\\\ LIEBE SIEGT /// Chancen & Chancengeber

5 Jahre Blog Max Bryan

Jedes Jahr im Frühling werden die Wohncontainer des Hamburger Winternotprogramms wieder abgebaut. Dabei ist Obdachlosigkeit nicht nur ein Thema für den Winter - auch in den übrigen Monaten des Jahres leben Menschen auf der Straße und benötigen Unterstützung.

 

Mit meinem Blog möchte ich helfen Menschen für Menschen zu begeistern und Andere ermutigen an sich und ihr Glück zu glauben. "Werdet Chancengeber", sage ich immer und  danke an alle Menschen guten Herzens, die im Stande sind zu helfen und vorurteilsfrei auf Betroffene zugehen - die im gefallenen Engel auch einen Helden sehen - ihm die Hand reichen und zu ihm sagen: "Schau her, ich sehe nur Dich und sonst nichts um Dich herum. Ich sehe nicht Deine Armut und nicht das, was Dir anhängt, ich sehe nur Dich und den Menschen an Dir” - das meine lieben Freunde ist Diakonie - das ist Nächstenliebe!

 

5 Jahre Blog Max Bryan 

 

Als ich im Herbst 2010 mit dem Bloggen begann, kannte ich Facebook nur vom Hören-Sagen und das Schreiben in sozialen Netzwerken war mir eher fremd. Ich hatte auch überhaupt keine Ahnung, was es bewirken würde. Ich wollte einfach nur mal meine Sicht der Dinge schildern - zum Thema Obdachlosigkeit und dem Leben auf der Straße - auf das die Menschen mehr noch aufeinander zugehen. Ziel war es, Hemmschwellen und Vorurteile gegenüber Obdachlosen abzubauen und das war nicht immer leicht. Anfangs gab es kaum Interesse für das Thema.

 

- Rückblick -

 

Winter 2010: Fast 10 Grad unter Null und gerade erst hatte ich mich warm eingemuggelt, mit Schlafsack und Tüten an den Füßen, als zwei Polizisten sich meinem Schlafplatz an den Hamburger Landungsbrücken nähern und mich schließlich ansprechen: "Hey, sie da ... in unserem Revier erfrieren sie aber nicht ... klar?" und stellten mir einen Becher roten Tee neben den Schlafsack, der am nächsten Morgen ganz gefroren war.

 

"Und sie fühlen sich wirklich fit genug die Nacht hier zu überstehen?", fragte einer der Beiden und legte mir noch eine Mandarine mit dazu. Wie nett - dachte ich mir und klar hätte ich auch mitgehen können, in eines der Heime, doch dahin wollte ich nicht. Die Zustände dort sind nicht für Jedermann gemacht und schon gar nicht für Pathophoben. Die Beiden ließen mich gewähren - sahen, dass ich keinen Alkohol trinke, was in der Regel ja dazu führt, dass die Leute gar nicht merken, wenn es ihnen zu kalt wird.

 

Am nächsten Morgen gab´s dann Applaus, in dem Fall von den Skippern: "Respekt", grinsten sie mir entgegen, während ich meinen Schlafsack zusammenfalte und ja, ich hatte die Nacht überstandenen, irgendwie fand ich es gar nicht so kalt. Der Schlafsack war zwar festgefroren, aber auch nur wegen des Kondenswassers, dass sich zwischen Windschutz und Gewebe bildete. Wohl alles eine Sache der Gewöhnung, der Mensch gewöhnt sich an alles, denn er ist ein Gewohnheitstier und so dann auch ich.

 

Stadtrand 10. Stock

 

18 Monate suchte ich in Hamburg nach einer bezahlbaren Wohnung und meist waren auch schon 10 Andere vor mir da, die alle dasselbe wollten - eben diese Wohnung. Selbst am Stadtrand von Bergedorf - 10. Stock - waren immer noch 20 Leute vor mir da, die alle was Besseres zu bieten hatten und wieder ging ich leer aus. "Sie hören von uns, wenn es für sie geklappt hat"- hieß es dann meistens, doch dieser Anruf kam nie. Nicht im Mai und nicht im Oktober.

 

Ein bisschen schämte ich mich für mein Sosein, für die Armut, die jeder mir von weitem schon ansah. „Hallo Penner“, riefen die Kinder auf der Straße. Sie waren die Ersten, die mir morgens begegneten auf meinem Weg vom Schlafplatz in die Stadt.

 

web.facebook.com/notes/max-bryan/mein-tagesaufenthalt/209948399023083

 

Stigmatisiert

 

In Hamburg leben mehr als 2000 Menschen auf der Straße. Darunter viele Langzeit-Obdachlose, die schon seit Jahren so leben. Für sie ist Veränderung kaum noch denkbar. Viele haben aufgehört nach Hilfe zu suchen. Sie glauben nicht mehr daran, dass eine Rückkehr in ein geregeltes Leben für sie noch funktionieren kann. Zu oft wurden sie enttäuscht, übergangen, ausgegrenzt und nicht zuletzt auch diskriminiert.

 

Obdachlosigkeit ist immer auch eine Frage der Stigmatisierung und ein längeres Leben auf der Straße verändert auch die Persönlichkeit - das ist nachgewiesener Maßen so. Ich kenne Menschen, die waren vor Jahren noch völlig klar im Kopf und sind es heute nicht mehr. Die Armut frisst dich von innen her auf und es heißt: "Wer länger als ein Jahr auf der Straße ist - bleibt auch dabei", das kann ich in etwa so auch bestätigen. Die Gewohnheit und das mit sich und der Situation arrangieren ist der größte Feind in einem selbst, dann, wenn man merkt, dass man ohnehin chancenlos ist, weil 10 Andere vor dir regelmäßig Besseres zu bieten haben und sie und nicht du die Wohnung dann bekommen. So etwas zermürbt einfach auch und irgendwann ist auch die letzte Hoffnung verbraucht, jeder Glaube an ein besseres Leben verloren. Dann kommt der Tag, an dem du dich fragst, ob das Leben, das du führst, dir vielleicht auch bestimmt ist und ob es so sein soll, wie du so lebst?

 

Rede zur Wohnungsnot (Okt. 2011) --> https://www.youtube.com/watch?v=7EqGx5TVHzo

 

Ich selbst wollte mich nie damit abfinden, dass dies das Ende meines Lebens sein soll, obschon ich damals schon sehr geschwächt war. Vielleicht auch zerbrochen, an der Ignoranz, der Ausgrenzung und der Stigmatisierung, die Obdachlose regelmäßig erfahren und das zuweilen von Leuten, die eigentlich helfen sollten.

 

Monate zuvor stand ich in der Zeitung, weil ein berühmter Boxer mich zufällig an meinem Schlafplatz im Hamburger Hafen entdeckte. "Klitschko und der Obdachlose", hieß es damals - und das nicht ohne Folgen. Neben all den Glückwünschen für ein besseres Leben gab es auch viel Kritik. "Ein junger Obdachloser mit sauberen Händen?" ... "so etwas gibt es doch dar nicht", ätzten die Leute in den Foren und dagegen habe ich mich gewehrt. Ich fing an zu bloggen.

 

Mein Schreiben im Internet half mir die Dinge richtig zu stellen und auch meine Sicht der Dinge zu schildern und zu erklären, wie es dazu kam, dass ich die Wohnung verlor - damals - im März 2010. Ich war also schon 7 Monaten auf der Straße, bevor das mit Klitschko passierte und ja, vielleicht brauchte es diesen Impuls, um zur eigenen Stärke zurückzufinden und um zu erkennen, dass ich nicht so wertlos war, wie andere mich sahen, wenn ich morgens mit der Isomatte und dem Schlafsack den Hafen verließ, um mich tagsüber an der Uni aufzuwärmen. Es waren diese Wege, die ich jeden Morgen lief, vom Schlafplatz in die Stadt und wieder zurück. 18 Monate war dies mein Leben und dann war es vorbei.

 

"Tour d´ appartement"

 

Was ich hatte, packte ich zusammen und fuhr los. Mit dem Fahrrad Richtung Süden. Von Stadt zu Stadt. "Ich steige nicht eher aus dem Sattel, bis ich eine Wohnung habe", sagte ich meinen Kumpels zum Abschied.

 

4 Monate war ich unterwegs und zunächst war auch entlang meiner Radstrecke niemand bereit mir eine Chance zu geben. Ich traf nette Menschen und nicht so nette Menschen. Die Liebsten aber in Minden, wo ich auch länger blieb, eine Wohnung war dennoch nicht dabei.

 

"Wenn es für Sie geklappt hat, rufen wir Sie an" - hieß es auch dort, doch dieser Anruf kam nicht. Nicht in Minden und nicht in Hameln.

 

In Hameln hatte ich die Wohnung fast schon sicher. Als der Vermieter dann aber erfuhr, dass ich gar keinen festen Wohnsitz habe und nur mit dem Fahrrad unterwegs war, sagten die Eigentümer wieder ab. "Wir vermieten nicht an Leute ohne festen Wohnsitz", hieß es nur kurz und bündig und so fuhr ich weiter, von Stadt zu Stadt, auf der Suche nach Glück und einer Wohnung. 

 

(DEWEZET - 2011) --> facebook.com/notes/max-bryan/ergebnis-hameln-hausverwalter-diskriminiert-obdachlose/319463408071581 

 

Armut zeigt Gesicht

 

Zuvor aber traf ich Patrick. Auch er ist obdachlos und hat auch keine Beine mehr. Von ihm wollte ich wissen, wie er damit klar kommt und ob seine Mutter weiß, dass er keine Wohnung hat und er hier im kalten auf der Straße nach Geld bettelt.

 

"Sie weiß es", erzählt der 30-Jährige mir und er wollte ihr "nicht zur Last fallen“. Sie habe schon genug Ärger mit seinen anderen Geschwistern und als wir uns dann verabschiedeten - ich stand schon einige Meter von ihm entfernt - sah ich eine Frau auf ihn zugehen und sie fragte, ob sie etwas für ihn tun könne. Sie hatte etwas sehr Aufrichtiges an sich und Danke an alle Menschen guten Herzens, die bereit sind, über das Äußere hinweg zu sehen und die im gefallenen Engel auch einen Helden sehen - ihm die Hand reichen und zu ihm sagen: "Schau her, ich sehe nur Dich und sonst nichts um Dich herum. Ich sehe nicht Deine Armut und nicht das, was Dir anhängt, ich sehe nur Dich und den Menschen an Dir” - das meine Lieben - ist Diakonie - das ist Nächstenliebe!

 

+++ Auflösung Bilderrätsel +++

 

Und großen Dank auch an die Absender der zahlreichen Zuschriften und der zum Teil auch sehr unterschiedlichen Antworten und Lösungsvorschläge zum "Welcome-2016-Bilderrätsel". Danke an Alle, die mitgemacht haben. Es ging ja darum zu erraten, worauf ich gerade schaue - in jenem Bild - das die meisten schon kennen.

 

web.facebook.com/161102710574227/photos/a.256752231009274.73001.161102710574227/1179834175367737/?type=3&permPage=1 (Original-Thread) 

 

Wer das Bild anklickte und genau hinschaute, konnte im Spiegelbild der Augen eine Art Fenster erkennen und Einige hatten es auch richtig erkannt, es ist eine Art Bildschirm, in dem Fall ein PC-Monitor und dennoch ist es nicht die Sache an sich, kein Gegenstand und kein einzelnes Sein, es war und ist mehr und die Auflösung des Rätsels findet Ihr hier -->

 

web.facebook.com/notes/max-bryan/chronik-2010-2015/1137949782889602

 

Dort bitte weit nach unten scrollen und Ihr könnt lesen, warum die LIEBE SIEGT!

 

Fotos: MaxBryan.com / Max Bryan Diary

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Und pusht die Gurgelrate.