NSU-Spuren am Wohnmobil manipuliert

Erstveröffentlicht: 
05.06.2015

Feuerwehrleute sagen vor Untersuchungsausschuss aus. Von Andreas Förster

 

Nach dem Brand des Wohnmobils, in dem am 4. November 2011 die Leichen der mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gefunden wurden, sind offenbar massiv Spuren manipuliert worden. Das legen die Aussagen von Feuerwehrleuten nahe, die gestern im Thüringer NSU-Untersuchungsausschuss befragt wurden. Außerdem wurde die Feuerwehr von der Polizei daran gehindert, das Fahrzeug vollständig zu löschen. Die Zeugen, die vom Ausschuss befragt wurden, waren damals als erste am Brandort und hatten einen Blick ins brennende Fahrzeug werfen können. Sie sind bislang nie von Ermittlern vernommen worden.

 

Zwei Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr sowie zwei Berufsfeuerwehrleute der Eisenacher Wache hatten nach eigenen Angaben damals einen Blick in das Innere des ausgebrannten Wohnmobils werfen können. Nach ihrer Beschreibung lag eine der beiden Leichen im Gang des Fahrzeugs auf dem Rücken. Bei dem Toten handelte es sich vermutlich um Böhnhardt. Auf den später von der Tatortgruppe der Polizei angefertigten Fotos ist die Leiche Böhnhardts hingegen in Bauchlage zu sehen. Unter seinem Körper befand sich eine Pumpgun, aus der mindestens einer der beiden Todesschüsse auf die NSU-Mitglieder abgegeben wurde. Unklar ist, wer die Leiche bewegt hat und aus welchem Grund.

 

Die Feuerwehrleute, die ins Innere des Wohnmobils geschaut hatten, konnten sich vor dem Ausschuss auch nicht erinnern, eine Waffe dort gesehen zu haben. Auf den später von der Polizei angefertigten Fotos aber liegen mehrere Waffen in Sichtweite vom Fahrzeugeingang.

 

Foto-Speicherkarte gelöscht

 

Als ungewöhnlich bezeichneten es die Zeugen auch, dass die Polizei ihnen das Löschen des Feuers im Fahrzeug und die Bergung der dort liegenden Person unmittelbar nach dem Öffnen der Tür strikt untersagt hatte. Normalerweise gehe Menschenrettung in solchen Situationen vor, sagte einer der Zeugen. Und man habe ja auch nicht wissen können, ob die Person, deren Beine man sehen konnte, nicht noch am Leben sei. „Aber ein Polizeibeamter sagte uns, als die Tür geöffnet wurde und wir die Beine eines Menschen sahen, wir dürften nicht weiter löschen, um keine Spuren zu verwischen“, sagte der Zeuge. Er habe daher den Eindruck gehabt, dass es die Polizei vorher schon gewusst habe, dass die Personen im Fahrzeug tot sind. Ein anderer Feuerwehrmann sagte aus, ihm sei die ungewöhnlich hohe Zahl von Zivilbeamten aufgefallen, die sich am Brandort befunden haben. Sie seien mit ihrem Fahrzeug etwa eine Viertelstunde nach der Alarmierung eingetroffen. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich dort zwei uniformierte Streifenpolizisten und „zwischen fünf und zehn Zivilbeamte“ befunden.

 

Vor den Feuerwehrleuten hatte der Chef des Einsatzleitdienstes der Eisenacher Berufsfeuerwehr ausgesagt. Er bestätigte, dass die Polizei frühzeitig das Kommando am Brandort übernommen habe. Den Feuerwehrleuten sei ein Betreten des Wohnmobils strikt untersagt worden. Selbst eine Nachkontrolle, mit der üblicherweise nach möglichen Glutnestern im Inneren des Wohnmobils gesucht wird, sei von dem Einsatzleiter der Polizei untersagt worden. Als das Wohnmobil abtransportiert wurde, sei deshalb extra eine Feuerwehr mitgefahren, um bei einem möglichen Aufflammen des Brandes sofort eingreifen zu können.

Der Einsatzdienstleiter bestätigte auch, dass die Polizei die Speicherkarte der Kamera beschlagnahmt hatte, mit der die Feuerwehr ihren Einsatz in Eisenach-Stregda dokumentierte. Auf der Speicherkarte hätten sich auch Aufnahmen aus dem Inneren des Wohnmobils befunden. Erst viel später habe die Polizei diese Speicherkarte zurückgegeben. „Sie war allerdings leer, die darauf befindlichen Aufnahmen sind gelöscht worden“, sagte der Beamte aus. Bis heute ist nicht bekannt, wo diese Aufnahmen verblieben sind. Sie sind auch nicht Teil der Ermittlungsakten.

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Wohnmobil des NSU blieb lange unbewacht. Vorwürfe im Erfurter Untersuchungsausschuss

https://linksunten.indymedia.org/de/node/151688