kontext – ungerecht empfunden“ habe.

 

Weiter heißt es: „In Freital herrscht ein friedliches Klima, wo in vielfältigen Initiativen und auf vielerlei Ebenen zu den Themen Flüchtlinge sowie politischer Extremismus gearbeitet wird“. Die Stadt Freital könne die Veranstaltung nicht unterstützen, weil dies „nicht nur zu einer Aufheizung der öffentlichen Debatte führen, sondern das leider überregional bei manchen eingebürgerte Klischee, gerade in Freital gäbe es eine nennenswerte (Neo)Nazi-Szene, bestätigen würde“.

 

Entgegen seiner vorherigen Verlautbarungen stattete Freitals Oberbürgermeister der Veranstaltung einen wenn auch kurzen Besuch ab und beantwortete dabei Pressefragen. Trotz eines Aufrufs der rechten Bürgerinitiative Freital im Vorfeld der Veranstaltung, nicht auf die „linksterroristische Provokation“ einzugehen und stattdessen zu Hause zu bleiben, versuchten am Abend ca. 20 der örtlichen rechten Szene zuzuordnenden Personen die Veranstaltung zu stören.

 

Nachdem die Polizei zunächst am späten Nachmittag die Personalien eines 20-Jährigen feststellte, der zuvor den Hitlergruß gezeigt haben soll, ging sie am frühen Abend mit Platzverweisen gegen eine Gruppe von Störern vor, die sich unweit des abgesperrten Festgeländes gesammelt hatte. Bis auf die Rechten, sowie einige Bewohnerinnen und Bewohner, die sich am Rande des Konzerts abfällig darüber äußerten, dass eine solche Veranstaltung in ihrer Stadt überhaupt stattfinden kann, fanden an diesem Abend nur sehr wenige Freitalerinnen und Freitaler den Weg zum Konzertgelände, welches durch ein großes Polizeiaufgebot geschützt werden musste.

 

In ihren Redebeiträgen kritisierten örtliche Aktivistinnen und Aktivisten unter anderem die Stadtverwaltung dafür, die bestehenden Probleme mit rechten Übergriffen und Sachbeschädigungen in Freital zu verhamlosen. Trotz der Festnahme von mehreren Mitgliedern der Bürgerwehr in den zurückliegenden Monaten würde es in Freital weiterhin rassistische Übergriffe und Anfeindungen gegenüber Menschen, die sich für geflüchtete Menschen einsetzen.

 

Trauriger Höhepunkt der Auseinandersetzungen im Vorfeld war die Farbattacke auf ein Bürgerbüro der Linken, in dem Werbung für die Veranstaltung gemacht worden war. Dennoch verfolgten am 2. Mai bis zu 500 musikbegeisterte Menschen bei ausgelassener Stimmung das Konzert. Ein deutliches Statement gab es von Irie Révoltés: „Es ist nicht einfach hier zu wohnen und das Maul aufzumachen“ und in Richtung der anwesenden Geflüchteten „Say it loud say it clear refugees are welcome here!“. Der Tag endete schließlich ohne weitere Vorkommnisse mit einer kurzen, lautstarken Spontandemonstration durch den Ort.

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