Protestspaziergang gegen steigende Mieten, Verdrängung und Wohnungsnot in Tübingen

 "Laut und bunt gegen steigende Mieten, Verdrängung und Wohnungsnot". Protestspaziergang des Tübinger Bündnis gegen Wohnungsnot

 

Die Wohnungsnot nimmt auch in Tübingen immer weiter zu, die Mieten steigen. Viele können sich keine Wohnung oder kein WG-Zimmer in Tübingen mehr leisten und müssen in umliegende Dörfer ziehen und pendeln oder ganz umsiedeln. Vor allem auch Studierende und Auszubildende sind von dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum massiv betroffen. Deshalb formierte sich nun ein Bündnis gegen Wohnungsnot, welches zu einem Protest-Spaziergang aufruft.

 

Beginn: Wilhelmstraße 15, Tübingen. am Freitag den 23.Oktober 2015, um 17 Uhr.

 

Presse: http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/tuebingen_artikel,-Buendnis-fuer...

 

Nach dem Protestspaziergang: Wohn-Out gegen Mietenwahnsinn und Verdrängung, für ein Recht auf Stadt! Protest, Kultur, Zusammenkommen, Raum nehmen. Bring your Tents and Sleepingbags!

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Suchst du noch oder wohnst du schon? Protestspaziergang "Laut und bunt gegen steigende Mieten, Verdrängung und Wohnungsnot"

 

Start: Freitag, 23. Oktober, 17 Uhr, Wilhelmstr. 15 vor Mensa/Studentenwerk

 

Um ein Zeichen zu setzen, dass wir nicht mehr bereit sind, die Verhältnisse auf dem Tübinger Wohnungsmarkt einfach hinzunehmen, ruft das Tübinger Bündnis gegen Wohnungsnot dazu auf, sich am Aktionstag gegen Wohnungsnot am Freitag den 23. Oktober zu beteiligen. Treffpunkt und Start ist um 17 Uhr vor dem Studentenwerk, Wilhelmstr. 15. Von dort startet der Protestspaziergang "Laut und bunt gegen steigende Mieten, Verdrängung und Wohnungsnot" mit Kundgebungen am Studentenwerk, auf dem Marktplatz und auf der Neckarbrücke.

 

Wenn in dieser Stadt kein Platz mehr zu sein scheint für Studierende ohne wohlhabende Eltern, für Menschen in schlecht bezahlten Jobs, für Erwerbslose, für Alleinerziehende, für Migrant_innen, dann nehmen wir ihn uns selbst! Bringt Utensilien zum Lärmmachen mit, aber auch Möbel, Zelte, Häuser, vielsagende Wohnungsgesuche, freche Luxuswohnungsanzeigen, überteuerte Mietverträge, kluge Modelle alternativen Wohnens und was euch dazu sonst noch einfällt! Die beste Verkleidung gewinnt ein 7m²-Kellerzimmer für 350€ kalt. Laut Mietspiegelindex von 2014 sind die Mieten in nur drei Städten Deutschlands höher als in Tübingen.

Eine bezahlbare Wohnung in Tübingen zu finden ist also enorm schwer. Das zeigt sich besonders zum Semesteranfang, wenn über 4500 Erstsemester-Studierende (Wintersemester 2013/14) ein Zimmer suchen und das Studierendenwerk mal wieder auf der Suche nach freien WG-Sofas ist und Notunterkünfte in Gemeinschaftsräumen von Wohnheimen eingerichtet werden. Aber auch sonst haben insbesondere Menschen in schlecht bezahlten Jobs, Erwerbslose, Migrant_innen, Alleinerziehende und Jugendliche auf dem Tübinger Wohnungsmarkt kaum eine Chance. Und für Geflüchtete bleibt oft nur die Kasernierung in teils menschenunwürdigen Sammelunterkünften.

Hohe Mieten haben ihren Grund nur zu einem kleinen Teil in hohen Baukosten. Die private Verwertung von Grundstücken und Wohnraum ist es, die die Immobilien- und Mietpreise in die Höhe treibt. Immobilien sind seit Beginn der Finanzkrise für Kapitalanleger besonders interessant geworden. Die Großen unter ihnen wollen Renditen im zweistelligen Bereich sehen, die einst vor allem Finanzprodukte versprochen haben. Die Renditen und entsprechend auch die Mietpreise sind da besonders hoch, wo das Wohnen aufgrund sozialer, räumlicher und kultureller Strukturen besonders attraktiv ist – wie z.B. in Tübingen.

Hinzu kommt, dass als Teil dieser Entwicklung seit den 90er Jahren preisgünstiger städtischer/genossenschaftlicher Wohnraum in großem Ausmaß privatisiert und gleichzeitig der Bau von Sozialwohnungen massiv vernachlässigt wurde. Deren Anzahl hat sich in Tübingen in den letzten zehn Jahren etwa halbiert (auf derzeit etwas über 1.000) und sie wird trotz Zubau weiter sinken, weil viele ältere Wohnungen aus der Sozialbindung heraus fallen. Beinahe 500 Wohnberechtigten-Scheine werden in Tübingen jedes Jahr vergeben, gleichzeitig gehen rund 300 Antragssteller_innen leer aus. Während die Wohnungsnot also unübersehbar ist bis hin zu steigender Obdachlosigkeit und die Mieten weiter drastisch steigen, hat Tübingen die zweit höchste Leerstandsquote im Land: Es stehen in der Stadt ca. 450 Wohnungen leer (nach Abzug von übergangsweisem Leerstand). Auch wenn die Freunde des freien Marktes in Politik und Wirtschaft nicht müde werden, das Gegenteil zu behaupten: Das organisierte private Gewinnstreben sorgt nicht für guten und günstigen Wohnraum für alle, sondern es sorgt genau für das, was wir seit Jahren erleben. Ein menschliches Grundbedürfnis wird zum Spekulationsobjekt und die Zahl der Verlierer_innen bei der gnadenlosen Jagd nach Profit wächst rasant. Guter und günstiger Wohnraum wird also nicht von selbst entstehen – wir müssen ihn gegen die Marktmechanismen erkämpfen.

In Tübingen gibt es eine lange Geschichte von Selbsthilfe, von Besetzungen, von Wohnprojekten, die erstritten und in Eigeninitiative umgesetzt wurden. An diese Tradition lohnt es sich anzuknüpfen.

 

Wir fordern:

- Stopp der Privatisierung von Wohnraum

- stattdessen Rekommunalisierung, Vergesellschaftung und Eigentumsneutralisierung (Selbstverwaltung und Verhinderung von Weiterverkauf und Spekulation)

- Schluss mit den Mietsteigerungen

- Mehr sozialen Wohnungsbau mit einer Mietpreisbindung von 20 Jahren oder mehr

- Mehr und billigerer Wohnraum, z.B. in Form von Wohnheimen - Recht auf würdige Wohnbedingungen für Geflüchtete, keine Sammelunterbringung - Sofortige Einführung des sog. „Zweckentfremdungsverbots“ (Verhinderung von Leerstand sowie Umnutzung von Wohnraum als Büroflächen und Ferienwohnungen)

- Schaffung von Wohnungs-Belegungsrechten für Geringverdiener_innen

https://www.facebook.com/events/881330755308433/

Mach mit beim Tübinger Bündnis gegen Wohnungsnot. Kontakt: wohnraumbuendnis-tue@mtmedia.org