Schäden im Leipziger Süden gehen in die Hunderttausende

Die Filiale der Bundesbank an der Ecke Karl-Liebknecht-/Richard-Lehmann-Straße war eines der Hauptziele der Autonomen. Kaum eine Scheibe an der Gebäudefront blieb heil.
Erstveröffentlicht: 
14.12.2015

Entglaste Haltestellen, brennende Mülltonnen – das war nur ein Teil der Zerstörungen, die der Leipziger Süden am Sonnabend erlebte. Auch zahlreiche Läden und Bankfilialen wurden zum Ziel der Attacken. Nun ziehen die Verantwortlichen eine erste Bilanz. Bisher wird gegen 36 Personen ermittelt.

 

Leipzig. Die Ausschreitungen am Rande der Demonstration gegen einen rechtsradikalen Aufmarsch am Sonnabend in Leipzig haben deutliche Spuren hinterlassen. Der Schaden, so äußerte Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) am Montag, betrage „weit über 100.000 Euro.“ Die tatsächliche Summe dürfte nach vorsichtigen Schätzungen in die Hunderttausende gehen. Das wird am Montag bei einem Gang über die Karl-Liebknecht-Straße und in Gesprächen mit Behörden und Gewerbetreibenden deutlich.

 

Zerstörte Haltestellen & brennende Kabelschächte

„Wir haben rund 40 Schäden in Haltestellenbereichen zu beklagen“, berichtet LVB-Pressesprecher Marc Backhaus. Beschädigt wurden unter anderem Glasscheiben, Werbeträger, Fahrplankästen und Schutzgeländer. Am Schwersten traf es die beiden Haltestellen am Südplatz und an der Karl-Liebknecht-/Kurt-Eisner-Straße davon. Insgesamt liegen die Schäden für die LVB laut Backhaus im fünfstelligen Bereich. Die Reparaturarbeiten werden laut der zuständigen JCDecaux GmbH noch bis zum Mittwoch andauern.

Neben den Straßenbahnhaltestellen wurde auch das S-Bahn-Netz rund um die Messestadt am Sonnabend zum Ziel von Attacken. Im Bereich Plagwitz und in Connewitz führten Brände in Kabelschächten zu Störungen im Zugverkehr. „Sowohl in Richtung Zentrum als auch in die Gegenrichtung ging zeitweise nichts mehr“, erklärte Jens Damrau von der Bundespolizei gegenüber LVZ.de. Der Schaden durch die beiden Brände ist laut Damrau „definitiv im vierstelligen Bereich“ zu verorten.

Banken im Visier

Auch verschiedene Bankfilialen wurden bei den Ausschreitungen teilweise massiv in Mitleidenschaft gezogen. Vor allem das Gebäude der Bundesbank an der Ecke Karl-Liebknecht-/Richard-Lehmann-Straße war Ziel der Autonomen. Die Fassade wurde durch Steinwürfe großflächig beschädigt, kein einziges Fenster an der Front blieb heil. Teilweise klafften riesige Löcher in den Scheiben. Zur genauen Schadenshöhe wollte die Bundesbank auf Anfrage keine Angaben machen, die Schäden dürften aber erheblich sein.

Das gleiche Bild bot sich auch am REWE und der Sparkassen-Filiale am Connewitzer Kreuz sowie an den Gebäuden der Hanseatic Bank und der Volksbank am Südplatz. Auch hier wurden zahlreiche Scheiben beschädigt.


Zahlreiche Autos beschädigt - bisher 36 Ermittlungsverfahren

Während der Krawalle wurden zahlreiche Mülltonnen in Brand gesetzt, Barrikaden errichtet und Pflastersteine aus den Gehwegen gerissen. Zusätzlich wurden in der Nacht zum Sonntag in Connewitz an 20 Fahrzeugen, die in der Koburger Straße vor einer Gaststätte und am Wildpark geparkt waren, insgesamt 45 Reifen zerstochen, wie die Polizei am Montag meldete. Über die genaue Schadenshöhe war noch nichts bekannt.

Die Polizei selbst wollte am Montag noch keine abschließende Bilanz ziehen. Neben zahlreichen Beamten wurden auch 40 Einsatzfahrzeuge zum Ziel von Attacken. Den insgesamt entstandenen Schaden durch Steinwürfe, Angriffe und Brände schätzte Polizeisprecher Andreas Loepki auf „deutlich im fünfstelligen Bereich“.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sind bis zum Montag gegen mindestens 36 Personen Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Ihnen wird unter anderem Landfriedensbruch, Sachbeschädigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen. Bislang wurde keiner der mutmaßlichen Täter in Untersuchungshaft gebracht. Daneben gebe es noch zahlreiche Anzeigen gegen Unbekannte, teilte Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz gegenüber LVZ.de mit. Anzeigen gegen Polizisten seien ihm bisher nicht bekannt.

Von bfi

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Die Kosten der Polizei sind auch eine halbe Million. Sagen wir es so: Ein genehmigter Naziaufmarsch im Süden kostet Euch mindestens 1 Million. Demnach machen die 120 Nazis mehr "Schaden" als hunderte Flüchtlinge.

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