Am 18. Dezember 2009 demonstrierten gut 30 Autonome in einer Antirepressions-Sponti durch die Freiburger Innenstadt. Grund hierfür waren die brutalen Maßnahmen der dänischen Polizei, die während des Klimagipfels in Kopenhagen über 1.500 Menschen meist präventiv verhaftete und hunderte verletzte und misshandelte.
Für diese Aktion wurde, wie bei der Freiraum-Sponti vom 17. Dezember, ausschließlich unter der Hand mobilisiert. Die Bullen bekamen nichts mit und die Sponti verlief, wenn auch mit wenig TeilnehmerInnen, selbstbestimmt und weitgehend unbehelligt. Fast 1.000 Flugblätter konnten unter die Menschen gebracht werden.
Der kleine Demozug startete am Holzmarkt und lief zügig in Richtung Bertoldsbrunnen. Die TeilnehmerInnen skandierten neben den üblichen Parolen auch Sprüche wie „Sytem Change, Not Climate Change!“ und „Too many cops, in cop-enhagen!“
Unterwegs wurde die „Wandzeitung #4“ u.a. an eine Straßenbahn geklebt, woraufhin der Straßenbahnfahrer mit hochrotem Kopf aus dem kleinen Fenster seiner Kabine kletterte und diese wutentbrannt abriss.
Mit lauter Musik ging es weiter auf den Weihnachtsmarkt, wo eine Zwischenkundgebung abgehalten wurde. In einer ausführlichen Rede wurde auf die Ereignisse in Kopenhagen eingegangen und Flugblätter an die WeihnachtsmarktbesucherInnen verteilt.
Als die Sponti zum zweiten Mal den Weihnachtsmarkt besuchte, wurde am Rande der Freiburger Neonazi Jonathan Stumpf gesichtet und eine Handvoll PolizistInnen tauchten auf, um die TeilnehmerInnen von hinten abzufilmen. Die verzweifelten Versuche eines Polizisten, einen Verantwortlichen der Demo auszumachen scheiterten.
Auf dem Weg ins „Grün“ wurde das Ende der Demonstration von einem aggressiven Autofahrer angefahren, woraufhin seine Frontscheibe mit einem Farbei verschönert wurde.
Hier dokumentieren wir das während der Demo verteilte Flugblatt:
Gegen das Kopenhagener Knast-Klima!
Solidarität mit den Betroffenen der Polizeirepression während dem COP15 Gipfel
Heute, am 18. Dezember 2009, geht der Klimagipfel, wie zu erwarten, ergebnislos zu Ende. Die UNO-Klimakonferenz, die als eine Chance für die internationale Gemeinschaft in Sachen Umweltschutz daherkam ist gnadenlos zugunsten der kapitalistischen Interessen der Staaten des Nordens gescheitert. Der verlogene Emissionshandel wird fortgeführt, die Vertreibung und Abschottung gegenüber den armen Bevölkerungsteilen sowie der Wahnsinn im Agro-industriellen Sektor kennen mit der Konferenz kein Ende. Vielmehr wurde gezeigt, wie antidemokratisch ein „so offener“ Gipfel überhaupt nur werden kann.
Neue Aufstands-Bekämpfungsgesetze, die Außerkraftsetzung der Grenzabkommen und Schikanen gegen KlimaaktivistInnen schon Wochen vor dem Gipfel waren nur die Vorwehen einer beispiellosen Demonstration polizeistaatlicher Willkür, die sich über die gesamte Protestwoche streckte. Das so genannte „Lümmelpaket“ machte präventive Verhaftungen möglich. Selbstgesteckte demokratische Rahmenbedingungen wurden von Polizei und Militär unter Befehlshabung der dänischen Regierung gesprengt. Dem fielen zahllose DemonstrantInnen, PassantInnen, JournalistInnen und SympathisantInnen zum Opfer. Bei Razzien und insgesamt bis zu 2.000 Verhaftungen wurden dutzende teils schwer verletzt. Jeweils entschuldigten sich die polizeilichen Pressesprecher ausdrücklich für die hunderte von Personen, die völlig zu unrecht stundenlang bei Minusgraden auf dem Asphalt hocken mussten und danach in ohne Essen, Trinken, Juristische- und Sanitäre Hilfe zu zehnt in 11m2 Zellen nächtigen mussten.
Am 11. Dezember verhaftete die Polizei in Kopenhagen dutzende bei einer ersten friedlichen Demonstration. Mit unverhältnismäßiger Härte kündigte sie den Ton an, der sich bis zum Ende der Gegenaktivitäten durchstrecken sollte. Während dem ‚Global Day of Action‘ am 12. Dezember in Kopenhagen – bei dem bis zu 100.000 Menschen gegen den gescheiterten UNO-Klimagipfel protestierten und für Klimagerechtigkeit demonstrierten – unternahm die dänische Polizei eine willkürliche Massenoperation, bei der 968 Menschen verhaftet wurden. Es hatte am Rande der Demonstration einige Sachbeschädigungen gegeben, dennoch stand das polizeiliche Vorgehen in keinem Verhältnis zur Repression gegen die AktivistInnen. Diese erfuhren schweres körperliches Unbehagen und hatten keinen Zugang zu Wasser, ärztlicher Hilfe oder Toiletten. Viele berichteten sich, während sie auf dem Boden in der Kälte festgesetzt waren, in die Hose gepinkelt zu haben. Mehrere wurden bewusstlos, während die Polizei mit Schäferhunden die in Reihen hockenden DemonstrantInnen im Kessel bewachte. Am 13. Dezember während der “Hit the Production”-Demo, griff die Polizei ohne jegliche Provokationen der Linken die Demonstration gewaltsam an und führte über 250 Festnahmen durch. Die Gefangenen wurden jeweils in eine Massen- GeSa (Gefangenen Sammelstelle) in Valby gebracht, wo sie in Käfige gesperrt wurden. Die Szenen schienen die genaue Wiederholung der Menschenrechtsverletzungen des Vortages zu sein.
Am 14. Dezember griff die Polizei eine antirassistische Demo nahe des Dänischen Außenministeriums mit etwa 30 Hunden und Tränengas an. Erneut gab es zahlreiche Festnahmen. Am späten Abend des 14. Dezember ist die Polizei nach leichten Auseinandersetzungen mit Jugendlichen in den alternativen Stadtteil Christiania eingedrungen. Sie zerstörten die Scheiben des „out of action“-Ruheraumes, in dem traumatisierte Opfer der Polizeigewalt vom 12. Dezember behandelt wurden. Erneut gab es Massenverhaftungen. Tränengas und Wasserwerfer wurden eingesetzt und eine Ausgangssperre verhängt. Im Rahmen des Landwirtschafts-Aktionstages am 15. Dezember gab es erneut dutzende Verhaftungen und die Bullen durchsuchten die Candy Factory, um den für den 16. Dezember geplanten Fahrradblock zu schwächen. Die bürgerlichen Medien hetzten bereits am Morgen gegen die „Reclaim Power!“- Großaktion. Der grüne Block mit bis zu 500 TeilnehmerInnen wurde von Beginn an bei der Ørestad-Station angegangen. Erneut gab es unzählige Festnahmen. Der blaue Block von etwa 2.500 TeilnehmerInnen konnte mit starker Bullenbegleitung bis zum Bella Center vordringen, wo er von der Staatsgewalt gestoppt und brutal angegriffen wurde.
Zahlreichen TeilnehmerInnen von NGOs wurde der Zutritt zum Kongress trotz Akkreditierung verwehrt. Dutzende verließen die Konferenz, um vor dem Bella Center die geplante Peoples Assembly abzuhalten und den scheiternden und antidemokratischen COP15-Gipfel zu delegitimieren.
Das Ausmaß an so genannter präventiver Repression, das in Kopenhagen ans Licht kam, ist die Spitze eines autoritären und Polizeistaatlich regierten Europas. Überall zeichnen sich Entwicklungen ab, die den Widerstand im Keim ersticken wollen. In Kopenhagen gab es eine Handvoll Scherben und eine klägliche Barrikade. Zehntausende drückten ihren Unmut gegen die prokapitalistische Politik der COP15 Konferenz vielseitig aus und wurden für ihr Engagement willkürlich mit physischer und psychischer Gewalt terrorisiert. Kopenhagen hat es umso mehr verdient zu brennen.
Auch die UNO, und das hat der Gipfel deutlich gezeigt, wird den Menschen von unten keine Stimme verleihen, da sie die Versammlung der VertreterInnen Nationalstaatlicher und Wirtschaftlicher Interessen ist. Mit ihr geht die Welt kaputt. Setzen wir solidarische Zeichen, gegen die Polizeigewalt und für eine Zukunft in einem ganz anderen Klima.
Wer im Treibhaus sitzt, werfe den ersten Stein!
Du hast den Farbfilm vergessen