In der vergangenen Woche haben wir das im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge liegende Freital besucht und hier Flyer verteilt. Die Stadt bzw. eigentlich der gesamte Landkreis sind seit Langem für eine starke rechte Szene und deren Verankerung in Teilen der Bevölkerung bekannt. Überregionale Aufmerksamkeit, auch in den bürgerlichen Medien, erregte zum Beispiel die Gruppierung Skinheads Sächsische Schweiz.
Im Zuge der ‚Pegida-Proteste‘ hat die Szene nun noch einmal starken Aufwind erfahren. Wie in diversen Artikeln bereits dokumentiert, kam es in den letzten Monaten zu einem massiven Anstieg rechter Aktivitäten.
Bei unserem Besuch war das Stadtbild von rechten Aufklebern und Flyern dominiert und trotz aufkommender Gegenproteste marschieren noch immer jede Woche Rassist_innen durch die Stadt. Dies sowohl mit angemeldeten als auch mit ‚spontanen‘ Demonstrationen und Zusammenrottungen.
Um Linksradikale vor Ort bei ihrem schwierigen Kampf wenigstens ein bisschen zu unterstützen haben wir daher einen kleinen Ausflug gemacht und mit Hilfe ortskundiger Antifaschist_innen circa tausend Flyer im Stadtgebiet verteilt. Deren Inhalt wollen wir hier dokumentieren.
Über Kritik und Anregungen in den Kommentaren freuen wir uns.
Liebe Nachbarn und Nachbarinnen,
wie Sie bestimmt wissen, wird in unserer Stadt seit einiger Zeit ein ehemaliges Hotel als Unterkunft für Asylbewerber genutzt. Wir lehnen solche zentralen Unterkünfte ab. Sie isolieren die in ihnen lebenden Menschen und verhindern so maßgeblich den von Vielen gewünschten Anschluss an die hiesige Gesellschaft. Die Zustände in den Unterkünften sind oftmals menschenunwürdig, ein absoluter Mangel an Privatsphäre und das Verbot, Besuch zu empfangen, gehören dabei häufig zu den harmloseren Gegebenheiten.
Auch eine Politik, die diese Unterkünfte in unserer Stadt schafft, ohne mit den bereits hier lebenden Menschen das Gespräch und deren Beteiligung zu suchen, lehnen wir ab.
Wir finden es dabei jedoch absolut falsch, gegen jene zu demonstrieren, die ebenfalls und in sehr dramatischer Weise Opfer solcher undemokratischen Vorgänge werden: die Flüchtlinge. Diese kommen zu uns, um vor Verfolgung, Armut, Krieg oder der sich ausbreitenden Islamisierung in ihren Herkunftsländern zu fliehen. Diese Flucht und Migration halten wir für grundsätzlich legitim. Wir würden ebenfalls mit unseren Familien flüchten, wenn wir in Deutschland ähnlichen Zuständen ausgesetzt wären und hier kein gutes Leben mehr für uns möglich wäre.
Entsprechend ist es unser grundsätzliches Anliegen, alle Opfer der sogenannten Marktwirtschaft und dem nationalstaatlichen Aufbau der Welt im Kampf gegen diese Ordnung zu unterstützen oder zu bestärken. Seien es Hartz4-Empfänger, schlecht bezahlte Lohnabhängige oder wie hier nun geflüchtete Menschen.
Bei unserer Arbeit in Willkommensinitiativen konnten wir eine einheitliche Gruppe „Flüchtlinge“ genau so wenig erkennen, wie in diesem Land eine einheitliche Gruppe „Deutsche“ vorzufinden ist. Wir sind Individuen. Mal sind wir einander ähnlicher, mal weniger.
Die Forderungen, die wir an uns und Andere stellen, bleiben daher immer die gleichen: diskriminierungsfreies, respektvolles und solidarisches Miteinander und ein gemeinsames Streben für bessere, freiere Verhältnisse.
Wir haben selber Ängste und Probleme, aber durch diese wollen wir uns nicht spalten oder dazu hinreißen lassen, uns gegen noch Schwächere zu wenden: Wenn wir mit Anderen um eine Wohnung, einen Arbeitsplatz oder gar Essen konkurrieren, so sind nicht diese anderen Menschen unser Problem, sondern ein System, das uns alle in diese Konkurrenzsituation zwingt, obwohl es genug zum guten Leben für alle Menschen auf der Welt gibt. Eine Gesellschaft ist möglich, die diesen Zwang aufhebt und gemeinsam wollen wir sie erreichen.
In Freital wie in aller Welt: Widerstand muss zu jenen getragen werden, die diesem System bereitwillig nacheifern oder Menschen aufgrund von Vorurteilen diskriminieren.
Für Solidarität mit Geflüchteten! Für eine befreite Gesellschaft!
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schöner bürginaher flyer...
Danke!
Sehr schöner Text und sehr gute Aktion. Vielen, vielen Dank!!!
ha
Sieht aus als wäre die Antifa in Charlottenburg dufte drauf. Habt ihr nen Blog oder sowas?
top
Danke für die sehr schöne Aktion und den gut formulierter Flyer! Ich hoffe das bringt ein paar mehr der Freitaler zum Nachdenken.
Es wäre schön, wenn sich noch ein paar Leute um die anderen besorgniserregenden Dresdner Satelitenstädte (Wilsdruff,Dippoldiswalde etc.) durch ähnliche Aktionen kümmern würden.