Am vergangenen Freitag wurde das leerstehende Vereinsheim im Moritzwinkel 12 besetzt um auf dem Gelände ein Soziales Zentrum zu errichten. Wir schafften den dringend benötigten Raum für Bildungs- und Kulturveranstaltungen, sowie Werkstätten und Proberäume. Es sollte ein Ort entstehen, an dem verschiedenste Menschen zusammen kommen und sich selbst organisieren können. Das Vereinsheim wurde jedoch nach einigen Stunden durch ein massives Polizeiaufgebot geräumt.
Zuvor haben wir gezielt das Gespräch mit der Eigentümerin des Geländes, der Universität Hannover, gesucht, um über eine Nutzung des Vereinsheims zu verhandeln. Als Vermittlungsinstanz wandten wir uns an den AStA, der unsere Forderung nach mehr Freiräumen unterstützt. Doch Uni-Präsidium und Gebäudemanagement waren zu keinerlei Verhandlungen bereit. Statt unsere Forderungen ernst zu nehmen und die Notwendigkeit eines Sozialen Zentrums anzuerkennen, gab es seitens der Uni lediglich Monologe über den vermeintlichen Zustand des Hauses und über die bestehenden Eigentumsverhältnisse. Wiederholt wurde geäußert, dass der Zustand des Gebäudes aufgrund von Schimmelbefall gesundheitsgefährdend sei. Daran haben wir jedoch erhebliche Zweifel, weil Schimmel nur in zwei der zahlreichen Räume sichtbar ist. Die restlichen Räume befinden sich, im Verhältnis zur Dauer des Leerstands, weitestgehend in gutem Zustand und sind wenig sanierungsbedürftig.
Unabhängig vom eigentlichen Zustand des Hauses, verärgert uns diese Argumentationslinie, da mit der Demontage der Heizungen vor einigen Jahren der Verfall des Hauses erst forciert wurde. „Eigentum verpflichtet“ – offenbar zu gar nichts, außer vielleicht zur sogenannten Verkehrssicherungspflicht, auf die von der Uni-Leitung ebenfalls permanent verwiesen wurde. Wir wollen uns aber weder auf geltendes Recht berufen, noch uns davon einschränken lassen. Jenes Recht, das primär darauf ausgelegt ist, die bestehenden Eigentumsverhältnisse aufrecht zu erhalten, sorgt dafür, dass sich Städte nicht entlang der Bedürfnisse der Bewohner_innen entwickeln, sondern entlang wirtschaftlicher Verwertbarkeit. Wie Lemminge haben wir uns auf vorgefertigten Bahnen zu bewegen, ohne die Möglichkeit, das eigene Lebensumfeld selbstbestimmt zu gestalten.
Wir wollen eine Stadt, in der die Bewohner_innen entscheiden, was, wann, wo und wie gebaut und abgerissen wird. Wir wollen eine Stadt, in der alle Menschen, unabhängig von Einkommen, Herkunft, Geschlecht und Sexualität ohne Hierarchien miteinander zusammen leben. Wir wollen eine Stadt, in der Selbstorganisation und Partizipation Selbstverständlichkeiten sind. Dafür braucht es neue Infrastrukturen, die eine solche Stadtentwicklung ermöglichen. Gerade in Zeiten offensichtlicher, gesellschaftlicher Konflikte sind Räume zum gemeinsamen Austausch auf Basis gleichberechtigter Kommunikation besonders wichtig. Wir brauchen keine Konsumtempel und Bürokomplexe, sondern Soziale Zentren und allgemein nutzbare Plätze. Also generell Orte, an denen Menschen nicht nur erwünscht sind, wenn sie Geld dabei haben und konsumieren oder wie in diesem Fall, an der Universität Hannover immatrikuliert sind.
Die Uni hat bereits heute damit begonnen, dass Gebäude abzureißen und das Gelände für exklusiven Hochschulsport nutzbar zu machen. Ob es dabei wirklich darum geht, zeitnah Hochschulsport auf dem Gelände zu betreiben oder nur darum, uns heute beim Kegeln Bagger in den Weg zu stellen, wird sich zeigen. Aber wir lassen uns davon nicht einschüchtern. Wir kegeln heute Am Moritzwinkel – mit oder ohne Kegelbahn.
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