Fitshaming gegen den Revolutionären Aufbau

„...den besseren Zustand aber denken als den, in dem man ohne Angst verschieden sein kann.“
Ich selbst nenne mich einen Anarchisten und meine linke Politisierung war zuteifst geprägt vom Erschüttertsein durch die kommunistischen Verbrechen, von der rohen Gewalt, derjenigen die meinten eine Moral gegen andere durchsetzen zu dürfen. Ganz im Sinne Max Stirners bin ich über alle Maßen skeptisch, wenn jemand meint, er wolle anderen eine Moral verordnen. Mit welchem Mittel? Herrschaft. Wofür? Für sein Interesse. Daher bin auch ich nicht sonderlich begeistert von der bolschewistischen Ästhetik des Revolutionären Aufbaus, denn obgleich ich darum weiss, dass auch viele Anarchisten Lenins frühen Schriften einiges abgewinnen konnten, bin ich mir doch auch dessen bewusst mit welcher Brutalität die „Genossen“ aus dieser Tradition immer wieder über uns Anarchisten hergefallen sind. Machno, Kronstadt, Spanien.


Ich kenne diese Leute vom Revolutionären Aufbau Bremen oder Waterkant nicht. Ich weiss nicht, ob es stimmt, was man über sie sagt. Doch immer wieder stößt mir etwas in der Kritik an ihnen auf. Es wird oftmals darüber geschrieben und geredet, wie diese Leute aussehen. Groß, breit, männlich, Boxerschnitt, Sportklamotten. So sehr ich nachempfinden kann, dass das einschüchternd wirkt, und schlechte Erinnerungen an herrschaftliche Erfahrungen triggert, muss ich doch davon Abstand nehmen, diese Kritik gutzuheißen. Meiner Meinung nach sollten wir als Anarchisten, als emanzipatorische Linke niemanden für seinen Körper verurteilen. Wie andere Menschen mit ihrem Körper umgehen, was sie damit machen, ist solange es nicht gegen uns geht, ihre Freiheit. Und dieses Menschenrecht ihnen abzusprechen, ist absolut unanarchistisch. Auch wenn im herrschenden Diskurs Menschen selten für ihre durchtrainierten Körper diskriminiert werden, sollten wir in unserer Subkultur keine solche Kultur des Fitshamings etablieren. Es wäre dies keine Transzendenz der Diskriminierung, sondern die Substitution der einen mit einer anderen.


Nicht weil wir es dem Revolutionären Aufbau schuldig wären, sondern weil wir es unserem Anspruch Anarchist*innen zu sein, schuldig sind, sollten wir diese Art und Weise der Kritik unterlassen.


Solidarische Grüße,
ein Anarchist

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"Ganz im Sinne Max Stirners bin ich über alle Maßen skeptisch, wenn jemand meint, er wolle anderen eine Moral verordnen."

 

Max Stirner war aber erklärtermaßen kein Anarchist, sondern eher ein Individualist dessen Thesen eher dem Slogan "Das Recht bin ich" entsprachen.

Damit ist Stirner aber näher am Kommunismus als der Bezug aufs Menschenrecht.

Zu kritisieren ist am Körper aber das Verhältnis, dass ihn als solchen hervorbringt,

während eine verwirklichte Leiblichkeit jene zum Ganzen fragmentierte Gesamtheit des nicht umsonst so bezeichneten Volkskörpers
hinter sich gelassen hätte.
Vulgo wird das immer so kacke mit den Auftritten und der Äshetik bleiben,
solange die Leute zum Fussball und zur Maloche gehen, obs nun Kommunisten sind oder nicht.