Mit der Entscheidung, die Bombenangriffe auf Lager der FARC-EP 
fortzusetzen, hat die Regierung Santos genau die Politik fortgesetzt, 
für die sie auch bekannt ist – für Krieg und gewaltsame Unterdrückung.
Nachdem eine Armeeeinheit, die trotz eines einseitig von der 
FARC-EP ausgerufenen Waffenstillstandes maßgeblich mit einem operativen 
Ziel im Territorium der Guerilla operierte und diese von FARC-Einheiten 
angegriffen wurde, setzte Santos die Bombardierungen auf Lager der 
FARC-EP aus und führte seine militärische Politik der Konfrontation 
fort. Daraufhin wurden mehrere Lager der FARC-EP bombardiert, was zur 
Folge hatte, das die Guerilla ihrerseits reagieren musste um Kämpfer und
 Kämpferinnen zu schützen und den von ihr ausgerufenen Waffenstillstand 
beendeten. Es folgte eine Zuspitzung der militärischen Aktionen und 
Angriffe der FARC-EP auf Armee, Polizei und die staatliche 
Infrastruktur.
Unter der Intensivierung der militärischen Aktionen hat vor allem 
die Bevölkerung zu leiden. Während die FARC-EP frühzeitig einen 
bilateralen Waffenstillstand forderte und immer wieder auf eine 
Beendigung der militärischen Aktionen pochte, ließ die Regierung unter 
Santos keine Zweifel erkennen, welche Politik sie bevorzugte. Als 
Verteidigungsminister unter Álvaro Uribe kennt Santos die Politik der 
militärischen Konfrontation ganz genau. Und nun zeigt er diese wieder in
 vollen Zügen. Wahllose Bombardierungen und militärische Angriffe, die 
oftmals die Bevölkerung treffen. So werden nicht nur Dörfer oder Fincas 
getroffen und Menschen getötet, sondern die Bevölkerung vertrieben, 
schikaniert, bevormundet und bedroht.
Die großen Medien, regierungsnah und handelnd im Interesse der 
Wirtschaft, berichten jedoch nur im negativen Sinne von den Angriffen 
der Guerilla und jubeln über militärische Schläge der staatlichen 
Sicherheitskräfte und jeden von ihr getöteten Guerillakämpfer. In der 
Darstellung erscheinen Guerillakämpfer nicht als ebenbürtige 
Staatsbürger, sondern als Menschen zweiten Ranges oder als Terroristen. 
Mit dieser Sensationsgier und Lügenpropaganda kann kein Frieden gemacht 
werden, genauso wenig wie mit militärischen Operationen und einer 
Zuspitzung der Gewaltspirale.
Während Präsident Santos den Papst besucht und für Frieden betet 
und während er sich nicht entblößen lässt, in den kolumbianischen Medien
 von Frieden zu reden, tut er und seine Armee alles für eine 
Verlängerung des bewaffneten Konfliktes. Da werden während des einseitig
 von der FARC-EP verkündeten Waffenstillstandes die militärischen 
Operationen gegen die aufständische Bewegung intensiviert und getötet 
Guerillakämpfer abgefeiert. Es ist richtig, was der Oberkommandierende 
Timoleón Jiménez sagte. Die FARC-EP hat mehrmals auf die Notwendigkeit 
eines beidseitigen Waffenstillstandes hingewiesen. Von ihr wurde eine 
einseitige Waffenruhe zur Deeskalation durchgeführt. Das Mindeste, was 
man erwarten kann ist, dass die Regierung den einseitigen 
Waffenstillstand achtet und keinen militärischen Nutzen daraus zieht.
Doch die Gegenwart sieht anders aus. Zum einen sind in den letzten 
Wochen seit der Aufhebung des einseitigen Waffenstillstandes der 
Guerilla durch Angriffe der FARC-EP viele Polizisten und Soldaten ums 
Leben gekommen und wurde die staatliche Infrastruktur, besonders im 
Energie- und Erdölsektor, erheblich beschädigt. Zum anderen setzt das 
Militär die Guerilla und Bevölkerung immer weiter unter Druck, tötet und
 verhaftet Guerillakämpfer und Unschuldige und militarisiert weite 
Landstriche. Vor allem aber wird Hass erzeugt, und das auf allen Seiten.
 Und Hass ist keine Eigenschaft für eine Friedenslösung und eine 
Beendigung des bewaffneten Konfliktes.
Um 63% erhöhte sich seit dem Bruch der Waffenruhe die militärischen
 Aktionen. Unter den Aktionen der Guerilla waren unter anderem 12 
Angriffe auf die Erdölinfrastruktur und 13 Angriffe gegen die 
Energieinfrastruktur zu verzeichnen, 8 Kraftfahrzeuge wurden vernichtet 
und 25 Operationen gegen Stützpunkte von Polizei und Militär 
durchgeführt. Alleine die Provinz Caquetá verdeutlichte in der letzten 
Woche die Intensität des Konfliktes. Mittwoch starben 4 Soldaten und bei
 Kämpfen Ende letzter Woche kamen 2 weitere Soldaten ums Leben. Bereits 
zuvor wurde die Stromversorgung der ganzen Provinz durch die Guerilla 
lahmgelegt. Auch die Provinzen Antioquia, Cauca, Nariño, Norte de 
Santander oder Putumayo sind betroffen.

Konflikt
Schade, dass Kolumbien dieses Gewaltspirale erfährt. Viele Freunde von mir sind besorgt und hoffen, dass der Friedensprozess erfolgreich zu Ende geführt wird. Allerdings darf man auch nicht vergessen, wieviel Kompromisse die Farc eingehen muss und inwieweit sie nicht ihre Ziele verraten. Es darf nicht vergessen werden, dass die Farc sicherlich nicht die Bevölkerungsmehrheit aus den Städten vertritt, sie aber in der ländlich Bevölkerung respektive in einigen angestammten Regionen historisch und sozial verankert ist. Fakt ist, viele wollen einen Frieden, aber viele wollen auch grundsätzliche Veränderungen im Land und in der Politik. Da eine Lösung zu finden ist schwierig.