Chile: Mapuche Gemeinden durch Geothermie-Projekte bedroht

Karte des betroffenen Gebietes

Die seit Monaten anhaltenden Spannungen zwischen Mapuche Gemeinden und Chilenischer Regierung über territoriale Rechte bekommen durch internationale Investitionen in Erneuerbare Energien wie Wasserkraft und hier Geothermie erneut Brennstoff.
Hier dokumentieren wir eine Erklärung aus der IX.Region "Araukanien":


 

 


Melipeuco, 10. November 2009.

 

ÖFFENTLICHE ERKLÄRUNG

GEGEN DIE AUSSCHREIBUNG FÜR GEOTHERMIE IM GEBIET VON MELIPEUCO

(IX. Region, Chile)

 

An die Zivilgesellschaft

An die sozialen Organisationen

An die Presse

An die Bevölkerung der Erde

 

Der Gemeinderat von Melipeuco, eingerichtet für die Verteidigung der Gebiete in der Gemeinde Melipeuco und bestehend aus Mapuche Gemeinschaften, Kleinbauern , Nachbarn der Gemeinde und Tourismusorganisationen, macht die folgenden Ereignisse öffentlich:

 

Das Ministerium für Bergbau gab im Laufe des Monats Juli dieses Jahres eine Ausschreibung für die Erforschung von zwanzig Konzessionen betreffs Geothermie bekannt. Eine davon ist die Konzession Sollipulli in Los Nevados del Sollipulli, die sich in der neunten Region Araukanien befindet.

 

Diese Konzession umfasst eine Fläche von 48.000 km² der Gemeinden Cunco, Melipeuco und Curarrehue. Etwa 40% der ausgeschriebenen Fläche gehört zum Nationalen Schutzgebiet Villarrica, das aus Araukarien-Bäumen besteht und ein Ort reicher Artenvielfalt in Flora und Fauna ist.

 

Aber schlimmer ist, dass der Staat das Gebiet von 15 Mapuche-Gemeinschaften der Gemeinde Melipeuco und einer der Gemeinde Curarrehue in die Ausschreibung aufgenommen hat. Auf diese Art und Weise, bekannt durch Geschehnisse im Norden unseres Landes, in El Tatio, sind ihre Gebiete und natürlichen und kulturellen Ressourcen ernsthaft bedroht.

 

Es sind religiöse Aspekte betroffen, da innerhalb der Ausschreibungsfläche Orte für das Nguillatún bestehen, sowie Friedhöfe und natürliche Elemente, die für sich bereits Teil der Religion und Weltanschauung der Mapuche sind.

 

Sie sehen sich in ihrer kulturellen Reproduktion bedroht, da sie in diesen Gegenden ihre den Mapuches eigenen sozialen Feiern erneuern und erschaffen.

 

Sie sehen sich in der Möglichkeit witschaftliche Aktivitäten zu entwickeln bedroht, da eine enge Beziehung zwischen dem Leben der Gemeinden und ihrer Umgebung besteht: die Anden, das traditionelle Pinienkern-Sammeln, oder das Sammeln anderer Nicht-Holz-Produkte, etc. Auf der anderen Seite sind die Wasserquellen bedroht, denn das Geothermie-Gesetz sieht vor, dass die Firmen durch Konzession zu Besitzern des kompletten Grundwasser werden, das sie finden. Dies Grundwasser versorgt die Flüsse und Bäche von denen die Mapuche Gemeinschaften abhängig sind. Alle diese Elemente sind fundamentale Teile ihrer Ökonomie und traditionellen Subsistenzwirtschaft.

 

Es ist auch ein weiterer Zweig der produktiven Entwicklung bedroht, der große Bedeutung in diesen Bereichen gewonnen hat: die Möglichkeit für die Familien einen nachhaltigen Tourismus zu gestalten, der auf dem Schutz und der Erhaltung der äußerst reichen natürlichen Ressourcen basiert, wie der Vulkan Sollipulli und seine Umgebung.

 

Die Gemeinden widersprachen beim Ministerium für Bergbau diesen Ausschreibungen und der traditionelle Führer der Gemeinde (Lonko) Jose Relmucao Porma rief das Berufungsgericht in Santiago an, auf Basis einer Schutzklage, aber sein widerspruch wurde abgewiesen. In dem Widerspruch legten sie alle vorstehenden Argumente dar, fügten kommunale Landtitel und individuelle Besitztitel bei, um ihre individuellen Rechte über das Land zu beweisen, aber keines dieser Argumente wurde beachtet.

 

Überraschend zu sehen war, dass die Nationale Behörde für Indigene Entwicklung (CONADI), die das Ministerium für Bergbau um Stellungnahme gebeten hatte, sich nicht zu dieser Frage äußerte, was wiederum das Bergbauministerium als "positves Schweigen" auslegte, in der Annahme, dass ein Nicht-Äußern der Behörde eine Zustimmung zur Erteilung der Konzession bedeute.

 

Darüber hinaus stellte sich das Ministerium für Bergbau taub gegenüber den Argumenten, die sich auf das IAO-Übereinkommen Nr. 169 bezogen, was die Verpflichtung der öffentlichen Einrichtungen zu einem Prozess der Konsultation und Teilnahme verpflichtet, immer wenn diese Projekte in indigenen Gebieten beginnen wollen.

 

Kurz gesagt, das Ministerium für Bergbau hörte sich nicht eines der vorgetragenen Argumente an, überging die Rechte der indigenen Bevölkerung über ihr Territorium, und die Vereinbarungen in der IAO-Konvention 169, die in Chile bereits Gültigkeit hat.

 

Die Antwort stellt wiedereinmal die Interessen der großen Konzerne über die lokalen Interessen, und in diesem Fall über die Interessen der Mapuche Bevölkerung, dabei ohne Konsultation und erst recht ohne Genehmigung ihre angestammten Rechte übergehend, sowie die Mapuche Gemeinschaften und ihre Rechte, die sie als Bevölkerung über ihre Territorien haben.

 

Deshalb rufen wir, die Gemeinden und der Gemeinderat Melipeuco, die Regierung auf, die angestammten Rechte, betroffen durch die Gesetzgebung bezüglich Geothermie, durchzusetzen. Gleichzeitig machen wir einen erneuten Appell an alle, die von diesen Praktiken betroffen sind, uns zusammenzuschließen und auch weiterhin, unser Territorium zu verteidigen!

 

 

 

GEMEINDERAT MELIPEUCO

 


Weitere Infos zum Thema:

 

Seite von "de.mapuches.org"

ZDF-Beitrag "Reise ans Ende der Welt" von Carsten Thurau

Kirchliche Seite (Adveniat) "Blickpunkt Lateinamerika" zu den vorhergehenden Landkonflikten

Radiobeiträge von Radio Corax Dresden:

Schreibt eure Solidarität (auf Spanisch) an den Gemeinderat von Melipeuco!
... oder euren Protest an die Chilenische Botschaft in Berlin oder die Deutsche Botschaft in Santiago.

Oder schaut euch die Sache selbst an: Trafkura expediciones, Chile, IX. Region

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Ay, der Mailadresse vom Gemeinderat Melipeuco fehlt ein N: so ist sie richtig:

 

<consejocomunitariomelipeuco@gmail.com>