Einladung zur linksradikalen "Connecting European Struggles"-Konferenz in Malmö, Schweden

Connecting European Struggles

Die Konferenz findet vom 18. bis zum 20. September 2015 in Malmö, Schweden statt. Der genaue Tagungsort wird später noch bekanntgegeben. Es stehen für alle Teilnehmer*innen kostenlose Unterkünfte zur Verfügung. Höchswahrscheinlich werden wir die Reisekosten für die meisten Veranstalter*innen von Workshops, Diskussionsrunden, Filmvorführungen und ähnliches, übernehmen können.


Die Konferenz wird von der autonomen/anarchistischen Organisation “Först Linjen” organisiert. Sie hat Gruppen in Malmö und Lund und ist in den Bereichen Antirassismus/ Antifaschismus, Massenaktionen, Feminismus, Erwerbslosigkeit, Care-Arbeit und vieles mehr tätig.

Die Originaleinladung auf englisch findet ihr hier:

http://connectingeuropeanstruggles.tumblr.com/post/116039166002/conference-18-20-september-2015

 

"Connecting European Struggles"-Konferenz 18.-20. September 2015 in Malmö, Schweden

Im Jahr 2014 fand die erste „Connecting European Struggles Conference“ in Lund, Schweden statt, in deren Rahmen sich Teilnehmer*innen aus verschiedenen europäischen Ländern über das Thema Krisenpolitik vernetzten, diskutierten und mobilisierten.

Nun rufen wir zur Konferenz 2015 auf, welche dieses Mal in Malmö stattfinden wird. Wir hoffen an die voran gegangene anknüpfen zu können und dass die diesjährige größer, besser und umfangreicher sein wird.

Wir haben uns entschieden für die Konferenz 2015 den Schwerpunkt auf Geschlechteraspekte und Feminismus in der Krise zu legen, da wir der Meinung sind, dass diese Aspekte in radikalen Analysen und Perspektiven der letzten Zeit vernachlässigt wurden.

2014 lag unser Hauptaugenmerk auf den Austeritätsmaßnahmen in Griechenland und den Entwicklungen der faschistischen Bewegungen in Europa. Letzteres wurde durch eine Demonstration gegen eine Neo-Nazi Partei in der Nachbarstadt Malmö während unserer Konferenz dramatisch unterstrichen; nämlich als die Bullen unsere Genoss*innen auf der Demo mit Reiterstaffeln und gepanzerten Wagen angriffen.

Im Laufe der Konferenz kristallisierten sich verschiedene Themen heraus, die wir dieses Jahr detaillierter besprechen wollen. Zum Beispiel der Grad an autoritärer Politik aus der „politischen Mitte“. Griechenland ist ein eindeutiges Beispiel wohin diese Entwicklung führt, zur Repression von Angehörigen der „sozialen Ränder“: Obdachlose, Migranten, arme Frauen. Autoritäre Politik geht weiter als der (staatliche) Umgang mit Demonstrationen oder der Unterdrückung von sozialen Unruhen, sie dient auch dazu, den sozialen Körper durch Medienspektakel, Polizeigewalt und staatlicher Repression, insbesondere in Bezug auf Migration und soziale Arbeit, anzugreifen und zu spalten.

Im Rahmen der „Connecting European Struggles“-Konferenz nutzen wir die Austeritätspolitik in Europa zwar als Ansatzpunkt, sie ist für uns jedoch in keinster Weise auf dieses unbestimmte geographische Gebiet reduziert.

Für uns ist die Krise in Europa lediglich der gemeinsame Nenner der die europäischen Kämpfe fundamental mitformt, aber die kontinentübergreifende Natur der Krisenbewegungen bedeutet natürlich auch, dass wir uns selbstverständlich New York genauso verbunden fühlen wie Paris, Cairo genauso verbunden wie London und Hong Kong genauso verbunden wie Helsinki fühlen.

 

Gender und Krise


Die Krise hat bestimmte Auswirkungen hervorgerufen, deren Art und Umfang in den verschiedenen Teilen Europas variieren. Im Rahmen der Konferenz von 2014 fand ein Vortrag über die regionale Gesundheitspolitik statt. Dieser Vortrag verdeutlichte, dass es auch in Schweden Austeritätsmaßnahmen gibt. Im städtischen Krankenhaus gab es in den letzten Jahren auf Grund von fehlenden Mitteln über 20 vermeidbare Todesfälle, wie sogar die Regierung einräumt. Diese fehlenden Mittel machen eine zufriedenstellende Gesundheitsversorgung unmöglich. Die Krankenhausbeschäftigten berichteten, dass sie keine Pausen einlegen können, zu Doppelschichten gezwungen werden, buchstäblich von Patient*in zu Patient*in rennen müssen und täglich in Tränen ausbrechen. Die Krankenhausbeschäftigten sind überwiegend weiblich und es gibt eine eindeutige Verbindung zwischen ihrem Geschlecht und diesen Formen der extremen Ausbeutung. Wir laden Care-Arbeiter*innen und Aktivist*innen aus ganz Europa ein an der Konferenz teilzunehmen und ihre Erfahrungen und Herangehensweisen in der Care-Arbeit zu präsentieren und zu besprechen!

In vielen Ländern hat sich die faschistische und konservative Mobilisierung von rein wirtschaftlichen Aspekten (“Die nehmen uns die Arbeit weg”) etwas entfernt und sie bekämpfen nun das Recht auf Abtreibung und gleichgeschlechtliche Hochzeiten, beziehungsweise verteidigen die “traditionelle heilige Familie”.

Wir sind der Meinung, dass diese Entwicklungen nicht zufällig entstanden sind, sondern in der Natur des Faschismus liegen: die Kontrolle über den weiblichen Körper durch Gesetze, soziale Normen und obligatorische Heteronormativität.

Diese Entwicklungen waren besonders in Spanien, Griechenland und Polen zu beobachten, aber fanden in verschiedenen Formen auch in anderen Regionen Europas statt.

 

Die Gewalt in Form von Mord, Schlägen und Psychoterror gegen Frauen (und gegen andere wie zum Beispiel Homosexuelle) die diesen Konventionen trotzen, ist Bestandteil derselben politischen Agenda die das Kreuz, die Nationalflagge und die traditionelle Familie fordern.

Viele Antifaschist*innen, zumindest in Schweden, haben sich im Rahmen ihrer Arbeit besonders auf Analysen von sozialen Klassen und Antikapitalismus beschränkt. Natürlich ist dies fundamental, allerdings geht dadurch ein wichtiger Aspekt bezüglich der Natur des Faschismus verloren. Daher laden wir hiermit alle antifaschistischen/antirassistischen Feminist*innen ein, die sich mit mit dem Recht auf Abtreibung und/oder mit Rechten von LGBTQ*-Menschen beschäftigen und die gegen Konservatismus, Nationalismus und Faschismus kämpfen.

Der schwedische Staat stellt Migranten mit Medikamenten ruhig, bevor er diese in Abschiebeflugzeuge verfrachtet und schiebt Kinder ab. Ausserdem hat dieser eine Bullen-Task-Force eingerichtet, die mit Frontex in Verbindung steht und deren einzige Aufgabe darin besteht, Flüchtlinge zu finden und abzuschieben.

Eine Welle von rumänischen EU-Migranten, deren Lebensgrundlage in Rumänien durch die Krise zerstört wurde und die allgegenwärtig bettelnd anzutreffend sind, sind fast im Wochentakt von Angriffen, Brand- und sogar Mordanschlägen betroffen.


Migrantinnen und LGBTQ*-Menschen unterliegen spezifischen Situationen, welche spezifischer Strategien bedürfen. Wie können wir dem auf transeuropäischer Ebene begegnen?

Wir haben auf der letztjährigen CES-Konferenz bereits angefangen, über diese Aspekte zu diskutieren und hoffen, dass feministische Antiraaktivist*innen bzw. Flüchtlingsaktivist*innen dieses Jahr ihre Arbeit vorstellen, damit wir diese Situation kollektiv angehen können.

 

Wir wollen auch über Möglichkeiten der proaktiven “Propaganda” beziehungsweise “Werbung” für unsere Sache sprechen. In Schweden sind feministische Comics in Fanzines, in großen Zeitungen aber auch online zu einer beliebten Form der Agitation avanciert.

Dies ist nur eine Form populäre Medien zu nutzen, um einen größeren Kreis an Menschen zu erreichen. Es ist für uns wichtig, dass wir uns über konkrete “Propagandamöglichkeiten” austauschen. Wenn ihr in derlei Projekte involviert seit, würden wir uns sehr freuen, wenn ihr eure Arbeiten auf der CES Konferenz vorstellen würdet.

All dies stellt natürlich lediglich die Spitze des Eisberges von autonomer feministischer Politik in Europa dar. Wir wollen unsere Konferenz unbedingt zusammen mit den Teilnehmer*innen gestalten. Machen Du oder Deine Gruppe linksradikale Politik und Arbeit und ihr wollt Euch vernetzen und diskutieren? Bitte zögert nicht, uns eine Email zu schreiben!

 

Feminismus


Wir betrachten Geschlecht/Gender als Praxis, als etwas, welches von Tag zu Tag praktisch umgesetzt wird und welches innerhalb jeglicher sozialer Beziehung eine Rolle spielt. Geschlecht bezieht sich auf den Körper und auf das Materielle in einer komplexen Art und Weise und verbindet Sexualität, (bezahlte und unbezahlte) Arbeit, Verlangen, Macht und Politik. Feminismus ist eine Politik der Befreiung, die uns neue Lebenswege eröffnet. Feminismus ist keine zufällige Sache oder ein politischer Luxus für den es nur zu kämpfen gilt, wenn es nichts besseres zu tun gibt. Es ist ein notwendiger Bestandteil jedes politischen revolutionären Kampfes.

Der Fokus auf feministische Aspekte bedeutet, die Krise aus einer anderen Sicht wahrzunehmen; unsere Betrachtungsweise subtil zu ändern um neue Perspektiven hervorzuheben. Ohne geschlechtliche Analyse ist es unmöglich soziale Beziehungen als Ganzes zu verstehen, denn diese durchsetzt jegliche Körper, Theorien, Bewegungen und den Widerstand.

Krisenpolitik fokussiert üblicherweise auf die Gemeinsamkeiten, die uns verbinden: eine bestimmte Klasse oder zu einer Bewegung zu gehören. Allerdings, wissen wir aus Erfahrung, dass es nie so simpel ist. Strukturelle Ungleicheit teilt Männer und Frauen auf verschiedene Aufgaben auf, denen auch ein unterschiedlicher Status zuteil wird. Frauen sind häufiger im öffentlichen Bereich beschäftigt, welcher in Krisenzeiten oft am härtesten betroffen ist. Von Frauen wird erwartet, sowohl die Hausarbeit als auch einen anstrengenden und schlechtbezahlten Job unter einen Hut zu bekommen; sie sind im Allgemeinen öfter von Armut betroffen und haben weniger Einflussmöglichkeiten auf ihre Arbeit als Männer.

Wir freuen uns jedoch mitteilen zu können, dass es in Schweden eine dynamische feministische Bewegung gibt, die in allen Bereichen der Gesellschaft aktiv ist und der eine vielversprechende Entwicklung bevorsteht. Wir hoffen durch unsere Konferenz noch mehr radikale und autonome Praktiken und Analysen innerhalb dieser Bewegung entwickeln zu können.

Feminismus impliziert eine radikale Kritik an repräsentativer Politik, am Staat, an der Nation und an der (Lohn-)Arbeit. Dies wird jedoch von den zahlreichen schwedischen Vertreter*innen eines staatsnahen Feminismus, sowie natürlich vom schwedischen Staat selber, gelegentlich vergessen.

 

Hinweise für Teilnehmer*innen

 

Die Konferenz findet vom 18. bis zum 20. September 2015 in Malmö, Schweden statt. Der genaue Tagungsort wird später noch bekanntgegeben. Es stehen für alle Teilnehmer*innen kostenlose Unterkünfte zur Verfügung. Höchswahrscheinlich werden wir die Reisekosten für die meisten Veranstalter*innen von Workshops, Diskussionsrunden, Filmvorführungen und ähnliches, übernehmen können.

Die Konferenz wird von der autonomen/anarchistischen Organisation “Först Linjen” organisiert. Sie hat Gruppen in Malmö und Lund und ist in den Bereichen Antirassismus/ Antifaschismus, Massenaktionen, Feminismus, Erwerbslosigkeit, Pflegearbeit und vieles mehr tätig.

 

Kontaktiert uns bitte über: forstalinjen@espiv.net

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Aufruf CES Malmö!

Konferenz vom 18. - 20. September 2015

 

2014 gab es die erste „Connecting European Struggles“-Konferenz im schwedischen Lund. Dort trafen Teilnehmer_innen aus verschiedenen europäischen Ländern zusammen, um rund um Krisenpolitiken zu diskutieren, sich zu vernetzen und zu mobilisieren. Jetzt rufen wir zur CES 2105 auf, diesmal in Malmö, die - so hoffen wir - auf die vorhergehende aufbauen kann und größer, besser und breiter wird.

 

Wir haben uns entschieden, das Hauptaugenmerk auf der 2015er-Konferenz auf Genderaspekte und Feminismus in der Krise zu werfen - eine Perspektive, die in vielen radikalen Analysen unserer momentanten Situation und in vielen Sichtweisen auf diese fehlt.

 

2014 haben wir unsere Aufmerksamkeit zum großen Teil auf die Austeritätspolitik in Griechenland und das Aufkommen faschistischer Bewegungen in ganz Europa gerichtet. Letzterer Punkt wurde dramatisch untermauert durch eine Demonstration, die während unserer Konferenz gegen die “Partei der Schweden”1 in der Umgebung von Lund stattfand. Im Laufe der Demonstration stürmte die Polizei mit Pferden und gepanzerten Wagen auf unsere Genoss_innen ein.

 

Während der Konferenz kamen mehrere Themen auf, die wir dieses Jahr detaillierter diskutieren möchten. Das beinhaltet das Ausmaß an autoritärer Politik in der „Mitte“ des politischen Spektrums. Griechenland bietet hierbei ein deutliches Beispiel dafür, wie weit Repressionen gegen Menschen vom “Rande der Gesellschaft” gehen: Obdachlose, Migrantisierte, mittellose Frauen. Autoritäre Politik hält dabei nicht nur Demonstrationen in Schach oder unterdrückt soziale Unruhen. Sie dient dem Angriff auf und der Spaltung der Sozialgemeinschaft durch Medienspektakel, Polizeigewalt und staatliche Repression und das insbesondere in den Bereichen von Migration und Sozialer Arbeit.

 

Ausgangspunkt der CES-Konferenz ist die Austeritätspolitik in Europa, sie ist aber in keinster Weise auf dieses ungefähre geographische Gebiet begrenzt. Für uns ist die Krise in Europa ein gemeinsamer Nenner, der die europäischen Kämpfe grundlegend prägt. Doch die Kontinente übeschreitende Natur der Krisenbewegungen bedeutet auch, dass wir mit New York genauso verknüpft sind wie mit Paris, mit Kairo so stark wie mit London, mit Hongkong ebenso wie mit Helsinki.

 

Geschlecht und Krise

 

Die Krise hat bestimmte geschlechterspezifische Auswirkungen, die sich in Europa in Bezug auf ihr Ausmaß und ihre Art und Weise unterscheiden. Die Konferenz 2014 legte ihren lokalen Fokus mit einem Vortrag auf das Gesundheitswesen von Skåne län2. Diese Präsentation machte deutlich, dass es schwedische Austeritätspolitik gibt. Das Krankenhaus verzeichnet in den letzten Jahren über 20 Todesfälle, die in Regierungsberichten eindeutig in Zusammenhang mit einer fehlenden Förderung gebracht wird, die eine angemessene Pflege verunmöglicht. Darüber hinaus berichten Angestelle des Krankenhauses davon, keine Pause zu nehmen, zu Doppelschichten gezwungen zu werden, wie sie im wahrsten Sinne des Wortes von Patient_in zu Patient_in rennen und täglich weinend zusammenbrechen. Die Angestellten sind größtenteils Frauen* und es besteht eine eindeutige Verbindung zwischen ihrem Geschlecht und diesen Formen massiver Ausbeutung. Wir laden Care-Workers sowie Aktivist_innen aus ganz Europa ein, an der Konferenz teilzunehmen und ihre Erfahrungen und Strategien rund um Sorgearbeit zu präsentieren und zu diskutieren!

 

Faschistische und konservative Mobilisierungen haben sich in vielen Ländern von ausschließlich ökonomischen Thematiken („Die nehmen uns unsere Jobs weg!“) entfernt und konzentrieren sich nun stattdessen auf Abtreibung, Homo-Ehe und die Verteidung der “heiligen Familie”. Aus unserer Sicht sind diese Entwicklungen kein Zufall, sondern ein natürlicher Teil des Faschismus: Kontrolle über die Körper von Frauen* durch Gesetze, soziale Normen und Zwangsheterosexualität. In Ländern wie Spanien, Griechenland und Polen war diese Entwicklung besonders intensiv, aber sie ist in verschiedenen Formen in ganz Europa präsent. Gewalt in Form von Mord, Misshandlung und Psychoterror gegen Frauen* (und andere, wie zum Beispiel Homosexuelle), die sich diesen Beschränkungen widersetzen, ist Teil dieser politischen Bewegung, deren Symbole Kreuz, Flagge und Familie sind. Antifaschist_innen konzentrierten sich - zumindest in Schweden - größtenteils auf Klassenfragen und antikapitalistischen Analysen, welche natürlich notwendig sind, aber wichtige Bereiche der Natur des Faschismus auslassen. Wir laden deswegen antifaschistische/antirassistische Feminist_innen ein, die sich mit Fragen zu Kämpfen um das Recht auf Schwangerschaftsabbruch, für LGBTQ-Rechte auseinandersetzen und die gegen Konservatismus, Nationalismus und Faschismus arbeiten.

 

Der schwedische Staat setzt Migrant_innen unter Drogen, bevor er sie in zur Abschiebung in Flugzeuge setzt und schiebt Kinder ab; ein staatliches Programm das zu Frontex gehört koordiniert eine spezielle Polizei-Einsatzgruppe, die dem einfachen Auffinden und Abschieben von Migrant_innen dienen soll. Innerhalb der EU migrierte Rom_nja, deren Lebensgrundlagen durch die Krise in Rumänien zerstört wurden, können bettelnd auf der Straße gefunden werden, wo sie wöchentlich Brandanschläge, Misshandlungen und sogar Mord erfahren.3 Gender-Fragen hängen stark mit Migration zusammen, dies ist ein weiteres Thema das wir beleuchten möchten. Migrant_innen* und LGBTQs befinden sich in spezifischen Situationen, die spezifischer Strategien bedürfen. Wie können wir versuchen, auf transeuropäischer Ebene zu intervenieren? Eine solche Diskussion haben wir auf der letzten CES Konferenz begonnen und wir hoffen, dass feministische migrantische Aktivist_innen dieses Jahr ihre Arbeit vorstellen werden, damit wir der Situation kollektiv begegnen können.

 

Wir wollen außerdem einen Akzent auf die proaktive Propaganda unserer eigenen Bewegung setzen. Eine verbreitete Form von Agitprop in Schweden sind beispielsweise feministische Comics, die über fanzines, das Internet und in großen Zeitungen verbreitet werden. Dies ist eine Möglichkeit, populäre Medien zu nutzen, um eine größere Menge an Menschen zu erreichen. Es ist uns wichtig, uns intensiv mit den konkreten Möglichkeiten, wie Propaganda verbreitet werden kann, auseinanderzusetzen. Wenn du an ähnlichen Projekten beteiligt bist, würden wir uns über eine Vorstellung deiner Arbeit auf der Konferenz freuen.

 

All dies ist natürlich nur die Spitze des Eisberges, wenn es um feministische autonome Politik in Europa geht. Wir wollen unsere Konferenz zusammen mit allen Teilnehmer_innen gestalten. Bist du oder ist deine Gruppe an radikalen Projekten beteiligt und willst du bzw. wollt ihr Kontakte knüpfen und diskutieren? Schreibt uns doch eine E-Mail, in der ihr uns erzählt, wer ihr seid und was ihr macht.

 

Feminismus

 

Wir verstehen Geschlecht als eine Praxis; als etwas, das täglich praktisch performt wird und das in jeder sozialen Beziehung auftaucht. Geschlecht hängt in komplexer Art und Weise mit Körper und dem Materiellen zusammen und verbindet Sexualität, Arbeit (bezahlt und unbezahlt), Begehren, Macht und Politik. Feminismus ist Emanzipationspolitik, die uns eine neue Art zu Leben verspricht. Feminismus ist keine nebensächliche Sache, keine Luxuspolitik, die nur dann ausgeführt wird, wenn es nichts besseres zu tun gibt. Er ist ein notwendiger Bestandteil jeder revolutionären Politik und revolutionäre Politik ist ein notwendiger Teil des Feminismus.

 

Einen Fokus auf feministische Themen zu legen, bedeutet, Krisen auf andere Weise zu betrachten; unseren Ansatz subtil zu verändern um neue Perspektiven zu finden. Es ist unmöglich, soziale Beziehungen in ihrer Gesamtheit ohne eine Gender-Analyse zu verstehen, wie sie Körper, Theorien, Bewegungen und Widerstand durchdringen. Krisenpolitik konzentriert sich gewöhnlich auf das, was wir gemeinsam haben: Teil einer Klasse oder einer Bewegung zu sein. Doch wir wissen, dass es noch nie so einfach war. Strukturelle Ungleichheiten weisen Frauen* und Männer* verschiedene Aufgaben zu und geben diesen unterschiedlichen Status. Frauen* sind in höherem Grade im öffentlichten Bereich angestellt, der oft am stärksten von Wirtschaftskrisen getroffen wird; von Frauen* wird sowohl das Leisten von Hausarbeit als auch von stressigen, schlecht bezahlten Jobs erwartet. Sie sind allgemein ärmer und haben weniger Kontrolle über ihre Arbeit als Männer*.

 

Wir sind froh, betonen zu können, dass es in Schweden eine sehr lebhafte Frauen*bewegung gibt, die in allen Teilen der Gesellschaft aktiv ist und wir nehmen viele positive Entwicklungen wahr, die von ihr ausgehen. Wir hoffen, mit unserer Konferenz auch zur Entwicklung einer radikaleren, autonomen Praxis und Analyse innerhalb dieser Bewegung beitragen zu können. Feminismus beinhaltet eine tiefgreifende Kritik von Repräsentationspolitik, Nationalstaaten und Arbeit - was im staatsfreundlichen Feminismus, den viele schwedische Parteien und manchmal sogar der schwedische Staat selbst propagieren, manchmal vergessen wird.

 

Praktische Informationen

 

Die Konferenz findet vom 18. bis 20. September in Malmö, Schweden, statt. Der genaue Ort wird später bekannt gegeben4.

Es wird kostenlose Unterkünfte geben. Wir hoffen, einen Großteil der Fahrtkosten von Referent_innen erstatten zu können.

 

Die Konferenz wird von der autonomen Gruppe Första Linjen5 organisiert, die es in Malmö und Lund gibt. FL ist zu Fragen in Bezug auf Antirassismus/Antifaschismus, Massenaktionen, Feminismus, Klassenkampf, Arbeitslosigkeit, soziale Betreuung, care work und vielem mehr aktiv.

 

Kontakt: forstalinjen@espiv.net

Facebook: facebook.com/connectingeuropeanstruggles

Tumblr: connectingeuropeanstruggles.tumblr.com/

 

1 eine inzwischen aufgelöste Neonazi-Kleinstpartei

2 die Provinz Schonen, in welcher die CES 2014 stattfand

3 Wir haben an dieser Stelle recht frei übersetzt, um die Reproduktion antiziganistischer Ressentiments zu vermeiden.

4 Inzwischen ist klar, dass die CES 2015 im Kulturzentrum „Café Tryckeriet“ stattfindet

5 in etwa “Erste Reihe”

*) anders als im Original markieren wir die Worte „Frauen“ und „Männer“ mit einem Stern, um darauf hinzuweisen, dass diese Identitätskategorien sozial konstruiert sind und nicht essentialistisch gefasst werden sollten. Gleiches gilt für den Begriff der „Migrant_innen“