Bald ist es wieder soweit: die 1. Mai Demo des Libertären Forum Bonn steht an. Los geht's um 14h am Kaiserplatz, ab 16h gibt es ein libertäres Straßenfest am Frankenbad. Kommt auch zur Soliparty am 22.4. ab 20 Uhr in der LC36 in Köln (Ludolph Camphausen Straße).
Hier ist der gemeinsame Aufruf, die der einzelnen Bündnisgruppen findet ihr in den Kommentaren.
Seit über hundert Jahren ist der Erste Mai der Kampftag der Arbeiter_innenbewegung – er war der Tag der Menschen, die endlich ein schöneres Leben für alle durchsetzen wollten und die nicht mehr hinnehmen wollten, dass sie im Kapitalismus zwar die Arbeit verrichteten und den Reichtum der Gesellschaften produzierten, und gleichzeitig zu einem Leben in Armut gezwungen wurden.
Trotz der Errungenschaften, die Arbeiter_innen seit Beginn der Industrialisierung erkämpft haben, hat sich an den grundlegenden Prinzipien dieser Gesellschaft, die dem Kapitalismus schlicht innewohnen, weltweit nichts geändert. Noch immer ist die Gesellschaft so eingerichtet, dass die große Zahl der Menschen ihre Arbeitskraft verkaufen muss, um zu überleben – ein denkbar unsicheres Unterfangen, das selbst bei Erfolg die Arbeitenden nur an einem aberwitzigen Bruchteil des produzierten Reichtums teilhaben lässt. Den zahlreichen Arbeitslosen sind die Möglichkeiten genommen, ihren Lebensunterhalt abseits der Lohnarbeit zu bestreiten. Sie bekommen die Auswirkungen der Arbeitsgesellschaft am härtesten zu spüren.
Noch immer kommen die, die in dieser Gesellschaft die Arbeit verrichten, deutlich schlechter weg als die, die die Arbeitenden herumkommandieren und sie arbeiten lassen. Noch immer stehlen die langen Arbeitszeiten den Menschen den Großteil ihrer Freizeit, die außerdem selbst immer mehr vom Terror des alltäglichen Schuftens geprägt ist. Noch immer wollen die Löhne nicht für mehr reichen als für die Reproduktion und ein paar Kleinigkeiten, obwohl die Produktivität der Arbeit und die produzierten Waren Jahr für Jahr neue Höhen erreichen. Der objektive Reichtum der menschlichen Gesellschaften steigt zwar immer weiter ins schier Unermessliche, doch die kapitalistische Selbstverständlichkeit, dass bittere Armut und volle Ladenregale sich nicht ausschließen, steht so felsenfest wie eh und je.
Durch gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse über den Kapitalismus hinaus erhalten Männer und weiße Menschen in den gleichen Jobs mehr Geld oder gelangen allgemein in besser bezahlte Berufe, als Frauen sowie Betroffene von rassistischen Zuschreibungen. Zusätzlich zur allgemeinen Belastung der Erwerbsarbeit wird Frauen durch patriarchale Rollenverteilung die unentlohnte Reproduktionsarbeit (Haushalt, Pflege, Kommunikation etc) aufgezwungen.
Während die politische Rechte die immer krisenhaftere Situation der kapitalistischen Ökonomie nutzt, um ohnehin weit verbreiteten Rassismus, Antisemitismus und Ressentiments gegen andere Minderheiten weiter zu schüren, wissen wir, dass die Befreiung von diesen Zuständen nur darin bestehen kann, die gesamten Verhältnisse zum Tanzen zu bringen. Wir brauchen ganz sicher keine neuen Führer_innen oder Hetze gegen Marginalisierte. Stattdessen muss sich das Bewusstsein der Menschen verändern, damit den falschen Verhältnissen insgesamt der Kampf angesagt werden kann und wir unser Leben selbst in die Hände nehmen können.
Die zahllosen Widersprüche in dieser Gesellschaften mögen ideologisch gut verkleistert und verborgen sein, und dennoch werden sie nirgendwo so stark deutlich wie in der alltäglichen Gewalt des Staates. Von den Bürger_innen als selbstverständlich empfunden, ist diese Gewalt tatsächlich Ausdruck davon, was Tag für Tag nötig ist, um diese Gesellschaft am Laufen zu halten.
Für ein selbstbestimmtes Leben und die Emanzipation von Arbeit, Kapital, Staat und Patriarchat!
Libertäres Forum Bonn
Mehr zur Party: facebook.com/events/1084843241558289
Mehr zum Bündnis: bonnlibertaer.noblogs.org
Anarcha-feministischer Aufruf
Der 1. Mai steht traditionell im Zeichen der Arbeiter_innenbewegung. Bezug genommen wird dabei in der Regel primär auf die offensichtlichen Ausbeutungsverhältnisse, die alle arbeitenden Teile der Gesellschaft – teils stärker, teils weniger stark – betreffen. Wir möchten diesen Blick mit unserem Aufruf und auf der Demo um feministische Perspektiven erweitern.
Wie auch cis-Männer* (1) sind FLTI* (2) im Kapitalismus meistens zur Lohnarbeit gezwungen, sind hierbei jedoch verstärkt benachteiligt und darüber hinaus von weiteren Ausbeutungsverhältnissen betroffen.
Verstärkte Benachteiligung bezüglich der Lohnarbeit zeigt sich insbesondere in schlechterer Bezahlung für gleiche Arbeit, bevorzugter Einstellung männlicher Bewerber und schlechteren Aufstiegsmöglichkeiten trotz gleicher oder besserer Qualifikation. Außerdem gibt es nach wie vor klassische „Frauenberufe“, die in der Regel schlechter bezahlt, gesellschaftlich weniger wertgeschätzt und daher von Männern* generell kaum übernommen werden möchten.
Über diese Aspekte hinaus sind FLTI* von einer breitgefächerten Palette an zusätzlichen Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnissen betroffen. So wird unter anderem der Großteil der Care-Arbeit weiterhin von Frauen* übernommen. Das heißt, dass sie nach der Lohnarbeit noch viel von ihrer Freizeit unentgeltlich für Kinderversorgung, Haus- und Beziehungsarbeit sowie Alten- und Krankenpflege aufwenden. Diese Arbeiten werden von der Gesellschaft nicht gewürdigt, sind aber für das Funktionieren und den Fortbestand der kapitalistischen Ordnung elementar.
FLTI* sind außerdem in allen Bereichen der Gesellschaft, vor allem aber auch in der Arbeitswelt, von sexistischen Vorurteilen und Objektivierungen betroffen. Teilweise hierdurch bedingt sind auch sexualisierte Übergriffe, denen FLTI* u.a. im Arbeitsalltag ausgesetzt sind. Abhängigkeitsverhältnisse bedingen hier oftmals eine besondere Belastungssituation.
Die Verhältnisse müssen dabei immer auch aus einer intersektionalen Perspektive betrachtet und kritisiert werden. So sind beispielsweise Frauen* of Colour, Trans*- und Inter*personen und Menschen, die nicht den Normen körperlicher und geistiger Gesundheit entsprechen, von weiteren Diskiminierungskategorien betroffen, durch deren Zusammenwirken spezifische Unterdrückungsverhältnisse entstehen.
Auch in der links-emanzipatorischen Szene werden diese Mechanismen – trotz teils anderslautender Ansprüche – häufig reproduziert und Realitäten und Bedürfnisse von FLTI* nicht wahrgenommen oder berücksichtigt. Viele cis-Männer* setzen sich zwar mit (gesamt)gesellschaftlichen Herrschaftsstrukturen auseinander, erkennen diese aber nur allzu selten in sich selbst und hinterfragen sie entsprechend nicht. Feministische Perspektiven werden oft der Behandlung anderer Themen untergeordnet und als Nebenwiderspruch behandelt.
Auch die klassische Rollenverteilung setzt sich in den meisten Gruppen fort. Dies zeigt sich zum Beispiel in der Verteilung bestimmter Aufgaben (kochen, Toiletten putzen, Protokoll führen) oder dem Verhalten innerhalb der Gruppe oder auf Aktionen (Redeverhalten, körperliche Präsenz). Deswegen sind FLTI* gezwungen, permanent einen doppelten Kampf zu führen: Nicht nur gegen staatliche und gesellschaftliche Ausbeutung, sondern auch gegen patriarchale Verhältnisse innerhalb der eigenen Bewegung.
Wir als FLTI* weigern uns aber, den Rahmen für einen funktionierenden Kapitalismus zu bieten. Die Parteien und großen Gewerkschaften, die mit kleinen sozialen Besserungen das System am Laufen halten, damit aber den kämpferischen Geist der Arbeiter_innen-Bewegung im Keim ersticken, verhindern nur die Selbstverwaltung der Menschen. Daher müssen die oben beschriebenen lohnabhängigen Arbeitsverhältnisse abgeschafft, selbstverwaltete Betriebe eingerichtet und die Arbeit in selbstbestimmter und kollektiver Weise nach nicht geschlechterspezifischen Gesichtspunkten aufgeteilt werden.
Um im Rahmen der Demo am 1. Mai einen Raum für Empowerment und ohne cis-männliches* Dominanzverhalten für FLTI* zu ermöglichen wird es FLTI*-Reihen geben. Vor Demostart wird ein Treffpunkt ausgerufen, wo sich Interessierte sammeln können um gemeinsam zu überlegen, wo genau die Reihen laufen möchten. Wenn der Wunsch besteht, kann die Demo von FLTI* angeführt werden.
Wir fordern nicht bloß eine bessergestellte Situation im bestehenden System sondern wollen Staat, Kapitalismus und Patriarchat als Ganzes kritisieren, bekämpfen, dekonstruieren und überwinden.
Der Kampf gegen Unterdrückung und Ausbeutung von FLTI* steht nicht in Konkurrenz zum antikapitalistischen Kampf sondern ist untrennbar Teil desselben.
Für ein selbstbestimmtes Leben! Für die Emanzipation von Arbeit, Kapital, Staat und Patriarchat!
about:fem
http://aboutfem.blogsport.de
1. cis = sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizierend
2. FLTI = Frauen*, Lesben*, Trans*, intergeschlechtliche Personen
Aufruf der ASJ Bonn
Es ist wieder einmal soweit: Der Tag der Arbeit und damit traditionell der linken und linksradikalen Gruppierungen steht vor der Tür. Arbeit kann eine schöne Sache sein - sofern sie nicht vollkommen entfremdet, aufgedrängt durch ökonomische Zwänge und durchgesetzt von einem Zurichtungsbetrieb namens "Agentur für Arbeit" daherkommt. Schaffend und kreativ tätig zu sein kann erfüllen. Dennoch sind Menschen, die gerne zu Arbeit gehen, rar gesät.
Nirgendwo sonst werden Hierachien und mangelnde Selbstbestimmung so deutlich wie in dem Moment, in dem der*die Chef*in rumbrüllt und Überstunden nicht bezahlt werden,. Existenzängste lassen einen gleichzeitig paradoxerweise aber "hoffen", seinen Job nicht zu verlieren. Die gesamte Ökonomie des Kapitalismus ist hierarchisch aufgebaut (ob offen oder versteckt) und alle Mitspieler*innen befinden sich in einem Regelwerk aus vermeintlichen und tatsächlichen Sachzwängen. All dies ist menschengemacht und kann von uns selber überwunden werden. Im Folgenden ein paar Thesen auf dem Weg zum schönen und freien Leben:
1. Niemand braucht Chefs
Eine Organisationsform in (nicht nur) Betrieben, in der einer oder wenige weisungsbefugt sind, ist unnötig. Jegliche Produktion kann hierarchiefrei in Kollektiven organisiert werden.
2. Niemand braucht Lohnarbeit
Sind ausreichend Menschen in Kollektiven organisiert, ist Lohnarbeit nicht mehr nötig. Alle produzierten Waren werden allen Menschen zur Verfügung gestellt.
3. Niemand braucht Konkurrenz
Machen sich ausreichend (organisierte) Menschen bewusst, dass gemeinsam für alle produziert wird, stehen Menschen sich nicht als Konkurrenten gegenüber. (Selbst-)Optimierung und Leistungszwang entfallen.
4. Kritik üben!
Dieser beschriebene Weg muss jederzeit scharfer eigener Kritik ausgesetzt sein. Niemand hat den Masterplan zur Abschaffung dieser Gesellschaft. Auch dürfen wir nicht dem Glauben verfallen, durch einen Transformationsprozess im Kapitalismus den Kern des Problems gelöst zu haben. Deshalb ist ist dezidiertes Verständnis des Kapital(ismus) notwendig.
5. Es sich nicht zu einfach machen!
Wir finden leider eine historisch gewachsene Situation vor. Wörter wie Patriachat, Rassismus, Antisemitismus und religiöser Wahn beschreiben Bestehendes ganz gut. Auch hier benötigen wir eine gute Analyse, um eine Reproduktion oder Transformation derselbigen, statt ihrer Abschaffung zu verhindern. Niemand ist wirklich frei, solange es nicht alle sind!
6. Deutschland muss sterben
Wir glauben nicht, dieser These etwas hinzufügen zu müssen.
ASJ Bonn
asjbonn.blogsport.de
English version
Since more than a hundred years the first of may has been a significant day of struggle for the labour movement – it started out as the day of those people who finally wanted to achieve a better life for everyone and did no longer want to accept that they were forced to live in poverty in spite of doing their job in capitalism and working for the wealth of the society.
Despite the achievements workers have been fighting for since the beginning of industrialization, the fundamental principles of society worldwide, which are inherent to capitalism, have not changed. Still society is arranged in a way that forces the majority of people to sell their labour power to survive – a conceivably precarious situation, which even in case of success lets workers participate merely in a small part of their produced wealth. Plenty unemployed have no possibilities to earn their living besides wage labor. They suffer most under the effects of our performance-oriented society.
Still those who work as employees are clearly worse off than those who command and let the workers work for them. Still long working hours steal pmost of the worker’s leisure time which itself is more and more threatened by the terror of daily drudgery. And still the wages are barely enough for our daily needs of reproduction and a few little things, even-though the productivity and the amount of produced goods increase every year. The objective wealth of human societies keeps rising into boundless measures, but the capitalist matter of course – bitter poverty and filled shop-windows not excluding each other – stands firm as always.
Caused by societal realtions of dominance apart from capitalism, men and white people receive more money in the same jobs or achieve better working positions in general than women and racistically stereotyped people. In addition to the omnipresent burden of gainful employment, women are patriarchally expected to execute reproductive work such as household, care and communication for free.
The political right wing utilizes the increasing crisis of capitalist economy in order to further spread the anyhow existing racism, antisemitsm and resentments against other minorities. We on the other hand know that the liberation from these conditions can only happen by tumbling the entire state of society. We certainly do not need new leaders or more hateful agitation against minorities. Instead, the consciousness of humankind needs to change, so that false conditions can be declared war on as a whole and we can take our lives in our own hands.
The countless contradictions of society might be ideologically hidden quite well, however they are no place as obvious as in the state’s daily violence. Received as self-evident by citizens, this violece is indeed a manifestation of the daily necessities which keep up our society.
To a self-determined life and the emancipatory abolishment of work, capitalism, state and patriarchy!
Libertäres Forum Bonn
Join the demonstration on May 1st, 2pm at Kaiserplatz, Bonn and our street festival at Frankenbadplatz (about 4pm).
Go lizzard go!
Schön, dass die LiZ-Kampagne läuft und läuft!
Solidarische Grüße aus Freiburg!
Her mit dem libertären Zentren – Her mit dem schönen Leben
Sich für das schöne und befreite Leben einzusetzen bedeutet auch immer, Orte der Widerständigkeit zu erkämpfen, an denen die diskriminierenden Mechanismen der weißen und patriarchalen Normalität gebrochen werden können. Denn in Zeiten, in denen die Logik des kapitalistischen Wachstums Menschen dazu zwingt, sich selbst und andere auszubeuten, um
im Klima der Konkurrenz zu bestehen, ist es notwendiger denn je, Freiräume zu schaffen. Libertäre Zentren dienen als solche Räume und alle, die sich beteiligen, können dort versuchen Umgangsformen frei von Unterdrückung und Abgrenzung zu etablieren. Gemeinsam, im Bewusstsein über Verschränkungen und in Solidarität mit anderen sozialen
Kämpfen – ob antifaschistischen, antisexistischen, antihomophoben… – wollen wir Persepektiven auf alternative Lebens- und Gesellschaftsformen eröffnen und entwickeln. Unkommerziell organisierte Räume, egal ob Wohn- oder Kulturraum, stellen dabei eine Möglichkeit dar auf aktuelle
Entwicklungen bzw. Stillstände zu reagieren, Kämpfe weiter zu entwickeln; sich untereinander und auf Augenhöhe zu vernetzen.
Im Laufe des vergangenen Jahres waren Flucht und Migration mit Abstand das dominierendste Thema der öffentlichen Diskussionen und das, was als „Flüchtlingskrise“ tituliert wurde, ist doch viel eher eine menschliche Krise, die von Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Vertreibung spricht. Neben den widerlichen rassistischen Mobilisierungen und den
notwendigen Gegenprotesten rührten sich die Akte der Selbstermächtigung.
In vielen Städten in Deutschland wurden Räume besetzt, um gegen Vedrängung und Vertreibung zu agieren. Diese konnten dadurch teilweise geflüchteten Menschen einen temporären Schutz gegen den staatlichen Zugriff bieten. Denn, dass es die Staaten sind, die in erster Linie für das Leid der sytematischen Ausgrenzung an den Rändern Europas verantwortlich sind, ist klar und so kann eine Initiative gegen das Leid und die Unterdrückung auch nur gegen das Konstrukt von Staat und Nation gerichtet sein.
Gleichzeitig sorgen die Sachzwänge der ökonomisierten Lebenswelt zu massiven Vedrängungsbewegungen in den Städten selbst. Die Dicke des Portemonnaies entscheidet über den Lebensstil und die Nachbar*innenschaft. Dass die Mieten in den angesehenen Metropolen steigen, ist nicht zu übersehen und nur wer über die ökonomischen Mittel verfügt, dem ist es möglich, sich den Wohnort auszusuchen. Die infrastrukturelle Anbindung wird zum Privileg. Die strukturelle Ausgrenzung immer größer werdender Teile der Bevölkerung führt zu Verelendung und die Existenz in sogenannten „Slums“ wird zum Schicksal der Meisten. An Orten, wo der Prozess der Gentrifizierung noch nicht
abgeschlosen ist, wehren sich die Menschen und es besteht Hoffnung, dass unsere Kämpfe dort langfristig zu einer Verbesserung der Lebensverhältnisse aller führen. In diesem Zusammehang bedeutet Häuser besetzen, sich das Selbstverständliche zu nehmen und nicht die ganze
Scheiße zu schlucken.
Wir, die wir uns für ein libertäres Zentrum einsetzen, tun dies, weil wir die Scheiße erleben und im Angesicht von Verdrängung und Unterdrückung das kalte Kotzen kriegen. Solange nicht in jeder Stadt, in jedem Viertel und in jeder Straße mindestens ein Freiraum existiert, gehen wir auf die Straße, in die Häuser, machen Nächte durch und nehmen
uns das, was eigentlich sowieso für alle frei zugänglich sein sollte.
Deswegen steht an den Wänden in unserer Stadt:
Kein Schlaf ohne!
Her mit den libertären Zentren!
L!Z Bonn
lizbonn.blogsport.de
Aufruf Junge Antifa Bonn
Aufruf zum libertären ersten Mai in Bonn
So wie es ist, so bleibt es nicht. Den Normalzustand angreifen.
„Ich Hasse Menschen“ - ein Satz, der sich immer wieder in linken Diskussionen hören lässt. Aber warum werden eigentlich Menschen gehasst ?
Natürlich können wir nachvollziehen, dass man ab und zu eine gewaltige Abneigung gegenüber dem Rest der Welt verspürt. Rassismus, Homophobie, Sexismus, Ausbeutung, Ausgrenzung. All das und noch viel mehr findet sich in der heutigen Gesellschaft zu Hauf. Aber sind das wirklich Denkmuster, die der Mensch von Geburt an in sich trägt oder sind diese Denkmuster nicht eher durch eine nicht-emanzipierte Gesellschaft erschaffen worden ?
Zunächst zu den Begrifflichkeiten: was ist eigentlich diese Emanzipation und Reflektion von der immer alle reden? Sich zu emanzipieren, bedeutet, sich von autoritären, unterdrückenden oder diskriminierenden Einflüssen, wie beispielsweise rassistischer Denkweisen loszulösen mit dem Ziel eines Zustandes ohne Rassismus. Reflektion wird dann ausgeübt, wenn dem eigenen Verhalten, Denken und Handeln immer wieder der Spiegel vorgehalten wird und immer wieder reflektiert wird, ob es so, wie es ist, bleiben sollte.
Von Geburt an werden Menschen von überall beeinflusst. Von Freund*innen, von den Erzieher*innen, von Kinderbüchern, von der täglichen Werbung und natürlich von den Eltern. Die meisten von diesen Einflüssen sind, wie kann es in einer nicht-emanzipierten Welt auch anders sein, natürlich nicht emanzipiert. Wenn also ein Kind von früh auf gesagt bekommt, dass man den Kindern mit scheinbaren "Migrationshintergrund" nicht trauen kann und das Lliebligspielzeugauto lieber in die Tasche steckt, oder wenn ein kleiner Junge in Ballettkleid in den Kindergarten kommt und von den Kindern wie auch von den Erzieher*innen komisch angeguckt und ausgelacht wird, beginnen sich die ersten Denkmuster in den Kopf einzubrennen. Die Einen behalten in ein paar Jahren dann lieber das Smartphone in der Tasche, wenn ihnen scheinbare Jugendliche mit "Migrationshintergrund" begegnen und die Anderen sind gefangen in Geschlechterrollen, weil sie es unter anderem im Kindergarten ja bereits schon so gelernt haben.
Natürlich kann diese Beeinflussung auch positive Effekte annehmen, aber dies ist leider nicht die Regel.
Wie können aber jetzt eben jene unemanzipatorischen Denkweisen gebrochen werden ?
Die Antwort ist genau so leicht wie sie schwierig ist – nur durch konsequentes Reflektieren des eigene Verhaltens. Leider spielt diese Art der Reflektion in der heutigen Gesellschaft keine große Rolle. Schon in der Schule geht es mehr um Auswendiglernen das Übernehmen vorgegebener Muster als um Reflektion oder das Entwickeln einer Alternative. Wir sind aufgrund des kapitalistischen Konkurrenzkampfes viel zu sehr darauf fokussiert, immer besser als die Anderen zu sein und ja nicht aus dem Muster zu fallen. Da die unemanzipatorischen Denkmuster jedoch unsere Gesellschaft maßgeblich beeinflussen, würdest du schon aus dem Muster fallen, wenn du diese unemazipatorischen Denkmuster an dir selber reflektierst, es ablegst und es Anderen aufzeigst. Nicht umsonst gucken deine Mitschüler*innen und die Lehrer*innen immer leicht genervt wenn du wieder einmal über das veraltete Frauenbild oder die Verherrlichung des Kapitalismus im Unterricht aufmerksam machen willst. Ganz zu schweigen davon, wie schnell man der*die Spaßverderber*in wird, wenn man nicht über rassistische, homophobe oder sexistische Witze lachst sondern sie lieber kritisierst.
Dieses Problem zieht sich von nun an durch dein gesamtes Leben. Mal sehen, wie lange du deinen Job behälst, wenn du offen sagst, dass deine Lohnarbeit eine reine Ausbeutung deiner Arbeitskraft ist.
Jetzt wird es bestimmt von einigen Menschen heißen: „Aber der Staat hat doch in den letzten Jahren so viel gemacht. Vor 100 Jahren hättest du dich über die heutigen Zustände gefreut.“.
Natürlich stimmt es, dass Teile der Gesellschaft heute emanzipierter sind als vor hundert Jahren,aber wäre es nicht traurig, wenn es nicht so wäre? Und mal ehrlich, nur weil es irgendwo, irgendwann schlimmer ist (und uns ist durchaus bewusst, dass das auch heute noch traurige Realität ist), macht es die jetztigen Zustände vor Ort nicht besser. Also heißt es: da ansetzen, wo wir ansetzen können - in unserem eigenen Umfeld.
Wir sind übrigens der Überzeugung, dass der Staat ein genauso unemanzipiertes Institut ist wie die Kirchengemeinde bei dir um die Ecke und daher niemals die Lösung für Emanzipation auf allen Ebenen sein kann, dal dieser in letzter Konsequenz auch abgeschafft werden würde. Über die Jahre hinweg gab es immer wieder mehr oder weniger große Reformen seitens des Staates. Was wir jedoch wollen, ist eine umfassende, vollständige Emanzipation, in der wir uns von allem lösen, was Menschen einschränkt, unterdrückt oder herabstuft. Dies kann nur mit der Überwindung von Nation, Kapital und Patriarchat einhergehen.
Abschließend lässt sich also sagen, dass nicht der Mensch das ist, was wir hassen sollten. Das Problem sind die kapitalistischen, nationalistischen, autoritären, intoleranten und menschenverachtenden Normalzustände, die alles, was vom gewohnten Muster abweicht, mit einen Ausschluss bestrafen. Erst wenn eine emanzipatorische Überwindung dessen geschaffen wird, ist eine befreite emanzipatorische Gesellschaft möglich.
Also, heraus zum ersten Mai in Bonn - für eine Emanzipation auf allen Ebenen.