PKK-Sympathisanten wollten Heimat der "Grauen Wölfe" stürmen / 23-jähriger Verdächtiger aus Bad Oeynhausen festgenommen
Bielefeld. 25 bis 30 mit weißen Tüchern maskierte Männer haben am gestrigen Abend versucht, in eine türkische Moschee an der Herforder Straße einzudringen.
Ein Mitglied des Moscheevorstands hatte kurz vor 18 Uhr beim Verlassen des Gebäudes die laut skandierende Horde bemerkt und sich noch rechtzeitig ins Haus zurückziehen können. Die Maskierten randalierten daraufhin vor dem Türkischen Kultur- und Sozialdienstverein, an den auch Vereinsräume der rechtsextremen „Grauen Wölfe“ angegliedert sind.
Bei der Aktion hielt der Großteil der Gruppe am Hofeingang Schmiere, während vier der Vermummten den Moscheevertreter verfolgten und ihm in das Haus folgen wollten. Doch sie scheiterten an der verschlossenen Zugangstür.
"Dachte, da kommt eine Demo"
„Ich dachte erst, dass da eine Demo aus der Innenstadt kommt“, sagte eine Augenzeugin (49). „Die hatten ihre Gesichter alle mit weißen Tüchern umwickelt. Aber es war erkennbar, dass es sehr junge Leute waren.“ Mit lautem Gebrüll seien sie in den Hof gelaufen, der zu dem in zweiter Reihe liegenden Moscheegebäude an der Herforder Straße 108 führt. „Das war für mich ein Schock. Die waren unheimlich aggressiv.“ Die Zeugin rief sofort die Polizei.
15 Notrufe waren kurz vor 18 Uhr eingegangen, die Polizei rückte mit mehreren Streifenwagen an und sperrte den kompletten Innenhof ab. Nach Angaben von Polizeisprecher Michael Waldhecker konnte in der Nähe noch ein Tatverdächtiger (23) aus Bad Oeynhausen in Gewahrsam genommen werden. Seine Bekleidung deutete darauf hin, dass er der Kurdenszene angehört.
Nach seiner Vernehmung wurde der 23-Jährige aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Über Details seiner Aussagen wollte Polizeisprecherin Sonja Rehmert am Freitag keine Auskunft geben. „Der Rest der Jugendlichen ist geflüchtet“, bestätigte Waldhecker. Der Staatsschutz hat noch am Abend die Ermittlungen übernommen und eine fünfköpfige Ermittlungsgruppe eingerichtet. Ihr bisheriger Vorwurf: Verdacht des Landfriedensbruchs, Sachbeschädigung und
Verstoß gegen das Versammlungsgesetz (Vermummung).
Ankündigung offenbar bei Facebook
Die kurdischen Abkürzungen an Autos und Wänden lassen den Schluss zu, dass der Überfall mit den aktuellen gewalttätigen Spannungen zwischen Kurden und türkischem Militär in Zusammenhang steht. Auch Mehmet Ali Ölmez, Vorsitzender des Bielefelder Integrationsrates, der noch am Abend zum Tatort eilte, geht davon aus: „Das darf doch nicht wahr sein: Jetzt tragen die den Konflikt hierher nach Bielefeld. Hier leben 151 Nationalitäten und bis jetzt ist es ruhig geblieben.“
Solche Angriffe beförderten hier die Ausländerfeindlichkeit, so Ölmez. „Was sollen die Deutschen darüber denken“, sagt er am Donnerstagabend ehrlich.
Tatsächlich hat die Polizei noch am Abend einen Einsatz beim Kurdistan-Zentrum durchgeführt. Auch dazu schweigt die Polizei bisher. Dem Vernehmen nach soll auf der Facebook-Seite des Zentrums am Mittwoch eine größere Aktion angekündigt worden sein.
Polizei bittet um Mithilfe
Auf die Frage, warum die Angreifer sich ausgerechnet diesen Verein für den Überfall ausgesucht haben könnten, antwortet Ölmez: „Der Verein war früher für Mitglieder der Grauen Wölfe bekannt. Aber der Verein hat sich völlig verändert.“
Die Polizei bittet Zeugen, denen die kurdische Gruppe schon vor ihrer Vermummung aufgefallen ist, weitere Beschreibungen der Tatverdächtigen abzugeben. Auch wer möglicherweise Fotos von der Personengruppe gemacht hat, soll sich beim Staatsschutz melden unter 00000000.
Bullenschweine