Job gesucht?

und tschüss

Ihr Zuckerbrot schmeckt alt und vergammelt, wie aus dem vergangenen Jahrhundert, ihre Versprechungen sind fürn Arsch.

 

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Damals in meener Schulzeit habn meene Eltern und de LehrerInnen imma jesacht, aus ma wird doch eh nüscht! Irgendwie hattn se recht…


Ja, was sollte aus mir auch schon werden? Meine Noten waren ziemlich mies, Spaß hat mir das ganze Rumgehocke in der Schule auch nicht gemacht. Warum sollte ich auch das tun, was von mir verlangt wurde? Ich habe mir zu dieser Zeit keine Gedanken gemacht, was mal aus mir werden wird. Wer will sich als Jugendlicher schon damit beschäftigen? Ich wollte mit meinen Freunden Spaß haben. Meinen Eltern bereitete ich auch immer nur Sorgen. Vorladung von den Bullen, Elterngespräche in der Schule, Saufen, Klauen, Schlägereien usw. Selbst wenn ich mich zusammengerissen habe, hat es nichts gebracht.


Nun bin ich in einer Zeitarbeitsfirma angestellt, bekomme den Mindestlohn, schufte 40 Stunden die Woche auf dem Bau und komme gerade mal so über die Runden. Heute Früh 5:00 Uhr klingelt mein Wecker. Aufstehen, anziehen, schnell Kaffee trinken, Stullen für die Arbeit schmieren und los geht’s! Die Bahn fährt mir vor der Nase weg, komme zu spät, Anschiss vom Chef und dann malochen bis 18:00 Uhr. Geht gar nicht!

 

Komme nach Hause. Total platt. Denke mir „geil chillen“, mache den Briefkasten auf und wat seh ich da? Kündigungsschreiben! Die müssen das noch nich ma begründen. Das heißt wieder Stress mit dem Jobcenter. Die ganze Scheiße fängt wieder von vorne an.

Was soll das für ein Leben sein?“

 

Und das ist nur ein Beispiel. Wie vielen Menschen geht es ähnlich?


Von klein auf wird einem von der ganzen Gesellschaft eingetrichtert, dass man arbeiten muss, weil man sonst nichts wert ist. In der Familie und dann Schule wird man nicht nur für die Arbeit vorbereitet und ausgebildet. Außerdem lernt man hier zu gehorchen. Ob es Noten oder der Lohn sind, alles führt zu Konkurrenz und Leistungsdruck. Ob man sich dem Lehrer oder dem Chef unterordnet macht keinen Unterschied. Alles hat die selbe Funktion, denn sie nehmen eine Vermittlerrolle zum Kapital ein. Du musst funktionieren. Die Logik und die Gewalt der kapitalistischen Maschinerie bedeutet Befehle auszuführen ohne die Herrschaft in Frage zu stellen.

 

Lohnarbeit ist Ausbeutung, weil man nicht für sich oder für die eigens ausgewählte Gemeinschaft (Hausgemeinschaft, Nachbarschaft, Familie) arbeitet, sondern für Lohn. Man verkauft seine Arbeitskraft und wird somit zur Ware. Damit ist man nicht als Person wichtig, sondern nur die Arbeit, die man leisten muss. Deswegen ist jedeR jederzeit austauschbar. Um in der bestehenden Gesellschaft zu (über-)leben, braucht man Geld, um Essen zu kaufen, die Miete zu zahlen usw.

 

Die andere Seite der Medaille heißt Ausbildung in die Arbeitslosenverwaltung. Ein Euro Jobs, prekäre Selbstständigkeit, Leiharbeit.Für viele reicht der Lohn kaum zum Überleben und du musst auch noch froh drum sein. Außerdem bildet die Zersplitterung der Lohnarbeitenden ein echtes Hindernis für einen gemeinsamen Kampf.

 

Für die allermeisten eine große Scheiße. Und doch tanzen wir nicht aus der Reihe, neigen dazu der Aufforderung zu folgen, es uns bequem zu machen. Den meisten hierzulande ist neben der Arbeit die Rolle der Zuschauern zugedacht. Bildschirm ansehen und schöne Sachen kaufen soll reichen.

 

Solange wir im Kapitalismus leben, kann man sich der Ausbeutung nicht entziehen, da der Kapitalismus auf ihr beruht und anders nicht funktionieren kann. Um ein besseres Leben führen zu können, müssen wir nach Lösungen außerhalb dieser Logik suchen. Es geht nicht darum, Arbeitsverhältnisse zu verbessern (z.B. durch die Einführung des Mindestlohns), sondern Lohnarbeit abzuschaffen. Das heißt nicht, dass arbeiten nicht notwendig ist, sondern es ist wichtig, Wissen und Verantwortung zu teilen und zu übernehmen. Da wir Lohnarbeit im Ganzen ablehnen, brauchen wir keine Gewerkschaften, die zwischen uns und dem Kapital vermitteln, weil wir selbstbestimmt und selbstverwaltet leben wollen. JedeR kann für sich selbst am besten entscheiden.

 

Wenn wir, statt unsere Kreativität und Energie ins Kapital einzuspeisen, tatsächlich beginnen, eigene Zielsetzungen zu entwickeln und dafür zu arbeiten; wenn wir uns mit unserem Wissen und Fähigkeiten nach Bedarf zusammentun, dann braucht das illegale und nicht geselschaftskonforme Fähigkeiten. Sabotage,täglichen Bedarf klauen, Hausbesitzer_innen enteignen, ohne Tickets fahren, Dokumente fälschen etc.

 

Menschen, die auf „nicht legale“ Weise versuchen über die Runden zu kommen, werden als „Sozialschmarotzer“ oder „Parasiten“ abgestempelt . Aus einer bewussten Entscheidung oder aus der Notwendigkeit heraus sind sie jedoch diejenigen, die Herrschaft und Ausbeutung in Frage stellen.

 

Wir müssen uns gemeinsam klar machen, wie von oben und außen her, die Erforschung unserer Wünsche und Bedürfnisse von statten geht. Nicht um Geld zu machen und uns mit unnützen Produkten zuzuschütten, sondern mit Selbstorganisation des Alltags. Wir werden uns gegen die feindliche Übernahme unseres Lebens organisieren müssen.

 

Was passiert, wenn wir über ein Leben jenseits von Ausbeutung nachdenken? Bei vielen wirft das mehr Fragen als Antworten auf, verbunden mit einem Gefühl von Ohnmacht und Verlust- und Existenzängsten.

 

Was gibt es zu verlieren? Nichts!

Was brauchen wir mehr? Chefs oder Freunde und Familie?

Flachbildschirme zu Hause oder reicht er mit unseren Freunden in der Kneipe?

Smartphones oder gemeinsame Feste auf der Straße mit unsren Nachbarn?

Geld für Miete oder Häuser in denen wir drin leben und selbst walten?

Geld für Essen im Supermarkt oder Gärten aus denen wir uns selbst versorgen?

 


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FOTO: 7.Oktober 2015 - Paris / Frankreich: Rebellion gegen Massenentlassungen bei Air France.

Als streikende Arbeiter*innen das Sanierungsplan-Treffen stürmen, wird unter anderem der Personaldirektor Xavier Broseta angegriffen und muss fliehen.  

 

"... Der stellvertretende Generalsekretär des stalinistischen Gewerkschaftbundes CGT, der beim Treffen anwesend war, erklärte er vor der Presse, er habe versucht, Broseta zu schützen, doch die Streikenden hätten ihn zur Seite gestoßen..."

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Lehrer wird es auch nach der Revolution  geben, ja sie werden auch da noch gebraucht werden.

Die simple Gleichung Lehrer = Chef scheint mir nicht aufzugehen.

Inwiefern vermitteln denn Lehrer zwischen Dir und dem Kapital?

Getroffene Hunde bellen am lautesten, deshalb frage ich aus Eigeninteresse nach.

Danke für die Aufklärung.

Wie so vieles ist auch die Schule der kapitalistischen Logik unterworfen. Der Sinn der Schule ist nicht das Lernen von Dingen, die die Leute interessieren oder die nützlich für ihr Leben an sich sind, sondern die Lerninhalte sind an der Nützlichkeit für den Markt ausgerichtet. (Aus)bildung im Kapitalismus bedeutet eben auch (Aus)bildung für den Kapitalismus.
Kinder lernen zum Beispiel die Disziplin, jeden Tag fremdbestimmt zu einer gewissen Uhrzeit aufzustehen und wohin zu gehen, um etwas zu tun, was sich jemand anderes für sie ausgedacht hat. So wie die (Lohn)arbeit im Kapitalismus größtenteils auch organisiert ist. Kinder lernen durch das System der Tests und Noten auch, sich mit anderen zu vergleichen und in Konkurrenz miteinander zu treten. Eine wichtige Grundhaltung auf dem Arbeitsmarkt. Selbst Gruppenarbeit, selbstständiges Arbeiten und Kreativität sind zunehmend Eigenschaften, die auf dem Markt gebraucht werden und u.a. deshalb mit auf dem Lehrplan stehen.
Die Schule trägt maßgeblich dazu bei, die soziale Schichtung zu reproduzieren. Arbeiter_innen-Kinder werden zu Arbeiter_innen, Akademiker_innen-Kinder werden zu Akademiker_innen (also tendenziell). Nach dem Sozialwissenschaftler Pierre Bourdieu hat das auch mit dem Verhalten und der Einschätzung der Lehrer_innen gegenüber den Kindern zu tun. Da Lehrer_innen selbst studiert haben, halten sie tendenziell Verhaltensweisen und Lebensstile für besser, die einer eher bildungsbürgerlichen Schicht entsprechen. Bourdieu nennt das den Habitus, anhand derer Menschen unterbewusst andere einschätzen. Für die Verhaltensweisen von Arbeiter_innen-Kindern haben sie weniger Verständnis und Anerkennung und sieben somit nicht nur über die reine Leistung, sondern auch über das Verhalten drumherum Schüler_innen aus.
Vielleicht würde ich es nicht so extrem ausdrücken wie im Beitrag. Schule ist nicht NUR die Einübung von Gehorsam und Leistungszwang. Schule kann zum Beispiel auch der Selbstentfaltung dienen, kann aus gewaltvollen Familienverhältnissen befreien und ist eine Institution, in der nicht nur die kapitalistischen Aspekte der Gesellschaft passieren. Aber eben auch.

Hier eine Rezension zu einem Buch, das ich vor langem mal dazu gelesen habe: http://www.aktion-humane-schule.de/Rez-Waldrich.pdf
Hans-Peter Waldrich: Der Markt, der Mensch, die Schule. Selektionsmaschine oder demokratische Lerninstitution? Köln (PapyRossa) 2007