Mein Herz schlägt links, das Blut in meinen Adern ist rot. Und das seit ich denken kann.
Doch seit einigen Wochen treibt mich etwas um, das mich fast lähmt.
Grade in diesen Zeiten, in denen die Politische Übermacht so gravierende Entscheidungen über unsere Köpfe hinweg trifft - egal ob über die neuesten Maßnahmen der Austeritätspolitik, den Untergang des Asylrechts oder die Ausgrenzung sexueller Minderheiten - sehe ich immer mehr, wie die oppositionelle linke Szene auseinanderbricht.
Statt sich gegenseitig an die Hand zu nehmen und zusammen für den kleinsten gemeinsamen Nenner mit allen Mitteln zu kämpfen, bekämpfen wir uns gegenseitig. Statt jedem einzelnen Anerkennung für sein Engagement zu schenken, schenken wir ihm höchstens einen Kritischen Blick. Wir hinterfragen das Konsumverhalten, den Lebensstil, die Kleidungswahl und besonders deine politische Meinung bis in alle Untiefen.
Was die rechte Szene schafft bekommen wir einfach nicht hin.
Während sie besonders gut darin sind, die Unwissenden zu mobilisieren und sie zu ihrem Nutzen zu gebrauchen, steht uns unser Wissen stets im Weg. Weil wir immer noch ein Detail mehr parat haben, von dem der Aktivist neben uns nichts weiß. Und obwohl wir gemeinsam voller inbrunst gemeinsam unsere Parolen schreien, können wir diese Banalität nicht ausblenden. Das fängt bei den Nikeschuhen des anderen an und hört beim obligatorischen "Naja, aber über die genauen Hintergründe scheinst du dir keine Gedanken gemacht zu haben, weil..." auf.
Wenn wir nicht aufhören, das Engagement des anderen stets als ungenügend und nutzlos (siehe Refugeeaktivisten, die "nur komplett verblendet und selbstverliebt die Scherben der Politik aufsammeln wollen") einzustufen, werden wir niemals zusammen stehen, zusammen kämpfen und so etwas bewirken.
Was uns fehlt ist der Blick für den gemeinsamen Konsenz. Eine Stimme, die dies Bündelt und bestärkt.
Und weil wir keinen politischen oder gesellschaftlichen Führer haben, der uns vereint, und diesen auch definitiv nicht wollen, müssen wir diese Stimme in uns selbst entwickeln.
Lernt, euch gegenseitig zu respektieren! Lernt, die Meinung des anderen zu schätzen und sie hoch zu halten! Lernt, dass der kleinste gemeinsame Nenner allein schon viel wert ist! Denn etwas bewirken können wir nur gemeinsam!
Gebt euch nicht gegenseitig auf, sondern gebt euch die Hand.
Weil wir zusammen kämpfen wollen. Weil nur du und ich gemeinsam etwas drehen können.
Schmeißt die Steine auf Mauern und nicht auf eure Köpfe!
Dann traue ich mich vielleicht auch irgendwann wieder, auf einer politischen Diskussion den Mund aufzumachen und meine Meinung laut auszusprechen - ohne Angst zu haben, dass der neben mir, der vielleicht mehr weiß als ich, mich gleich zerfetzt.
Danke.
Guter Text
Da kann ich nur zustimmen.
so sieht es leider aus
Wir beschreiben den selbstbewusten autonomen Geist der uns in unserer Solidarität miteinander vereint und dennoch einzigartig und vor allem FREI sein soll!
Aber leider sieht es in der Praxis meist komplett anders aus!
Nimmt ein Mensch genau diese "idealisierten Werte" ernst und verhällt sich genau so, stösst er sehr schnell an die Grenzen "dieses goldenen Käfigs" der in der Linken Scene und seinen "Freiräumen", im Zwiespalt zwischen "idealisierten Werten" und kollektiv und individuell örtlich vorhandenen Fronten - die sich perfider Weise meist auf Fragmente dieserselben "idealisierten Werte" berufen.
Das scheint grotsk - ist aber nur Ausdruck eines anderen Blickwinkels des jeweils betreffenden.
Das goldene Kalb der "persönlichen Befindlichkeit" eines Einzelnen Menschen, ist unantastbar weil damit würde mensch ja seine "Freiheit" einschränken.
Als Stichwort gilt da nur die "Veto-Diskussion" (begründetes veto/unbegründetes Veto etc.)
Fast ausschliesslich wird aus "Angst" eine Diskussion um die Hintergründe oder gar den Versuch bestimmte "Befindlichkeiten" oder dessen Ausräumung durch gemeinsame Konfliktlösung, vermieden, da die beteiligten Menschen in linken Kollektiven sofort den "Geruch des Intollereanten" angehaftet bekommen, da sie ja die "Befindlichkeit" des jenigen Menschens in Frage Stllen und so nicht akzeptieren.
Das hat in vielen Kollektiven und auch bei Einzelnen Menschen inzwischn zu weitestgehender "Srachlosigkeit" geführt.
Um bestimmte kollektive Regeln und Verhaltensmasstäbe herum existiert vielerorts ein Klima der latenten Angst diese Diskutieren zu wollen.
Der "idealisierte freie Mensch" der selbstbewusstes offenes ehrliches Diskusionsverhalten in Anspruch nimmt - läuft auch vielerorts Gefahr amm Ende genau deswegen als "Macker"(unabhängig von tatsächlicher oder selbstdefinierter Geschlechtlichkeit), Störenfried, Selbstdarsteller oder gar als jemand der "linke Werte und regularien ANGREIFT", hingestellt zu werden.
Dann greifen die gleichen Mechanismen wieder und im Kallektiv regt sich kein Widerspruch, da mensch ja dann die "Befindlichkeit" desjenigen angreifen würde der dieses "Urteil" aussprach.
Meist greift dann eien kollektive inhaltliche und später dann auch eine soziale Isolation des Betreffenden. ....
Wenn im Umgang mit unseren "gemeinsamen idealisierten Werten" die auch gelebt werden sollen um eine gesellschaftliche Veränderung zu erzeugen, n der Praxis ein Klima der Unfreiheit und inneren Isolation erzeugt wird, dann MUSS einiges daran überdacht und vor allem verändert werden!
Ansonsten schaffen wir unser eigenes Gefängniss!!!
jo.
für eine solidarische innerlinke debattenkultur!
thx
Danke!
solidarische Gruesse an Alle