[B] Mit dem Zug in den Kessel oder: Proteste gegen die NPD in Hellersdorf

Angemeldete Kundgebung aka Kessel

Zirka 100 Nazis sind dem Aufruf der NPD zu einer Demostration durch Hellersdorf gefolgt. Sicht- und hörbaren Gegenprotest gab es nur am Auftaktort der Nazis und an ihrem Endplatz. Schlechtes Wetter, fehlender Elan, zu wenig Leute und schließlich ein großer Bullenkessel hat einen weitgehend ungestörten Aufmarsch ermöglicht. Aber der Reihe nach.

 

Um 17.15 Uhr sammelten sich einige Dutzend Antifaschist*innen am S-Bhf Ostkreuz und dem U-Bhf Frankfuter Allee. Als klar war, dass die Massen ausbleiben würden, trafen diese sich am S-/U-Bhf Wuhletal und fuhren gemeinsam weiter. Der Treffpunkt vom Ostkreuz hatte da schon in Begleitung von zirka 20 Polizist*innen. Beide Treffpunkte zusammen waren nun knapp über 100 Leute und entschlossen sich zur angemeldeten Kundgebung am U-Bhf Cottbusser Platz, wo sich auch die Nazis in Kürze treffen wollten, zu fahren.

 

Dort wurden alle bereits freudig von der wartenden Polizei in Empfang genommen und - selbstverständlich mit großzügigen Absperrungen und Ketten gegen das Verlaufen einzelner gesichert - zum vorbereiteten Gatter gebracht. Rund um den Ausgang des U-Bhf war mit Hamburger Gittern ein Kundgebungsplatz abgezäunt. Als alle brav in das Gitter gelaufen waren, wurde dann auch der Ausgang Richtung U-Bhf gesperrt und so hieß es dann für die nächste Stunde: Hier geblieben! Die Versammlungsfreiheit war in einen Versammlungszwang umgeschlagen und selbst als die Nazis bereits längere Zeit weg waren, wurden die mittlerweile völig durchnässten Leute nur einzeln aus dem Kessel bzw. der bereits seit längerem beendeten Kundgebung gelassen.

 

Die Nazis liefen derweil fröhlich ihre Runde durch Hellersdorf. Zur angemeldeten Gegenkundgebung Alte Hellersdorfer Straße / Zossener Straße, dem zweiten Treffpunkt der Nazis, hatten - soweit wir wissen - keine Antifaschist*innen gefunden. Erst am Endplatz des Nazi-Aufmarsch, dem U-Bhf Hellersdorf, trafen diese wieder auf die Gegenkundgebung des Bündnis für Demokratie und Toleranz Hellersdorf. Um 21 Uhr beendeten die Nazis dort ihre Demo. Während die meisten abreisten, gingen einige andere ungestört im Bezirk einen trinken.

 

Bilder: https://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157659541694943

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wer isn die antikap aktion (die mit dem strasser-logo)?

jn? oder gibts eine dritte-weg-jugend?

eine "kameradschaft neubrandenburg" hat das logo wohl vor einiger zeit mal benutzt, 

ansonsten taucht es in der 3.-weg-mobi für den 1. mai auf...

 

 

Das dürfte wohl diese Gruppe um Kai Schuster und Konsorten sein:

Rechte Mitglieder von ANBB Antikapitalistisches Kollektiv Berlin-Brandenburg auf Facebook

Ich erinnere mich da an Gebrauch durch NPDler um die Jahrtausendwende.

Ich als Randbezirken (Marzahn) finde es sehr schade immer wieder zu sehen das es in der Innenstadt immer wieder möglich ist größere Massen an antifaschisten zu mobilisieren, aber sobald es zu uns nach draußen geht kommt meist nur ein kläglicher Haufen. Ich persönlich fühle mich im Stich gelassen. Jedes Mal wird nur geredet (es gibt Keene ruhigen Randbezirke) aber Taten bleiben aus. Das hat schon mit den montagsdemos angefangen. Wo Anfangs wenigstens noch einige hundert kamen war am Ende nur noch unser kläglicher Haufen von manchmal gerade 10 Mann übrig. gegen rassisten auf die Straße zu gehen heißt auch, es zur not jeden Montag zu tun auch wenn es vielleicht nur 50 sind, denn 50 nazis die froh in der Gegend rumspazieren können sind schon zu viel. Gerade Dann muss man diesen idioten zu zeigen das für Sie kein Platz ist.

Wo sind denn die Massen in der Innenstadt? Hast du das letzte Jahr Bärgida vergessen? Einmal pro Woche, (fast) immer in der Innenstadt und wir können schon froh sein, dass es überhaupt sichtbare Proteste gibt. So viele Leute wie gestern in Marzahn waren da glaub ich schon lange nicht mehr. Wenn es doch wenigstens in der Innenstadt gut laufen würde...

Ich meinte auch im Kern das es heuchlerisch ist sich hin zu stellen und zu sagen wir lassen den nazis keinen Meter strasse und wir kommen immer wieder, alle applaudieren, und beim nächsten Mal ist keine sau da. Bei deinem angesprochenen Beispiel mit bärgida hätte ich vielleicht noch Verständnis, obwohl das vielleicht auch nich das richtige Wort ist. Montags an mehreren Orten gleichzeitig zu mobilisieren ist schwierig. Dann sollte man den Mund aber auch nicht so voll nehmen. Das Potenzial an antifaschisten ist ja da, wie man auf der silvio Meier Demo gesehen hat.

mensch kann diese jammer-berichte aus berlin echt nicht mehr lesen (macht agitprop, sammelt leute ein, vernetzt euch,arbeitet mit identifikationsangeboten, usw.) .

natürlich sind bei diesen protesten weniger, als bei silvio. was hattet ihr erwartet?

es hat geregnet, es war kalt, es war montag, es war dunkel, es war hellersdorf. dafür find ich die anzahl an gegendemonstrant_innen nicht schlecht.

 

 

Wir reden hier nicht von ner Kleinstadt sondern von Berlin. 2011 haben hier 558'000 Menschen für linke Parteien (Piraten, Linke oder Grüne - ja ich weiß darüber kann man streiten) gestimmt. Da sollte man doch meinen dass es bei mehr als 0,5 Promille (also den ca 200 Menschen oder weniger die da waren) dieser Leute den Wunsch geben sollte gegen Nazis auf die Straße zu gehen.
Es geht ja nicht darum sich an Blockaden o.Ä. zu beteiligen  Es gab ne Kundgebung direkt am UBhf Hellersdorf an denen die genannten drei Parteien beteiligt waren. Da hätte sich jeder einfach mit hinstellen können um ein Zeichen zu setzen.

Aber sorry - nur labern wie links man sei und dann ist bei der überwiegenden Mehrheit außer Spesen nix gewesen - wie soll man da nicht deprimiert sein?

Immer diese Jammerlappen!

"buhuu wo seid ihr denn?"
"damals in den 90ern"
"alle scheiße und überhaupt keine 'wahren' Antifaschisten außer wir, die wir jeden 2. Tag demonstrieren gehen."

 

Viele können halt wegen Verpflichtungen nicht jeden Tag und auch nicht jede Woche jedwede Demo mitnehmen. Sie haben Verpflichtungen wie Arbeit, Familie etc. und da heißt es Prioritäten setzen. Und wenn man denn mal ins Alter und vor allem zur Erkenntnis gelangt ist, stinken Demos halt erstmal ab. So etwas bezeichnet man als Verantwortung übernehmen für sich und seine Lieben. Klar, wenn man Zeit hat und Lust, dann sollte man sich schon mal solidarisch zeigen mit den anderen antifaschistisch eingestellten Menschen und auf eine Demo gehen, aber man kann auch (und vor allem) in seinem Alltag Rassismus entgegentreten. In der Schule, Uni, Arbeit, Familie, persönliches Umfeld, auf dem Weg wohin etc. (*Alltagsantifaschist sein eben) Das finde ich am Ende des Tages viel wichtiger, als zum x-ten Mal von PolizistInnen eingekesselt zu werden, weil man sich irgendwelchen Dummdödel in den Weg stellen möchte. Egal für welche Aktionsform man sich entscheidet: Demogänger als Lebensinhalt, Alltagsantifaschist oder gar Vollzieher militanterer Aktionen. Es ist eine individuelle Entscheidung und niemand ist 'besser' als der Andere nur weil er oder sie sich für einen eigenen Weg entschieden hat. Leider erlebt man immer mal wieder, dass jene  'wir- sind- aber- die- 'wahren' - antifaschisten-und-sonst-niemand'-Leute viel Unverständnis haben, wenn es um andere Lebensentwürfe geht. Erstaunlicherweise sind es meist SchülerInnen, die bis auf ihr Meerschweinchen daheim noch niemals Verantwortung für Andere  (wie Familie oder Kind)  übernehmen mussten und eben noch nicht begreifen, dass sich die Miete am Ende des Monats nicht mit dem - zugegebenermaßen doch recht üppigen - Demogeld der Antifa e.V. bestreiten lässt, oder aber es sind ältere Semester, die aber sonst auch null-komma-nix in ihrem sonstigen Leben auf die Reihe kriegen.
Also jammert nicht ewig herum, nur um euer Ego zu streicheln und Euch  zu profilieren. Das nervt und kommt sehr infantil.