Vier Anarchist*innen in Turin festgenommen

Flyer zur Festnahme von 4 Anarchist*innen

Freiheit für Toshi, Erika, Paolo und Luigi. Schluss mit den Kontrollen von Senza-Documenti

Am Mittwoch, 20. Mai, wurden in Turin vier Anarchist*innen festgenommen. Sie sitzen derzeit im Turiner Gefängnis von Vallette. Die Polizei kam im Morgengrauen und nahm Toshi, Erika, Paulo und Luigi zuhause bzw. bei Freund*innen fest. (Offenbar wurden sie von der Polizei verfolgt und beobachtet). Einer der Beschuldigten, Marco, konnte untertauchen. Am Freitag wurden die Anarchist*innen befragt. Derzeit ist das Ergebnis unklar.

 

Der Hintergrund: Am 2. Februar 2015 beschloss die Turiner Polizei im populären Stadtteil Aurora eine Kontrolle durchzuführen, mit dem Ziel Personen ohne Dokumente zu fassen. Diese “Jagd” (Caccia) ist eine gängige Praxis der italienischen Polizei. Einige Personen wurden gerade angehalten und sollten ins Abschiebegefängnis (CIE) gebracht werden. Fünf Anarchist*innen versuchten die Polizeikontrolle zu stören. Nun wird ihnen unter anderem Widerstand gegen die Staatsgewalt und Körperverletzung vorgeworfen.

 

In Turin ist die gelebte Solidarität seit Tagen spürbar. Am Donnerstag Abend wurden die Gefangenen von einer Gruppe vor dem Gefängnis lautstark gegrüßt. Das radikale Turiner Radio Blackout bringt seit Tagen Informationen und Interviews zu der Repressionswelle und am Samstag gibt es eine Kundgebung an jener Stelle in Aurora, wo die Polizei im Februar versuchte Senza-Documenti abzuführen.

 

Der Grad der Repression hat in Turin ein absurdes Level erreicht: Am Donnerstag musste einer der Gefangenen, Paolo, zusammen mit sieben weiteren Anarchist*innen vor Gericht vorsprechen. Es steht gerade im Raum diese acht Personen unter "Sorveglianza Speciale" zu stellen. Das bedeutet: Die Stadt nicht verlassen, keine Teilnahme an Demonstrationen oder anderen politischen Veranstaltungen, keine Treffen mit anderen Personen aus der Szene, kein Kontakt mit Radio Blackout. Der Grund: kein bestimmter; die Beschuldigten gelten einfach als “sozial gefährlich”. 

 

Diese Woche räumte die Polizei von Turin außerdem ein besetztes Haus, in dem Familien lebten. Zwei der Bewohner*innen wurden ins Abschiebegefängnis CIE gebracht, weil sie keine Papiere haben. Mittwoch Abend hat eine Gruppe vor dem CIE Lärm gemacht, in der Hoffnung, drinnen gehört zu werden. 

 

Aktuelle Information (auf Italienisch) gibt es auf der Website Macerie: http://autistici.org/macerie/

Ihr könnt den Gefangenen schreiben:

 

Erika Carretto  

C.C. Lorusso e Cotugno - Via Maria Adelaide Aglietta 35, 10151 Torino

 

Paolo Milan  

C.C. Lorusso e Cotugno - Via Maria Adelaide Aglietta 35, 10151 Torino

 

Toshiyuki Hosokawa  

C.C. Lorusso e Cotugno - Via Maria Adelaide Aglietta 35, 10151 Torino

 

Luigi Giroldo  

C.C. Lorusso e Cotugno - Via Maria Adelaide Aglietta 35, 10151 Torino

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Achtung: was hier zu Turin gesagt wird, stimmt. Die Intensität des repressiven Vorgehens ist aber an vielen Orten in ganz Italien extrem hoch, sowohl was die Sorveglianza Speciale angeht, als auch sonst. Räumungen, Durchsuchungen, irre hohe Strafmaße, krasse Haftbedingungen, Meldeauflagen, jahrelange Aufenthaltsverbote in ganzen Ortschaften... Und das schon eine ganze Weile...

 

In Sachen Räumungen wäre da übrigens ganz frisch Rom:

 

SGOMBERO INSEDIAMENTO DI PONTE MAMMOLO

https://www.youtube.com/watch?v=_pLNVKR7Hy8