Die Irische Nationale Befreiungsarmee (INLA) hat laut Berichten aus dem Umfeld der Organisation ihr Waffenarsenal zerstört. Der politische Arm der Organisation, die Irische Republikanische Sozialistische Partei (IRSP), wird dies auf einer Pressekonferenz im Stadtzentrum von Belfast am Montagmorgen, 8. Februar 2010, verkünden.
Die INLA war neben der Provisional IRA die führende militärische Organisation auf irisch-nationalistischer Seite in den 1970er und 1980er Jahren. Sie entstand 1974 aus einer Abspaltung von der Official Sinn Féin. Ihren Anschlägen fielen 120 Personen zum Opfer, darunter 1979 der konservative Tory-Abgeordnete Airey Neave. 1998 ermordete die INLA den loyalistischen Paramilitärchef Billy Wright im Maze-Gefängnis.
Die INLA war seit 1995 im Waffenstillstand, blieb aber dennoch aktiv. Zwei Erschießungen im Frühjahr 2009 werden ihr angelastet.
Im Oktober 2009 verlas der politische Arm der Organisation, die IRSP, eine Stellungnahme im süd-irischen Bray, Co. Wicklow, in dem die Organisation erklärte, den bewaffneten Kampf vollständig und dauerhaft zu beenden und stattdessen auf den Aufbau der IRSP zu orientieren.
Nach einer langen, internen Debatte sie die Bewegung zum Schluss gekommen, dass die „Bevölkerung den bewaffneten Kampf nicht mehr unterstütze“. Aus Parteikreisen war zu vernehmen, dass Teile der Organisation im Vorfeld nicht über eine derartige Stellungnahme informiert waren.
In den letzten Monaten sollen nun die Waffen aus den Verstecken geholt und unter Aufsicht der Independent Monitoring Commission unschädlich gemacht worden sein. Gegenüber der Sunday Tribune wurde erklärt, die INLA sei zum Schluss gekommen, es sei nun der richtige Zeitpunkt gekommen „die Bühne zu verlassen“.
Die Independent Monitoring Commission unter der Leitung des kanadischen Generals John de Chastelain soll die Entwaffnung der paramilitärischen Organisationen überwachen. Die Kommission wird in der kommenden Woche aufgelöst werden.
Alle Waffen, die nach dieser Deadline gefunden werden, können forensisch getestet und als Beweismittel vor Gericht verwendet werden.
Bisher haben die Provisional IRA, sowie die loyalistische UDA, UVF, UFF and das Red Hand Commando die Waffen abgeben. Ebenso soll die Official IRA an der Waffenübergabe teilgenommen haben.
Laut unbestätigten Berichten soll die IRSP im Gegenzug bis zu 9 Millionen Pfund von der britischen und irischen Regierung erhalten. Das Geld soll als Finanzierung von „Community Projects“ getarnt werden. Ebenso war aus INLA-Kreisen zu vernehmen, dass man sich nun die Freilassung der letzten rund 20 INLA-Gefangenen erwarte.
Mehrere loyalistische Fraktionen, wie UDA-Abspaltungen in Co. Antrim und Co. Derry, sowie kleiner loyalistische Organisationen wie die sog. Real UFF, Red Hand Defenders oder Real UVF haben die Waffen nicht abgegeben.
Auf republikanischer Seite sind die Organisationen Continuity IRA, Real IRA und Oglaigh na hÉireann weiterhin bewaffnet.
In einem Interview mit der britischen Sonntagszeitung The Observer vom 7. Februar 2010 erklärte Des Dalton, der Präsident von Republican Sinn Feín, dass „bewaffneter Widerstand“ fortgesetzt werde.
INLA folgt Provisionals auf Schandpfad
Presseaussendung / Preas Ráiteas
8ú Mhi na Feabhra / Februar 2010
RSF: INLA folgt Provisionals auf Schandpfad
Stellungnahme zur Entwaffnung der INLA
Belfast/Derry - Heute Morgen wurde auf einer Pressekonferenz in Belfast eine Stellungnahme der Führung Irische Nationale Befreiungsarmee (INLA) verlesen, in der die Organisation erklärte, ihre vollständige Selbstentwaffnung unter Beobachtung nationaler und internationaler Zeugen sei abgeschlossen worden.
Richard Walsh, der Pressesprecher von Republican Sinn Féin, erklärte dazu in einer ersten Stellungnahme: „Die einseitige Kapitulation und Waffenübergabe der INLA ist nicht weniger schändlich als jene der Provisional IRA vor einigen Jahren.“
„Diese Waffen hätten jenen gegeben werden sollen, die bereits sind sie weiterhin zu verwenden. Stattdessen wurden sie zu zerstören, nur um vom Feind begünstigt zu werden.“
„Mit dem Segen ehemaliger Republikanerinnen und Republikaner bleiben bewaffnete Briten weiterhin auf unseren Straßen. Werden nun auch jene, die die INLA weiterhin unterstützen, von uns fordern, die königlichen britischen Truppen zu unterstützen, anstatt sie abzulehnen?“
Ende./Críoch.