[Freiburg] Kollektives Schwarzfahren

Ulrich von Kirchbach

Am 27. Februar 2010 protestierten in Freiburg etwa 60 Menschen aus dem Umfeld des "Runden Tisches", dem "linksradikalen Bündnis Kontrollverlust" und anderen sozialen Gruppen mit einer Schwarzfahr-Aktion für ein Sozialticket und für die Überwindung des Kapitalismus.

 

Auf einer kleinen Kundgebung am Bertoldsbrunnen wurde auf die Notwendigkeit eines kostenlosen Nahverkehrs für alle und die Probleme von Hartz IV-Abhängingen Menschen hingewiesen. Unter anderem sprach hier auch Ulrich von Kirchbach (SPD), Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl, was der Kundgebung einen Wahlkampfsflair verlieh. Am Rande des Bertoldsbrunnens waren Polizeieinheiten und VAG-Kontrolleure anwesend, welche sich jedoch zurückhielten.

 

Gegen 12:30 Uhr machten sich die AktivistInnen in kleinen Gruppen schwarzfahrend auf den Weg, machten mit Flugblättern in den Straßenbahnen auf die Aktion aufmerksam, um sich gegen 15:30 Uhr wieder am Bertoldsbrunnen zu einer Abschlusskundgebung zu treffen. Den ganzen Nachmittag über war der "Runde Tisch Freiburg" mit Bollerwagen und Infotisch am Bertoldsbrunnen vertreten.

 

Diese Aktion brachte die Forderung nach einem Sozialticket wieder in den gesellschaftlichen Diskurs, auch wenn sie von Oberbürgermeister-Kandidaten für den Wahlkampf missbraucht wurde.

 

Linksradikales Bündnis Kontrollverlust im Februar 2010

www.kontrollverlust.blogsport.de

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Die Kosten für den ÖPNV im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald sind so günstig wie sonst nirgends in Deutschland.

 

Im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (das Gebiet rund um Köln und Bonn) kostet ein Regio-Monatsticket für Erwachsene 204,50 €.

Auszubildende zahlen dafür 152,70. Zudem sind sie nicht übertragbar.

 

Worüber also regt ihr euch auf? Vielleicht wäre es auch mal angesagt, was zu loben, damit es bleibt?

Da hat wer etwas nicht ganz verstanden...

Was denn?

Hast du den Kontrollverlust-Aufruf gelesen?

Im Prinzip find ich das Ganze auch gut. Aber im Aufruf steht auch: "Wir finden die teuren Ticketpreise des RVF ebenfalls unverschämt." - da fühlen sich doch die Leute anderswo verarscht. Z. B. im Raum Köln/Bonn ist der Hartz 4 Regelsatz auch nicht höher als in FR, aber dort ist regelmäßiges Bus- und Bahnfahren wirklich unerschwinglich, vor allem für Leute, die auf dem Land wohnen.

Das Bündnis Kontrollverlust ist nunmal ein lokales Bündnis, welches eine lokale Aktion unterstützt hat. Wenn das Bündnis im Kölner Raum existieren würde, würde es im Aufruf wahrscheinlich heißen: "Wir finden die teuren Ticketpreise des VRS ebenfalls unverschämt." Na, merkst du was?

Eine sachliche Diskussion fände ich angebrachter. Es geht um einen finanziellen Unterschied von ca. 160 €. Pro Monat. Pro Person (nicht übertragbare Monatskarten). Teuer ist relativ. Ist doch toll, dass Bus- und Bahnfahren im Raum FR so günstig ist, oder? Ich denke einfach, dass auch das Positive als solches wahrgenommen werden sollte anstatt alles und jedeN nur zu kritisieren. Ne Demo für den Erhalt der billigen Preise? Mit Lob und Vergleich zu anderen Regionen? Das wär mal was anderes.

Dann geh doch zur Linkspartei.

Sorry, ich bin Anarchistin, find aber trotzdem manches gut. Außer z. B., dass mit dir keine sachlichen Diskussionen möglich sind. Einen Kommentar wie: "Dass ist ja krass, wie teuer anderswo das Bahnfahren ist!" - hätte ich mindestens erwartet. Wie soll denn die soziale Revolution gelingen, wenn wir nicht miteinander reden können? Fühlst du dich von mir angegriffen, dass du so reagierst? Nimms nicht persönlich, ich weiß ja nicht, wer du bist.

Allein die Tatsache, dass z.B. für Verkehrsmittel Geld bezahlt werden muss (oder im Falle der Verweigerung oft harte Repression folgt) ist doch kein Grund, sich zu freuen. "Das wär mal was anderes." ist kein Argument. Da könnte mensch ja auch  nfangen z.B. den Hartz IV-Regelsatz zu loben, da er im Vergleich zu anderen Ländern vergleichsweise hoch ist. Aber das wäre keine Basis für linksradikale Politik.

Mein Ansatz ist u. a., auch das Gute im Schlechten zu sehen... Die ständige Kritisiererei von allem und jedeR find ich ziemlich nervig. Verdirbt uns doch selbst die Lebenslust. Und ähnelt dem, was die tun, die in der Regierung sind. Wie wärs mit einem radikalen Gegenmodell, das nicht auf "dagegen"-sein und Kritik basiert, sondern auf etwas Konstruktivem, Positiven, Kreativen? Denn das Beschränken auf Kritik stärkt die Herrschenden, da es Forderungen an sie stellt und somit das System bestätigt.

Zum Ändern der Gesellschaftsform ist es doch - neben dem Verändern der eigenen Persönlichkeit -  nötig, möglichst viele andere zu überzeugen von einer positiven Gegenidee, die fasziniert und Freude hervorruft. "Willst du ein Schiff bauen, so rufe nicht Menschen zusammen, um Holz zu beschaffen und Werkzeuge vorzubereiten - sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer!" (Exupery)

naja, 60 leute sind jetzt für freiburg nicht wirklich viel - zeigt aber auch, dass die soziale frage für die meisten studentinnen keine oder nur eine untergeordnete rolle spielt.schwarzfahraktionen sind eigentlich eine gute aktionsform, müssen aber im vorfeld breit verankert sein. probematisch bei der sache ist natürlich, dass das Bündnis kontrollverlust einen scheiß ruf hat und mit der szeneagitation natürlich wenige "andere" menschen anspricht. ansonsten aber cooler ansatz.

also du hast teilweise schon recht, dass viele studis sich nicht sehr für soziale fragen interessieren. Aber auch studis haben während des bildungsstreiks forderungen im bezug zur vag gestellt. also denke ich das diese personen gruppe schon für aktionen mit vag bezug zu gewinnen wäre.

Ich denke ein problem war auch, dass die mobilisierung nicht so gut lief, ich hab von der ganzen aktion erst recht spät erfahren, ich denke wenn manche studis zeit gehabt hätten das mehr zu kommunizieren hätten sich ein paar mehr der sorte blicken lassen.

Und naja isr gerade vorlesungsfreiezeit an den hochschulen also ist der ein oder die andere studi verreist und die nächste zu hause und der nächste ist sonst wo...

Längerer Beitrag (10min) mit vielen Eindrücken von der Aktion:

 

http://www.rdl.de//index.php?option=com_content&task=view&id=5143&Itemid...