Protestaktion wegen angeblicher Missstände – Anstaltsleitung wies Vorwürfe zurück
Graz – Ein 44-jähriger Häftling der Grazer Justizanstalt Karlau hat sich am vergangenen Wochenende selbst den Mund mit Nadel und Faden zugenäht. Anstaltsleiter Josef Mock bestätigte am Dienstag einen entsprechenden Bericht von "Heute". Der Mann wurde in ein Krankenhaus gebracht. Motiv soll ein Protest gegen angebliche Missstände im Strafvollzug sein. Mock wies die Vorwürfe zurück.
Der Häftling gehört zu jener Gruppe von Männern, die eine Gefangenen-Gewerkschaft nach deutschem Vorbild aufbauen wollen. Er wolle sich nicht mehr mundtot machen lassen, ließ er über Mithäftlinge ausrichten. Außerdem fehlten den Insassen benötigte Pflegeartikel wie Seife und Klopapier, lautet der Vorwurf. Der Anstaltsleiter erklärte im APA-Gespräch, die vorgebrachten Missstände nicht nachvollziehen zu können: "Jeder Häftling kann sich mit Beschwerden an mehrere Stellen wenden." In punkto Hygiene werde jeder Häftling "ordentlich versorgt", sagte Mock.
Der Leiter sprach von einer Aktion, mit der der Häftling Aufsehen erregen will. Hungern müsse er trotz der Naht nicht: "Er hat die Fäden so angebracht, dass er noch rauchen, trinken und flüssige Nahrung zu sich nehmen kann." Im Krankenhaus steht der 44-Jährige unter medizinischer und psychologischer Betreuung und das bleibe er auch, bis er sich die Nähte entfernen lässt: "Ich möchte niemanden mit zugenähtem Mund in der Anstalt haben", sagte Mock. Unter Zwang können die Fäden nicht entfernt werden, da keine Lebensgefahr besteht. Da sich die Naht aber entzünden kann oder der Häftling bei einem möglichen Erbrechen ersticken könnte, muss er in Behandlung bleiben. (APA, 12.1.2016)
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