Am 13. Juni 2015 hielt der NPD Kreisverband Rhein-Neckar unter dem Motto „Asylflut stoppen“ eine Kundgebung in Sinsheim ab. Unterstützung erhielt die NPD unter Führung ihres NPD-Kreisvorsitzenden Jan Jaeschke von Marina Djunovic (NPD Ostalb), lokalen Nazis und aus der Vorderpfalz. Als Rednerinnen traten unter anderem Jan Jaeschke, Markus Walter (NPD-Landesvorsitzender in Rheinland-Pfalz) und die bereits erwähnte Marina Djonovic als Vertreterin der rassistischen Bürgerinitiative gegen die Landes-Erstaufnahmestelle für Geflüchtete in Ellwangen, auf.
Trotz einer Mobilisierungszeit von über drei Wochen schafften es letzten Endes nur 23 Nazis auf den Kundgebungsplatz am Sinsheimer sogenannten "Wächter". Die Kundgebung war damit deutlich schlechter besucht als vergangene Nazi-Aktionen in Sinsheim. Darüber hinaus wurden die Faschisten mit vielfältigem, antifaschistischem Protest und Widerstand konfrontiert.
Einem Aufruf antifaschistischer Gruppen, die NPD-Kundgebung zu stören, waren rund 120 Antifaschistinnen und Antifaschisten gefolgt. Sie umzingelten den Kundgebungsplatz der Faschisten noch vor Kundgebungsbeginn von mehreren Seiten, um die Anreise der Nazis zu behindern.
Plötzlich tauchte die sogenannte "gelbe Legende" in der Zufahrtsstraße auf, die zum Kundgebungort führt. Zuerst gab Markus Walter, der den Bus fuhr, Vollgas im Rückwärtsgang, nur um mit Anlauf und mit brutaler Menschenverachtung, unter Inkaufnahme von Schwerverletzten oder sogar Toten in die Menge der Demonstranten hineinzufahren.
Während die Polizei daraufhin den Bus durch die
Polizeiabsperrung lotsen wollte, erlitt dieser einige Schäden. Unter
anderem eine Scheibe und ein Außenspiegel gingen zu Bruch.
Bei dem Versuch der Polizei, die restlichen Teilnehmer der
Nazikundgebung über Schleichwege zum Kundgebungsplatz zu leiten,
blockierten circa 20 Antifaschist*innen den Zugang. Nur mit Hilfe der
Polizeibeamten erreichten die Faschisten schließlich ihren
Kundgebungsplatz. Auch hier verbesserte sich ihre Lage allerdings
nicht merklich. Abgeschirmt durch antifaschistischen Gegenprotest,
drang kaum etwas von der rassistischen Hetze nach außen. Zudem
verschönerten engagierte Aktivist*innen den gelben Lautsprecherwagen
der Nazis mit Farbbeuteln und Eiern.
Nachdem sich Bürgermeister und Stadtverwaltung lange einem breiten Protest gegen die Faschisten verweigerten und im Jahr 2014 sogar dazu aufriefen, nicht gegen einen angekündigten Naziaufmarsch zu protestieren, scheint sich in den vergangenen Monaten etwas an dieser Strategie des Wegschauens und Verharmlosens geändert zu haben. In direkter Nähe zur Nazikundgebung veranstaltete die städtische Musikschule einen Trommelworkshop und eine Kundgebung, an der knapp 100 Sinsheimer Bürgerinnen und Bürger teilnahmen. An der Motivation der Stadtoffiziellen darf, angesichts des fortgesetzten aggressiven Vorgehens der Polizei gegen Antifaschist*innen und der Behauptung, die immer wiederkehrenden Naziaufmärsche seien ein importiertes Problem, weiterhin gezweifelt werden. Die Aktion stellt jedoch einen deutlichen Fortschritt zum Vorgehen der letzten Jahre dar und hat mit zu dem Erfolg des Tages beigetragen.
Nach Abreise der sichtlich frustrierten Nazis versammelten sich noch einmal circa 30 Antifaschist*innen und zogen gemeinsam in einer spontanen Demonstration in Richtung des Hauptbahnhofs.
Durch den breiten Protest und die vielfältigen Aktionsformen, konnten die Faschisten an diesem Tag in ihre Schranken gewiesen werden. Mit dieser Mischung aus aktivem Antifaschismus und der zahlreichen Beteiligung der Sinsheimer Brügerinnen und Bürger, können wir auch in Zukunft der Kraichgauer Naziszene den Raum in Sinsheim nehmen und sie auf Dauer zurück drängen.
Es ist daher
unerlässlich, dass wieder viele dem Ruf folgen, wenn es das nächste
Mal heißt:
„Die NPD kommt nach Sinsheim? Wir kommen
auch!“
Nazis den Raum nehmen!
Es
gibt kein Recht auf Nazipropaganda!
Bilder bei Beobachternews:
http://www.beobachternews.de/2015/06/15/die-npd-macht-keinen-stich/
kleine korrektur
Die Rednerin aus Ellwangen heißt Marina Djonovic. Kein "u".