DD: FAU gegen Lohnbetrug am Bau mit Kampagne und Konflikten #Bezahlt_Vladimir!

Sticker zur Kampagne

Kampagne und Kampf gegen Lohnbetrug am Bau - Gewerkschaft FAU Dresden fordert: Zahlt endlich! - Mit einer Kundgebung in der Innenstadt begann Samstag die gewerkschaftliche Kampagne gegen Lohnbetrug und andere Missstände auf örtlichen Baustellen. Gleichzeitig sieht sich die lokale Gewerkschaft in einem ersten Konflikt mit der City Aktiv GmbH aus Berlin, die einem Mitglied seit über einem Jahr Lohn schuldet. Mit verschiedenen Aktionen soll der Schuldnerfirma nun in den kommenden Wochen zu Leibe gerückt werden, während die nächsten Kämpfe mit anderen Unternehmen schon in Vorbereitung sind.

 

Am Samstag trat die FAU mit mehreren Redebeiträgen und einen Flugblatt auf deutsch und englisch an die Öffentlichkeit um den systematischen Betrug und die miesen Arbeitsbedingungen im Baugewerbe zu thematisieren. Die Gewerkschaft kritisiert, dass immer mehr Firmen und Investor_innen mit einer Einbehaltung großer Lohnteile kalkulieren. Daneben wird die Arbeit oft noch verbilligt, indem Montagearbeiter_innen für das Schlafen auf überfüllten und dreckigen Baustellen und Containern Miete bezahlen sollen. Betroffen sind vor allem Kolleg_innen ohne deutsche Staatsbürgerschaft. Das Kalkül der Unternehmer_innen ist dabei klar: Es wird gehofft, dass Sprachbarrieren und begrenzte finanzielle Möglichkeiten dazu führen, dass vom Rechtsweg kein Gebrauch gemacht wird. Oft werden Bauarbeiter_innen, die sich wehren, zudem von den Chefs mit Gewalt bedroht. Diese Praxis übt nicht zuletzt auch enormen wirtschaftlichen Druck auf Firmen aus, die ordentliche Arbeitsverhältnisse bieten wollen.

 

Die Strategie der FAU ist es, jeden Fall ihrer Mitglieder öffentlich zu machen und zu gewinnen. Chef_innen, die solche Praktiken anwenden, sollen spüren, dass immer ein Risiko besteht mit einer gewerkschaftlichen Kampagne oder einem Arbeitskampf konfrontiert zu werden, der schnell teurer werden kann als die eingesparten Löhne. Gleichzeitig wollen wir uns auch unter den betroffenen Kolleg_innen bekannter machen und so eine starke Vernetzung über Ländergrenzen hinweg, die gemeinsam, entschlossen und solidarisch für eine Verbesserung der Arbeitsverhältnisse einsteht.

 

Ein erster Konflikt wurde nun mit der Aktiv City GmbH aus Berlin eröffnet. Unser Kollege Vladimir K. hatte 2014 zusammen mit bis zu 35 anderen Kolleg_innen aus Griechenland und Bulgarien für diese Firma, deren Chef Yordan Genchev aus Berlin ist, mehrere Monate auf einer Dresdner Baustelle gearbeitet. Die Arbeitsverhältnisse entpuppten sich schnell als deutlich schlechter als vereinbart. Nach Aussagen der Kolleg_innen war das Unfallrisiko durch Hektik und Einsparungen am Arbeitsschutz extrem hoch. Der Lohn wurde teilweise, in immer geringeren Abschlagszahlungen ausgezahlt und geschlafen wurde in unzureichenden Räumen auf der Baustelle. Als sich die Kolleg_innen über die ausbleibenden Löhne beschwerten, wurden sie zunächst aufgefordert in Suppenküchen zu essen, später wurde ein Kollege zusammengeschlagen, nach seiner Aussage durch die Leute des Chefs, weil er sich organisieren wollte.

 

Nach einer spontanen Arbeitsniederlegung, einer Öffentlichmachung der Zustände durch die Griechische Gemeinde, den Ausländerbeirat und Aktivist_innen der IG Bau wurde auch die FAU auf den Fall aufmerksam. Wir unterstützten einige Kolleg_innen und verhandelten mit dem Chef und konnten so noch einen Teil der Löhne rausholen. Die meisten Betroffenen wollten danach jedoch lieber weiter ziehen als kämpfen, nur unser Kollege Vladimir blieb. Seitdem gehen wir mit Unterstützer_innen zusammen juristisch gegen die City Aktiv GmbH vor.

 

Nach über einem Jahr und weiteren Kolleg_innen, die sich uns anschlossen und ganz ähnliche Probleme haben, entschlossen wir uns nun jedoch mit härteren Bandagen zu kämpfen und nicht auf die langwierigen Gerichtsprozesse zu warten. Auf verschiedensten Kanälen machen wir nun die Machenschaften der City Aktiv GmbH öffentlich. Wir haben eine Online-Petition eröffnet, in der Unterstützer_innen das Geld für unser Mitglied Vladimir fordern können. Ab dem 27. Oktober rufen wir zudem zu Protestmails und -anrufen bei der City Aktiv GmbH auf. Der Firma liegen unsere Forderungen und das Gesprächsangebot vor. Sollte unsere Öffentlichkeitskampagne nicht die erwünschte Wirkung zeigen, behalten wir uns weitere Aktionen vor.

 

Der nächste Konflikt ist bereits in Planung. Es bleibt daher spannend, auch wenn Vladimir sein Geld hat. Auch die Kampagne „Zahlt endlich!“ soll weiter ausgebaut und mit Infomaterialien und Veranstaltungen verstärkt werden. Unterstützen könnt ihr uns durch Spenden oder durch aktive Mitgliedschaft in unserer Gewerkschaft.

 

Online-Petition zur Unterstützung von Vladimir und um Druck auf Presse und die City Aktiv aufzubauen

 

Protest gegen die City Aktiv GmbH an:

Schulzendorferstr. 23A | 12526 Berlin | Handy: 0176 47043729 | Tel. 030 28869016 | Fax: 030 51645203 | Email: city.aktiv@gmail.com

 

Spendenkonto:

Allgemeines Syndikat Dresden | IBAN: DE11 8306 5408 0004 8128 91 | BIC (SWIFT-Code): GENODEF1SLR | Kreditinstitut: VR-Bank Altenburger Land EG | Verwendungszweck: Zahlt endlich-Kampagne

 

Flyer zum Download zur Kampagne "Zahlt endlich!"

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Die Arbeitskämpfe bei der Mall of Shame oder jüngst im Cancun haben gezeigt das auch kleine Gewerkschaften etwas bewegen können.

 

Das muss doch für die City Aktiv GmbH (was fürn langweiliger Name btw.) auch gehen!