Gestern versammelten sich 300-400 Menschen in Münster zur Nachttanzdemo die unter den Kernslogans "Selbstverwaltete Räume schaffen - Polizeigewalt stoppen - holen wir uns die Stadt zurück" stattfand.
Pleiten, Pech und Pannen
Leider wurde aus dem vorher angekündigten Auftritt des Dubsoundsystems Subtone Circus nichts.
Der Lautsprecherwagen sei leider kurz vorher durch den TÜV gefallen, technische Probleme machten den Veranstalter*innen darüber hinaus auch noch vor Ort zu schaffen. Der Generator schien einfach nicht anspringen zu wollen. Nach ca. zwei Stunden Verzögerung setzte mensch sich dann mit improvisierten Aktivboxen in Bewegung.
Shit happens - Demo goes on
Viele Menschen waren trotzdem geblieben und zogen nach der Verzögerung vom Bremer Platz in die Innenstadt. In der Stubengasse wurde ein Redebeitrag über die Räumungen in Münster und die damit zusammenhängende Polizeigewalt gehalten.
"Es ist die Aufgabe der Polizei, die Verhältnisse, in denen wir leben, durch Gewalt zu betonieren. Gerade bei dem kriminalisierten Mittel der Hausbesetzung konnte kaum darauf gehofft werden, nett von den Cops behandelt zu werden. Dabei scheint es dann, wie nicht nur die Räumung der alten Post gezeigt hat, egal zu sein, ob wir uns friedlich verhalten oder nicht. Dennoch: Das eigene Leben kann selbst in die Hand genommen werden, statt dass auf die Hilfe irgendwelcher Politiker_innen gewartet wird. Und auch von Polizei und Repression lassen wir uns nicht aufhalten."
Darüber hinaus wurde thematisiert was eigentlich damit gemeint sei "die Stadt von unten zu organisieren". Den vollständigen Redebeitrag könnt ihr hier lesen: Redebeitrag Münster Nachttanzdemo 09.04.2016
Bei der nächsten Kundgebung vor der Abschiebebehörde am Ludgerikreisel konnte uns ein Vertreter* der B-Side eine erfreuliche Nachricht mitteilen. Zusätzlich zum bisherigen Gelände konnten 2500 m2 Raum für selbstverwaltete Kunst und Kultur an der dirty Side vom Hafen locker gemacht werden, stabil. Das ganze soll mit dem Mietshaussyndikat gekauft und so dauerhaft dem Wohnungs- und profitorientierten Immobilienmarkt entzogen werden.
Überall Cops - Nirgendwo Gerechtigkeit
Die Demonstration wurde von einem riesigen Bullenaufgebot begleitet. Um die Demo rum fuhren permanent mindestens 10 Wannen. In der kompletten Innenstadt und teilweise um die Promenade rum waren in regelmäßigen Abständen Polizeibullies und Einheiten stationiert. Vor der Bundespolizei warteten noch ca. 15 Wannen auf einen Einsatz.
An der alten Post stand die Polizei mit einer zweifachen Kette vor einem Bauzaun der in den Tagen zuvor von privaten Sicherheitsunternehmen mit Eisenketten verstärkt wurde. Das Gelände selbst wurde darüber hinaus von einigen Bullen bewacht.
Parolen im Praxistest - Häuser räumen bedeutet Probleme kriegen
Da hatte wohl jemand richtig Schiss vor einer Eskalation.
Die kam dann auch. Kurz nach der Demo wurden, laut MZ, in der Nähe des Hafenweges mehrere Wägen angezündet und Scheiben bei den Geschäften, der bereits aufgewerteten Hafenenseite, eingeworfen. Ein Mercedes soll auf dem Hafenweg komplett ausgebrannt sein. Im Viertel wurden später kleine, gut gemeinte Barrikaden aus Baustellenteilen gebaut.
Das nahm die Polizei zum Anlass unglaublich viele Bullen ins Hansaviertel zu pumpen, die sich dann zur Aufgabe machten durch die Straßen zu patroulieren aber teilweise auch einfach nur hart verwirrt den Hansaring hoch und runter zu fahren. Teilweise wurden Straßen gesperrt. Einige Leute, dabei vor allem Partyvolk, wurden völlig willkürlich kontrolliert, gefilzt und so Paar Punkers sehr brutal festgenommen. So fuhren die Bullen, mit verkniffenen, suchenden Blick umher und suchten anscheinend Leute mit bunten Haaren und schwarzen Klamotten und das in Münsters alternativen Viertel. Lol.
Die bürgerliche Berichterstattung schreibt nur von vier Festnahmen und ist sich auch irgendwie schon sicher, dass sich die Bullen da die richtigen geschnappt hätten. Zumindest werden die Festgenommenen "Täter" genannt. Zwei Menschen seien immer noch in Gewahrsam, da sie keine Angaben zu ihrer Identität machen würden.
Völlig vernachlässigt wird dabei, dass jeder Mensch, der auch nur ein Bandshirt getragen hat und am falschen Ort war gestern Nacht potenziell Festnahme gefährdet war. Was ein unglaublich frecher und beschissener Angriff auf das Leben im Hansaviertel ist, der dann ja auch immerhin beantwortet wurde.
So Festnahmen und Tatvorwürfe sind trotzdem ernst zunehmen. Also höchste Zeit, dass alle die sich angesprochen fühlen, ihre Bude aufräumen und ihre elektronischen Speichermedien ausreichend verschlüsseln.
Wir wünschen den von Repression betroffenen alles Gute und hoffen, dass sie die Unterstützung bekommen, die sie sich wünschen und brauchen. Den Festgenommenen eine schnelle Entlassung. Den Verletzten wünschen wir eine baldige Genesung. Und den Cops ein paar dicke Hinkelsteine in ihre Scheiben.
Pressemitteilung/ Erklärung zum 09.04