Der Aktionstag gegen die "Reform des Arbeitsmarktes" sah in ganz Frankreich mehrere hunderttausend Menschen auf den Strassen. Auch wenn es in Paris nicht die 100.000 gewesen waren, die die postkommunistische CGT gezählt haben will, war es dennoch eine beeindruckende Masse, die gestern in der französischen Hauptstadt demonstriert hat.
Im Gegensatz zu den (lauen) gewerkschaftlichen Mobilisierungen der letzten Jahre ging die ursprüngliche Initiative gegen die weiteren Verschlechterungen für die abhängig Beschäftigten diesmal von den Unis und vor allem von den Schülern aus. Gerade letztere sind jene in den letzten Jahre gewesen, die überhaupt noch für überraschende und radikale Aktionen jenseits des überschaubaren subversiven Mileus gesorgt haben.
Soweit man von der Mobilisierungen gegen den Flughafenausbau bei Nantes absieht. Hier gelingt es Kämpfe sowohl in der Breite als auch in der Radikalität zueinander zu bringen. Etwas, was sonst im allgemeinen in den letzten Jahren in Frankreich nicht gelungen ist. Selbst der Tod von Remi Fraisse durch den Beschuss mit einer Offensivgranten durch die Bullen von den CRS löste zwar etliche militante Antworten aus, die Grössenordnung bei den Demos und Aktionen war aber sehr überschaubar.
Und so galt die Sorge der französischen Regierung vor dem gestrigen Aktionstag auch weniger der Mobilisierungsmasse der Gewerkschaften, als einer unkalkulierbaren Eigendynamik unter den französischen Jugendlichen, die schon in der Vergangenheit entscheidend dazu beigetragen hatten, dass geplanten sozilae Einschnitte aufgrund des Drucks der Strasse nicht realisiert worden konnten.
Und so galt die Sorge der französischen Regierung vor dem gestrigen Aktionstag auch weniger der Mobilisierungsmasse der Gewerkschaften, als einer unkalkulierbaren Eigendynamik unter den französischen Jugendlichen, die schon in der Vergangenheit entscheidend dazu beigetragen hatten, dass geplanten sozilae Einschnitte aufgrund des Drucks der Strasse nicht realisiert worden konnten.
Die Erinnerung an 2006 ist in Frankreich in allen Lager noch allgegenwärtig. Die damaligen Proteste gegen den Contrat Première Embauche mündeten in landesweiten Demos und Aktionen, an denen sich zum Ende Millionen Menschen beteiligten. Es kam landesweit zu Unruhen und Zusammenstössen, im ganzen Land wurden Unis und Schulen besetzt. Am Ende musste die Regierung klein beigeben.
Der 9. März sah nun also nicht nur in allen französischen Grossstädten durchaus üppig geratende Demonstrationszüge, sondern es kam auch in mehreren französischen Städten zu militanten Aktionen aus den Demos heraus. Die Bereitschaftsbullen von den CRS, die im Gegensatz zu den sonstigen Demos der Gewerkschaften in großer Zahl Präsenz zeigten, lieferten sich zusammen mit ihren Schlägerkameraden in Zivil gleich in einigen Städten Zusammenstösse mit jugendlichen Demonstranten. Darüber hinaus wurde dem Aufruf am Morgen vor der Demoteilnahme einfach die eigene Schule zu verbarrikadieren, an zahlreichen Plätzen Folge geleistet.
Auch wenn hier eine mögliche neue soziale Bewegung noch in den Kinderschuhen steckt und das Terrain des sozialen Zusammenstosses noch überschaubar scheint, deutet sich hier möglicherweise Grösseres an. Darauf deuten sowohl die fast schon enthusiastischen Überlegungen zum 9. März im Lager der üblichen linken Verdächtigen, als auch die ersten Reaktionen der französischen Regierung hin, die heute ankündigte, die geplanten "Reformen" werde es nicht in der ursprünglich anvisierten Form geben.
Was das für die weiteren Proteste bedeuten wird, ist noch offen. Die Proteste an den Unis und Schulen gehen auch nach dem Aktionstag vom 9. März weiter, es finden Vollversammlungen statt, einigen Oberschulen werden weiterhin blockiert.
Nun wird von den Schülern und an den Unis für einen neuen Aktionstag bereits am 17. März mobilisiert. Die Gewerkschaften werden zu diesem Tag aber nicht dazu stossen, sie mobilisieren zu eigenen Aktionen Ende des Monats.