„Platz für alle“, so ist es seit Dienstag an einem leerstehenden Haus in der halleschen Hafenstraße zu lesen. Aktivisten der Initiative „Wir brauchen Platz“ haben ein seit Jahren leerstehendes Haus besetzt, dass sich im Eigentum des städtischen Vermieters Hallesche Wohnungsgesellschaftbefindet.
Die Initiative, bestehend aus sozial und politisch engagierten Menschen, wollen Projekträume zur freien und unkommerziellen Nutzung für verschiedenste Gruppen einrichten. Angedacht sind Werkstätten, Unterrichtsräume, ein Lesecafé, Infrastruktur für Geflüchtete, Büro, Arbeits und Seminarräume für Initiativen, die keinen Platz haben. Auch ein breites Programm von Vorträgen, Workshops, Kunst und Musik wird nach Angaben der Initiative vorbereitet.
„Die hohe Leerstandsquote in Halle sehen wir nicht als Problem, sondern als Chance. (…) Während die HWG den Rückbau verwaltet, um den Markt zu verknappen und entsprechend mieten zu kassieren, stellen wir uns gegen diese Verwertungspolitik. Leerstehende Gebäude werden als Investitions und Spekulationsobjekte genutzt, gleichzeitig fehlt es an gemeinschaftlich genutzten, selbst verwalteten Räumen.“ Weiter sagen sie: „In einer Zeit, in der viele staatliche Aufgaben zum Großteil von selbstorganisierten Initiativen übernommen werden, kann es nicht möglich sein, dass die notwendige Infrastruktur nicht zur Verfügung gestellt wird“, erklären die Aktivisten.
Das Haus wurde, wie die Bewohner soeben berichteten, heute Mittag gg. 12.00 h besetzt. Kontakt zum Hauseigentümer, der HWG, habe man noch nicht. Man warte einfach ab, was da komme. Man sei aber erstrebt, langfristige Nutzerverträge zu erhalten. „Bislang werden wir an der Substanz des Gabäudes auch nichts verändern, nicht einmal Anstreichen, so einer der Aktivisten gegenüber Hallespektrum. In dem Haus ist es derzeit noch kalt, und wegen der vielen vermauerten Fenstern auch noch recht dunkel. In den Räumen stapelt sich aber schon das Gepäck der etwa einem Dutzend zählenden, vorläufigen Nutzern. „Strom haben wir nicht, aber einen Generator werden wir schon auftreiben“.
Kommt vorbei....
Jeder Mensch ist bei uns willkommen. Das Haus soll ein soziales Zentrum für alle und insbesondere für die Menschen aus dem Viertel sein.
Versammlungen
Täglich ab 19.00 findet ein offenes Plenum statt. Hier können alle Anwesenden gleichberechtigt und im Konsensverfahren über Aktuelles aus dem Haus sprechen und Entscheidungen treffen. Wir versuchen, immer Englisch- und andere Sprachen (Übersetzer*innen gesucht) bereitzustellen. Kommt gerne vorbei!
Schlafen
Für Unterstützer*innen und Menschen, die sich im Haus und am Organisationsprozess beteiligen wollen, bieten wir Schlafplätze an. Dazu ist es notwendig, dass ihr zum Abendplenum kommt, bei dem auch über die Schlafsituation der jeweiligen Nacht gesprochen wird. Wenn es kurzfristig sein soll, kommt trotzdem vorbei, es wird sich schon ein Plätzchen finden. Falls ihr plant, von weiter weg und/oder mit einer Gruppe anzureisen, freuen wir uns vorab über eine E-Mail oder SMS an 0152 172 678 15. Wir bieten Schlafräume für F.L.T.I. (Frauen, Lesben, Trans, Inter) an.
Herkommen
Das Haus steht in der Hafenstr. 7 in Halle (Saale). Die nächste Strassenbahn ist 2 Gehminuten entfernt. An der Station “Saline” halten die Linien 2,9,10. Im Moment ist der Zugang noch nicht Barrierefrei, aber irgendwie bekommen wir das schon hin. (Unter “Kontakt” ist eine Karte)
Räumung
Unterstützung im Falle einer Räumung.
Wie geht das?
1. Am wirksamsten wäre es: ihr kommt direkt vorbei, richtet eure Schlafplätze bei uns ein und wirkt direkt an dem Projekt mit. Wir brauchen noch mehr Leute im Haus.
2. Ihr könnt vielleicht nicht permanent da sein dann empfehlen wir euch folgende Schritte:
Tragt euch in unseren Räumungsverteiler ein, indem ihr eine SMS mit dem Inhalt info an 0152 172 678 15 schreibt.
-Wir schreiben euch wenn es soweit ist.
-kommt dann schnell vorbei und zeigt der Polizei und der Politik, dass ihr mit der Räumung des Hauses nicht einverstanden seid. Wir freuen uns auf die verschiedenen Formen des Protestes!
- Streut diese Informationen möglichst weit auf allen Kanälen die euch zur Verfügung stehen.
- Wir empfehlen euch die Antirepressionsbroschüre “Was tun wenn´s brennt” runterzuladen, die ihr hier nachlesen könnt.
- Ein Ermittlungsausschuss wird eingerichtet und ist telefonisch erreichbar. Die Nummer erfahrt ihr vor Ort. Informationen über den EA findet ihr hier.
- Es ist möglich in Eigeninitiative eine Kundgebung vor dem Haus anzumelden.
- zusätzlich sind kreative Aktionen überall im Stadtgebiet von Halle willkommen.
- Passt auf euch und aufeinander auf. Zieht euch warm an und bringt euch Verpflegung mit!
Helft uns einen Freiraum für Alle zu erhalten und den Leerstand zu beenden. Die Stadt gehört Allen !
foo
Ist es eigentlich so eine Art selbstgewählte Isolation, dass solche Objekte in Halle einerseits abseits von belebteren Gegenden und andererseits existierenden Projekten ausgesucht werden? Klar kann man sich keinen Leerstand herbeizaubern, aber es hätte doch genug andere Lagen geben. Diese Vereinzelung erzeugt immer den Eindruck von Elfenbeintürmen, der bei mehr Nähe durch einen Kiezeffekt nicht so da wäre.
Isolation?
Würde das für dich heißen, dass nur Objekte in Paulusviertel oder Südlichen Innenstadt besetzt werden soll? Ein paar hundert Meter von dem besetzten Haus liegt Halle Neustadt mit den meisten wohnenden Menschen in Halle. Klar, hier gibt es sehr wenige alternative Strukturen. Aber Isolation wäre nur in den Wohngegenden zu bleiben die schon alternative Strukturen haben. Aber klar, wir "linken" bleiben gerne unter uns.
bar
Finde es eher einleuchtend eine kleinere Szene zu bündeln und die Leute dort abzuholen wo sie schon sind. Ein etwas zentralerer Ansatz hätte auch den Vorteil eher Rückzugsmöglichkeiten zu bieten aus denen man heraus wachsen kann. Das Konzept wir-gehen-mit-unserem-bunten-Häuschen-irgendwohin ist schon beim VL eher schief gegangen. Oder würdest du sagen, dass dort eine Szene in der Gegend drumherum entstanden ist? Das Bild und Leben eines Viertels prägt sich auch durch die Menschen, die so umherlaufen, und wenn es da sonst nichts zu tun gibt, geht man halt von der Straßenbahn zum Haus und wieder zurück.
Städte sind nunmal nicht homogen und das Ende der Hafenstraße ist jetzt auch nicht gerade mitten in Neustadt. Aber dort stehen übrigens recht große Häuser sehr zentral leer, ein Geheimtipp. Leider ohne Garten, dafür mit Balkon. Klar wär es klasse wenn man Neustadt kulturell aus dem Einheitsgrau rausholt, aber bestimmt nicht auf einer Insel von außerhalb.
puzzle
"...blub blub ...Städte sind nunmal nicht homogen und das Ende der Hafenstraße ist jetzt auch nicht gerade mitten in Neustadt. Aber dort stehen übrigens recht große Häuser sehr zentral leer, ein Geheimtipp. Leider ohne Garten, dafür mit Balkon. Klar wär es klasse wenn man Neustadt kulturell aus dem Einheitsgrau rausholt, aber bestimmt nicht auf einer Insel von außerhalb."
dann hat sicher auch kein mensch was dagegen wenn du einfach deine geheimtipps öffnest und andere menschen ihre ziele verfolgen lässt. alles super wenn jeder einfach das macht wofür er sich geschaffen fühlt!