[Saar/Pfalz] AfD und NPD Hand in Hand

AfD-Wahlkampftruppe um Andreas Weitlauff (3.v.r.)

Ein Foto kursiert in den Medien – in den regionalen wie in den nationalen. Da knutscht ein AfD-Funktionär eine NPD-Funkionärin. Der Vollständigkeit halber sollte erwähnt werden, dass das besagte Foto, das aktuell in diversen Medien kursiert, älter ist als die beiden Funktionärsposten von Mirko Welch und Jacqueline Süßdorf. Es braucht aber gar keine Skandalisierung und kein Herbeireden noch so dünner Beziehungen zwischen der saarländischen AfD und der neofaschistischen Rechten in der Region. Denn die AfD-Basis schafft derweil Fakten, die sich nicht hinwegreden lassen.

 

Da knutscht ein AfD-Funktionär eine NPD-Funkionärin. Der Vollständigkeit halber sollte erwähnt werden, dass das besagte Foto, das aktuell in diversen Medien kursiert, älter ist als die beiden Funktionärsposten von Mirko Welch und Jacqueline Süßdorf. Es entstand in Süßdorfs früherer Kneipe "City Train" unweit des Saarbrücker Hauptbahnhofs. Das allerdings zu einer Zeit, in der das Etablissement, nicht zuletzt durch die sogenannte "Peniskuchen-Affäre" weitläufig als Anlaufpunkt für Rechtsradikale aus dem NPD- und Kameradschaftsumfeld bekannt war. Süßdorf war da noch keine Vorsitzende, des erst später gegründeten NPD Kreisverband Burbach, machte jedoch keinen Hehl aus ihrer politischen Gesinnung und posierte auch damals schon mit NPD-Aufklebern auf der Brust. Damit hatte Welch, der sich heute mehr schlecht als recht von der NPD distanziert, offenbar wenig Probleme, als er noch im City Train verkehrte. Auch die Distanzierung vom eigenen (noch)-Landesvorstand – wegen dessen bekannten Beziehungen zu Sascha Wagner, den SageSa, der FBU und letztlich der NPD – wirkt da wenig glaubhaft.

 

Es braucht aber gar keine Skandalisierung und kein Herbeireden noch so dünner Beziehungen zwischen saarländischen AfD-Funktionären und der neofaschistischen Rechten in der Region. Denn die AfD-Basis schafft derweil Fakten, die sich nicht hinwegreden lassen. So ist die Wahlkampftruppe um Andreas Weitlauff seit Wochen offen mit Neonazis und Rechtsradikalen auf der Straße präsent. Ob in Kaiserslautern, Pirmasens, Homburg oder Zweibrücken, die Weitlauff-Truppe gehört geschlossen zum Stammpersonal der "Pfälzer Spaziergänge", dem Franchise-Ableger von Sascha Wagners "Saarländer gegen Salafisten", einer Initiative der NPD Saar. Neben der Hauptverantwortlichen Ulrike Reinhardt aus Kaiserslautern, die dort anfangs noch unter dem Label "PEsN" den ersten Spaziergang organisierte, gehört Weitlauff zu den maßgeblichen Kräften in der Vereinigung. So trat er bislang als Verantwortlicher im Sinne des Presserechts, als Kundgebungsanmelder und immer wieder als Ordner in Erscheinung.

Berührungsängste mit Neonazis jenseits der NPD gibt es keine. So ist der Nationale Widerstand Zweibrücken um Detlef Walk regelmäßig an den Aktionen der "Pfälzer Spaziergänger" beteiligt. Im Gegenzug marschieren Teilnehmer*innen der Spaziergänge, darunter auch Weitlauff, am 14. März 2016 gemeinsam mit dem Nationalen Widerstand und der Sturmdivision Saar in Zweibrücken auf. Schwarz-Rot-Goldene Flaggen, die man sonst so gerne sehen will, suchte man dort allerdings vergeblich.

 


 

Hintergrund:


Jacqueline Süßdorf, erstmals bundesweit bekannt geworden durch Peter Marx' "Peniskuchen-Affäre", die in ihrer ehemaligen Kneipe "City Train" anlässlich einer Geburtstagsfeier stattfand. Die Kneipe war damals bereits bekannt für ihr Publikum aus zum Teil rechten Hooligans, NPD-Mitgliedern und Hells Angels Supportern. Für Aufsehen sorgte ihr Versuch der Übernahme des Gstroschiffs "Piraterie" auf der Saar, unweit des Saarbrücker Staatstheaters, der letztlich nach massivem öffentlichen Druck scheiterte. Darauf eröffnete sie fast zeitgleich in Saarbrücken Bübingen und Saarbrücken Burbach zwei Lokale mit dem Namen "Jackys". Die Bübinger Kneipe wurde nach einem Viertel Jahr geschlossen, der Burbacher Ableger überdauerte in ihrem Heimatviertel bis ende letzten Jahres. Er war Ausgangspunkt mehrerer Aufmärsche der "Saarländer gegen Salafisten" (SageSa), zu deren Organisatoren Süßdorf anfangs zählte. Die Spaltung von den SageSa erfolgte nach einigen Monaten mit dem Zerwürfnis zwischen Süßdorf, zwischenzeitlich Vorsitzende des neu gegründeten NPD Ortsverband Burbach, und SageSa-Gründer Sascha Wagner. Neben regelmäßigen NPD-Infoständen in Burbach und dem benachbarten Stadtteil Malstatt wendet sich Süßdorf seit Ende 2015 verstärkt der Partei "Die RECHTE" zu, der im Saarland in erster Linie ehemalige Mitglieder der NPD Saar angehören. Gemeinsam mit Kurzzeitliebschaft und HOGESA-Mitorganisator Andreas Kraul forcierte sie mit der "Bürgerinitiative Bündnis Saar" ein übergreifendes Netzwerk, mit dem sie mehrere Kundgebungen in der Saarbrücker Innenstadt veranstaltete. Bis auf wenige Teilnehmer*innen aus dem Landesverband von Die RECHTE fand dieser Bündnisversuch bislang wenig Anklang. Auch die Burbacher "Jackys"-Kneipe musste mittlerweile nach finanziellen Schwierigkeiten schließen. Süßdorf wurde zuvor wegen Volksverhetzung verurteilt und musste tief in die Tasche greifen. Mit mehreren "Onkelz"-Parties im Monat in einem angemieteten Nebenraum eines Burbacher Lokals, bessert sie momentan ihre Kasse auf.

 

Mirko Welch, nach eigenen Aussagen Bundessprecher der Homosexuellen in der AfD war zuvor Mitglied des deutschen Ablegers der Schweizer Bürgerlich Demokratischen Partei. In seiner AfD-Funktion versuchte er mehrfach sich am bürgerlichen Gegenprotest gegen die SageSa-Aufmärsche in Dudweiler zu beteiligen, wurde vom dortigen Bündnis "Bunt statt Braun" vehement zurückgewiesen. Auf einem AfD-Bürgerstammtisch kam es zu einer Aussprache zwischen SageSa und NPD, an der u.a. auch NPD Landesvorsitzender Peter Marx teilnahm. Man bekundete gegenseitigen Respekt vor der jeweiligen Arbeit, auch wenn man sich nicht auf einen gemeinsamen Konsenz für eine aktive Zusammenarbeit einigen konnte.

 

Die Saarländer gegen Salafisten wurden im November 2014 von NPD-Funktionär Sascha Wagner initiiert. Nach einer ersten größeren Kundgebung in Völklingen, in der es zu einem Bruch mit der ursprünglichen Zielgruppe, dem Hooligan-Spektrum kam, wurden seit dem Frühjahr 2015 nahezu wöchentlich Mahnwachen und Aufmärsche mit mal mehr, größtenteils aber eher wenigen Teilnehmer*innen organisiert. Man versuchte die Außendarstellung bald vom zuvor vergeblich aufgebauten HOGESA-Image hin zum bürgerlich geprägten PEGIDA-Bild zu entwickeln. Die Aktivist*innen rekrutierten sich jedoch weiterhin maßgeblich aus dem NPD-Umfeld. In seiner Neujahransprache 2015 lobte Peter Marx den Versuch mit den SageSa ein Rekrutierungsfeld für die Partei aufzubauen. Im Verlauf des Jahres bewirkte nicht zuletzt Sascha Wagners Ego das Gegenteil. Es kam zu mehreren Brüchen, darunter mit der Burbacher Truppe um Jacqueline Süßdorf, später auch mit Familie Dirk Schmidt und Seguda (ex-Sturmdivision Saar, dann NPD Saar), die sich von der NPD abwandten und den Landesverband von Die RECHTE im Saarland mitbegründeten. Mit Jacqueline Süßdorf lieferte Wagner sich Ende 2015 ein Kräftemessen. Während die mit ihrem "Bündnis Saar" in der Saarbrücker Innenstadt demonstrierte, marschierten SageSa durch Burbach. Die Provokation wurde bereits eine Woche später mit einer Kundgebung am Burbacher Markt wiederholt. Schon zuvor wilderte Wagner mit SageSa-Kundgebungen in Süßdorfs Stadtteilen Burbach und Malstatt. Im Winter 2015 änderte Wagner den Fokus der SageSa und baute mit Ulrike Reinhardt aus Kaiserslautern und Carsten Blaes aus Homburg einen Pfälzer Ableger auf. Anfangs noch unter dem angelehnten Namen PfageSa (Pfälzer gegen Salafisten), aktuell unter dem Titel "Pfälzer Spaziergänge", wurden mehrfach Aufmärsche in Kaiserslautern, Pirmasens und Homburg (Saar) organisiert. Wagner bemüht sich aktuell um eine stärkere bundesweite Vernetzung, woraus enge Kontakte zu Ester Seitz als Baden-Württemberg und Melanie Dittmer aus Nordrhein-Westfalen resultieren. Letztere tritt im Saarland und der Südwestpfalz verstärkt in Erscheinung, ob als Rednerin in Dudweiler,  Kaiserslautern, Homburg oder Zweibrücken (auf der Kundgebung des Nationalen Widerstand ZW) oder mit Schulungsveranstaltungen der Identitären im Bereich Saar/Pfalz.

 

Der AfD Landesverband Saar unterhielt zwar keine offiziellen Beziehungen zu den SageSa, Landesvorsitzender Josef Dörr und Vize Lutz Hecker pflegten dennoch enge Kontakte mit der Freien Bürger Union Saar (FBU), die ihrerseits fester Bestandteil der SageSa-Organisation ist. FBU-Mann Otfried Best gilt als offizieller Sprecher der SageSa und war, ebenso wie Parteikollege Harry Kirsch, noch unter Frank Franz im NPD Kreisverband Völklingen organisiert. VS-Spitzelvorwürfe gegen NPD Landeschef Peter Marx führten seinerzeit zum Parteiausschluss von Best und Kirsch, heute stehen sie bei SaGeSa wieder Seite an Seite. Im Juli 2015 trat nun Josef Dörr auf einer FBU-Sitzung auf um mit einer Doppelmitgliedschaft in der AfD zu werben. Verhandelt wurden u.a. reduzierte Mitgliedsbeiträge für FBU-Mitglieder. Plätze auf der Landtagswahlliste 2017 sollten unter beiden Parteien aufgeteilt werden. Auch wenn die Verhandlungen nach mehreren Wochen fruchtlos abgebrochen wurden, hielt der Kontakt zwischen AfD-Vorsitzendem Dörr und der SageSa-Organisation an. So wurde Dörr als Redner für den ersten "Pfälzer Spaziergang" (noch unter dem Label "Patriotische Europäer sagen Nein - PEsN") am 30. Oktober 2015 in Kaiserslautern angekündigt. Sein Auftritt wurde nur kurz zuvor vom Rheinland-Pfälzischen AfD-Landesverband untersagt, da man eine direkte Verbindung zur ebenfalls angekündigten Rednerin Melanie Dittmer verhindern wollte. Der Kontakt zu PEsN-Organisatorin Ulrike Reinhardt blieb darüber hinaus bestehen, Dörr sei "sehr an einer Zusammenarbeit [...] interessiert", auch wenn der AfD-Auftritt bei Wagners SageSa-Ableger erst einmal nicht zustande kam. Im November beteiligten sich stattdessen SageSa und NPD, darunter auch Peter Marx, an der Kundgebung der "Herbstoffensive" der AfD Saar in der Nähe des saarländischen Landtags. Eine Distanzierung seitens der AfD-Organisatoren erfolgte nur halbherzig, so dass man die Kundgebung mit einem Teilnehmerverhältnis 2:3 (AfD:NPD/SageSa) durchzog. Nach dem öffentlichen Bekanntwerden der Kontakte zwischen AfD Saar und NPD/SageSa und FBU Anfang März 2016 wurde der Fall von der AfD-Bundespartei abgemahnt. Nach umfangreicher Berichterstattung in den Medien zogen sich Dörr und Hecker vorübergehend aus ihren Ämtern zurück, um rechtzeitig ein paar Tage später zum Wahlerfolg der Partei in drei Bundesländern wieder ihr Amt anzutreten. Aktuell wird über ein Parteiausschlussverfahren gegen beide diskutiert, um weiteren Schaden von der AfD abzuwenden.

 

Anstelle der AfD-Führungsspitze engagiert sich mittlerweile die AfD-Basis in Sascha Wagners Pfälzer SageSa-Ableger. Die Wahlkampfgruppe um Andreas Weitlauff bildet aktuell einen wesentlichen Anteil der Aufmärsche und Kungebungen. Weitlauff zählt neben Sascha Griasch, Carsten Blaes und Ulrike Reinhardt zu Wagners engerem Orga-Kreis. In Homburg trat er u.a. als Anmelder in Erscheinung und fungierte als Verantwortlicher im Sinne des Presserechts für den Aufmarsch am 12. März 2016. Der Großteil von Weitlauffs Truppe stammt aus dem Raum Kaiserslautern und Pirmasens, nur wenige kommen noch aus dem Saarland.

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Gefällt mir sehr gut. Man sollte jedoch nicht vergessen die AfD auch aufgrund ihrer eigenen Ideologie anzugreifen und nicht nur weil Teile der AfD mit offensichtlichen Nazis rumhängen. Ansonsten gab es zwei gute Veröffentlichungen der Antifa Saar zum Thema die Rechte und zu Sagesa.

 

Zu "die Rechte": https://antifa-saar.org/2015/12/16/recherche-info-ehemalige-npdler-gruen...

Zu "Sagesa": https://antifa-saar.org/2016/03/03/sagesa/

 

Abgesehen davon wurde schon im Novemver letzten Jahres von verschiedenen Seiten auf die Kooperation AfD-FBU-NPD aufmerksam gemacht:

https://antifa-saar.org/2015/11/22/saarbruecken-afd-kundgebung-mit-nazis/

dass das besagte Foto, das aktuell in diversen Medien kursiert, älter ist als die beiden Funktionärsposten von Mirko Welch und Jacqueline Süßdorf "

 

Was soll uns denn dieser Bericht nun sagen ? Das die AfD jetzt daran Schuld ist, dass " Jacqueline Süßdorf " nun Jahre später NPD Funktionärin geworden ist ? ! Oder soll das jetzt der Beweis sein, dass die AfD eine rechtsradikale Partei ist. da ja Frau Süßdorf damals, als sie noch keine NPD Funtion inne hatte mit Herrn Welch knutschte, der damals auch keine Funtion inne hatte ?

 

Oder soll es uns jetzt sagen, dass Herr Welch damals ein Nazi war, welcher sich jetzt der AfD angedient hat, ergo die AfD eine Nazis Partei ist ?

 

Fragen über Fragen, die der Artikel hinterlässt. Wie sang die Pippi Langstrumpf doch gleich ..... !? ;-)

Gute Zusammenfassung.

Gibt es einen Beleg/Quelle, dass Kirsch die Npd wegen Spitzelverdacht gegenüber Marx verlassen hat?

Harry Kirsch wurde als enger Vertrauter von Otrfied Best vorgeworfen, wegen den Anschluldigungen gegen Marx dem Ansehen der Partei schwer geschadet zu haben. Zumindest Best musste nach einem Ausschlussverfahren die Partei verlassen. Ob Kirsch in der direkten Folge ebenfalls die NPD verließ oder verlassen musste, kann ich jetzt nicht rauslesen. Fakt ist aber, dass Kirsch, wie Best, heute in der FBU Saar bzw. in der FBU Völklingen sind und sich sowohl an den SageSa-Aktionen beteiligen, als auch auf NPD Veranstaltungen auftauchen (Neujahrsempfang u.ä.).

 

https://www.antifainfoblatt.de/artikel/spitzel-spalter-streitereien-%E2%...

Seit heute ist zumindest für dne Moment der AfD-Landesverband Saar Geschichte. Auch wenn Dörr und Co. damit abgesägt wurden, bleibt das Grundprblem erhalten.

"Wegen "schwerwiegender Verstöße gegen die politische Zielsetzung und die innere Ordnung der Partei" hat der Bundesvorstand der Alternative für Deutschland (AfD) beschlossen, den Landesverband Saarland mit sofortiger Wirkung aufzulösen. Der bisherige Landesvorstand habe Kontakte zu Personen und Gruppen des äußersten rechten Randes gesucht, sagte AfD-Sprecher Dirk Driesang ZEIT ONLINE zur Begründung. Die Bundesführung befürchtete, die AfD Saar könne durch Rechtsextremisten unterwandert werden..." http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-03/afd-saar-landesvorstand-j...

Von links nach rechts:
1 Marcel Meyer (wird für 8. April 2016 in Karlsruhe als Redner angekündigt)
2 (war u.a. am 12. März 2016 Ordner in Homburg)
3 Jochen Gerhart (St. Wendel)
4 Michelle Heber (Kaiserslautern)
5 Rene Polack (Kaiserslautern, Partner von Michelle Heber)
6 Klaus Henkel (Kaiserslautern)
7 Melanie Zahnhausen
8 Andreas Weitlauff
9 Richard Kreutzer (Pirmasens)
10 Markus Henrich (Pirmasens, seine Frau Alexandra nimmt gelegentlich auch an Aufmärschen teil)

Nummer 6 ist nicht Klaus Henkel. Henkel ist der Typ mit der komischen Pudelmütze und der Spiegelreflexkamera, der immer in Kaiserslautern bei den Spaziergängen oder beim III. Weg filmt.