Aufruf zur Beteiligung an einem queer-politischem Etwas auf dem CSD Kassel

Stonewall Riots

Aufruf zur Beteiligung an einem queer-politischem Etwas auf dem CSD Kassel

Der diesjährige CSD, organisiert von dem Verein "CSD Kassel e.V.", steht unter dem Motto „Colour your life. Vielfalt (er)leben“. Meist sieht diese Vielfalt auf CSD’s jedoch bürgerlich-schwul und weiß dominiert aus. Andere queere Identitäten – vor Allem Queers Of Colour –, aber auch Trans*identitäten sind fast unsichtbar. Stattdessen erwecken schrille Wägen den Anschein der CSD sei nur eine Show für schöne Bilder.

 

Aber wir finden auch dieses Jahr: Queer ist kein Party-Motto!

 

Wir wollen erneut an die politische Geschichte des Christopher-Street-Day erinnern, an die Stonewall-Riots, die sich gegen eine Vielzahl von Diskriminierungen auflehnten: Unmittelbar nach der Beerdigung des Szene-Idols Judy Garland kam es in der Szene-Bar „Stonewall Inn“ zu einer Polizeirazzia. Die Bar, die sich in der Christopher Street befindet, war dafür bekannt, dass sie auch innerhalb der Szene marginalisierten Queers, wie Latinas*, Schwarze*, jugendliche obdachlose Queers* sowie Sexarbeiter*innen, Raum bot. Es folgten fünf Tage lang radikaler, militanter Widerstand, der vor Allem von obdachlosen Jugendlichen, Trans*identen, Sexarbeiter*innen und Queers of Colour mit getragen wurde. Die Stonewall-Riots waren der „Startpunkt“ für die weitere Entwicklung schwulen Widerstands und queerer Subkultur.


Wir wollen diesen Kampf weitertragen! Wir wollen den CSD im Sinne derer feiern, die in New York und anderswo einen Kampf führ(t)en, der nicht enden darf, so lange wir in einer patriarchalen und rassistischen Gesellschaft leben.

 

Damals ist nicht heute, aber es ist noch längst nicht alles prima.


Heute sind viele CSD's zu volksfestähnlichen Aufzügen zwischen Parteienwerbung, Nationalismus und Kommerz geworden. Damit ist der CSD in vielen Punkten nur eine Weiterführung eines diskriminierenden Alltags im Mainstream: Es läuft sexistische Musik, Männer zeigen ihre nackten Oberkörper und reißen die Klappe auf, Parteien fühlen sich wohl und Nationalismus ist auch nicht außen vor.


Davon zeugt auch der CSD Kassel: Er ist zu einer „unpolitischen“ Party umfunktioniert worden, bei der die „Ankunft in der Gesellschaft“ beklatscht wird, und das Hauptziel zu sein scheint, sich zu besaufen. Theoretisch soll der CSD zwar für alle da sein, die vom heteronormativen Bild abweichen. Faktisch existiert eine cis-männliche, weiße, schwule Dominanz, die andere Gruppen unsichtbar(er) macht.

 

Für uns bedeutet queer mehr als Homo* Bi* Inter* Trans*.
Für uns ist queer eine radikale Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen.

 

Wir wünschen uns einen vielfältigen CSD, …


… der an die Ursprünge des CSD erinnert,
… auf dem es Raum für People of Colour, nicht-ablebodied Menschen, Femmes* und viele, viele andere gibt,
… bei dem mit dem Konstrukt der Zweigeschlechtlichkeit gebrochen wird,
… in dem Lebensrealitäten einen Raum finden, die sonst marginalisiert werden und mit dem für eine befreitere Gesellschaft und ein selbstbestimmtes Leben gekämpft wird und
… an dem möglichst alle Menschen, ob mit ob ohne Geld teilnehmen können, ohne von Angeboten, wie einem Begleitheftchen oder einer Abschlussparty ausgeschlossen zu werden.

 

Deshalb rufen wir dazu auf, am 22. August 2015 mit uns zum queer-politischen Wagen auf dem CSD zu kommen! Wir hoffen auf eine unübersehbare Teilnahme! Wir wollen auch, dass alle den Tag in angenehmer Atmosphäre verbringen können. Deshalb seid achtsam. Achtet Grenzen von Euch und von anderen. Hört zu. Lasst euren Mitmenschen Raum, ohne dass sie ihn erst erkämpfen müssen.

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"Faktisch existiert eine cis-männliche, weiße, schwule Dominanz, die andere Gruppen unsichtbar(er) macht."

 

und jetz? wollt ihr die leute dafür anmachen, dass sie so sind wie sie sind? verstehe die kritik nicht. wenn andere "guppen" nicht oder weniger vertreten sind dann kann doch erstmal keiner was dafür.nur weil eine gruppe häufiger vertreten ist als andere gruppen, muss man ihr doch nicht gleich vorwerfen andere gruppen dadurch indrekt "unsichtbar(er) zu machen.

gab es in der vergangenheit auf dem CSD in Kassel ausgrenzung von bestimmten menschen? wenn nein, dann verstehe ich diese kritik nicht